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ſehr ſtreng; bei dden Seiten dieſes Geſtirns leuchtende Strahlen, die man in Sibirien die Sonnen⸗Ohren nennt; um 10 Uhr Morgens dverwandelke ſich dieſe in glanzende Neben⸗Sonnen. Ein unermeßlicher weißer Lichtſtreif ging wie ein Kometen⸗Schweif von der Sonne aus, die ſich bereits zu einer betraͤchtlichen Hoͤhe erhoben hatte, und nahm ſeine Richtung nach Peſhen. Darauf bildete ſich auf dem ganzen Umfang der Athmo⸗ ſpbaͤre ein regelmäßiger Kreis um ſieben blaſſe ſtrahlenloſe ZEb die in gleichem Abſtande von einander und von der wahren Sonne, ſichtbar wurden. Dieſe letztere ſpiegelte in der Athmoſphare vier große weiße Kreiſe, die durch ihre Stellung eine Pyramide abgaben, und von denen zwei von dem obenerwaͤhnten Kreiſe umgeben waren; die zwei andern aber in dem der Sonne entgegengeſetzten Theile des Horizonts ſich befanden. Man bemerkte, daß dort 4 Zirkel in dem großen ſeyn mußten, doch war einer derſelben durch das Licht der Sonne uͤberſtrahlt, und man erblickte nur die Haͤlfte des andern, leuchtend von lebhaften Iris⸗ Farben. Schade daß dieſes Phaͤnomen, das bis Nachmit⸗ maag waͤhrte, nicht von Sachverſtaͤndigen beobachtet worden iſt. Kiew, 29. Juli. Vom 18. Juni bis zum 6. Juli mar, ſchirten hier folgende Garden Sr. Kaiſerl. Majeſtar durch: die Pawlowſche, die Ismailowſche, die Garde⸗Artillerie zu Fuße und zu Pferde, die Leib⸗Grenadiere, die Semenowſche, Meskowiſche und Preobraſhenſkiſche Leib⸗Garde und die Com⸗ pagnie der Congrevſchen Raketen. Sie wurden unweit die⸗ ſer ehemaligen Hauptſtadt Rußlands, am Dnepr, von der uͤrger⸗Garde, die ihnen mit ihrem Befehlshaber an der pitze, in der alterthͤmlichen Ruͤſtung mit ihren Fahnen, ntgegenritt, feierlich empfangen, und durch die Stadt ge⸗ leitet, die mit den Gefuͤhlen der innigſten Freude und Ve⸗ wpunderung die tapfern Vertheidiger des Vaterlandes be⸗ grruͤßte. Feſte reiheten ſich an Feſte; und alle Soldaten wurden von der Buͤrgerſchaft bewirthet. EFiflis, 2. Auguſt. Am 17. v. M. traf der Ruſſiſche bevollmaͤchtigte Miniſter am Perſiſchen Hofe, Etatsrath Gri⸗ bojedow aus St. Petersburg hier ein. Das zuſammengezogene Leibgarde⸗Regiment, welches ſich ſeit 1826 in Gruſien befand und gegenwäͤrtig auf Allerhoͤch⸗ ſten Befehl nach St. Petershurg zuruͤckkehrt, ruͤckte am 19. Juli aus Tiflis und lagerte ſich 3 Werſte vor der Stadt in der Gegend von Saburtano am Fluſſe Wäͤra zur Vollzie⸗ hlung eines feierlichen Gebetes, worauf der hochwuͤrdige Erxarch des Landes, Metropolit Jonas, die ruhmbedeckten Krieger zum weitern Marſche einſegnete. Am folgenben Tage um 3 Uhr Morgens brachen die Truppen ihr Lager ab und machten ſich auf den Weg. Der Feldzug dieſes Garde⸗Regiments in Perſien, das, aus der Kalſerſtadt des Nordens angelangt, zugleich mit den ſieggekroͤnten Truppen des Kaukaſiſchen Corps in die Hauptſtadt von Ardebeidſhan einruͤckte, die Ehrenwache bei dem Erben des Thrones von Iran hatte, und Perſiens Gold nach der Hauptſtadt von Gruſien geleitete, iſt ein Ereigniß, das die Geſchichte auf⸗ zeichnet. Dieſes Regiment zieht jetzt heim mit den Trophaͤen, —88 die Ruſſiſchen Waffen im Verlaufe des letzten Krie⸗

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ees errungen haben, und unter denen ſich der Thron des Abbas Mirza befindet, der von Seiner Majeſtät dem Kaiſer zur Aufſtellung in der Waffenpfalz zu Moskwa beſtimmt iſt; fer⸗ ner 7 Kanonen, von Perſiſchen Meiſtern, während der Ruſ⸗ ſiſchen Verwaltung der Provinz Adzerbeidſhan, im Stuüͤck⸗ hofe zu Tauris gegoſſen, und zwei Gemäͤlde aus dem Schloſſe Udſhansk mit der Darſtellung der Siege des Abbas Mirza. Der koſtbarſte aber aller dort gewonnenen Schätze iſt wohl fuͤr die gelehrte Welt die Bibliothek von Ardehil, welche der Graf Suchtelen bei der Einnahme jener Stadt erbeutete. Sie wurde 1013 nach der Hedſchra zuerſt begruüͤndet. Der dazumal regierende Schach Abbas I. deponirte die von ihm geſammelten Manuſcripte in einer Moſchee, die er zum An⸗ denken ſeines Großvaters Scheikh Sopht an eben dem Platze errichtete, wo dieſer Stammherr der Dynaſtie der Sophis begraben liegt. Die Perſer⸗Schachs werden in Ardebil ekröͤnt. 8

1 Am 5. Jult reiſte der Patriarch von Armenien, Ephralm, aus Tiſlis nach dem Kloſter Etſchmiadzin im Ararat, ab. Dieſer 85ſährige Greis verließ 1821, um den Bedraͤngungen ter Glaubens⸗Fremdlinge zu entgehen, ſeinen Patriarchen⸗ ſtuhl, damals innerhalb der Graͤnzen Perſiens im Chanat von Erivan belegen, und ſuchte eine Zuflucht im Agnat⸗Klo⸗ ſter in dem Gebiete von ſchalinsk, von wo er 1826, waͤhrend der Unruhen des beginnenden Krieges, ſich vor den Verfolgungen des Feindes nach Tiftis fluͤchtete. Gegenwär⸗ tig erfreut ſich die Geiſtlichkeit von Erſchmiadzin, beſchirmt

3 rusitrünt .222 einer freien und ruhigen Aus⸗

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u.—“ Aufgang der Sonne bemerkte man zu bei⸗

11u“

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übung ihrer Gebraͤuche, und das Haupt der Armeniſchen

Confeſſion kehrt nach Armenien zuruͤck. Unbeſchreiblich ruͤh⸗ rend war der Abſchied des reiſenden Patriarchen von Tiflis. Einige Tage nach einander draͤngte ſich das Volk vor ſeiner Zelle, und jeder ſehnte ſich, ſeinen Segen zu erhalten. Die dargebrachten Opfer fuͤr den Altar in Etſchmiadzin überſtei⸗ gen jede Vorſtellung.

Der Commandeur des abgeſonderten Kaukaſiſchen Corps, Graf Paskewitſch von Erivan, hat am 10. Juli eine Behoͤrde zur einſtweiligen Verwaltung des Paſchaliks von Kars errichtet, und den Obriſt des Grenadier⸗Regiments Cherſon, Fuͤrſt Bekowitſch⸗Tſcherkaskji, zum Präſidenten und Chef der in der Feſtung Kars befindlichen Truppen er⸗ nannt. Die Garniſon der Feſtung beſteht aus dem Infan⸗ terie⸗Regiment Krim, dem 2ten Bataillon des 3oſten Jäger⸗ Regunents und 2 Hunderten des Koſacken⸗Regiments Is⸗ walſow. Zur Reparatur der den Tuͤrken abgenommenen Kanonen werden die wirkſamſten Maaßregeln ergriffen. Das active Haupt⸗Detaſchement hat ſein Lager vor Kars

aufgeſchlagen. Frankreich.

Paris, 25 Auguſt. Der geſtrige Moniteur enthält die Verordnung, welche der Koͤnig unterm 20ſten v. M. uͤber die Inſtruction der Criminal⸗Prozeſſe in Guiana, vor⸗ laͤufig und bis daß das peinliche Geſetzbuch den Franzöſiſchen Colonieen in Amerika angepaßt ſeyn wird, erlaſſen hat. Folgendes iſt der Haupt⸗Inhalt derſelben: Alle peinlich an⸗ geſchuldigte freie Einwohner von Guiana ſind befugt, ſich einen Defenſor zu wählen; den Selaven wird ein ſolcher ex officio geſtellt. Der Defenſor hat das Recht, ſich mit ſei⸗ nen Clienten zu beſprechen. Weder im Laufe der Inſtruc⸗ tion, noch vor dem verſammelten Gerichte, ſoll von den Ar⸗ geſchuldigten irgend ein Eid verlangt werden. Die Sitzun⸗ gen ſind oͤffentlich; der Angeſchuldigte und ſein Advokat ſind dabei zugegen und haben ſtets das letzte Wort. Haben ſie zu ihrer Vertheidigung nichts mehr hinzuzufuͤgen, ſo entfer⸗ nen ſich ſofort die Richter zur Berathſchlagung, und das Urtheil erfolgt auf der Stelle. Iſt die Oeffentlichkeit ge⸗ fährlich fuͤr die Ordnung und die guten Sitten, ſo kann die Sitzung auch bei verſchloſſenen Thuͤren ſtatt finden, in wel⸗ chem Falle aber der Gouverneur der Colonie zuvor davon benachrichtigt werden muß. Innerhalb dreier Tage nach er⸗ folgtem Urtheile kann auf Caſſation angetragen werden. Der condemnirte Theil hat zugleich die Prozeß⸗Koſten zu tragen. Iſt es aber ein Sclave, ſo fallen die Koſten der Colonial⸗Kaſſe zur Laſt. Die Herzogin von Berry iſt am 16ten Nachmittags in Tarbes angelangt. Am folgenden Tage Morgens um 8 Uhr begaben J. K. H. ſch nach dem zu dem Pferderen⸗ nen beſtimmten Platze, wo ein geſchmackvoll verziertes Zelt zu Hoͤchſt Ihrem Empfange aufgeſchlagen war. Ueder 10,000 Zuſchauer aus dem Orte ſelbſt und der ganzen Um⸗ gegend hatten ſich zu dem Feſte verſammelt. as Pferde⸗ rennen dauerte 2½¾ Stunden, und die Prinzeſſin vertheilte ſelbſt die Preiſe. Gegen Mittag ſetzten J. K. H. die Reiſe nach Auch fort, wo Sie um 6 Uhr anlangten, daſelbſt uͤbernachteten, Sich am folgenden Tage nach Agen begaben und nach einem 855 Aufenthalte daſelbſt über Nerac und Condom nach St. Sauveur zurüuͤckkehrten.

Man hat berechnet, daß bei guͤnſtigem Winde die Eype⸗ dition nach Morea gegen Ende nſes Monats an den Kuͤſten des Peloponneſes anlangen kann; die Nachricht von ihrer Ankunft läßt ſich ſonach nicht vor dem 10. bis 15. Septem⸗ ber erwarten. Fuüͤr den Fall, daß die Schiffe ſich einander aus dem Geſichte verlieren ſollten, ſind ihnen die Saptenza⸗ Inſeln bei Modon zum Vereinigungs⸗Punkte 2

worden. Aus Marſeille wird unterm 18ten d. M. gemeldet, daß b der Befehl daſelbſt eingegangen ſey, Alles zur Einſchiffung von 500 Pferden vorzubereiten. Da keine disponiblen Fran⸗ zoͤſiſchen Transport⸗Fahrzeuge mehr auf der Rhede vorhan⸗ den waren, ſo vermuthete man, daß die Einſchiffung auf Engliſchen Schiffen, welche binnen 2 in Toulon oder Marſeille erwartet wurden, geſchehen wuͤrde.

„Der oberſte Kriegs⸗Rath,“ ſagt der Courrier⸗frangais, „fährt fort, ſich mit vieler Thätigken mit der Reorganiſatton der Armee zu beſchoͤftigen. Die Haupt⸗Grundſagen des neuen Syſtems ſcheinen bereits deſinitiv feſtgeſtellt zu ſeyn; wir würden danach, nach dem Beiſpiele Preußens und mehre⸗ rer anderen Europälſchen Maͤchte, eine active und eine Re⸗ ſerve⸗Armee haben; in belden wuͤrde die Dienſtzeit auf drei Jahre feſtgeſetzt werden; die verſchiedenen Corps, woraus die Reſerve gebildet wird, würden nach den Landes⸗Bezirken

vertheilt werden, und ſich alljaͤhrtich nur einmal auf .