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der obenerwaäͤhnte Antrag der Commiſſion angenommen. Der General Demargahy hielt hierauf uüͤber die dem Acker⸗ bau bewilligte Unterſtuͤtzung von 100,000 Fr. eine Rede, welcher jedoch die Verſammlung nicht die mindeſte Aufmerk⸗ ſamkeit widmete. Der Redner wurde daruͤber ungehalten und bemerkte, daß, wenn man ihn nicht hoͤren wolle, es eceben ſo gut ſey, als ob der Präͤſident ihm das Wort ent⸗ z5ge. „Sprechen Sie mein Herr!“ außerte dieſer hierauf,

die Kammer iſt Ihnen Stillſchweigen ſchuldig.“ Hr. De⸗ marcay ſprach auch, aber die Unterhaltung war und blieb ſo allgemein, daß Niemand ihn verſtehen konnte. „Ich kann dieſe Unruhe nicht begreifen,“ aͤußerte derſelbe hierauf, „was ich ſage, verdient doch gehoͤrt zu werden; da Sie mich aber nicht hoͤren wollen, ſo gehe ich ab und wundere mich.“ Noch ließen ſich uͤber denſetben Gegenſtand die Herren von Tracy, Caumartin, v. Noailles, Etienne und Sap⸗ pey vernehmen, worauf folgende Summen bewilligt wur⸗ deen, als: fuͤr die Thier⸗Arzenei⸗Schulen zu Alfort und Lyon 212,000 Fr.; Unterſtützung fuͤr den Ackerhau Lnach einem Abzuge von 15,000 Fr., den die Commiſſion vorgeſchlagen hatte) 85,000 Fr.; und füͤr, das Eichungs⸗Depar⸗ tement 600,000 Fr. Um 5 Uhr ging die Verſammlung

Paris, 16. Jull. Der Meſſager des Chambres äußert 8 ſich in Betreff der in der Pairs⸗Kammer gepflogenen Ver⸗ handlungen uͤber den Preßgeſetz⸗Entwurf in folgender Art: Wenn dieſer Entwurf einerſeits heftige Gegner gefunden hat, die, um die Beſtimmungen deſſelben zu bekaͤmpfen, ſich gensoͤthigt ſahen, gegen das Zeitalter zu eifern, worin ſie doch ſelbſt lehen, ſo hat derſelbe andererſeits ſich des Beiſtandes und der Mitwirkung aller einſichtsvollen Politiker und na⸗ mentlich derjenigen Männer zu erfreuen gehaht, welche üͤber ddie Rechte der Krone und die Bedürfniſſe der Geſellſchaft Fgruͤndlich nachdenken. Die Redner, von denen der Entwurf gangegriffen worden iſt, haben nicht gehörig uͤberlegt, daß

man in der erblichen Kammer durch ein einſchmeichelndes Worrgepraͤnge die Gemuͤther nicht gewinnt, und daß es nicht hiinreicht, mit der Quotidienne zu dehaupten, daß das Jahr⸗ hlundert verderbt und die Revolution vor der Thure ſey, um eine Ueberzeugung zu erwecken, die dazu geeignet waͤre,

die Lage Frankreichs und den Geint des angenommenen Ge⸗ ſetzes nach Gebuͤhr zu wuͤrdigen.“

14dten d. M. worin die Propoſition des Herrn v. Salverte in Betreff der Wiederherſtellung der Pariſer National⸗Garde verworfen wurde, bemerken wir nachtraͤglich noch Folgendes. Es waren in dieſer Sitzung über 350 Deputirte zuge⸗ 1 * gen. Hr. Salverte entwickelte ſeinen Vorſchlag in einer Reeede, worin er große Vorſicht und Mählgung bewies, und dder die Verſammlung ihre ganze Aufmerkſamkeit widmete. Er erinnerte an den Urſprung der National⸗Garde und ge⸗ doachte der Dienſte, die ſie dem Lande erzelgt hat, ſo wie ihres Enthuſtasmus für den König noch am Tage vor ihrer Auf⸗ löſung; er behauptete, daß ſie an dem Fehltritte, welcher thre

Entlaſſung herbeigefuͤhrt habe, gröͤßtentheils unſchuldig ſey, daß im Uebrigen aber der Ruf, wodurch man eine Verande⸗

rrung des Miniſteriums verlangt habe, nichts als der Aus⸗ Fdrruck des Wunſches von ganz Frankreich bis zu dem Augen⸗

8 blicke geweſen ſey, wo der König in ſeiner Weisheit denſel⸗ deen erfuͤllt habe. In Betreff der Koͤnigl. Praͤrogative, wor⸗ Nauf der Miniſter des Innern ſich berufe, bemerkte Hr. Sal⸗

verte, wie dieſelbe allerdings heilig ſey, da ohne ſie die ver⸗ faſſungsmaͤßige Monarchie nicht würde beſtehen koͤnnen; wenn aober die Miniſter den Köͤnig hintergingen, ſo hätten die Kam⸗ mern und die Buͤrger das Recht, an den Monarchen, ſobald der⸗ ſelbe beſſer berathen wäre, zu appelliren. Herr Salverte ſtellte bheerauf einige allgemeine Betrachtungen über die Nothwen⸗ 2 digkeit einer National⸗Garde zur Erhaltung der öffentli⸗ lichen Ruhe und Ordnung an, und berief ſich zum Beweiſe aauf die Verſchwoͤrung des Mallet, welcher nahe daran ge⸗ weeſen ware, ſich zum Herrn von Frankreich aufzuwerfen, wie er, ungeachtet der Soldaten Buonaparte’ s, eine kurze Zeit Herr von Paris geweſen wäre. Auch wuͤrde, fügte er hinzu, während der unruhigen Auftritte, welche im vorigen Jahre in der Straße St. Denys Statt gefunden, kein Blut geſloſſen ſeyn, wenn die National⸗Garde nicht aufgelöſt ge⸗ weſen waͤre. Die vorigen Miniſter hätten ſich dieſe ſtraf⸗ bare Maaßregel zu Schulden kommen laſſen und die treu⸗

ſten Unterthanen des oͤnigs als deſſen Feinde behandelt;

8 die wahren Feinde des Monarchen aber waͤren jene -34 Q ſten welche unaufhörlich das Feuer der Zwietracht und des Bür⸗ gerkrieges anſchuͤrten, und ſich nichts deſto weniger die Freunde der Monaxchie und der Religion zu nennen wagten. Gleich nach Hrn. v. Salverte beſtieg der Graf v. 1a Bourdonnaye

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auseinander und bildete ſich in einen geheimen Ausſchuß.

ration, welche das Staatsgebände bis in ſeine Grundveſte

Ueber die geheime Sitzung der Deputirten⸗Kammer vonz’

die Rednerbuͤhne, und zußerte ſich etwa in folgender Art: „Niemand läßt mehr wie ich der Pariſer National⸗Garde Gerechtigkeit widerfahren; Niemand iſt mehr wie ich geneigt, ein Unrecht zu entſchuldigen, welches ſich nur ein kleiner Theil unter einer Maſſe achtungswerther Maͤnner hat zu Schulden kommen laſſen; von beiden Dingen iſt aber hier nicht die Rede; es handelt ſich vielmehr um eine Adreſſe, worin man den Monarchen erſuchen will, die Verordnung, wodurch er die Pariſer National⸗Garde entlaſſen hat, wieder zuruͤck zu nehmen.“ Der Redner beleuchtete hierauf die Frage, ob der Vorſchlag zu einer ſolchen Adreſſe zu berüͤckſichtigen oder zu verwerfen ſey. Er behauptete, daß der Koͤnig allein Richter üͤber die militatriſche Diseiplin ſey und daß die National⸗Garde ſonach von ihm allein ihr Schickſal zu erwarten habe. Jebe

Dazwiſchenkunft eines Dritten ſey in ſofern gefährlich, als

ſie die Macht des Koͤnigs zu ſchwaͤchen ſuche, und dies wüͤrde offenbar der Fall ſeyn, wenn die Kammern ſich durch Adreſ⸗ ſen zu Richtern von Thatſachen, welche die milltatriſche Disciplin betrafen, aufwerfen wollten; man habe behauptet, daß, da die National⸗Garde ihre Exiſtenz einem Decrete ver⸗ danke, welches Geſetzes⸗Kraft habe, dieſelbe durch eine bloße Verordnung nicht habe aufgelöſt werden können. Es ſey indeſſen in dem vorliegenden Falle auch nicht die Rede von einer Entlaſſung der National⸗Garden des ganzen König⸗ reichs, ſondern bloß von der der Hauptſtadt fuͤr einen von derſelben begangenen Subordinations⸗Fehler. „Vergeſ⸗ ſen wir ja nicht“, ſo ſchloß der Redner, „daß im Jahre 1789 an dem heutigen Tage und vielleicht in dieſer naͤmlichen Stunde, eine Monarchie, die den Stürmen von vierzehn Jahrhunderten Trotz bot, vor der irregeleiteten öffentli⸗ chen Meinung zuſammenſtuͤrzte, und den gerechteſten der Koͤnige, ſo wie das oͤffentliche und Privat⸗Vermögen, die Denkmaͤler unſeres Ruhmes wie der Religion unſerer Väter, die Gene⸗

erſchuͤttert, wie diejenige, welche daſſelbe beſchüͤtzt hatte, un⸗ ter ſeinen Truͤmmern begrub. Vierzig Jahre des Ungluͤcks und der ö ſind ſeitdem 9 und jetzt, wo es nur von uns abhängt, die Monarchie auf den Grund unſerer alten Dynaſtie und einer unſeren gegenwärtigen Sitten und Beduͤrfniſſen angemeſſenen Verfaſſung zu befe⸗ ſtigen, will ein unſeliges Verhaͤngniß uns auf demſelhen Wege, demſelben Abgrunde wieder zuführen. Bedenken Sie ja wohl, m. H., bevor Sie die Ihnen gemachte Propoſition in Erwaͤgung ziehen, daß wir heute den 14. Juli haben, und vergleichen Sie die Anſtrengungen, die es gekoſtet hat, um eine 14hundertjährige Monarchle zu vernichten, mit den⸗ jenigen, die es koſten wuͤrde, um eine 14jährige umzuſtoßen.“ Nach dieſer Rede beſtieg Hr. Agler die Tribune und erklärte, in Beantwortung Desjenigen, was der vorige Redner über die Verbrechen der Revolution geſagt hatte, daß er der⸗ leichen traurige Bilder der Verſammlung nicht vor die ugen fuͤhren, ſondern vielmehr alle Deputirte zu Frlede und Einigkeit auffordern wolle. Die Propoſition ſelbſt anlan⸗ gend, glaubte er, daß der Augenblick, wo alle Herzen der en dem Koöͤnige fuͤr die Veränderung des Miniſteriums noch dankbar nheccen⸗ ulcht dazu geeignet waͤre, von dem Monarchen neue Wohlthaten zu fordern; überdies aber ver⸗ lange es auch die Gerechtigkeit und Wuͤrde der Kammer, nicht einen Gegenſtand zur Sprache zu bringen, welcher vielleicht einen EI1“ 7* die vorigen Miniſter abgeben wuͤrde. us dieſem Grunde ſtimmte Hr. Agier fuͤr die Vortra⸗ gung der gedachten Propoſttion. Dieſer Antrag, ſoll in⸗ der Verſammlung großen Tumult erregt e mehrere Deputirte, unter andern der Vicomte von Conny wollten zur Bekaͤmpfung deſſelben auftreten; ſie kamen aber 5 zu Worte, da der Schluß der Discuſſion verlangt ward. Hierauf wurde der Vorſchlag des Hrn. Agier verworfen, und die Propoſition des Hrn. Salverte unter dem Rufe: Es lehe der Koͤnig; durch die vorlaäufige Frage (nach dem Journal des Débats mit großer Stimmen⸗Mehrheit, nach dem Conſtitutionnel aber nur mit einer Majoritaͤt von etwa 20 Stimmen) beſeitlgt. .

Der Conſtitutionnel äͤußert am Schluſſe eines Aufſahes, worin er das Reſultat der ebenerwähnten Sitzung mittheilt: Alles was wir heute ſagen können, ſſt, daß das Miniſterium ſich mit der Villeleſchen Parthei völlig ausgeſoͤhnt hat, und daß die linke Seite ihre natuͤrliche Rolle, nämlich die einer freien und entſchiedenen Oppoſitlon gegen ein hin und ſchwankendes Miniſterium, welches die Ungerechtigkeiten ner Vorgänger fortſetzt, zu den erledigten Stellen nichts als Congreganiſten ernennt, ünd ſich in einigen Tagen glüͤcklich ſchätzen wird, Hrn. v. la Bourdonnaye demuüͤthigſt zu bitren, daß er ſich an ſeine Spltze ſtellt, wieder üͤbernehinen wird und muß.“ 1