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ſachen, welche in die Klaſſe des Verraths und der Erpreſſung gehoͤren, zuſammengeſtellt und gepruüͤft, und es iſt uns nicht ſchwer geweſen, hinſichtlich derſelben die miniſterielle Verant⸗
wortlichkeit feſtzuſtellen. Es iſt in dieſer Bezichung weſent⸗ lich, die Ausuͤbung der unautaſtbaren Königlichen Präroga⸗ tive von den Rathſchlaͤgen der verantwortlichen Miniſter zu unterſcheiden. Zwei Thatſachen werden dieſen Unterſchied deutlich zeigen. Dem Koͤnige gebuͤhrt das Recht, die Na⸗ tional⸗Garde aufzuloͤſen; er loͤſet ſie auf; war dieſe Aufloͤ⸗ ſung aber unverdient, iſt ſie dem Intereſſe des Landes und des Thrones zuwider, ſo ſind die Miniſter, die den Rath dazu gegeben haben, dafuͤr verantwortlich, und koͤnnen an⸗ geklagt werden, ohne daß dadurch die Koͤnigl. Prärogative irgend beeinträchtigt wird. Die National⸗Garde bleibt auf⸗ geloͤſt, bis daß es dem Koͤnigelgefällt, ſie wieder herzuſtellen, aber die Miniſter koͤnnen in Anklageſtand verſetzt werden, weil ſie in dem Intereſſe ihrer eigenen Macht, und auf die Ge⸗ fahr, den Thron zu erſchuͤttern, einen ſchädlichen Rath er⸗ theilt haben. Jetzt das zweite Beiſpiel. Die unbeſchraͤnkte Ernennung von Pairs gebuͤhrt dem Koͤnige. Minſſter aber, welche, in der Abſicht, ein dem Wohl des Landes entgegen⸗ eſetztes Syſtem zu befolgen, ſich eine Majoritaͤt bilden wol⸗ en, ertheilen dem Monarchen, den ſie hintergehen, einen verderblichen Rathſchlag, und deſtimmen ihn zu einer gefaͤhr⸗ lichen Pairs Ernennung. Der Koöͤnig bedient ſich ſeines unbeſtreitbaren Rechts und ernennt die Pairs, welche ihren Sitz in der Kammer nehmen, und alle ihnen zuſtehende Funktionen verrichten. Die Miniſter aber, welche die Ver⸗ ordnungen contraſignirt haben, bleiben für die Abſicht, den Zweck und die Folgen des von ihnen ertheilten Rathſchlages verantwortlich.“ Nach dieſem Eingange ging der Vericht⸗ erſtatter tiefer in die Sache ein, und unterrichtete die Ver⸗ ſammlung von den Maaßregeln, welche die Commiſſion er⸗ griffen hat, um ſich das erforderliche Licht zu verſchaf⸗ ken; namentlich fuͤhrte er alle die Punkte an, woruͤber die Commiſſion von den Miniſtern Erkundigungen ver⸗ langt, von dem Großſtegelbewahrer aber unterm 3ten d. M. im Namen ſaͤmmtlicher Miniſter zur Antwort erhalten hatte, daß ſie es dem Dienſte des Koͤnigs fuͤr angemeſſen befunden hätten, zuvoͤrderſt zu unterſuchen, ob es ihre Pflicht ſey, die von ihnen gewünſchten Mittheilungen zu machen; nachdem ſolches aber geſchehen, hatten ſie (die Miniſter) in Betracht der gegenwaͤrtigen Lage der gedachten Angelegenheit geglaubt, daß zu einer Eroͤörterung und Löͤſung dieſer wichtigen Frage kein Anlaß vorhanden ſey, und daß dieſemnach die Miniſter die verlangten Actenſtuͤcke nicht aushaͤndigen koͤnnten. „So⸗ wohl Sie als 81 Herren Collegen“, ſagt der Graf Por⸗ talis am Schluſſe dieſes an den Präſidenten der Commiſſion gerichteten Schreibens, „werden einen Entſchluß zu wuͤrdi⸗ gen wiſſen, welcher uns von den triftigſten Gruͤnden einge⸗ geben wird.“ Der Berichterſtatter bemerkte, wie die Com⸗ miſſion durch ihre Forderung die Graͤnzen ihres Auftrages nicht uͤberſchritten gehabt habe, und wie ſie ſich daher wohl habe ſchmeicheln duͤrfen, daß die Miniſter derſelben genuͤgen wuͤrden; wie ſie indeſſen andererſeits auch erkannt habe, daß bei einer Gelegenheit, welche die groͤßte Vorſicht gebot, die Mi⸗ niſter wohl glauben konnten, daß die Commiſſton nicht hin⸗ länglich bevollmaͤchtigt ſey, um ſchon jetzt die Aunliefe⸗ rung der gedachten Artenſtücke verlangen zu koͤnnen. Unter dieſen Umſtänben ſey der Commiſſton nichts weiter uͤbrig geblieben, als ihre eigent Ueberzeugung und allgemein bekannte Thatſachen, ſo wie die authentiſchen Actenſtuücke, die ſich bereits in ihren Handen befunden, zu Rathe zu ziehen, und die Majorität derſelben habe danach erkannt: daß es in Frankreich Jeſuiten gebe, die den Geſetzen zuwider von dem vorigen Miniſterium als Corporation geduldet und geſchuͤtzt worden ſeyen; bdaß in den Jahren 1824 und 1827 eine ge⸗ wiſſe Anzahl von Wahlen verfoͤlſcht worden ſey; daß keine dringende Umſtande die Wiederherſtellung der Cenſur in jenen beiden Jahren geboten haben; daß tadelnswuüͤrdige und willkuͤhrliche Abſetzungen ſtatt gefunden haben; daß in dem Kriege mit Spanien das Staats⸗Vermoöͤgen verſchleudert worden ſey; daß die Ernennung der 76 Fanes im Jahre 1827 dem Intereſſe der Krone und des Landes zuwider ge⸗ weſen ſey; daß das Betragen der Verwaltung bei den No⸗ vember⸗ Unruhen Tadet verdiene; daß mehrere Bewohner von Martinique willkuͤhrlich verhaftet und nach dem negal deportirt worden ſeyen; daß gewiſſe Rechte und Benefizien, die dem Staate gebüͤhren, an die Karthauſer von Grenoble und die Trappiſten von Meilleraie abgetreten worden ſeyen. Der Anklage⸗Punkte ſind im Ganzen 16. Was den Punkt der Aufloͤſung der Pariſer National⸗Garde betrifft, ſo bemerkte der Berichterſtatter, daß die Commiſſion den Marſchall Herzog von Reggio, die General⸗Lleutenants
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2 1b Grafen Excelmans, Coutard und von Bourmont, die zwölf ehemaligen Oberſten der gedachten Garde, ſo wie mehrere andere Perſonen vor ſich geladen habe. Von allen Vorge⸗ ladenen waͤren aber nur die Grafen von Bourmont und Excelmans, ſo wie ſechs ehemalige Oberſten der National⸗ Garde und der Haupt⸗Redacteur des Moniteurs erſchienen, deren Ausſagen die Commiſſion für Pflicht halte der Kam⸗ mer mitzutheilen.“ Nach dieſer ausfuͤhrlichen Mittheilung ging der Berichterſtatter nochmals die ſaäͤmmtlichen Anklage⸗ Punkte, wofuͤr die Commiſſion ſich durch Seümmmen⸗Mehe⸗ heit entſchieden hat, durch, indem er bei jedem derſelben die Meinung der einzelnen Mitglieder der Commiſſion anführte, und ſchloß dierau in folgender Art: „Die Frage, ob dem edace der Charte gemaͤß, in der Aufloͤſung der Pariſer National⸗Garde oder in dem dazu ertheilten Rathe Verrath oder Erpreſſung liege, hat die Majoritaͤt Ihrer Commiſſion verneinend entſchieden; und was die Wahl⸗Verfaͤlſchungen, die willkuͤhrlichen Abſetzungen, die Verhaftungen der Einwohner von Martinique und die den Karthaͤuſern und Trappiſten gemachten Zugeſtaͤndniſſe betrifft, ſo hat uͤber die Frage, ob Verrath oder Erpreſſung im Spiele ſey, keine Ma⸗ jorität ſtatt geſunden, da ſich die Stimmen zwiſchen der Negative, der Affirmative, und dem Verlangen nach aus⸗ fuͤhrlicheren Crkundigungen, theilten. Um zu einem Beſchluſſe zu gelangen, wurde daher den Commiſſions⸗Mitgliedern fol⸗ gende erſte Frage geſtellt: Soll der Kammer vorgeſchlagen werden, daß ſie erklaͤre, es ſey Grund zur Anklage vorhan⸗ den? Drei Mitglieder antworteten: Nein; zweis Nein, mit Vordehalt des Tadels; und Viere: Ja, mit Vorbe⸗ halt der Einleitung eines Prozeſſes. Hierauf wurde folgende zweite Frage geſtellt: Soll der Kammer vorgeſchla⸗ gen werden, daß ſie erklaͤre, es ſey Grund zur Einleitung eines Prozeſſes vorhanden? Vier Mitglieder antworteten: Ja; Eins: Ja, aber ohne Tadel; Dreie: Nein; und Eins: Nein, weil ich glaube, daß die Kammer Klai⸗
erin iſt und nicht inſtruiren kann. Unter dieſen Umſtaͤnden, meine Herren, ſchlagen wir Ihnen eine weitere Inſtruction des Prozeſſes vor; wir glauben, daß dieſe in Ihren Befugniſſen, ja, daß ſie in Ihren Pflichten liegt, und daß Sie in Ermangelu liche Beſtimmungen ſelbſt die Formen jener Inſtructlon fe ſſen. Bei dem uns anver⸗ trauten neuen und ſchwierigen Geſchäfte, wo kein Geſetz uns zur Richtſchnur dienen konnte, haben wir nur ein Ziel vor Au⸗ gen gehabt, näͤmlſch die Ausmitrelung des Wahren und Ge⸗ rechten, und wir haben dieſes Ziel lediglich durch rechtmaͤßige Mittel erreichen wollen. Wie Sie daher auch, m. H., un⸗ ſer Gutachten aufnehmen moͤgen, ſo hoffen wir, daß ſie uns jenes Zeugniß nicht verſagen werden; wir ſchlagen Ihnen vor, zu erklaͤren: daß, ₰ die angetragene Beſchuldi⸗ gung des Verraths und der Erpreſſung gegen die Mitglieder des vorigen Miniſteriums, Grund zur Einleitung eines Prozeſſes vorhanden ſei.
Nach Beendigung dieſes Berichts, der bis gegen 4 Uhr dauerte, und von der Verſammlung mit der größten Auf⸗ merkſamkeit vernommen wurde, verlangte der Baron von Montbel von der rechten Seite, daß die Discuſſion uͤber die Propoſition gleich nach der Beendigung der Verathun⸗ gen uͤber das Ausgabe Budget beginne, und begruͤndete die⸗ ſen Antrag durch die Wich 22 des Gegenſtandes, und durch die von jeher gemachte Erſahrung, daß nach Votirung des geſammten Budgets, die Kammer in der Regel nur noch ſehr unvollzählſg ſei; die Rechtlichkeit und Uigkeit derelben aber erheiſche, ſich nicht füͤr eine Vertagun zu entſcheiden, wodurch Argwohn und Beſorgniſſe ne tönnten. Als üͤber den Antrag abgeſtimmt wurde, ward derſelbe von der linken Seite, dem ſinken Centrum und ei⸗ nem Theile des rechten Centrums verworfen, und dagegen mittelſt derſelben Majorität die Eröffnung der Discuſſion bis nach dem geſammten Budget verlegt; nur etwa 70 bis 80 Mitglieder der aͤußerſten rechten Seite ſtimmten dage⸗
gen. Für das Gutachten der Commiſſion hatten jange vor der Sitzung 46 Deputirte, und 22 —₰ ſelbe 17 utirte einſchreiben laſſen. — Die Sitzung
war ungeführ eine halbe Stunde lang dur meine Unterhaltung uüͤber den eben — ſtand unterbrochen; nachdem es dem Praͤſidenten enblich elungen war, die Ruhe wiederherzuſtellen, wurden die erathungen über die einzelnen Sectionen des Budgets des Kriegs⸗Miniſteriums fortgeſetzt und, nachdem die erale Lafont, Tirlet und Demargay ſich darüber hatten ver⸗ nehmen laſſen, folgende Artikel angenommen: An Beſoldun⸗ gen für den beſonderen Generalſtab der Artillerie 2,351,309 Fr.; desgleichen fuͤr den Generalſtab des Ingenieur⸗Weſens 2,091,031 Fr.; desgleichen fuͤr die Ingenſcurs⸗Geographen