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Staats⸗Zeitung Nr. 238.

Die Ausgaben der fundirten Schuld fallen theils dem L4—8 theils dem Tilgungs⸗Fonds zur Laſt. er Berichterſtatter macht bei dieſer Gelegenheit auf die Nothwendigkeit aufmerkſam, den Tilgungs⸗ Fonds zu vergrößern und empfiehlt zu dieſem Zweck eine, von der ge⸗ ſetzgebenden Verſammlung näher zu beſtimmende Dotation. m dritten Theile des Berichts folgen die Einnahmen und Ausgaben fuͤr das nächſte Jahr, die ein Deficit von Rs. 5,769,037,000 laſſen. In der Rubrik der Ausgaben iſt: Das Miniſtertum des Innern aufgefuͤhrt mit

Rs. 925,586,000.

Das Miniſterium der 488,657,000.

Das Miniſterlum der 4,151,922,000.

Das Kriegs⸗Miniſterium 7286. 7,158,900,000.

Das Finanz⸗Miniſterium 9.— 6,546,580,000. Das Miniſterium der auswärtigen

Angelegenheiten mit . . . . ...

zuſtiz mit.. arine; . 7 7

296,320,000.

Rs. 19,567,965,000.

Auf die jährlich immer mehr ſteigende Ausfuhr geſtuͤtzt ver⸗ ſpricht ſich der Berichterſtatter eine verhaͤltnißmaͤßig ſteigende Einnahme; nach ſeiner Angabe wurden aus Rio⸗Janeiro im Jahre 1825 915,677 Aroben Kaffee ausgefuͤhrt, 1826 1,300,000 Aroben und 1827 1,754,450 Aroben; auch befin, det ſich die Produktion von Zucker, Baumwolle und Taback in bluͤhendem Zuſtande. .

In Hinſicht der Ausgaben wird bemerkt, daß ſie durch Beendigung des Krieges mit Buenos⸗Ayres zwar vermin⸗ dert werden muͤßten, daß aber die ſo nothwendige Verbeſſe⸗ rung der beſtehenden Landſtraßen und die Anlegung neuer, ſo wie die Errichtung regelmaͤßiger Poſt⸗Paketboote wieder große Summen erfordern wuͤrden.

Wir haben, ſagt der Miniſter, ein großes Deficit zu tilgen, und um dieſes zu koͤnnen, werden wir genoöͤthigt ſeyn, auf's Neue unſern Credit zu benutzen und neue Auſtagen zu ſchaffen. So gehäſſig auch das letztere Mittel ſeyn mag, ſo wuͤrde ich es doch meiner Ehre zuwider nicht die Wahrheit zu ſagen, da ich lieber eine vor bergehende Im⸗ popularitaͤt ertragen, als den kuͤnftigen Credit und die Unf⸗ tige Wohlfahrt der . auf das Spiel ſetzen will.

e r u.

Ein von der Times mitgetheilter Brief aus Lima giebt noch einige Details üͤber das dort ſtatrgehabte Erdbeben. Der angerichtete Schaden beträͤgt 6 Millionen Dollars. Die Beſtürzung, welche noch mehrere Tage nach dem furchtbaren

8 ſortdauerte, war allgemein. Ueberall begegnete man in den Straßen Menſchen, welche auf ihre Knie ſanken, und Gott um Erbarmen anri Die Moͤnche bemuͤhten ſich, die Begebenheit als eine Folge des göͤttlichen Zorns we⸗ 5n der 8 in Lima v— 8.2 darzuſtellen, was ühnen indeſſen vom b ich unterſagt worden iſt. Mehrere Kuͤſten⸗Dörfer ſind gaͤnzlich zerſtoͤrt worden.

An mehreren Orten war das Erdbeben von Regenguͤſ⸗ ſen begleitet, welche den Wohnungen großen Schaden zuge⸗ fügt haben. Dies geſchah beſonders zu Tuyillo, Lambeyeque, Chiclayo, Piura und ſogar in der Wuͤſte von Sechua, wo ſonſt nie ein Tropfen Waſſer bemerkt wurde. An einigen Stellen ſtürzten große Felſenſtuͤcke von den Gebirgen herab, und in Surras, 13 Luegas von Lima quoll Waſſer aus der Erde, wie ſonſt Feuer aus einem Vulkan zu ſteigen pflegt. Nach Amerikaniſchen Blättern hat Hr. von Vidaurre das Erdbeben vorausgeſagt. Er ſchloß aus dem Donnern und den dumpfen Toͤnen im Innern der Erde, daß es ſich erregen werde. Seiner Meinung nach koͤnnten die Erdbe,

vermieden werden, wenn man tiefe Brunnen gruͤbe und Quellen eröͤffnete. 6

Inland.

Danzig, 1. Sedt. Die Weizen⸗Preiſe fahren fort,

ſich ho Seit dem 28ſten v. M. ſind 2000 für Franzöͤſiſche Rechnung ekauft Maaßgabe der Quakität mit 500 à 550 Fl. pro Laſt

deren Verſchiſfung ſind auch bereits Räͤume für chen, Havre und Rouen gemiethet. * Wetter bleibt fortwährend hoͤchſt veraͤnderlſch; häͤu⸗ ſige Regengüſſe laſſen 2— für das noch nicht eingebrachte Getreide befuͤrchten, auch lauten die Berſchte, vorzüglich aus den niederen Gegenden, nichts weniger als günſtig.

Nach der Boͤrſe. Heute ſind folgende Preiſe bezahlt: Weizen, weißer, 595 Fl., hochbunter 580 Fl., ſtarkbunter 545 Fl., bunter 530 Fl., Roggen 253, 260 und 265 Fl.

Courſe. Lſterl., 3 Mon., 203 ½. Amſterdam, 70 Tage, dito 102, gemacht. Hamburg, 10 Wochen, 145. Berlin, 2 Mon., 1 pCt.; 8 Tage dito ½ pCt. Damno. Paris,

3 Mon., 80 ¼. Warſchau, 8 Tage, 1 pCt. Damno.

Vermiſchte Nachrichten.

Mineral⸗Quellen in der Umgegend von Paris. Pearis beſitzt in ſeinem Weichbilde zwei Mineral⸗Auellen. ie eine derſelben iſt nur eine Viertel⸗Lieue von der Barribre

entfernt, am Abhange von Paſſy und von dem Fluſſe durch die große Straße nach Verſailles getrennt. Sie iſt eiſenhal⸗ tig und mit kohlenſauerem Gas und anderen Subſtanzen vermiſcht. Das Waſſer derſelben wird viel verfahren und vom Morgen bis zum Abend ſind Wagen damit beſchäftigt, Ladungen davon einzunehmen. Alle Apotheken verkaufen den Brunnen von Paſſy, deſſen angenehmer Geſchmack die Mitte zwiſchen dem Schwalbacher und Selterſer Waſſer haͤlt. Die Ortsverhaͤltniſſe eignen ſich ſehr zur Erbauung einer Trink⸗ Anſtalt, wo die Lebhaber den Brunnen an der Quelle genie⸗ hen koͤnnten. Die jetzige Beſitzerin, Madame Gauthier, Schweſter des Banquier Deleſſart iſt zu reich, um die Vor⸗ theile eines ſolchen Unternehmens zu benutzen.

Anders verhaͤlt es ſich mit den Schwefel⸗Quellen von Enghien in dem reizenden Thal von Montmorency. Ein Zufall fuͤhrte im Jahre 1766 zu ihrer Entdeckung. Das Land umher war faſt unbebaut und dickes Buſchwerk verdeckte ein Waſſerbecken, welches niemand beachtet hatte, bis ein Kind, das hineingefallen war, halb verbruͤht hervorgezogen wurde. Man brachte es zu dem Pfarrer von Montmorency, Pater Cotte, der zugleich Arzt und Chemiker war, und dem man eine treffliche Statiſtik des Khales von Montmorency und mehrere meteorologiſche und naturgeſchichtliche Abhandlungen verdankt; derſelbe erkannte ſogleich die Natur der Quelle und theilte ſeine Entdeckung der Akademie der Wiſſenſchaften und der mediciniſchen Fakultaͤt in Paris mit, welche mehrere Ge⸗ lehrte beauftragte, die neu entdeckte Quelle zu analyſiren und ihre Eigenthuͤmlichkeit zu beſtimmen. Die Berichte der⸗ ſelben beſtaͤtigten die in hohem Grade ſchwefelhaltige Zuſam⸗ menſetzung des Waſſers und verordneten deſſen Gebrauch bei dürontſchen Krankheiten.

Im Jahre 1785 gab die Koͤnigl. mediciniſche Geſell⸗ ſchaft den beruͤhmten Aerzten Fourcroy und Delaporte den Auftrag, die Analyſe dieſer Auelle zu v, Vau⸗ quelin, der ihnen zur Seite gegeben wurde, ezog eine Muͤhle, damals das einzige Gebaäͤude in der Nähe der Qu len, um deſto ſorgfaͤltigere Unterſuchungen anſtellen zu ko nen. Im Jahr 1788 machten dieſe Gelehrten in einem i tereſſanten Werke unter dem Titel: „Chemiſche Analyſe der Schwefel⸗Quellen von Enghien“ die Reſultate ihrer Beobachtungen bekannt. Sie . bemerkt, daß dieſes Waſſer ſchnell heiß wird und ſeine eigenthüͤmliche Beſchaffen⸗ heit bis zu einem hoͤheren Waͤrmegrade bewahrt, als fuͤr die Bäder und Douchen noͤthig iſt, deren Temperatur von 28⸗, bis 32“ Reaumur geht und dieſen Grad nur in wenig Füllen uͤberſteigt. Sie ſtellten daher die Einrichtung von

ouche, und Dampf⸗Bädern bei der Quelle von Enghien als wünſchenswerth dar.

Die großen Fortſchritte, welche die Wiſſenſchaft unter⸗ deß gemacht, ließen eine neue Analyſe mit allen Mitteln, welche heute den Chemikern zu Gebote ſtehen, wünſchen. Auf Befehl der Commiſſion für die Mineral⸗Quellen bei dem Miniſterium des Innern, nahm der Themiker Long⸗ champ, ein Mitglied dieſer Commiſſion eine neue Unterſu⸗ chung vor. Aus derſelben ergas ſich, daß das Waſſer von Enghien, in ſechs Stunden zu einer Temperatur von 350 geſteigert, guch nicht den kleinſten Theil von freiem oder ge⸗ bundenem ſchwbefelhaltigen Hydrogen verliert, und ſich von dem nichterwärmten Waſſer nicht unterſcheldet, daß es alſo zu Baͤdern hoͤchſt geelgnet iſt.

Bis zum Jahre 1818 mußten ſich die Aerzte darauf beſchraͤnken, den Gebrauch des Waſſers zum Trinken zu verordnen und den Wunſch Fourcroy's zu erneuern, eine foͤrmliche Bade⸗Anſtalt nebſt bequemen fuͤr die Kranken errichtet wuͤrde. Endlich fand ſich ein Mann, der Geld