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ſchloß der Redner mit dem Wunſche, daß die Kammer ihre etwanigen Erſparniſſe nur bei ſolchen Ausgaben machen moͤchte, die zur Erhaltung der Macht und Wuͤrde des Staats nicht unumganglich erforderlich waͤren. Nach lem hielt der General Demargay eine lange Rede uͤber alle Zweige der Militair⸗Verwaltung, und theilte einen Plan mit, wie die Armee, ohne eine Koſten⸗Vermehrung, auf 600,000 Mann gebracht werden koͤnnte. Als der Redner bereits 1 ¾ Stunden lang geſprochen hatte, und die Verſammlung endlich unge⸗ duldig zu werden anfing, uͤberſprang er mehrere Blätter. Auf die Bemerkung des Praͤſidenten aber, daß die uͤberſprun⸗ genen Seiten nicht in den Moniteur aufgenommen werden koͤnnten, nahm er jene Blätter wieder vor. Die Ungeduld ſtieg dadurch aufs hoͤchſte, und nur uͤnter lautem Larm konnte Hr. Demargay ſeine Rede zu Ende bringen. „Heute wird Niemand behaupten koͤnnen““, rief eine Stimme zur rechten Seite, „daß wir ſtuͤndlich 9 Millionen votiren.“ Nach Hrn. Le Sergent, deſſen Vortrag, bei dem ſchwachen Organe des Redners nicht allgemein verſtanden werden konnte, be⸗ ſtieg der Oberſt v. Jacqueminot zum erſtenmale die Red⸗ nerbuͤhne, um ſich namentlich uͤber die Schweizer⸗Regimenter auszulaſſen, und auf diejenigen Theile des Kriegs⸗ Miniſte⸗ riums hinzuweiſen, worauf, ſeiner Anſicht nach, ſich am leich⸗ teſten Erſparniſſe machen ließen. Aus ſjeiner Rede, welcher die Verſammlung mit großer Aufmerkſamkeit zuhöͤrte, ent⸗ nehmen wir Folgendes: „Die Summe von 19,300,000 Fr. fuͤr unſere Armee in Friedenszeiten“ außerte derſelbe, „iſt ganz uͤbermäßig hoch, und es muͤſſen ſich nothwendig dabei Erſparniſſe machen laſſen. Zuerſt lenke ich Ihre Aufmerk⸗ ſamkeit, m. H., auf den Generalſtab der Garde, welcher allein uͤber 1,100,000 Fr. koſtet, und in Kriegszeiten fuͤr eine Garde von 60,000 Mann hinreichen wuͤrde, während dieſe jetzt, wo Frankreich im Frieden iſt, kaum 23,000 Mann zaͤhlt. Die 4 Marſchaͤlle, welche Majors-généraux der Garde ſind, und die 4 General⸗Lieutenants und Diviſions⸗Commandeurs der Garde beziehen zuſammen 461,000 Fr. an Gehalt, und mancher Marſchall hat durch verſchiedene Beſoldungen eine jährliche Einnahme von zuſammen 160,000 Fr., wozu noch der Unterhalt, ſo wie die Heizung und Beleuchtung einer freien Wohnung koͤmmt. Ich wuͤrde vorſchlagen, daß ein Marſchall nie mehr als 100,000 Fr. und ein General⸗ Lieutenant nie mehr als 30,000 Fr. an verſchiedenen Gehältern beziehen koͤnnte. In Betreff des Soldes des Soldaten, wie des Subaltern⸗Offiziers, bin ich da⸗ gegen der Meinung der Commiſſion, daß ſich darauf keine Erſparniß machen laͤßt, und muß ich vielmehr den Wunſch zu erkennen geben, daß unſere Finanzen uns kuͤnftig erlau⸗ ben mögen, das Loos jener Vertheidiger des Vaterlandes zu verbeſſern. Ich wuͤrde daher im Allgemeinen den Anſichten des Berichterſtatters beigetreten ſeyn, wenn ich nicht auf dem Budget eine Summe von 7 ½ Millionen für den Sold, Un⸗ terhalt, ſo wie die Caſernirung und Recruttrung fremder Truppen gefunden haͤtte. Dieſe Summe kann ich nicht be⸗ willigen; umſonſt forſche ich nach der Nothwendigkeit und dem Nutzen eines Corps von 12,000 Schweizern, welches von Frankreich mit großen Koſten und ohne irgend einen Erſatz gehalten und bezahlt wird.“ Der Redner widerlegte hierauf durch Zahlen die fruͤheren Angaben des Gene⸗ rals Lafont in Betreff des Soldes der Franzoͤſiſchen und der Schweizer⸗Truppen, und bewies dadurch, daß die letzteren jährlich uͤber eine Million mehr koſten, als eine gleiche Anzahl Franzoöſiſcher Soldaten koſten wuͤrde, nicht zu gedenken, daß bei einer Verabſchiedung der Schweizer. Regimenter alle Offiziere, Unter⸗Offiziere und Gemeine auf ein Reform⸗Gehalt und einen dreimonatlichen Sold als Ent⸗ ſchaäͤdigung Anſpruch machen koͤnnen, wogegen der Franzöſi⸗ ſche Soldat zu einer Penſion erſt nach 30jäͤhriger Dlenſtzeit, und zu dem Reform⸗Gehalte erſt nach erhaltenen Wunden im Kriege berechtigt iſt. Nachdem Hr. v. .—] noch die uͤbrigen Vortheile, deren die Schweizer⸗Regimenter genie⸗ ßen, hervorgehoben hatte, ſtellte er den Miniſtern die Frage: warum Frankreich noch fortfahre, Fremde im Dienſte zu be⸗ halten, die ſo theuer hezahlt werden, und deren Nutzen min⸗ deſtens problematiſch ſey. Der Kriegs⸗Miniſter, ftner er hinzu, habe behauptet, daß es ein alter Gebrauch ſey, Schweizer⸗Regimenter zu halten; allein an alten Gebraͤu⸗ chen duͤrfe man nur haͤngen, wenn ſie gut ſeyen. „Was fuͤr Dienſte“ frug der Redner hier, „leiſten uns denn aber wohl die weizer, welche unſere Truppen uns nicht eben ſo gut leiſten wuͤrden? Der Miniſter be⸗ ruft ſich auf die 8 Jahre 1816 unterzeichnete Capitulation, welche erſt in 18 Jadren zu Eude gehe; aber in einem Ar⸗ tikel dieſer Capituſation iſt ausdruͤcklich von unvor hergeſehe⸗ nen Umſtaͤnden die Rede, welche die Entlaſſung der Schivei⸗
zer Regimenter noͤthig machen koͤnnten. Warum wollen wir alſo dieſe Regimenter noch 13 Jahre lang beibehalten, und dadurch 19½ Millionen Fr. rein wegwerfen? Man ſagt, die Schweizer ſeyen bray und ergeben, aber iſt es unſere Armee nicht auch, und iſt es daher nicht laͤcherlich, die Palme des Ehrund Pflicht Gefuͤhls Fremden zuzuerkennen? Man ſpricht von dem 10. Auguſt, und von dem an dieſent ungluͤck⸗ lichen Tage vergoſſenen Schweizerblute; aber die Pariſer National⸗Garde wuͤrde ein Gleiches gethan haben, wenn man ſich ihrer bedient haͤtte, und will man daher die Schwei⸗ zer beibehalten, ſo muß man auch jetzt die National⸗Garde wiederherſtellen. Halten wir daher nur Franzoſen im Dienſte, und dieſe werden eben ſo gut wie die Schweizer in Stunden der Gefahr das Vaterland zu vertheidigen wiſſen. Die Niederlande ſind uns mit gutem Beiſptele vorangegangen; das Reform⸗Gehalt und die dreimonatlich: Gratification muͤſſen wir den Schwei⸗ zern im Jahre 1841 ſo gut wie heute zahlen; warum wol⸗ len wir alſo erſt den Ablauf der Capitulation vom Jahre 1816 abwarten? Ich ſtimme füͤr die von mir angedeuteten Erſparniſſe.“ Der Koͤnigl. Commiſſair Hr. v. Satvandy trat zur Widerlegung des vorigen Reduers auf, und behaup⸗ rete unter andern, daß die Recrutirungen von jeher fuͤr das Volk hoͤchſt laͤſtig geweſen ſeyen, und daß man ſonach“ die 12,000 Schweizer als Stellvertreter fuͤr eben ſo viele junge Franzoſen betrachten müͤſſe, die man ihren Arbeiten und ih⸗ ren Familien laſſe. Uebrigens gab derſelbe zu, daß die Schweizer⸗Regimenter dem Staate jährlich 1,160,000 Fr. mehr koſteten, als eine gleiche Anzahl von National⸗Trup⸗ pen koſten wuͤrde; dieſe Mehrausgabe, meinte er aber, wuͤrde durch die obige Betrachtung hinlaͤnglich aufgewogen, und es würde überhaupt ein bedeutender Vortheil für jedes große Land ſeyn, wenn man die ganze Laſt des Kriegsdienſtes auf Auslaͤnder wälzen koͤnnte; die Niederlande könnten fuͤr Frankreich kein Beiſpiel abgelat, da ſie bei ihrer Ent⸗ fernung kein Imntereſſe hätten, ſich des Buͤndniſſes der Schweiz zu verſichern. Wollte man jetzt die Schweizer entlaſſen, ſo wuͤrden ſie in andern Ländern Dienſte nehmen, und Frankreich wuͤrde ſie dann vielleicht in den Reihen ſeiner Feinde finden. Am Schluſſe ſeines Vortrages aͤußerte der Redner noch die Meinung, daß es gut ſey, wenn es Sol⸗ daten zu 5 Sous fuͤr den Tag, und Marſchalle zu 160,000 Fr. fuͤr das Jahr gebe, da der geringſte Soldat auf den Marſchallsſtab Anſpruch machen koͤnne. Bei dieſen Wor⸗ ten wurde er indeſſen von der linken Seite heftig un⸗ terbrochen. Am Schluſſe der Sitzung ließ ſich noch Herr v. Laidet uͤber die verſchiedenen Zweige der Militair⸗Verwal⸗ tung vernehmen; wegen der Schwaͤche ſeines Organs ging indeſſen ſeine Rede, der uͤbrigens die linke Seite großen Beifall zollte, fuͤr den groͤßern Theil der Zuhoͤrer verloren.
Paris, 19. Juli. Die Herzogin von Berry iſt, nach⸗ dem ſie am 13ten Morgens Rochefort verlaſſen und in Blaye uͤbernachtet hatte, am folgenden Tage gegen Mittag unter dem freudigen Zurufe des Volks in Vordeaux eingetroffen.
Eine telegraphiſche Depeſche meldet, daß am 15. d. M. der Franzoͤſiſche, der Preußiſche und der Niederländiſche Ge⸗ ſandte, am Bord der Fregatte „die Veſtalin“ aus Liſſabon in Breſt angekommen ſind.
Das Dampfſchiff, worauf ſich bekanntlich der Marquis von Palmella und die übrigen Anfuͤhrer der conſtiturionnel⸗ len Truppen in Portugal, wieder nach England eingeſchifft hatten, hat wegen widriger Winde in den Hafen von Corunna einlaufen muͤſſen. Die Spaniſchen Behoöͤrden haben weder dem momentanen Aufenthalte jener Perſonen zu Corunna, noch auch ihrer Abfahrt nach England auf dem gedachten Dampfſchiffe, irgend ein Hinderniß entgegen geſetzt.
Dreihundert Fluͤchtlinge von der Conſtitutions⸗Armee ha⸗ ben ſich nach Galicien gefluͤchtet, wo ſie von den Spaniſchen Behoͤrden aufgenommen worden ſind; ſie wurden, ſobald ſie das Spaniſche Gebiet betraten, entwaffnet.
Die Nachrichten aus Liſſabon und Portugal (ſagt der Meſſager des Chambres) beſtaoͤtigen den Inhalt der vom Engliſchen Courier bekannt gemachten Depeſchen: Dom Mi⸗ zecl hat ſich die Koͤnigskrone aufgeſetzt und die Migueliſtiſche
rmee hat am 3ten und 4ten d. Porto beſetzt. Bei dieſen entſcheidenden Begebenheiten iſt die Diplomatie ſich treu ge⸗ blieben. Die Geſandten haben Liſſabon verlaſſen; ſie haben die richtige Anſicht gehabt, daß die Rechte der Legitimität durch den 2 Erſolg jerung de facio 2 nesweges geſchwäͤcht worden, und daß ſiegreiche Waffen nicht 923q um auf die Stirne des Peneg: den denss Charakter der Koͤniglichen Wuͤrde zu druͤcken. Die polltiſche Frage iſt jetzt ſehr einfach; Dom Miguel beſitzt de facto die Hortugieſiſche Krone, von Rechts wegen gehöͤrt ſie Dom Pebes an, und wenn ſeine Abdankung als guͤltig erkannt