,- 1“
8 82
ee
Kzets]
*8
gal betrachten. Der Unfall, der ihn betraf, mußte ihn noth⸗ wendig tief ſchmerzen, und er durfte daher wohl glauben, daß die Umſtoßung der Verfaſſung ihm ſeinen vorigen Ein⸗ ſtuß zuruückgeben wuͤrde. Seine Verhaͤltniſſe mit den Umge⸗ bungen der Koͤnigin Mutter hatte er ohnehin nie aufgege⸗ ben. Man glaubt nun, daß der Lord im Pallaſte Ajuda habe verlauten laſſen, daß eine Uſurpation Dom Miguel's von Seiten Englands keinen ernſtlichen Widerſtand finden werde, und wenn man jetzt die angſtliche und zweifelhafte Politik des Herzogs von Wellington in Erwaͤgung zieht, ſo iſt man in der That geneigt, zu glauben, daß Lord Beres⸗ ford ſich nicht geirrt habe. — Daß Frankreich ſeine Truppen aus Cadix zuruͤckzieht, wird hier ſo ausgelegt, als ob man dem Koͤnige von Spanien durchaus freien Spielraum laſſen wolle, zu Gunſten Dom Miguel’s Dasjenige zu thun, was ihm am angemeſſenſten ſcheint, und denſelben immerhin auch als Koͤnig anzuerkennen, wenn au⸗ ders er nicht fuͤrchtet, dadurch den Carliſten ein böſes Bei⸗ ſpiel zu geben. Nach Ferdinands VII. perſoönlichen Geſin⸗ nungen zu ſchließen, darf man nicht zweifeln, daß er einen abſoluten Koͤnig von Portugal einem conſtitutionnel⸗ len vorziehen werde. Die größte Macht Dom Miguel’s berüͤht in dem Beiſtande der Portugieſiſchen Geiſtlichkeit, ſo
wie denn die katholiſche Geiſtlichkeit im Allgemeinen den Ver⸗
faſſungen nicht hold iſt. Man behauptet, daß die Pariſer Apoſtoliſche Parthei den Infanten mit Geld unterſtuͤtze. Dom Miguel hat uͤbrigens hier keinen beſonderen Ruf zuruͤckgelaſſen. Der Marquis von Loullé ſcheint ihn ſehr zu fuͤrchten und iſt daher von einer beſtaͤndigen Schwermuth befallen. Das junge Ehepaar hat nicht viel baares Geld mitgebracht, aber ſehr viel Edelſteine. Die Infantin wird mit ihrem Gemahle
den Winter uͤber in Bruͤſſel zubringen, da, wie man behaup⸗
tet, der hieſige Hof ſie, ſo liebenswuürdig ſie auch iſt, nicht als Prinzeſſin von Geburt, ſondern nur als Marquiſe von Loullé aufnehmen will. Großbritanien und Irland.
Parlaments⸗Verhandlungen. Am 23. Juli reichte im Oberhauſe der Graf von Shaftesbury eine Petition wegen Abſchaffung der Neger⸗Sclaverei ein. Dem⸗ naächſt ward die Bill wegen der Schatzkammer⸗Scheine zum drittenmal verleſen. — Am L4ſten wurde die Welland⸗ Canal Bill zum drittenmal verleſen. Auf den Antrag zur dritten Leſung der Bill wegen der National⸗Schuld erhob ſich Lord Bexley und ſprach folgendermaßen: Der Bericht des Finanz⸗Ausſchuſſes auf deſſen Andeutung die vorliegende Bill begruͤndet iſt, macht ein hoͤchſt wichtiges ſinanzielles Do⸗ cument aus und enthalt eine Menge einzelner und genauer Angaben über die öffentliche Ausgabe und Einnahme. Die Verfaſſer dieſes Berichtes verdienen alle mögliche Anerken⸗ nung, allein ich kann dennoch nicht mit allen ihren Grund⸗ ſätzen uͤbereinſtimmen. Der Ausſchuß hat der Regierung an⸗ empfohlen, die zur Reduction der National⸗Schuld beſtimmte
Summe auf 8,000,000 Pfd. jährlich zu begränzen. Es ſcheint,
daß er darum bemuͤht ſey, nur die uͤberſchuͤſſigen jaͤhrlichen
Summen, und nicht mehr, auf dieſen Zweck zu verwenden.
Mit dieſem Grundſatze bin auch ich einverſtanden, da er der einzige iſt, auf den ſich ein feſtes Syſtem fuͤr Einloͤſung der Schuld ſich gruͤnden kann. Welcher Unſinn auch uͤber die⸗ ſen Gegenſtand geſprochen ſeyn, und was man auch uͤber die Einloſung der Schuld mitrtelſt Anleihen geſagt haben mag, ſo iſt dennoch das Syſtem, welches Hr. Pict befolgte, nicht ſo ſeicht, als man es oft darſtellt. Die Anempfehlung des Ausſchuſſes, daß der Ueberſchuß eines jeden Jahres ge⸗ rade auf die Schuldentilgung jedes Jahres verwendet wer⸗ den ſolle, kann ich nicht ganz billigen. Der Ueberſchuß des Jahres kann erſt beurtheilt werden, wenn daſſelbe verfloſſen iſt, und außerdem verandert er ſich wegen verſchiedener Ur⸗ ſachen. Herr Pitt bildete ſeinen Sinking⸗Fonds indem er den Durchſchnitts⸗Ueberſchuß mehrerer Jahre feſtſtellte und dieſe Summe fuͤr die Einlöſung der Schuld zu gebrauchen ſuchte. Wenn man den Sinkings⸗Fonds jedes Jahr zum Gegenſtande einer Debatte macht, ſo kann ich nicht anneh⸗ men, daß man wirkſame Fortſchritte zur Einlöſung der Schuld machen werde. Herrn Pitts Plan über den Sin⸗ ting⸗Fonds war auf drei Haupt⸗Principien begründet; das erſte war, die Anhaäufung der Schuld zu verhindern, das zweite, den öͤffentlichen Credit auf alle Weiſe zu unterſtuͤtzen und die Huͤlfsquellen des Staats gegen das Beduͤrfniß außerordentlicher Ausgaben im Falle eines Krieges unverrin⸗ eert zu erhalten; das dritte endlich, das Publicum von den aaſten zu befreien, welche es häͤtte waäͤhrend eines Krieges tragen muͤſſen. Der zu ſolchem Zwecke geſchaffne Fonds hatte ſich während des folgendes Krieges bis zu einer namhaften
Büeeeehbs. Helche ber eblich erwartet worden wäre, wenn
8. * 2 * 8 8
*
man ſie durch einen correſpondirenden Ueberſchuß der Einnahme realiſir en haͤtte wollen. Welche Deductionen auch andere aus dem Bericht des Ausſchuſſes entnommen haben moͤgen, mich hat der⸗ ſelbe uͤberzeugt, daß das von Herrn Pitt befolgte Syſtem ſich als tuͤchtig und wirkſam bewaͤhrt hat, und zwar weit uͤder die Erwartungen hinaus, welche man bei ſeinem Entſtehen da⸗ von hegte. Es haͤtte gewiß alle Zwecke, welche es beabſich⸗ tigre, vollkommen erfuͤllt, wenn nicht jener koſtſpielige und anhaltende Krieg entſtanden waͤre. Allein trotz dieſes Un⸗ heils war die Lage unſerer Finanz⸗Quellen unter der Exiſtenz des Sinking⸗Fonds viel erfreulicher, als ſie ſich vor dem An⸗ fange des Kriegs gezeigt hatte. Die Reduction der Abgaben hat der Ausſchuß nicht getadelt und auch ich bin damit ein⸗ verſtanden, da die Umſtaͤnde des Landes und ſeine Handels⸗ Intereſſen eine bedeutende Abgaben⸗Verringerung in den Perioden erforderten, in welchen ſie ſtatt fand. Ich muß indeß den edlen Herzog (den Herzog von Wellington) ernſt⸗ lich erſuchen, ſeſt bei dem jetzigen Sinking⸗Fonds von 3,900,000 Pfd zu beharren, und jede auf deſſen Verrichtung berechnete Maaßregel zu vermeiden. Wäͤhrend der drei letz⸗ ten Jahre des Krieges haben wir über 300 Millionen aus⸗ gegeben. Keine andere Nation wuͤrde im Stande geweſen ſehn, dies zu leiſten, und ſich dennoch nach der Beendigung eines ſo koſtſpieligen Kampfes ſo raſch zu erholen. Die Ab⸗ gaben ſind unglaublich ſchnell, bis zum Betrage von 27,000,000 Pfd. jährlich, geſchwunden. Es kann deshalb üͤber die Stä⸗ tigkeit der National⸗Huͤlfs⸗Quellen kein Zweifel obwalten. Das Gluͤck des Landes ſchreitet raſtlos vorwärts. Die Be⸗ voͤlkerung vermehrt ſich nach dem Maaßſtaabe von 1 ½ pCt. jaͤhrlich Wenn man, was die groͤßeſte Wahrſcheinlichkeit fuͤr ſich hat, annimmt, daß die Einnahme ſich in gleichem Verhaͤltniß vergröͤßert, ſo werden wir im Durſchnitt eine jährliche Vermehrung derſelben von 700,000 Pfd haben. Auch die Conſumtion waͤchſt fortwährend in dem angegebe⸗ nen Verhaͤltniß. Die Thee⸗Conſumtion betrug im Jahre 1788 in Großbritanlen: 13,000,000 Pfd. Gewicht; 1827: 25,000,000 Pfd.; alſo hat ſich dieſelbe trotz der Erhöhung der Abgaben fuͤr dieſen Artikel verdoppelt. Die Conſumtion des Tabacks hetrug 1788: 0,877,000; 1827: 14,500,000 Pfd. Gewicht; die des Rüin's 1788 ;3 1,850,000 Gallons; 1827: 3,900,500 Gallons; die des Weins 1788; 6,700,000 Gallons; 1827: 7,600,000; die des Zuckers 1788: 1,773,000 Centner; 1827: 3,120,000 Ctrner.; die des Kaffes 1788: 750,000 Pfd. Gewicht; 1827; 14,000,980 Pfd. Gewicht. Aus allen die⸗ ſen Angaben iſt klar, daß das Land die hinreichende Fähig⸗ keit hat, ſeine Schuld bedeutend zu verringern, und deshalb erſuche ich den edlen Herzog, den Sinking⸗Fonds in ſeiner bisherigen Art beizubdehalten. Der Herzog von Wel⸗ lington bemerkte hierauf: Bei der geringen Anzahl der jetzt gegenwärtigen Mitglieder des Hauſes will ich nichts Maheres uͤber die Art ſagen, in welcher Herrn Pitt's Sin⸗ king Fonds während des Krieges die Huülfsquellen der Na⸗ tion unterſtühte. Aber auf eine ſehr wichtige Tharſache muß ich mit wenigen Worten aufmerkſam machen. Die Nate der von den waͤhrend des Krieges geborgten Summen bezahlten Intereſſen betrug nur wenig mehr als 5 pCt. Dies muß dem Sinking⸗Fonds zugeſchrieben werden, von deſſen Norh⸗ wendigkeit der jetzige Bericht des Finanz⸗Ausſchuſſes das Parlament überzeugt haben wird. Ob dieſer Fonds feſt oder ſchwankend ſey — obd er auf die Einlöſung der fundirten; oder unfundirten Schuld verwendet werden — ob ſein Be trag aus einer gröͤßeren oder geringeren Summe beſtehen muͤſſe — alle dieſe Fragen ſtehen fuͤr ſpaͤtere Erwaͤgung of fen; allein man muß einen reellen, wirkſamen, aus einem
Ueberſchuſſe der Einnahme beſtehenden Sinking⸗ habet und der Miniſter wuͤrde ſeiner Pflicht nicht ommen
welcher nicht dem Lande aufs dringendſte anempfichlt, fuͤrn⸗ einen ſolchen Fonds auf alle moͤgliche Weiſe zu ſorgen. Ich muß ſchließlich noch meinem edlen Freunde fur die trefflichen Bemerkungen, welche er au das Haus gerichtet hat, meinen Dank ſagen. — Die Bill ward zum drittenmale verleſen.
Londvon, 25. Juli. Der Herzog von Cumberland kam geſtern Morgen aus Windſor, woſelbſt er Sr. Maj. einer Beſuch abgeſtattet hatte, in die Stadt.
Der Biſchof von London, der Marquls von Palmella⸗ der Herzog von Richmond, Herr Herries, Herr Veſey Fitz⸗ gerald und Sir John Doyle hatten geſtern Zuſammenkuͤnfte mit dem Herzog von Wellington im Schatzkammer⸗Amte.
Geſtern Nachmittag ward ein Cabiners⸗Rath gehalten, welcher bis nach 4 Uhr dauerte.
In der (im geſtrigen Gupplemente erwähnten) Geheime Rath Sitzung zu Windſor legte Herr Robert Adalr den Eid als Mitglied des Gehe men Rathes ab.
Beilage
8
22 ——
116 8