7

L2 EIEE

ur Allgemeinen Preußiſchzen Staats⸗Zeitung Nr.

8

2 Inland. 1 Köln, 28. Auguſt. Auf dem Rheine herrſchte im Mo⸗ nat Juli eine große Lebendigkeit im Verkehr, die jedoch im Auguſt wieder merklich abgenommen hat. Die Dampfſchiff⸗ fahrt hingegen, ſowohl zwiſchen Antwerpen und Koͤln, als zwiſchen Koln und Mainz, erfreut ſich eines quten Fortgan⸗ ges. Die Waaren⸗Ladungen wie auch die Perſonen⸗Trans⸗ porte, geben zu den erfreulichſten Reſultaten Veranlaſſung, und der ausnehmend hohe Waſſerſtand beguͤnſtigt dieſe Schiff⸗ fahrt in einem hohen Grade. Das eensſſchte Agrippina liegt indeſſen noͤch immer im hieſigen Hafen, weil die Preu⸗ ßiſch⸗Rheiniſche Dampfſchifffahrts⸗Geſellſchaft durch das nicht defriedigende Ergebniß der zweimaligen Verſuche abgeſchreckt worden iſt, daſſelbe in den Dienſt zwiſchen Mainz und Koͤln eintreten zu laſſen. In einigen Tagen wird fuͤr Rechnung der Niederlaͤndiſchen Dampfſchifffahrts⸗Geſellſchaft hier ein Dampſſchiff, fruͤher „James Wert“ genannt, erwartet, wel⸗ ches unter den Namen „die Stadt Koͤln“ woͤchentlich ein⸗ mal von Antwerpen nach Koͤln und zuruͤckfahren ſoll, daſ⸗ ſelbe hat 2500 Tentner Waaren geladen und iſt bloß fuͤr Waaren⸗Transporte beſtimmt.

b Das, wöheea * größten Theils der Monate Juli und Auguſt anhaltende Regenwetter hat die Ausſichten zu einem reichen und guten Herbſte ſehr getruͤbt, in Hinſicht der Qualität des Weins würde man ſchon zufrieden ſeyn, wenn man einen guten und trinkbaren Wein erhielte. Seit einigen Tagen iſt das Wetter zwar beſtaͤndiger, doch duͤrfte dadurch dem Mißwachſe nicht ganz vorgebeugt werden koͤn⸗ nen, da hereits in der erſten Hälfte des Auguſt uͤber die ein⸗ getretene Rohfäulniß der Trauben geklagt ward.

Die Kirche zu St. Cunibert, ein durch edle und groß⸗ artige Formen ausgezeichnetes Gebaͤude, wird jetzt ihren Thurm, eine ihrer vorzuͤglichſten Zierden, muthmaaßlich ein⸗ buͤßen, da derſelbe ſehr ſchadhaft iſt und abgetragen wer⸗ den muß.

In der J. P. Bachem'ſchen Buchhandlung hieſelbſt iſt ſo eben folgendes intereſſante Werk erſchienen:

Käln und Bonn mit ihren Umgehungen. Fuͤr

SpꝓF. Fremde und Einheimiſche. Aus den beſten und

8

vporzüglich aus noch unbenutzten Quellen bear⸗

beitet. Mit einem Grundriſſe von Koͤln. MnI. und 330 Seiten 12. (Prets 1 Rthlr. 15 Sgr.)

Der Banu des neuen Theaters ſchreitet vorwaͤrts. Die höhere Buͤrgerſchule ſoll nun mit dem October, wenigſtens

idern unteren Klaſſen eröffnet werden. f

8 983

Vermiſchte Nachrichten. Belträge zur Geſchichte des Handels, der Manu⸗ 1gtur, en Fabriken, des Bergbaues und an⸗ (Ien ken bandſcheſiſeewerde im Ruſſiſchen Reiche. Bus be woſchriftlichen Original⸗Urkunden im Archiv des epartements des auswaͤrtigen Handels.)

Wir haben fruͤher 1 8 8 aus kinem 077, ſ (zuletzt in. Nr. 130 der Staats⸗Zeit.)

f er Ruhrik von der St. Petersburger Handels⸗Zeitung gegebenen fo , Sees gen gemacht, die bis zun fortlaufenden Artikel Mitthellun⸗

8 zum Regterungs⸗Ende der Kaiſerin ꝓ** gingen. Nachſtehend theilen wir in Verfolg derſelben, der genaunten Quelle weitere Auszüge mit: Die Kaiſerin Eliſabeth fand beim Antritt ihrer Regie⸗ rung, daß verſchiedene von ihrem

3

2 2 ; i veraͤnder en, 8

ſchloß, dieſelben wiederherzuſtellen, 8 7 A ecnen. Die Kleiderpracht e unter der letzten Regierung ſo ſehr im ganzen Reiche überhand genommen, daß Gold und Sülberſtoffe nicht ſelten von L de

. euten aus den niederen tänden getragen wurden. Aus dem Senat erging daher, in disſer Verſchwendung ein Ende zu machen, ein UUkas vom

11. Dec. 1742 an das Tommerz⸗Collegium, fo 2 ſentlichen Inhalts: „Niemand oll Gold und Büüenden ſich tragen, und ſich nicht unterfangen, weder auf der eigenen Bekleidung noch auf den Livréen der Bedienten derglelchen anzubringen, indem dadurch viel Geld aus dem Lande geht. Auch ſoll man die ausländiſchen Kaufleute zeitig von dieſem Befehle in K ſetzen, damit ſie dergleichen Waaren und übermäͤßlg reiche Kleider nicht verſchreiben.“

1 E1“

aea. 8 h beakt

1 1 2 roßen V ne 8 eranſtaltungen in der Adminiſtratiog lets Lsrer geföoſlan⸗ e

——ÿ—ÿx—C—ꝑ—CL—Q—·—

*

Am 10ten Februar 1743 ward der zwiſchen Rußland und England auf funfzehn Jahre erneuerte Freundſchafts⸗ und Handels⸗Tractat vom 4 Dezember des Jahres 1734 ra⸗ tificirt. 3

Der Handel Rußlands mit China hatte ſeit einiger Zeit

die Vortheile nicht gewaͤhrt, die man zu ermwapten berechtigt war, waͤre er nicht durch die Einfuhr Chintzſiſcher Waaren aus andern Landern gedruͤckt worden. Der Senat ertheilte daher dem Commerz⸗Collegium unterm 4. Rovpember 1743 den Befehl, daruͤber zu wachen, daß aus Europa keine Chi⸗ neſiſchen Waaren, wie man ſchon angefangen hatte, derglei⸗ chen nach St. Petersburg zu bringen namentlich ſeidene und baumwollene Zeuge, Rhabarber, Kupfer, Lack und a. Waaren, weder ſeewärts noch landwärts nach Rußland ein⸗ gefuüͤhrt wuͤrden, weil dies dem directen Handel des Reichs mit China, nachtheilig werden duͤrfte. Wegen der bisherigen unordentlichen und ſpaͤten Ver⸗ ſammlung der Kaufleute an der Petersburger Boͤrſe, die nir⸗ gends ſo ſpaͤt kaäͤmen wie das Collegium ſich ausdruͤckt und nirgends ſo lange daſelbſt verweilten, erfolgte auf Vorſtellung des Collegiums am 22. October 1746 ein Befehl aus dem Senat, des weſentlichen Inhalts:; man ſolle zwar nicht, wie das Collegium vorgeſchlagen, einen Zaun vorſchieben, noch eine Strafe von den Kaufleuten einfordern, wenn Je⸗ mand läͤnger als bis 2 Uhr an der Borſe bliebe; allein man ſoll eine Glocke kaufen, und um 2 Uhr mit derſelben laͤuten, um den Schluß der Boͤrſe anzuzeigen, auch ſollen die Zoll⸗ Beamten das Zollhaus und die Makler die Börſe verlaſſen. Die eyſteren ſollen ſich aber Nachmittags in der vorgeſchrie⸗ benen Zeit zur Abwartung ihres Dienſtes im Zollhauſe einfinden.

Die Zollfreiheit, welche die fremden Geſandten bisher genoſſen hatten, wurde nunmehr durch einen Befehl der Kalſerin aufgehoben. Die Verordnung ſollte mit dem Jahre 1748 in Kraft treten, und fuͤr alle Proviſionen und Waaren der fremden Miniſter gelten. Jedoch waren der Roͤmiſch⸗ Kalſerliche und der Großbritaniſche Botſchafter davon aus⸗ genommen, ſo lange ſie in dieſem Charakter ſtehen wuͤrden.

In Bezug auf die Schaͤfereien erſchien unterm 29. Aug. 174 folgender Ukas des Senats an das Commerz⸗Collegium: Kraft des Befehls des hochſeeligen Kaiſers Peter des Gro⸗ ßen, vom 17. Febr. 1720 iſt’s verboten, ſowohl Laͤmmer⸗und Schaafswolle, als Schaafe durch Kiew und die uͤbrigen Grenzplätze auszufuͤhren. (Dieſe Verfuͤgung mag unter den damaligen Umſtänden fuͤr die momentane Verſorgung der Fabriken fuͤr Soldatentuch noͤthig gehalten worden ſeyn. Allein im Allgemeinen iſt der Grundſatz der Staatswirth⸗ ſchaft: „je freier der Abſatz eines Produktes, wonach Nachfrage zur Conſumtion ſtatt findet, iſt, deſto mehr nimmt die Erzeugung des Produktes zu, und mit demſelben der Gewinn fuͤr die Natſon“ durchaus unſtreirbar, und ſowohl theoretiſch als practiſch durchgängig erwieſen, wie ſich auch aus den neueſten Verfuͤgungen der Regierung über den frelen Umſatz dieſes Artikels, ſo wie uͤber die Erleichterung der Pferde“ und Vieh⸗Ausfuhr ſo uͤberzeugend 8ehes⸗

Der Graf Schuwalov hatte uͤber die Bauern Beſchwerde gefuührt, welche bei Archangel auf den Robbenſchlag ausgin⸗ gen, naͤmlich, daß ſie ihren gewonnenen Thran und andere Produkte des Fiſchfangs nicht immer ſeinem Comptoir und ſeinen Commis, wie doch ſein Priwilegium es ihnen zur Pflicht machte, ſondern auch andern Leuten verkauften. Es erging daher ein Ukas des Senats an das⸗Commerz⸗Colle⸗ gium vom 6. Febrnar 1750, worin befohlen wird, daß die gedachten Fiſcher das Produkt ihres Fanges an Niemand als an das Comptoir und die Commis des Grafen Schu⸗ walov bei Strafe der Confiscation verkaufen ſollten.

Damit die Thran⸗Gewinnung nicht von verſchiedenen Perſonen betrieben wuͤrde, ſondern in den Haͤnden eines Einzigen wäre, erbat ſich der Graf Schuwalov vom Senat auch die Flſcherel für Thran auf dem Kaspiſchen Meere, welche ihm auch ohne die mindeſte Bedenklichkeit durch einen Ukas an's Commerz'Collegium vom 12. März 175t ertheilt wurde.

Weil der Rhabarber⸗Handel fuͤr die Krone einträͤglich und mit aller nur erſinnlichen Puͤnktlichkeit und in geheimer Art durch das Commerz⸗Collegium mit dem Commiſſtonalr Varon Wulff gefuͤhrt worden war, ſo erging aus dem Se⸗ nat unterm 19. September 1751 der abermalige Befehl,

7