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No 203.

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Angekommen: Der General⸗Major und Inſpecteur der iſten Ingenieur⸗Inſpection, von Reiche, von Granſee.

Zeitungs⸗Nachrichten.

Ausland.

Frankreich. a. Pairs⸗Kammer. In der Sirzung vom 29. Juli wurde zuvöͤrderſt der Graf v. Nanſouty, welcher bereits un⸗ term 5. Novemder v. J. zum Pair ernannt worden war, dem indeſſen ſein unzureichendes Alter bisher nicht erlaubt hatte, in der Kammer ſeinen Sitz einzunehmen, aufgenom⸗ len. Hierauf begannen die Verathungen über den Geſetz⸗ atwurf wegen des deſinitiven Rechnungs⸗Abſchluſſes fuͤr das Jahr 1826, in deren Laufe ſich der Baron Pasquier, die Prafen v. Ambrugeac, v. Tournon und Moleé, Baron v. Monville, der Graf v. Villèle, der Kriegswiniſter, und der General⸗Director der Brücken und Chauſſeen vernehmen ließen. Am folgenden Tage ſollte die Discuſſion fortgeſetzt werden, 8 eputirten⸗Kammer. In der Sitzung vom 8 Juli wurden die Berathungen uͤber das Ausgahe Bud⸗ t fortgeſetzt und beendigt. Bei den Ausgaben fuͤr die Verwaltung der indirecten Sreuern hatte die Commiſſion auf die Summe von 28, 765,700 Fr. für die Tabacks⸗Regie eine Erſparniß von 100,000 Fr. in Antrag gebracht. Herr Durand d' Elecourt bhielt das lich für die nördlichen und weſtlichen Departements fuͤr ſehr druͤckend, und verlangte, daß daſſelbe nach deſſen Ablaufe im Jahre 1830, nicht ferner erneuert werde. Der Baron Bacot de Romand widerſetzte ſich dem Antrage der Com⸗ ſſion, da bereits Tages zuvor auf daſſelbe Kapitel eine ſparniß von 300,900 Fr. gemacht worden ſep. Nach eini⸗ n Bemerkungen des Finanz⸗Miniſters wurde auch der dachte Antrag verworfen, und man ging zu dem Kapitel r Poſt⸗Verwaltung üͤber. Die Koſten der Central⸗ Verwaltung belaufen ſich auf 2,257,281 Fr. Der General⸗ oſt Director Marquis v. Vaulchier beſtieg vorweg zur eee derſelben die 95 äußerte derſelde, „die man ſich in neuerer Zeit geage Poſtweſen erlaubt hat, noͤthigen mich, * de h⸗ u vertheidigen. Der Poſt⸗Verwaltung liegt die dreif 1 ve⸗ eifache flicht ob, die amtliche, wie die Privat⸗Correſpondenz regel⸗ mäͤßig, ſicher und ſchnell zu befoͤrdern, die tarifmaͤßigen . bühren zu erheben, und die eingegangenen Gelder in den Staatsſchatz fließen zu laſſen. Unterſuchen wir jetzt, ob dieſe Pflichten erfuͤlt worden ſind.“ Nachdem der Redner der zahlreichen Verbeſſerungen erwaͤhnt hatte, welche das Poſt⸗ weſen namentlich dem Herzoge von Doudeauville zu verdanken habe, erinnerte er daran, wie eine jede ſolche Verbeſſerung dem Schatze mehr einbringe als ſie ihm koſte. Zum Beweiſe, er hinzu, brauche man nur das Jahr 1821 mit dem la fenden Jahre zu vergleichen, woraus ſich ergebe, daß in dieſem Zeifraume die Ausgabe ſich um 4 Millionen, die Ein⸗ nahme aber um mehr als 8 Millionen vermehrt habe; das eld, welches man ſonach auf die Vervollkommnung des oſtweſens verwende, ſey immer wohl angelegt. Am Schluſſe einer Rede gedachte der General⸗Director noch der Beſchul⸗ digungen, die in den öffentlichen Blättern gegen die Poſt⸗ tung bei Gelegenheit einiger verloren gegangener Geldhriefe angebracht worden ſind, und behauptete, daß die

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Tabacks⸗Monopol nament⸗

„Die Angriffe,“ Curer nicht mehr.

2 8. de Berlin, Donnerſtag den 7ten Auguſt. S

angefuͤhrten Thatſachen zum Theil erfunden, zum Theil uͤber⸗ trieben worden ſeyen. Der Baron v. Brigode beruͤhrte in ſeiner Antwort nur dieſen letzteren Gegenſtand. „Wie geht es zu“ fragte er, „daß eine Verwaltung, an deren Spitze ein Chef ſteht, der uns als ein rechtlicher Mann bekannt iſt, ſich ſo heftige Vorwuͤrfe zugezogen hat? Ich will es Ihnen ſagen, meine Herren: das Publikum be⸗ klagt ſich nicht daruͤber, daß einzelne Geldbriefe verloren gegangen ſind, ſondern daß große und kleine, ſchwere und leichte Briefe, mehr oder weniger geſchickt, entſiegelt worden ſind. Jedermann mußte ſich, nachdem er ſich hiervon uͤber⸗ zeugt hatte, ſagen, daß hier nicht bloß Habſucht, ſondern ein politiſches, mindeſtens ein polizeiliches Intereſſe im Spiele ſey, und daß die Regierung ſelbſt um dieſe Mißbraͤuche wiſſe. Alſobald erhoben ſich zweierlei Beſchuldigungen gegen die Poſt⸗Verwaltung: Einmal, daß ſie, unter dem Vorwande politiſcher Nachforſchungen, ihr Amt treulos verrichte, und zweitens, daß, unter demſelben Vorwande, ihre Beamten zuweilen einer gefährlichen Verſuchung unterliegen, wenn ſie in den Briefen, ſtatt Politik, Bankzettel oder Wechſel finden. Giebt es ein Mittel, die Poſt⸗Verwaltung von dergleichen aͤrgerlichen Beſchuldigungen zu reinigen und ihr das Ver⸗ trauen des Publikums zuruͤckzugeben? Allerdings. Einerſeits erklaͤre die Regierung, daß kein politiſches Intereſſe die Er⸗ oͤffnung der Briefe erheiſche, und andererſeits unterwerfe man, in Folge einer ſolchen Erklaͤrung, die Poſt⸗Verwaltung einer ſtrengen Controlle, damit Niemandem auch nur der leiſeſte Zweifel üͤber die treue Bewahrung des Brief⸗Geheim⸗ niſſes mehr bleibe.“ Der Redner ſuchte hierauf zu bewei⸗ ſen, daß ein ſolches politiſches Intereſſe in der That nicht vorhanden ſey, da, was das Ausland anbetreffe, wichtige Depeſchen der Poſt nicht anvertraut würden, und da, um die öͤffentliche Meinung im Lande ſelbſt kennen zu ler⸗ nen, man ſeit der Einfuͤhrung der Preßfreiheit nur die Zei⸗ tungen befragen duͤrfe; denn wo es auf Verſchwoͤrungen ankäme, waͤren die Aufruͤhrer wohl vorſichtig genug, daß ſie ihre ſtrafbaren Plaͤne nicht der Poſt anvertrauen würden. „Seit 14 Jahren“, fuhr Herr von Brigode fort, „ſucht Niemand mehr ſeine politiſche Meinung zu verbergen. Je⸗ dermann weiß heutiges Tages, daß wenn er beſiegt iſt, ihm nichts Beſſeres zu thun uͤbrig bleibt, als ſeine Meinung auch ferner zu behaupten, und geduldig abzuwarten, bis die Fehler ſeiner Gegner ihn wieder in Anſehen bringen. (Allgemeines Geläaͤchter.). So haben wir ſelbſt an dem Tage gehandelt, als einer unſerer Collegen in den ſeltſamen Irrthum verfiel, uns in recht verbindlicher Weiſe zu ſagen: Frankreich bedarf

(Gelaͤchter. Aller Augen wenden ſich nach dem Platze, wo der Graf von la Bourdonnaye ſitzt) So handelt dieſer unſer College ohne Zweifel ſelbſt, indem er darauf wartet, daß ſeine Prophezeihung, wonach das Jahr 1793 bald zuruͤckkehren ſoll, in Erfüllung gehe.“ (Abermali⸗ ges Geläaͤchter.) Nachdem der Redner noch einige Miß⸗ braͤuche, die angeblich bei dem Poſtweſen ſtatt finden, be⸗ zeichnet hatte, ſchloß er mit dem Wunſche, daß die Verſammlund ſeine Bemerkungen in Erwaͤgung ziehen moͤge, damit die Po Verwaltung in der öͤffentlichen Meinung wiederhergeſtellt werde. Hr. Petou verlangte, daß die Kaufleute fuͤr die verloren gegangenen Wechſel entſchaͤdigt werden, und daß die Ver⸗ waltung das Verſprechen gebe, ähnlichen Mißbraäuchen für die Folge vorzubeugen. Hierauf wurde das Gehalt des Ge⸗ neral⸗Directors von 50 auf 40,000 Fr. herabgeſetzt. Ueber einen andern Antrag der Commiſſion, die Gehalter der drei Poſt⸗Verwalter und des General⸗Secretairs im Geſammt⸗ 2 von 60,000 Fr. um 12,000 Fr. herabzuſ⸗

. zuſetzen, erhob ſich eine ſehr lebhafte Debatte. Der Finanz⸗Miniſter widerſetzte ſich dem Antrage, wogegen Hr. Petou die Er⸗ ſparniß gar auf 20,000 Fr. arbsht wiſſen wollte. Der Ge⸗

[Poſt⸗Director berief ſich auf die G beae e. asaus f die Gerechtigkeit der Kam⸗

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