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9 Alusſicht auf emnen guten Herbſt iſt, ſo düͤrfte doch eine noch länger anhaltende naſſe und kühle Witterung den Trauben ſehr nachtheilig werden; — es waͤre, da die Trauben faſt ganz ausgewachſen ſind, eine unreife Fäulniß und das Ab⸗ fallen derſelben zu befuͤrchten; Letzteres will man hier und da ſchon bemerken. So ſchädlich der früͤher zu lange ent⸗ behrte Regen den Fruͤchten, namentlich der Gerſte, dem Ha⸗ fer und Weizen war, ſo nachtheilig iſt nun der Ueberfluß an Regen, und da wir, obgleich vor andern Gegenden noch porzuͤglich beguͤnſtigt, doch nur im Durchſchnitt eine mittel⸗ maͤßige Erndte zu erwarten hatten, und da der Hagelſchlag an vielen Orten Deutſchlands große Verheerungen brachte, und auch in England (S. Mzr. 8 vom 29. Jult) die Erndte durch uͤberhaͤuften Regen verkuͤmmert wird, ſo mag in der Geſammtwirkung dieſer Umſtände die Urſache der an⸗ haltenden in dieſer Jahreszeit ſeltenen Höͤhe der Fruchtpreiſe liegen.
Portugal. Der Courier enthält einen mit P unterzeichneten Auf⸗ ſatz, uͤber die letzten Ereigniſſe in Porto, aus dem hervor⸗ geht, daß es der General Saldanha geweſen war, der die conſtitutionnellen Truppen nach Gallicien füͤhren ſollte, waͤh⸗ rend ſich der Marquis Palmella, General Stubb’s, der Graf von Villaflor u. ſ. w. auf den Belfaſt noch denſelben Abend nach England einzuſchiffen hatten. Dieſem von der Junta gefaßten begab ſich der General Saldanha denſelben Abend zur Ar⸗ mee, um die zum Ruͤckzuge noͤthigen Befehle zu ertheilen. Da dieſe aber die erſten unter ſeinen Namen zu ertheilenden ſeyn ſollten, weil ſich die Junta aufgeloͤſet hatte, ſo hielt es der General fuͤr ſeine Pflicht, alle Corps⸗Befehlshaher zu⸗ ſammen zu berufen, um ihnen den von der Junta genom⸗ menen Beſchluß in Hinſicht der Nothwendigkett, Porto zu verlaſſen und ſich nach Gallicien zuruͤckzuziehen, mitzutheilen. Der Name Gallicien und der ganz natuͤrlich damit verknuͤpfte
vergnuͤgen der braven und ausgezeichneten Officiere, und eine ſo lebhafte Discuſſion zwiſchen ihnen und dem Gene⸗ ral, daß letzterer ſich hoͤchſt ungluͤcklicherweiſer die Vorſtellung machte, daß man ihm den m verweigern wuͤrde; in Folge derſelben ſchrieb er lüglich an zwei Gllieder der Junta, den Oberſten Wund Herrn Magalhaens, die ſich höͤchſt lopaler Weiſe als ſeine Begleiter angeboten hatten, daß er ſich, nach der ihm von Seiten der Ober⸗ Offiziere gemachten Erklärungen, ſeines von ihm uͤbernomme⸗ nen Auftrages fuͤr entbunden hielte; in gleichem Styl ſchrieb er dem ihm am nächſten ſtehenden Diviſions⸗Befehlshaber, und empfahl ihm die Ausfuͤhrung der von der Junta vor⸗ geſchriebenen Maaßregel. Nach dieſem unglücklichen Miß⸗ verſtändniſſe begab ſich der General Taldanha betruͤbt und niedergeſchlagen auf das Dampfdoot; er war vollkommen davon uͤberzeugt, daß er unter den odwalten den beklagens⸗ werthen Umſtänden ſeinem Vaterlande; nicht mehr nutzen konnte und ſchiffte ſich mit den andern nach London ein. Die von London nach Porto gegangenen Perſonen fan⸗ den dort Alles in der ſchlechteſten baze⸗ die moraliſche Kraft war vernichtet, die Regierung des Infanten neu belebt, und die Armee auf Porto zurückgedruͤckt. Und wie wäaͤre es ih⸗ nen moͤglich geweſen in dem kurzem Zeitraum von 5 Tagen, ohne die noͤthigen Erkundigungen einziehen zu koͤnnen, und ohne die mindeſte Hoffnung auf eine Diverſion in irgend einem andern Theile des Landes zu haben, die legitime Sache mit dem gehörigen Nachdruck leiten zu koͤnnen? um ſo we⸗ niger war es ihnen möglich nachdem die drei Stände verrä⸗ theriſcher Weiſe erklärt hatten, daß die Krone von Portu⸗ gal dem Uſurpator gehöͤre; eine Erklärung die in den Augen eines Jeden, der die Rechte ſeines Landes kennt, durchaus nichtig, aber darauf berechnet iſt, auf die Gemuͤther des ro⸗ — und getäuſchten Maſſe des Volks einzuwirken. Das ufgeben von Porto trug alle Zeichen von Uebereilung und Unordnung an ſich, die von einer ſolchen Criſis unzertrenn⸗ lich ſind: eine jede Vorausſetzung aber, von Zaghaftigkeit von der einen, und von Verrath von der andern Seite ſteht in geradem Widerſpruch mit der Tapferkeit und dem Muth in den größten Gefahren, von denen man in einer Reihe von Jahren die wiederholten Beiſpiele geſehen hat, und koͤnnte auf den Gedanken bringen, als ob irgend Jemand ſich durch Verrath und durch das Mißlingen der guten Sache habe erheben wollen. Bei keinem unparthetlſchen Beobachter wird ein ſolcher Gedanke Wurzel faſſen; nur ſolche Perſonen konnten ihn verbreiten die darauf ausgehen, Maͤnner von Dom Pedro abwendig zu machen, dle noch wieder auftreten und ihr Leben fuͤr ihn und füͤr ſeine Rechte auf die Portugieſiſche Krone, zum Opfer gen koͤnnen,
Beſchluſſe zufolge heißt es im erwähnten Aufſatze,
Gedanke, entwaffnet zu werden, erregte das höchſte Miß⸗
was die Truppen betrifft, ſo tann man gerechter Weiſe nur
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ſagen daß ſie jedesmal tapfer gefochten haben, wenn ſie von ihren Officieren ins Feld gefuͤhrt wurden.
Oeſterreich
Wien, 25. Juli. Ihre Maſeſtaten der Kalſer und die Kaiſerin von Oeſterreich werden Baden in einigen Tagen verlaſſen, und ſich nach Ihren Herrſchaften in Ober⸗Heſter⸗ reich begeben. Die Abmeſſungen zu dem bevorſtehenden Luſt⸗ lager bei Traiskirchen haben bereits ſtatt gefunden, und mehrere Abtheilungen der verſchiedenen in’s Lager beſtimm⸗ ten Regimenter treffen hier ein.
Die von dem Paſcha von Aegypten unſerm Hofe ge⸗ ſchenkte Giraffe, welche bereits in Oedenburg ſeyn ſoll, wird in einigen Tagen zu Laxemburg erwartet.
Tuͤrket.
Die Allgemeine Zeitung enthäaͤlt folgende Correſpondenz⸗ Nachrichten:
Semlin, 8. Jul. Der befuͤrchtete Durchmarſch des Pes. von Bosnien nach Widdin, gegen den der Fürſt Miloſch proteſtirte, iſt eben eingehenden Nachrichten aus Bosnien zufolge, nun nicht mehr zu fürchten. Die Truppen des Paſcha’'s von Bosnien, die meiſtens aus verkappten Ja⸗ nitſcharen beſtanden, und an der Drina lagerten, haben ſich naͤmlich empoͤrt, und den Paſcha ſelbſt gefangen nach Sara jevo zuruͤckgeführt. Die Inſurrection begann mit dem Be⸗ gehren ihres Soldes, den man ihnen aber aus Mangel an Geld nicht auszahlen konnte; allein da ganz Bosnien den vom Paſcha vorgenommenen Militair⸗Reformen abgeneigt, und Bosnien die einzige Provinz iſt, wo die Nanitſcharen noch beſtehen, und bis jetzt nicht aufgeloͤſt werden konnten, ſo hat dieſe Inſurrection ein ſehr ernſtes Anſehen fuͤr die Pforte, und wird in Konſtantinopel große Beſorgniſſe erre⸗ gen. Die Ruhe von Servien ſcheint durch dieſes Ereigniß vorläufig verbuͤrgt.
Semlin, 16. Nal. In Bosnien gewinnt die Inſur⸗ rection immer mehr Verbreitung. Der Paſcha von Travnik, der ſich Verhaltungsbefehle aus Konſtantinppel erbat, nach⸗ dem er die erſten Keime der Inſurrection entdeckt und dort⸗ hin gemeldet hatre, erhielt den Auftrag vom Sultan, die Raͤdelsfuüͤhrer ſogleich enthaupten. Allein ſey es, daß dieſe Wink von dieſem Befehl erhielten, oder daß ſie es ohne⸗ dies beſchloſſen hatten, er wurde von den Inſurgenten am 9. M. in ſeinem Pallaſte zu Travnik, nach andern im La⸗ ger, umgebracht. Er war ihnen deſonders verhaßt, weil er das neue Militairſyſtem des Sultans zu befördern trach⸗ tete. * — In Servien herrſcht bis jetzt die tiefſte Ruhe. — Unverdürgten Privat⸗Nachrichten aus Buchareſt zufolge ſol len die Ruſſiſchen Behörden 15 Perſonen verhaftet haben, die deſchuldigt ſind, die Peſt abſichtlich nach Buchareſt ge’ bracht zu haden.
— Ein Schreiben aus Wien vom 25. Jult im neueſten Blatte derſelben Zeitung) meldet: Die in Bosnien ausge brochenen Unruhen, welche hauptſachlich durch den Befehl, die Truppen auf Europaͤiſche Art zu organiſiren, veranlaßt wurden, ſind noch nicht beigelegt, Und haben dem Ajan von Gradaſacz, Huſſein Beg, welcher es gewagt hatre, ſich nach der neuen Vorſchrift zu kleiden, das Leben gekoſtet. Der Weſſier von Bosnten, ſo wie der von Konſtantinopel abge ſendete Kapidſchi Baſcha, werden in der Citadelle von Sara jevo blokirt, und man fuͤrchtet für ihr Leben. Das in dem Lager von Sarajevo verſammelte Truppen⸗Corps hat ſich aufgelöſt; die Soldaten ſind theils in ihre Heimath gezogen, theils haben ſie ſich in den Gebirgen und Wäͤldern zerſtreut, wo ſie auf eigene Rechnung einen Raubkrieg führen. Vor dieſem eigenmäͤchtigen Aufbruch der Truppen ſollen die Wort⸗ fuͤhrer unter ihnen den gegenwärtigen Krieg mit Rußland für ungerecht, und die eingeführten Neuerungen fuͤr den Vorſchriften des Koran zuwiderlaufend mit dem Beiſatze er⸗ klärt haben, daß der Großherr ſich dadurch aller Rechte auf die Regierung verluſtig gemacht habe, und Niemand mehr, unter welchem Namen es auch geſchehe, Steuern an ihn zu bezahlen ſchuldig ſey. Dieſe ärgerlichen Auftritte haben in ganz Bosnien Schrecken erregt, und man erwartete mit Un⸗ geduld die Ankunft neuer Truppen, um die Ordnung herge⸗ ſtellt zu ſehen. 8 i einem, von demſelben Blatte mitgetheilten Aus⸗ zuge aus einem aͤlteren Handelsſchreiben aus Konſtantinopel (vom 26. Juni) heißt es: Der Aufſtand im Paſchalik Erze tum beſtaͤtigt ſich, und da man weiß, daß es der Sit der geflüchteten Jan tſcharen iſt, und daß General Paskewitſch
*) Vergleiche die im vorgeſtrigen citun mitgekheilten Nachrichten 209 — nisrsrdz nün