8 bcewakreich. *. Paris, 8. Sept. Reiſe des Köͤnigs. Nachdem
Se. Maj. am 4ten Morgens in Metz der Meſſe in der Capelle des Praͤfektur⸗Gebaͤudes beigewohnt hatten, ſtiegen Hoͤchſtdieſelben um 11 Uhr mit dem Dauphin zu Pferde und begaben ſich in Begleitung eines zahlreichen und glän⸗ zenden Generalſtabes nach der Inſel Chambieère, wo die Ue⸗ bungen des Polygons ſtatt ſinden. Dort war auf einer ho⸗ hen Eſtrade ein ſehr zierliches, mit Waffen, Blumen und Laubgewinden geſchmuͤcktes Zelt errichtet worden, und zur Rechten und Linken deſſelben das Franzoͤſiſche Wappen mit der von Blumen gebildeten Inſchrift: Trocadero und Navarin angebracht. Von jeder Seite des Polygons wa⸗ ren zwei aus Waffen und Fahnen beſtehende Trophaͤen mit den Inſignien des St. Ludwigs⸗Ordens und des Ordens der Ehrenlegion aufgeſtellt. In der Ebene des Polygons ſtan⸗ den in Schlachtordnung die Fuß⸗ und die reitende Artillerie, die Infanterie, die Cavallerie und das Ingenieur⸗Corps, welche die Garniſon der Feſtung bilden. Nachdem der Kö⸗ nig die verſchiedenen Regimenter gemuſtert hatte, nahm Er Platz unter dem Zelte, und es begannen die Infanterie⸗Ma⸗ noeuvres, welche mit großer Praͤciſion ausgefuͤhrt wurden. Nach Beendigung derſelben wurde das Zeichen zu den Ue⸗ bungen der Polygons gegeben. Sogleich begann ein wohl unterhaltenes Feuer aus den Belagerungs⸗ und den Feld⸗ Batterien. Das Ziel wurde mehrmals getroffen. Die nach neuer Art organiſirte Fuß⸗Artillerie rivaliſirte mit der reiten⸗ den an Schnelligkeit und Geſchicklichkeit. Bevor Se. Maj. die Regtmenter vorbei deſiliren ließen, geruhten Dieſelben noch, Sich von den Corps⸗Chefs diejenigen Artilleriſten vor⸗ fuͤhren zu laſſen, welche ſich beſonders ausgezeichnet hatten, und belohnten ſie mit einer Belobung und einem Geldgeſchenke. Nachdem die Truppen vorbei defilirt waren, ſtieg der König zu Pferde und ließ ſich nach einem Arme der Moſel fuͤhren, der paſſirt werden mußte, um zu dem Arſenale zu gelangen. In weniger als einer Viertelſtunde hatten die Artilleriſten eine
chiffbruͤcke geſchlagen, auf welcher der Koͤnig, der Dauphin und der ganze Generalſtab das jenſeitige Ufer erreichten. Se. Maj. verfuͤgten Sich hierguf nach der ſogenannten Guiſen⸗Schanze, wo ſich das Lhenfgas die ganze Artill erie⸗Werkſtatt be⸗ ſinden, und von nach dem buͤrgerlichen Hospitale, wo Hoͤchſtdieſelben von dem Miniſter des Innern, 52 ten und der Verwaltungs⸗Behoͤrde empfangen wurden. Ob⸗ gleich man den Monarchen darauf aufmerkſam gemacht hatte, daß ſich unter den Patienten mehrere Fieberkranke befaͤnden, ſo ließen Se. Maj. Sich dadurch doch nicht abhalten, nach einem kurzen Gebete in der Kapelle, die ganze Anſtalt zu beſichti⸗ gen, und den Kranken Worte des Troſtes zuzuſprechen. Von dem Spitzgle verfuͤgten Se. Maj. Sich nach dem Gymna⸗ ſium, wo Hoͤchſtdieſelben von den 400 Zöglingen jubelnd begruͤßt wurden, und, nachdem Sie auf einem im Hofe fuͤr Sie errichteten Throne Platz genommen hatten, Sich von einem der Schuͤler in einer wohl abgefaßten Rede bewill⸗ kommnen ließen. dem Praͤfektur⸗Gebaͤude zuruͤck; um 6 Uhr nahm Er au ei⸗ nem Mahle von 75 Couverts Theil, welches der Stadt⸗Rath im Rathhauſe veranſtaltet hatte, und nach aufgehobener Ta⸗ fel beehrte Er — Schauſpiel mit Seiner Gegenwart, wo Er mit dem groͤßten Jubel empfangen wurde. Nach Been⸗ digung deſſelben wohnten Se. Ma). von der Schauſpielhauſes herab, einem welches Sie Selbſt anzuͤndeten. Die ganze Stadt war, wie Tages zuvor, herrlich erleuchtet. — Am 5ten wollte der Koͤnig, nach beendigter Meſſe, einige öͤffentliche Inſtitute be⸗ ſichtigen, und Abends an dem Stadt⸗Balle Thell nehmen.
Der Herzog von Bordeaux iſt bereits am 5ten von Rambouillet nach St. Cloud zurückgekehrt.
Der lange Aufſatz im Moniteur zur Vertheidigung der beiden Verordnungen vom 16. Juni gegen die ungerechten Angriffe der Geiſtlichkeit (deſſen wir in Nr. 244. der Staats⸗ Zeitung erwähnt haben) iſt, wie ſich ſolches erwarten ließ,⸗ von den beiden Journalen, die ſich zu Organen der Congre⸗
ation aufgeworfen haben, nicht unerwiedert geblieben; beide baben ſich bemuͤht, denſelben auf eine, wie der Meſſager des Chambres ſich aͤußert, eben ſo einfaͤltige als unſchickliche Weiſe zu widerlegen. „Wir hatten uns Anfangs vorgenom⸗ men,“ ſagt dieſes letztere Blatt, „darauf zu antworten; al⸗ lein es iſt beſſer, wir ſchweigen; wenn wir an der Stelle der Regierung waͤren, ſo wuͤrden wir, um die herrlichen Grundſätze unſerer Gegner in ein recht helles Licht zu ſtel⸗ len, die Artikel der Gazette und der Quotidienne woͤrtlich abdrucken laſſen; es giebt in der That keine beſſere Lobrede auf die Verordnungen vom 16. Juni, als ſie durch ſo er⸗
bäͤrmliche Argumente angefochten zu ſehen.“”
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87,8 2 Terraſſe des gen Feuerwerke bei,
Erſt um 4 ½ Uhr kehrte der Monarch nach
ſo eifrig ſprechen
Das vor wenigen Tagen in Toulon eingelaufene Schiff „Emulation“, welches Navarin am 24ſten v. M. verlaſſen hat, iſt am 26ſten der erſten Abtheilung der Expedition nach Morea 80 Lieues weſtlich von den Sapienza,Inſeln begegnet. Aller Wahrſcheinlichkeit nach hat das Geſchwader am 30. Auguſt den Ort ſeiner Beſtimmung erreicht.
Die Koͤnigl. Akademie der ſchoͤnen Kuͤnſte des Inſtituts hat vorgeſtern an die Stelle des verſtorbenen Bildhauers Houdon, Herrn Ramey Sohn, zu ihrem Mitgliede gewaͤhlt.
Der ſeit dem Jahre 1820 in Grenoble beſtehende Ver⸗ ein zur Befoͤrderung des wechſelſeitigen Unterrichts hat ſich am 28ſten v. M., unter dem Vorſitze des Herrn Auguſtin Périer verſammelt, um die Preiſe unter die Zoͤglinge der beiden Schulen jener Stadt, worin nach der Lancaſterſchen Methode gelehrt witd, zu vertheilen In der einen von dieſen Schulen wird der Unterricht auf Koſten der Geſell⸗ ſchaft an mehr als 150 Kinder von der arbeitenden Klaſſe unentgeltlich ertheilt; die andere, welche bloß unter der Auf⸗
ſicht des Vereins ſteht, zaͤhlt beinahe 100 junge Leute aus
den erſten Familien der Sradt. Man hat die Bemerkung gemacht, daß der Rector der Akademie zu Grenoble bet die⸗
ſer Preis⸗Vertheilung zum erſten Male ſeit 7 Jahren von Amtswegen zugegen war. Die Quotidienne beleuchtet die, wie ſie ſich gugdruͤckt,
ihr von ihrem Gewiſſen eingegebene Frage, ob es geſetzlich erlaubt ſey, einem Atheiſten wie Gall, ein oͤffentliches Denk⸗ mal zu ſtiften. Geſchahe dieſes, meint ſie, ſo würde, nach⸗
dem bereits der Koͤnigsmord belohnt worden, dadurch dem
Werke der Revolution die Krone aufgeſetzt werden und un⸗ abſehbares Ungluͤck die Folge davon ſeyn.
Während ein Herr Beaudouin in Frankreich das Mittel erfunden hat, unter dem Waſſer zu gehen, ohne zu ertrin⸗ ken, hat der Profeſſor Aldini, Mitglied des Inſtituts zu Maland, in Italien ein Mittel erfunden, um durch das Feuer zu gehen, ohne zu verbrennen. Mehrere oͤffentliche Verſuche die von Herrn Aldini ſelbſt in Malland und Pa⸗ via — worden ſind, haben das Praktiſche ſeiner Er⸗ findung hinlaͤnglich dargethan. Letztere beſteht in einem Pan⸗ zerhemde, oder auch in anderen Kleidungsſtuͤcken aus Ma⸗ ſchen von Drath, der vorher mit dem Asbeſt chemiſch ver⸗ bunden worden iſt. Mittelſt ſolcher Kleidungsſtuͤcke kann man den ganzen Koͤrper oder einzelne Theile deſſelben wohl fuͤnf Minuten lang den Flammen ausſetzen, ohne ſich zu ver⸗ lecen, und die Erfindung wird ſonach von den hieſigen oͤf⸗ fentlichen Bläͤttern der Regierung fuͤr die bei den Anſtalten augeſtellten Beamten empfohlen.
Großbritanien und Irland. n London, 6. Sept. Nach einem Parlaments⸗Docu⸗
mente betrug die Zahl der Civil⸗Beamten in Großbritanten—
im Jahre 1797: 16,267; 1819: 24,214; 1827: 22,912. Ihre Gehalte beltefen ſich 1797 auf: 1,373,561 Pfd.; 1819 auf 3,167,441 Pfd.; und 1827 auf 2,78,907 Pfd.
Sollten (ſagt die Times im Eingange des vorgeſtern erwaͤhnten Artikels uͤber das Engliſche Blokade⸗Syſtem) die Kriegs⸗Operationen ſich noch weiter ausdehnen als jetzt, ſo iſt nicht zu berechnen, wie ſehr der auswärtige Handel Groß⸗, britantens noch darunter leiden kann. Wir ſind vor Kurzem von Porto ausgeſchloſſen worden, wo ungeheures, faſt aus⸗ ſchließlich den Kaufleuten Englands gehoͤrendes Eigenthum vorhanden iſt; wir werden jetzt vo deira, einer zweiten reichen Niederlage Britriſchen ims und Handels, vertrieben. Mit einem hoͤchſt ſchäͤtz Theile Sud⸗Ame
rika's, der gewerbfleißigen Plata⸗Republik, iſt unſer Verkehe
ganz abgebrochen und wird in andern Gegenden mit weite⸗ rer Verheerung bedroht, indem die gluͤcklichſte der Erfindun dungen, das theure Blokade⸗Syſtem, die Reiſe ums Cap Horn anzutreten ſcheint, um Brittiſchen Gewerbs⸗Betrieb
im Großen Ocean nicht weniger zu Grunde zu richten, als
es in der öͤſtlichen Hemiſphaͤre geſchleht, waͤhrend es auch ſehr darnach ausſieht, daß 8 222 2 der uns ſee⸗ waͤrts zu dem ausgedehnten Mexikaniſchen Staate offen ſteht, dald und „effectiv“ verſchloſſen werden wird. Die ſollen Anſtalten zur Blokirung Guapaqgulls tref⸗ en, die ſte, mehr aus Reſpect für das, von England ge⸗
ſtellte Beiſpiel, als aus Ruckſicht auf ihren Vortheil oder
auf Nothwendigkeit, ohne Zweiſel durch ein Blokade⸗ Geſchwader unterſtuͤtzen, -* 5. einen erfolgreichen, frucht⸗
bringenden Verkehr laͤhmen werden, den jetzt unſere
Kaufleute mit einem vielverſprechenden Theile des neuen Continents fuͤhren. Andererſeits bringt jede Poſt Nach⸗ richt, daß die Spanier, welche ein betraͤchtliches Ger⸗ ſchwader in Havana zuſammengebracht haben, von nichts als von einer neffectiven⸗
Loͤſch⸗
Blokade von
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