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Peaſcha wurde eingeholt und in Gewahrſam gebracht, wel⸗ ches auch mit dem vom BVezier nach Konſtantinopel geſand⸗ ten Eilboten der Fall war; hierauf bemaͤchtigten ſich die Machthaber der oberſten Gewalt, und verbreiteten in der ganzen Provinz die zügelloſeſte Anarchie, erklaͤrend, daß die⸗
ſer Krieg ungerecht, und, eben ſo wie die eingefuͤhrten Neuerungen, den Geſetzen des Alcorans zuwider waͤren, die Truppen wurden dann in ihre Heimath entlaſſen, und uͤbten auf ihrer Rückreiſe meiſt aus Mangel an Sold und Ver⸗ pflegung und in Folge der eingeriſſenen Anarchie die heil⸗ loſenſten Exceſſe und Pluͤnderungen aus. Dem Vezier ſind vpon Seiten der Rebellen Verſoͤhnungs⸗Maßregeln vorgeſchla⸗ gen worden, deren Reſultate jedoch noch nicht bekannt ſind.
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Die Wege, welche von der untern Donau nach 8 Konſtantinopel fuͤhren. Stüͤrmer in ſeiner Reiſe nach der Haupt⸗
2 Der Herr von . die
ſtadt der Tuͤrkei erzäͤhlt, daß es fuͤnferlel Arten gebe, Reiſe von Bukareſt nach Konſtantinopel zu machen: 1) mit den monatlich abgehenden Geſandrſchafts⸗Janftſcharen, ²) mit den Fuͤrſtlichen Courieren, 3) mit eigner Equipage, r9 mit Lohnwagen, die oft von Ruſtſchuck abfahren, 5) mit Knarapanen. Die erſte Manier war ſonſt wenigſtens die beſte und ſicherſte, und die ganze Reiſe wurde auf dieſe Weiſe in b 6 bis 7 Tagen zuruͤck geiegt, und zwar zu Pferde. Die zweite Art iſt etwas weniger ſicher, weil die fuͤrſtlichen Bo⸗ e nicht ſo reſpectirt ſind als die Janitſcharen. Mit eigner Gelegenheit iſt oder war es nicht anders karhſam zu reiſen aalrs in Begleitung eines Janitſcharen, der als Sauvegarde, Esvcorte und Schaffner zugleich diente, und die Leitung der ganzen Reiſe uͤbernahm. Zu einer Reiſe mit Lohnwagen
der Donau, Ruſtſchuk,
braucht man gewoͤhnlich 12 bis 14 Tage. Dieſe Wagen,
welche in der Landesſprache Araba heißen, gleichen unſern mit Reifen und einem Tuch, einer ſogenannten Plane, uͤber⸗ zogenen Fuhrmannswagen, die keine Sitze haben, ſondern ſtatt derſelben mit Kiſſen und Polſtern ausgelegt ſind, auf welchen die Reiſenden mit gekreuzten Fuͤßen ſitzen. Sie ſind mit Farben angeſtrichen und werden von Buͤffeln gezogen. Bis acht Perſonen haben darin Platz. Die Karavanen brauchen ebenfalls zwei Wochen, um den Weg von Ruſt⸗ ſchuck nach Konſtantinopel zuruüͤckzulegen. Ein Karavan⸗Ba⸗ ſchi beſtimmt die Länge der Tagereiſen und die Orte, wo
angehalten wird. Sie kehren in den Chan's ein, welches weitläufrige Srälle ſind, die mehr als hundert Pferde und Menſchen faſſen. Die Thiere lagern in der Mitre, und an der Seite laͤuft rund herum eine Erhöhung, auf welcher der Reiſende ſeine Matte ausbreitet und wo hie und da Kamine angebracht ſind. —
Es giebt eine Art Poſt,⸗ Einrichtung in der Türkei und auch Stationen zum Wechſeln der Pferde, aber nur Reit⸗ Poſten. Der Weg, den die Reiſenden gewoͤhnlich nehmen, nachdem ſie ſich bei Ruſtſchuck haben uͤber die Donau ſetzen
laſſen, von da nach Rasgrad oder Heſargrad (6 Mei⸗ len), Schumna oder umla (4 Meilen), nach Parawadi
(4 Meilen). Dieſe Stadt hat 3000 Einwohner und liegt in einem Felſenthale am Fluß Sultanlar, in einer maleri⸗ ſchen Gegend, und man betritt nun das Gebirge. Der Weg iſt ſehr mit Geſtraͤuch verwachſen, laͤuft vier Stunden lang durch einen Wald und den Paß Kadir Derbend bis Aldos (2 Meilen), und von da wieder im Walde fort bis Fakih (6 Mellen), wo man das Gebirge im Ruͤcken hat. Aidos Uegt auf dem ſe en Hange des Berges Mangelle, den A Thal von dem Haͤmus trennt. v Oerter nd Stationen, wo man Pferde wechſelt, bis. irkiliſſe oder Kirkekkleſie, 40 Kirchen (6 mhegenvecſel⸗ wo man 9₰ letz⸗ ten 20 Meilen bis Konſtantinopel mit denſelben Pferden zurüͤcklegen muß. Man braucht dazu drei bis vier Tage, und die Nachtlager entweder in Kariſchduran (Kariſteran) und Bivados, oder in Burgas, Tſchorlu und Bivados. Von Sülwri an läuft der Weg am Strande hin, durch Bivados, Buzuk Tſchekmedſche (große Bruͤcke/ weil hier eine von Solgman II. angefangene und von Selim II. vollendete ſtei⸗ nerne Bruͤcke üͤber den Karat fuͤhrt) und Kutſchuk Tſchet⸗ medſche (kleine Brücke) bis zur Hauptſtadt. Die letzten drei Stunden, von dem eben genannten Orte an, iſt der Weg ſlaſtert. Die ganze Länge des Weges von Ruſtſchuck bis onſtantinopel betraͤgt demnach 53 Meilen, und von Para⸗ wadt oder dem Fuß des Balkan 39, ſo wie von Fakih, wo man das Gebirge überſchritten hat, 26 Meilen. Milttatriſch betrachtet, giebt es zwei Hauptſtraßenzuͤge, die von der niedern Donau (in der Strecke von Ruſtſchuck bis zu ihrem Ausfluſſe) in faſt paralleler Richtung nach
Ko cpel fuͤhren. Von dieſen Straßen iſt die öſtliche die und am meiſten gebrauchte, weshalb auch die Ruſ⸗
iſt
ſen ſie in dem gegenwaͤrtigen Kriege zu ihrer Operations⸗
Linie gewaählt haben. Sie vereinigt die Straßen, wel e Hirſowa, Brailow, Iſaktſchi und Ismanl 2 — dre⸗ janiſchen Walle führen, und laͤuft uͤber Baſardſchik nach Parawadi, wo ſie in die oben beſchriebene Hauptfahrſtraße fällt, welche die Reiſenden gewoͤhnlich von Ruſtſchuk nach Konſtantinopel nehmen. Sie ſſt öͤſtlich von zweien Seiten⸗ ſtraßen begleitet; die eine, groͤßtentheils ſchlecht und unfaht⸗ bar, zieht ſich mit wenigen Unterbrechungen laͤngs der Kuͤſte hin bis nach der Hauptſtadt; die andere liegt in der Mitte von beiden, laͤuft uͤber mehrere kleine Ortſchaften, und en⸗ digt in Varna. Den vorhandenen Nachrichten zufolge kann ſie als Colonnenweg benutzt werden. Von Kirkiliſſe geht ein wahrſcheinlich bloß fuͤr leichtes Fuhrwerk brauchbarer Seitenweg auf der Höhe des Strandſchea⸗Gebirges bis nach Konſtantinopel. Dieſes Gebirge iſt ein Aſt, den der Balkan ausſtoͤßt, und der das Gerippe der Thraeciſchen Halbinſel bildet. Baſardſchik liegt an den Ufern des Taban, eines Nebenfluſſes der Donau, in einer ſumpfigen Ebene, 8 Mei⸗ len vom Schwarzen Meere entfernt. Die Stadt zaͤhlt etwa 6000 Einwohner. Kirkiliſſe zählt 7 — 8000 Einwohner, und liegt in einer ſehr angebauten Gegend. 8
Der zweite Hauptſtraßenzug hat drei Anfangspunkte an
Turtukay und Siliſtria. Die von den beiden erſten Orten auslaufenden Straßen vereinigen ſich in Rasgrad, und die von Siliſtria ſtoͤßt in Schumna oder Schumla mit ihnen zuſammen. Dieſe Stadt liegt am Abhange eines Felſenberges, am Fuße des Balkan. In den Kriegen zwiſchen Rußland und der Pforte war ſie gewoͤhn⸗ lich der Sammelplatz der Tuͤrkiſchen Armee, und dafuͤr oft der Schauplatz blutiger Ereigniſſe. Von Schumla aus wen⸗ det ſich der Weg ins Gebirge nach Smedova (32 Meilen), Tſchallkavak (3 Meilen), Dobrol (228 Meilen), Karnabat (3¼ Meilen), Aftan (3½ Meilen), Papaskſu (4¾ Meilen), Bujukderbend (4 Meilen), Akbunar (22⁄ Meilen), und Adria⸗ nopel (4 ½ Meilen) oder Edrene. Von Ruſtſchuk fuͤhrt noch eine Seitenſtraße uͤber Osman⸗Bazar und Kaſim nach Kar⸗ nabat. In Araba⸗Burgas vereinigt ſich die Straße mit der von Kirklliſſe herabkommenden öſtlichen, und die Entfernung zwiſchen Edrene und Araba⸗Burgas wird auf 10 Meilen angegeben; doch kann man annehmen, daß alle die hier fuͤr die weſtliche Straße erwaͤhnten Diſtancen etwas zu groß ſind, weil es nicht wahrſcheinlich iſt, daß der Längen⸗Unter⸗ ſchied der beiden Hauptſtraßen, wie es hieraus folgen würde, 15 Meilen betrage. Wahr iſt es indeß, daß die Straße uͤber Adrlanopel, die nach Uleberſteigung des Gebirges im Thal der Maritza fortlaͤuft, nicht nur länger, ſondern auch ſchlech⸗ ter iſt, als die uͤber Kirkiliſſe. In Adrlanopel nimmt jene die uͤber Niſſa und Sophia aus den Oeſterreichiſchen Staa⸗ ten herkommende Hauptſtraße auf. Dieſe iſt auch ſehr ſchlecht, und die Oeſterreichiſchen Cabinets⸗Boten nehmen lieber und gewoͤhnlich den Weg über Bukareſt und Ruſtſchuk.
Adrianopel, Andrinopel oder Edrene iſt nach Konſtan⸗ tinopel die größte Stadt von Rumellen oder der Euro⸗ paͤlſchen Tuͤrkei. Sie zaͤhlt gegen 100,000 Einwohner, hat Mauer und Graben, und liegt in einer frucht⸗ baren, beſonders an Wieſewachs reichen Ebene, am Zuſam⸗ menfluß der Tundſcha und Arda mit der Maritza. Auf der Weſtſeite wird ſie durch ein vierſeitiges Fort beherrſcht. Sie hat, die Gaͤrten mit eingeſchloſſen, gegen fuͤnf Stunden im Umkreiſe, enthält mehrere Moſcheen, zwei ſteinerne Bruͤcken über die Maritza und andere Werke der Baukunſt, wohin auch der Bazar von Ali⸗Paſcha zu rechnen iſt. Hier wird viel Handel, theils nach der Levante, theils nach den Abend. läͤndern, getrieben, und dient dieſe Stadt als ein Handels 82 Depot zwiſchen dem Orient und Oceident. g
Die obgenannten beiden Haupt⸗Straßenzuͤge ſtehen durch 8 mehrere Seiten⸗Communicatlonem mit einander in Verbin⸗
on iſt die, welche durch die G dung; die hauptſaͤchlichſte dav große von Ruſtſchuk über Schumla und Parawadi nach 88 Varna fuͤhrende Straße gebildet wird. Minder wichtig ſind die von Karnabat nach Aldos und nach Fakih, von nach Adrianopel, und von Adrianopel nach Kirklliſſe.
Die noͤrdlichen Gegenden der Europaͤlſchen Türkei, öö mehr von Bulgaren und andern Nationen als von Türken bewohnt werden, ſind viel angebauter, reicher an Doͤrfern, — und folglich fruchtbarer, als die ſuͤdlichen nach Konſtantimo⸗ pel hin gelegenen Provinzen, wo ſich die Tuͤrkiſche Bevölke⸗ rung zuſammendraͤngt, und wo der Boden entweder ſandig, oder ſehr lehmig iſt, ſo daß oft ſechs Paar Ochſen vor einen 2¹ Pflug geſpvannt werden muͤſſen. Da u kommt nun noch, daß die Tüͤrken faul ſind und den Tneom nicht lieben. e Von Araba Burgas aus bis in die Näͤhe der Haupeſtadt 8 daher das Land mehr öde als bebaut, und bletet dem 1“ 2
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