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Preußiſ

Staats⸗Zeitung.

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Berlin, Donnerſtag den 24en Juli. 1 1323.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Cr*. Königl. Majeſtät haben den bisherigen Kammerge⸗ richts⸗Aſſeſſor Mila zum Juſtigrath bei dem hieſigen Stadt⸗ gerichte zu ernennen geruhet.

Se. Königl. Hoheit der Prinz Auguſt von Preu⸗ gen iſt von Koblenz hier eingetroffen.

Angekommen: Der Rittmeiſter im Regiment Garde du Corps, von Ledebur, als Courier von St. Petersburg. Abgereiſt: Der General⸗Conſul für Kur⸗ und Liei⸗ land, Wöhrmann, nach Luͤbeck. as Remhg ret a me. 96.

1 2 1 21 ℳ. 22 n2 „29c 7 .. 867,86. Fumech. zuth Zeitungs Nachricht 8

„f v h1. 882 616 EEE“ aaüreich 1 Deputirten⸗Kammer. In der Sitzung vom

15. Juli ſtattete zuvörderſt Hr. Bérenger den Commiſ⸗ Kions⸗Bericht uͤber den Geſetz⸗Entwurf ab, wodurch den klei⸗ naen geiſtlichen Schulen zur Stiftung von 8000 halben Sti⸗ pendien ein Credit von 1,200,000 Fr. eroͤffnet werden ſoll,

und trug auf deſſen Annahme an, wobei er jedoch den Vor⸗

ſchlag machte, den Zweck, worauf jene Summe verwendet werden ſoll, in dem Entwurfe nicht beſonders zu bezeichnen,

nur im Allgemeinen zu ſagen, daß dieſelbe dem geiſt⸗ lichen Secundair⸗Unterrichte zu gute kommen ſolle. Er be⸗ gründete dieſen Antrag dadurch, daß es gegenwaͤrtig in Frank⸗ reich 179 kleine geiſtliche Schulen unter verſchiedenen Namen gzebe, i jedoch nur 126 die erforderliche Königliche Ge⸗ nehmigung erhalten haben, ſo daß 53 ohne irgend einen guͤl⸗ tigen Rechtstitel exiſtiren; wollte man nun, meinte Hr. Bé⸗ renger, in dem vorliegenden Geſetze ſagen, daß der bewil⸗ ligte Credit zur Stiftung von 8000 halben Stipendien bei den geiſtlichen Secundair⸗ Schulen verwendet werden ſoll, ſo würde ſich leicht daraus folgern laſſen, daß es die Ab⸗

ſicht der Kammer geweſen waͤre, auch noch jenen 53 en eine geſetzliche Exiſtenz und mit dieſer zugleich Recht des Beſitzes zur todten Hand, welches von jeher als ein großer Nachtheil für den Staat betrachtet worden wäre, zu verleihen. Der Berichterſtatter ſchlug da⸗ her die nachſtehende Abfaſſung des aus einem einzigen Arti⸗ tel beſtehenden Geſetz⸗Entwurſes vor: „Es wird dem Mi⸗ niſter der griſtlichen Augeiegenheiten auf die Einnahme des Erats⸗Jahres 1829 ein außerordentlicher Credit von 1,200,000

Fr. bewilligt/ welcher ſperiell auf den geiſtlichen Secundair, Unterricht verwendet werden ſoll.“ Die Berathungen uͤber dieſen Gegenſtand werden erſt nach der Beendigung derer uüͤber das Ausgabe⸗Budget beginnen. Bis jetzt hat ſich noch tem Rednet für das Geſetz einſchreiben laſſen, dagegen aber fünf Reduer gegen daſſelbe. Hierauf wurde die Dis cuſſion uber das Budget des Miniſteriums des Innern wieder auf⸗ genommen. Für wiſſenſchaftliche und Urerariſche Anſtalten werden darin 1,593,000 Fr. verlangt. Herr Salverte for⸗ derte, daß die hierunter begyiffene Summe von 60,000 Fr. fuͤr die Akademie der Inſchrifien und ſchoͤnen Wiſſenſchaften um 9000 Fr. herabgeſetzt werde, da dieſes Inſtitut ſtatt 40 Mitglieder, gegenwärtig nur 34 zähle; auf die Bemerkung des re des Innern aber, daß aus den erledigten den alteren 2 1f werde, nahm derſelbe ſeinen Antra eder zuruͤck.

Hr. n Dupen klagte über unnütze Ausgaben bei der po⸗

das

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1 v.“

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lytechniſchen Schule, welche im Budget mit einer Summe von 235,000 Fr. angeſetzt iſt. Anfangs war die Aufnahme und der Unterricht in dieſer Schule ſrei; heutiges Tages muͤſſen die Zoͤglinge eine Penſton von 1200 Fr. bezahlen, und die Anſtalt iſt mithin nur noch für die Kinder beguͤter⸗ ter Eltern zugaͤnglich. Der Redner gab deshalb den Wunſch zu erkennen, daß der Miniſter des Innern dieſem Uebelſtande durch eine angemeſſene Verwendung der bewilligten Fonds abhelfen moge. Hr. Becquey bemerkte, daß es fuͤr die un⸗ bemittelten Zoͤglinge bei der gedachten Schule 24 Stipendien gebe. Hr. Etienne verlangte naähere Aufſchluͤſſe uͤber die in dem Etate der polytechniſchen Schule aufgeführten Re⸗ präſentations⸗Koſten von 12,500 Fr. fuͤr den Gouverneur und 5000 Fr. füͤr den Unter⸗Gouverneur, und trug bis da⸗ hin auf die Abſetzung dieſer beiden Summen an. Der Mi⸗ niſter des Innern gab dieſe Aufſchluͤſſe, indem er be⸗ merkte, daß der General⸗Lieutenant, welcher an der Spitze der gedachten Schule ſteht, in ſeiner Eigenſchaft als Gou⸗ verneur kein Gehalt bezieht, und doch häͤufig die Eltern der Zoͤglinge, welche ihre Kinder zu beſuchen kommen, bei ſich bewirthen muß. Nichts deſtoweniger wurde der Antrag des Hrn. Etienne angenommen, und mithin die oben erwähnte Summe von 1,593,000 Fr. auf 1,576,000 Fr. herabgeſetzt. Fuͤr die ſchönen Kuͤnſte wurden in der folgenden Seetion 453,000 Fr. und zur Aufmunterung der Kuͤnſte und Wiſ⸗ ſenſchaften 160,000 Fr. bewilligt. Dieſe letztere Summe wollte Hr. B. Conſtant Anſangs um die Halfte herabge⸗ ſetzt wiſſen, da ſeiner Anſicht nach eine ſolche Ausgabe einer⸗ ſeits der Unabhaͤngigkeit der Gelehrten und Schriftſteller ſchade, und andererſeits inſofern nachtheilig ſey, als die⸗ ſelbe leicht zur Aufmunterung von Grundſätzen verwendet werden koͤnnte, welche der Verfaſſung zuwider liefen. Als Beiſpiel fuͤhrte der Redner hier an, daß das Miniſterium kuͤrzlich die Koͤntgliche Prärogarive mit der Verantworrlich⸗ keit der Miniſter verwechſelt habe. „Durch die Theorie,“ aͤußerte derſelbe, „welche neulich der Miniſter des Innern in ſeinem Eifer aufgeſtellt hat und die zur Ungeſtraftheit al⸗ ler Miniſter fuͤhren wuͤrde, hat derſelbe vorweg eine Frage entſchieden, woruͤber die Kammer allein zu urtheilen berech⸗ tigt war. Das vorige Miniſterium hatte hinſichtlich der Pa⸗ riſer National⸗Garde einen Rathſchlag ertheilt, woruͤber die Kammer Richterin ſeyn wird; durch jine Theorie aber hat das jetzige Miniſterium, vielleicht ohne es zu wollen, ſich fuͤr dieſen Rathſchlag gleichſam verbuͤrgt. Darf ich unter ſol⸗ chen Umſtaͤnden den Miniſtern die Mittel an die ge⸗ ben, Schriftſteller zu beſolden, um verfaſſungswidrige Anſichten durch Sophismen zu vertheidigen? Und ſteht nicht zu befuͤrchten, daß ſie die ihnen bewilligten Gelder an jene unlauteren Zei⸗ tungen verſchwenden werden, deren Angriffe ſte ſich unglüͤck⸗ licherweiſe nur auf kurze Zeit zugezogen hatten, und deren Lob ſie ſchon jetzt einzuerndten das traurige Glück haben? Nach einer Replik des Miniſters des Innern, worin derſelbe ſein Verfahren in der Sitzung vom 12ten verthei⸗ digte, beſtieg Herr Dupin der Aeltere die Rednerbühne, um den dem Miniſter von Seiten des Herrn B. Conſtant gemachten Vorwurf, daß er ſich der Königl. Prärogative zur ungelegenen Zeit angenommen habe, zu erneuern. „Es iſt mir,“ Außerte derſelbe, „nie in den Sinn gekommen, dem Könige das Recht ſtreitig zu machen, ein bewaffnetes Corps zu entlaſſen, welches die Gränzen der Discivlin uͤberſchritten hat. Ich glaube daher, daß das Miniſterium in einer gewiſ⸗ ſen Bezlehung wohl gethan hat, ſich der Koͤniglichen Prä⸗

rogative anzunehmen; nur muß ich bedauern, daß die Be⸗ rathung erſtickt worden iſt, da die Kammer ſonſt vlellelcht einſtimmig den Miniſtern beigepflüchtet haben wuͤrde, woge⸗ gen dieſe jetzt nur eine unbedeurende Majoritaͤt fuͤr ſich ge⸗ habt haben.“”“ Auch der Graſv. Laborde aͤußerte, daß er dle Discuſſton am vergangenen Sonnabende gern fortgeſehztt haben