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zur Allgemeinen Preußiſchen Staats⸗ Zeitung Nr. 195.
kam mit den Einwendungen überein, welche der edle Seere⸗ tair fuͤr die auswärtigen Angelegenheiten gegen die ver⸗ langte Vorlegung der Documente ausgeſprochen hatte, aber er meinte, er wundere ſich gar nicht uͤber die Anſichten, welche der edle Lord (Lord Holland) wegen unſerer auswär⸗ tigen Verhäͤltniſſe in dieſem kritiſchen Momente gefaßt habe; und er ſei ſicher, daß Englands Einfluß in den Augen der fremden Maͤchte ſinken wuͤrde, wenn ſein Parla⸗ ment gegen die Ereigniſſe auf dem Continent gleichguͤltig er⸗ ſchiene. — Der Herzog von Wellington bemerkte;: Ich kann den edlen Lord gerade nicht tadeln, daß er ſeine Mo⸗ tion bei der jetzigen Gelegenheit aufgeſtellt hat, aber wir hat⸗ ten auch keinen Anlaß, die von ihm gewuͤnſchten Aufkläͤrun⸗ gen zu geben. Einmal ſind wir nicht in die Noth verſetzt, eine Credit⸗Bewilligung vom Hauſe zu verlangen, und dann ſind die Unterhandlungen, auf welche ſich die verlangten Do⸗ cumente beziehen, noch nicht zu ihrem Schluſſe gelangt. So⸗ bald derſelbe erfolgt iſt, werden wir dem Parlamente die voll⸗ kommenſte Auſklaͤrung nicht verſagen. Der edle Lord hat eine falſche Anſicht von der Sache, wenn er glaubt, wir wünſchten, die Tuͤrkei zergliedert zu ſehen. Dies iſt weder das Verlangen Englands, noch irgend einer Macht von Eu⸗ ropa, ſelbſt den Kaiſer von Rußland nicht ausgenommen. Der Gegenſtand des Vertrages war und iſt Friede. Die Verzögerung ſeiner Ausfuͤhrung wird durch Rußlands Kriegs⸗ erklaͤrung gerechtfertigt, die die Maͤchte Europa's in eine ſehr veränderte Lage verſetzt. In Beziehung anf Dom Miguel brauche ich bloß zu ſagen, daß wir alles Moͤgliche angewen⸗ det haben, um ſeine gegen die von ihm eingegangenen Ver⸗ pflichtungen gerichteten Handlungen zu vereiteln. Es iſt be⸗ kannt, auf welche Weiſe wir ihm unſern Unwillen zu erken⸗ nen gegeben haben. Die Blokade von Porto mußten wir anerkennen, weil ſie eine effective iſt. Niemand kann mehr als ich Portugals Schickſal bedauern, allein wir haben kein Recht, eine Maaßregel hinſichtlich dieſes Landes zu ergrei⸗ fen. Wir koͤnnen und wollen Nichts thun, bevor der rechtmäßige Herrſchrr jenes Koͤnigreichs ſeine Abſichten nicht erklärt hat. — Graf Dudley widerſetzte ſich ebenfalls der Vorlegung der Papiere, weil die gegenwaͤrtige Periode dazu noch nicht paſſend ſey, wogegen der Marqnis von Lans⸗ downe die Motion vertheidigte. — vord Strangford beklagte ſich, daß der edle Lord (Holland) ihn mißverſtanden habe. Er habe gemeint, daß die Tuͤrkiſche Regierung 300. Jahre lang von ihr gemachte Verſprechungen ſo vollſtaͤndig beobachtet habe, als wäͤre ſie durch die heiligſten Verträͤge gebunden. Die Anecdote vom Reis⸗Effendi habe er heut zum erſten Mal gehört. Uebrigens widerſetze er ſich dem Antrage. — Nachſtzem ſprach Lord Holland nochmals, um ſeine Behauptungen zu rechtfertigen, wobei er ſich beſon⸗ ders gegen den Graſen von Aberdeen und den Herzog von Sellington richtete. Er meinte, es frage ſich, ob England nicht im vorliegenden Falle die Rechte Dom Pedro's be⸗ ſchützen und die Conſtitution aufrecht halten muͤſſe, welche Andeutung er durch eine Stelle aus dem Demoſthenes zu unterſtuͤten ſuchte. — D Herzog von Wellington aͤuf. ſerte: er wolle den D E e Seite 1 g 1 Lord habe üͤbre emoſthenes bei Seite laſſen, der edle üdrigens den Eingang des öͤfter erwähnten Pro⸗ tocolls falſch verſtanden, wora f Lord Holland erwid des edlen Herzogs Interpporaunendha Lee — 2. retationen ſeyen bloße Sophiſte⸗ reien und fuͤhrten zu beſtände . ndigen Streitigkeiten. Der Graf Aberdeen erklärte d — em vord Holland geradezu, er wiſſe gar nicht, was ein Protocoll ſey, worauf dieſer erwiderte, er habe einſt die Frage was ein Protocoll ſey, in den Worten des gelehrten Cujacius auf : quid est protocol? (Gelaͤchter) — und darauf ſei r. ——2 des Worts erklaͤrt worden, folglich wiſſe er ihn allerdings. — Hiermit endigten ſich die Debatten uͤber dieſen Gegenſtand und die Motion des Lord Holland wurde (wie wir im geſtrigen Supplement bereits gemeldet) ohne Abſtimmung verworſen.
Im „ꝙ reichte Hr. O' Brien eine Bitt⸗ ſchrift von den Haupt⸗Wählern der Grafſchaft Clare ein, welche dem Hauſe andeuten, Hr. O Connell ſey nicht ſabi 1 gewaͤhlt zu werhen; man moͤchte daher an ſeiner Stelle Hrn. V. Fitzgerald füͤr erwahlt erklären. — Der Sprecher bemerkte hierauf, daß das Parlament nicht befugt ſey, uͤber dergleichen Fälle zu entſcheiden; das einzige competente Ge⸗ richt darüber ſey das Wahl⸗Commite. Die Einreichung die⸗
ſer Bittſchrift ſey eine Unregelmaͤßigkeit; der ehrenwerthe Herr moͤchte ſie daher zuruͤcknehmen. Wenn er ſie als eine Wahl⸗Petition anſehen wolle, ſo habe er noch acht Tage lang Zeit, ſie wieder beizubringen. — Hr. O Brien folgte dieſem Rathe und nahm die Petition zuruͤck. —
Am 17ten kam im Oberhauſe Nichts von Wichtigkeit vor. — Im Unterhauſe reichte Hr. W. Smith eine Bittſchrift gegen die Negerſclaverei ein, wobei er das Haus erſuchte, entſcheidende Maaßregeln zu ergreifen, um die Lage der Sclaven zu verbeſſern. — Hr. Otway Cape trug dar⸗ auf an, daß eine gegen das Betragen der Corporation von Leiceſter gerichtete Bittſchrift der Einwohner dieſer Stadt einem beſondern Ausſchuſſe überwieſen werde, wo⸗ gegen Hr. Peel bemerkte, der ehrenwerthe Herr müſſe durch irgend eine Parthei an jenem Orte angereizt ſein, ei⸗ nen ſolchen Antrag aufzuſtellen. — Hr. Otway Tave war bieruͤber hoͤchſt entruͤſtet, und machte einige bittere Bemer⸗ kungen gegen Hrn. Peel wegen ſeines Verfahrens bei der Eaſt⸗Retford⸗Bill; auch nannte er ſeine Aeußerung eine falſche Anklage, worauf ſich ein ſo hitziger Wortwechſel zwiſchen beiden erhob, daß der Sprecher die Streitenden zur Ord⸗ nung rufen und Hrn. Cave auffordern mußte, ſeine gegen Hrn. Peel gebrauchten Ausdruͤcke beim Hauſe zu rechtferti⸗ gen. Erſt nach zweimaliger Ermahnung gab derſelbe eine ungenuͤgende Erkläͤrung, worauf er ſich zu entfernen ſuchte. Allein er ward zuruͤckgehalten, und vom Sprecher genoͤthigt, ſich foͤrmlich zu rechtfertigen. Nachdem er dies gethan er⸗ hielt er Erlaubniß, ſeinen Antrag zuruͤckzunehmen.
London, 18. Jul. Heute früh ſind hieſelbſt Briefe aus Paris angekommen, in welchen (wie der Courier ſagt) nach ſehr glaubwuͤrdigen Zeugniſſen gemeldet wird, daß das Franzoͤſiſche Miniſterium den dortigen Geſchaͤftstraͤger Dom Pedro’s verſichert hat, es werde die Blokade von Porto nicht anerkennen, da ſie von einer, allen Europaͤlſchen Mäͤch⸗ ten unbekannten Autorſtaͤt ausgegangen, und da ein ſolches Verfahren mit den von Frankreich anerkannten Geſetzen in Widerſpruch ſtehe.
Wenn wir, ſagt daſſelbe Blatt noͤthig haͤtten, ein neues Beiſpiel anzufuͤhren, um zu zeigen, daß das Mißlingen einer Sache nothwendig Anklagen und Vorwuͤrfe nach ſich zieht,
ſo boͤten uns die Vorfälle bei Porto dazu die Gelegenheit. Die ſchoͤnſte Sache, dem Anſcheine nach gehörig unterſtützt, wurde verlaſſen und völlig aufgegeben, ohne entſchiedene Ungluücksfaͤlle, und ohne daß man eine Schlacht gewagt haͤtte. ſich gegenſeitige Vorwuͤrfe.
Generale und Truppen machen Die Letzteren ſollen geaͤußert haben, ſie waͤren kampfluſtlg geweſen, von Erſteren aber zuruͤckgehalten worden — ſie waͤren zahlreich genug geweſen und haͤtten hinlänglich Pro⸗ viant und Geld gehabt — ihre Poſition waͤre gut und Porto wohl werth geweſen, eine Schlacht zu wagen — und daß
nichts koͤnnte mit threr Ueberraſchung verglichen werden, als ſie hoͤrten, die Generale haͤtten in ihrer Verzweiflung
Alles aufgegeben Die legitimen Truppen ſind uͤbrigens nicht, wie es fruͤher hieß, in Unordnung auseinander ge⸗ gangen, und 6500 Mann zogen ſich mit ihrer Kaſſa und unter Begleitung ihrer Oberſten in noͤrdlicher ruͤck. Die Generale hingegen werfen den T organiſation und Muthloſigkeit vor, und ſagen, daß es un ſinnig geweſen waͤre, eine Schlacht zu wagen. — . Daß die Generale, welche England verließen, um ih Leben auf dem Schlachtfelde zu wagen, ſich Verraͤthere und niedrige Pflichtverletzung ſollten haben zu Schulde kommen laſſen, koͤnnen wir nicht glauben. Wenn ſie kein loyale und patriotiſche Abſichten hatten, warum gingen ſie weg? Wir ſind uͤber das anze noch zu wenig unterrichtet, um ein entſcheidendes Urthell fällen zu koͤnnen; leider aber iſt das Reſultat der in Rede ſtehenden Unternehmung eben ſo beklagenswerth als unerwartet! — Einige unſerer Kolle⸗ en ſuchen das Mißlingen der Anſtrengungen der legitimen rmee und die Ruͤckkehr der Generale zu erklären, die Eng⸗ land verließen, um den Patrioten ihre Talente und üxen Muth zuzufüͤhren. Wir verwerfen aber a hmine, als
vöͤllig grundlos und als bloße Verlaͤumdungen, die Ge.
ruͤchte, die man üͤber Verraͤthereit von ihrer Seite ver⸗
breitet hat. Alles was wir von ihnen wiſſen, ſtraft die Beſchuldigung Luͤgen; und ſelbſt wenn das nicht der Fall wäre, ſo muß der geſunde Menſchenverſtand einen jeden davon uͤberzeugen, daß ſie nicht wahr ſein kann. Hätten
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