gegen daſſelbe einlaſſen zu wollen. Ich habe in dieſen letzten Siz⸗ zungen Reden gehoͤrt, welche mir und ganz Frankreich viel Ver⸗ gnügen gemacht haben. (Unterbrechung von der rechten Seite.) In der Sache ſelbſt bemerke ich, auf die Aeußerung des Miniſters des Innern, daß der verlangte Rechnungs⸗Druck den Depar⸗ tements neue Koſten verurſachen wuͤrde, daß dieſe Koſten nur ſehr unbedeutend ſeyn wuͤrden; wogegen die Bekannt⸗ machung das Gute hat, daß ſie die Handlungen der Gene⸗ ral, Departements⸗Raͤthe, die nach iyhrer Zuſammenſtellung nicht hinlaͤngliches Vertrauen einfloͤßen koͤnnen, ans Tages⸗ licht foͤrdert. (Heftige Unterbrechung. Einige Stimmen zur Rechten: Dies iſt ſehr verbindlich fuͤr Einige von uns, die Mitglieder von General⸗Raͤthen ſind). Ich ſpreche nicht von Perſonen; ich ſage nur, daß nach der Art, wie die General⸗ Raͤthe ernannt werden, ſie nicht hinläangliches Vertrauen einfloͤßen koͤnnen. (Abermaliges Murren.) Ich glaube, nichts geſagt zu haben, was eine ſo heftige Unterdrechung verdiene; ich ſpreche nur von der Zuſammenſtellung der General⸗Raͤthe. (Dieſelben Stimmen zur Rechten: Das ſſt unſchicklich! eine Beleidigung!) Ich verlange Ruhe, und habe ein Recht dazu.“ Der Praſidenr: „Der Redner darf nicht unter⸗ brochen werden, und die Art, wie er ſich ausdruͤckt, laͤßt uͤber ſeine wahre Abſicht keinen Zweifel.“ Stimmen zur Rech⸗ ten: „Er ſpreche uͤber das Amendement!“ Herr B. Con⸗ ſtant (heftig): „Dies haͤtte ich laͤngſt gethan, wenn Sie nicht ſo guͤtig waͤren, mich beſtändig zu unterbrechen, und ich werde es thun, ſobald Sie das mir ſchuldige Stillſchweigen beobachten.“ Nachdem der Praͤſident den Redner zur Mäßigung ermahnt hatte, ſchloß dieſer, indem er im Allgemeinen den Gruͤnden des Hrn. Dumeilet beitrat, und ſonach deſſen Amendement unterſtuͤtzte. Der Miniſter des Innern beſtieg ſofort die Rednerbuͤhne und erklärte, wie es durchaus nicht ſeine Abſicht geweſen ſey, den Rechten der Kammer zu nahe zu treten und von den achtbaren Mitgliedern derſelben zu ver⸗ langen, daß ſie ihre Amendements zuvor den Miniſtern mit⸗ theilen; wie er es aber fuͤr Recht und Pflicht gehalten habe, die Kammer darauf aufmerkſam zu machen, daß es fuͤr ſie ſelbſt ſehr gut ſey, wenn ſie von den ihr zu machenden Vor⸗ ſchlaͤgen zuvor Kenntniß habe, damit ſie mit voller Sach⸗ kenntniß daruͤber urtheilen koͤnne. „Ich kann aber,“ ſchloß derſelbe, „dieſe Tribune nicht verlaſſen, ohne mich meiner⸗ ſeits üͤber die Art und Weiſe zu beſchweren, wie man ſich über die Zuſammenſtellung der General⸗Raͤthe geäußert hat (Hört!). Ich begreife wohl, daß man ciuige Veraͤnderug⸗ gen und Verbeſſerungen in dieſer Beziehung verlangen kant, aber ich verſtehe nicht, wie man von dieſer Tribune herabd behaupten konnte, daß die Mirglieder der General⸗Räthe kein Vertrauen verdienten; ich begreife vorzuͤglich nicht, wie man ſo etwas in Gegenwart von 1590 bis 2½2 qDeputirten ſagen konnte, die ſelbſt Mitglieder von General⸗Raͤthen ſind. (Stimmen zur Rechten: Freilich! Der Ausdruck war ſehr unſchicklich!) Wenn ſich auch dieſe Raͤthe anders und beſſer als gegenwartig zuſammenſtellen laſſen, ſo iſt es doch nicht minder erwieſen, daß ſie ſchon jetzt aus achtungswerthen Maͤnnern, aus Eigenthuümern beſtehen, die das Vertrauen ihrer Mitbuͤrger verdienen, und auck erhalten. Es war da⸗ her nicht angemeſſen, ſie auf ſolche Weiſe anzugreifen.“ Hr. B. Conſtant erklärte zu ſeiner Rechtfertigung von ſeinem Platze, daß er nicht ein Wort von dem geſagt habe, was der Miniſter behaupte; er habe nicht geäußert, daß die Mit⸗ glieder der General⸗Raͤthe kein Vertrauen verdtenten, ſondern bloß von der Art der Zuſammenſtellung derſelben geſprochen; eben ſo wenig habe er, wie der Miniſter ſolches behaupte, denſelben beſchuldigt, daß er die Rechte der Kammer ver⸗ kannt oder verletzt habe. Hiermit war der Streit beendigt. Hr. Duvergier de Hauranne trat noch zur Unterſtüz⸗ zung des Amendements des Herru Dumeilet auf, werauf daſſelbe mittelſt einer Maſoritär, die ſich aus der linken Seite, dem linken Centrum, und einem Theile des rechten Centrums bildete, angenommen wurde. Dieſes Reſultat er⸗ regte eine große Bewegung im Saale. Ein zweiter Zu⸗ ſatzArtikel des Herrn Duris⸗ Dufresne fand keine weirere Unterſtuͤtzung, und ein Dritter des Herrn Benjamin De⸗ leſſert, in Betreff der Sparkaſſen wurde, nach einer Erklä⸗ rung des Finanz⸗Miniſters, von demſelben wieder zuruͤckge⸗ nommen. Der ſechſte und letzte Artikel des Einnahme⸗ Bud⸗ gers enthält die allgemeine Beſtimmung, daß die Erhebung aller in dem Geſetze nicht beſonders aufgeführten directen und indirecten Steuern verboten ſey, und daß diejenigen Behoörden, die ſich eine ſolche erwa ertauben möchten, als der Erpreſſung ſchuldig, gerichtlich belangt werden ſollen. Nachdem auch dieſer Artikel noch angenommen worden war, wurde uͤber das geſammte Einnahme⸗Budget abgeſtimmt und daſſelbe mit 294 gegen 34 Stimmen angenommen. Am

Schluſſe der Sitzung erklärte der Präſident, daß die Kam⸗ mer ſich in den nächſten Sitzungen mit folgenden Gegenſtän⸗ den zu beſchaͤftigen haben werde. (Gelächter); wenn ſie naͤm⸗ lich noch vollzaͤhlig ſey, fuͤgte Hr. Royer⸗Collard hinzu. (Abermaliges Gelaͤchter):

1) Mit dem Commiſſions⸗Berichte uͤber die Propoſition des Hrn. Labbey de Pompleres;

2) Mit dem Geſetz⸗Entwurfe in Betreff der Dotation der Pairs⸗Kammer;

) Mit dem Commiſſions⸗Berichte uͤber dle Propoſition des Grafen Gasëtan v. la Rochefoucauld in Betreff des Staats⸗Raths; endlich:

4) mit einer Propoſition des Barons von Puymaurin wegen der Thor⸗Gefaͤlle. (Mehrere Stimmen: Von dem Allen wird nichts mehr zur Berathung kommen!) Die Siz⸗ zung wurde um 4 Uhr aufgehoben.

Paris 4. Auguſt. Die Herzogin v. Berry, welche von Bayonne aus am 25. v. M uber die Bidaſſoa gegangen, und, nachdem ſie die Faſanen⸗Inſel, ſo wie Fontarabta und Irun beſucht hatte, uͤber Bayonne nach Pau zuruͤckgekehrt war, iſt am 29. v. M. von dort nach Saint⸗Sauveur auf⸗ gebrochen. Auf dem Wege dorthin, beſuchten J. K. H. das Schloß Courraze, wo Heinrich IV. ſeine erſten Kinderjahre zugebracht hat.

Die Infantin Maria Anna von Portugal hat am 1. d. M. mit ihrem Gemahle dem Marquis von Loulé dieſe Hauptſtadt verlaſſen, und ſich nach London begeben.

Das Departements⸗Wahl⸗Collegium zu Arras (Depar⸗ tement des Pas de Calais) hat an die Stelle des verſtorbe⸗ nen Oberſten Grafen v. Bryas den liberalen Candidaten, Staats⸗Rath Allent, mit 126 Stimmen zum Deputirten ge⸗ wählt. Sein Mitbewerber, der ehemalige Deputirte, Baron v. Coupigny, hatte 120 Stimmen.

In dem Moniteur lieſ't man nachſtehenden, dem An⸗ ſcheine nach amtlichen, Artikel: „Mehrere Zeitungen haben uͤber die Expedition, welche in Toulon vorbereitet wird, näͤ⸗ here Details gegeben. Truppen, Artillerie⸗Material, Subſt⸗ ſtenz⸗ Mittel. Verwaltungs⸗Perſonal, Transport⸗Mittel, Schiffszahl, nichts iſt vergeſſen worden, ja nicht einmal der Landungs⸗Punkt, welcher doch erſt nach dem Eingange der zu ge⸗ waͤrtigenden Auskunft beſtimmt werden kann. Man iſt ſogar ſo weit gegangen, daß man einem Offtzier (Dberſt Fabvier), deſſen Name ſchon kange nicht mehr in der Armee⸗Liſte ſteht, ein Commando gegeben hat. Jedermann hat ſeine Berechnun⸗ gen gemacht, und man wuͤrde befürchten müſſen, daß der von dem Abgange und der Stärke der Expedition gehörig unterrichtete Feind ſeinen Kriegsplan mit aller Muße veraͤn⸗ dern koͤnnte, wenn jene Vermuthungen nicht, gerade wegen ihrer großen Verſchtedenheit, das Gute haͤtten, daß ſie den⸗ ſelben irrezufuͤhren und Ungewißheit zu verdreiten geeignet ſind. Alle jene verſchiedenen Geruͤchte, welche bloß ver⸗

dreitet werden, um eine unerſättliche Neugterde zu befriedie

gen, ſcheinen uns nicht in das Gehiet derjenigen Oeffent⸗ lichkeit zu ſchlagen, wie ſie mit Recht als eine Bürg⸗ ſchaft der verfaſſungsmäßigen Reglerung verlangt wird. Wir kennen einen Nachbarſtaat, wo die öffentlichen Bläͤtter, was auch ihre Farbe ſein möge, es ſich zum Geſetze machen, uͤder auswaͤrtige Projecte ein heiliges Stillſchweigen zu be⸗ obachten. Es entgeht ihrem Scharfſinne nicht, daß die un⸗ beſtimmteſten Nachrichten Aufmerkſamkeit erregen, und zu⸗ weilen Hinderniſſe zu Wege bringen koͤnnen. Dieſe kluge Zuruͤückhaltung wird von einer wahren Liebe zum Lande ge⸗ boten. Wir wollen hoffen, daß unſere Zeitungen einſehen werden, daß der Patriotismus ſich auch durch Stillſchweigen ankuͤndigen könne.“

„Das Einnahme⸗Budget,“ ſagt der Meſſager des Cham⸗ bres, „iſt wie das Ausgabe⸗Budger mit großer Stimmen⸗ Mehrheit angenommen worden. Dieſes gute Vernehmen zwiſchen der Verwaltung und den Kammern wird der Regle⸗ rung erlauben, den royaliſtiſchen und verfaſſungsmäßigen Weg, den ſie ſich gebahnt hat, ungehindert zu verfolgen. Die Berathung uͤber das Einnahme⸗ Budget iſt durch die ſtrengrechtlichen Erklarungen des Fimnanz⸗Miniſters beſonders merkwuͤrdig geworden. Letztere haben den vollen Beifall einer vorſichtigen Kammer gefunden, die es vorgezogen bat⸗ in Creditſachen bei poſitiven Reſultaten ſtehen zu blelben⸗ als ihre Berechnungen auf Hoffnungen und Wahrſcheinlich⸗ keiten zu gruͤnden.“

Der Conſtitutionnel meint, daß die Deputirten⸗Kammer ihre Sitzungen nicht ſaglic auf eine verfaſſungsmäͤßtgere und wuͤrdigere Weiſe haͤtte beſchließen koͤnnen, als durch die Annahme des (oben erwahnten) Amendements des Hrn. Du⸗

meilet, wodurch ſie dem großen Prinzipe der Oeſſentlichkeit,