11ten Morgens, von Colmar aus, dahin abgereiſt. Auf dem Wege, welchen Se. Maj. beruͤhrten, hatte ſich das Landvolk in Schaaren eingefunden, die jungen Maͤdchen wa⸗ ren faſt ſaͤmmtlich mit Blumen geziert, und ſchoöͤn geſtickte Paniere gaben bei ihrem Entfalten den Namen der Ge⸗ meinden an, welche auf ſolche Weiſe dem Monarchen den Tribut ihrer Liebe und Ehrfurcht zollten. Von Zeit zu Zeit ließ man Tauben mit weißen Fähnchen geſchmuͤckt auffliegen, welche alle ihren Flug nach Muͤhlhauſen nahmen und die bevorſtehende Ankunft Sr. Maj. verkuͤndigten. Eine halbe Meile vor der Stadt fand der Köͤnig eine Abtheilung der National⸗Garde zu Pferde unter Anfuͤhrung des jungen Koechlin, welche Se. Maſ. bis an die Thore geleitete. Hier war ein praͤchtiges aus rothen und weißen Stoffen zuſam⸗ mengeſetztes und mit Laubgewinden geſchmuckres Zelt errich⸗ ter worden, wo der Koͤnig, nachdem er von dem Maire an der Spitze des Stadt⸗Rathes begruͤßt worden, einen acht⸗ ſpännigen offenen Wagen beſtieg und zwiſchen einer Reihe von kleinen, mit Wimpeln und dem Wappen Frankreichs geſchmuͤckten und mit weißen und rothen Feſtons unter ein⸗ ander verbundenen Maſten, ſeinen Einzug hielt. In dem neuen ſchoͤnen Stadtviertel war fuͤr Se. Maj. eine beſon⸗ dere Wohnung eingerichtet worden, und hier empfingen Hoͤchſtdieſelben ſofort die Behoͤrden, nachdem Ihnen von den jungen Maͤdchen der Stadt Blumen uͤberreicht worden waren. Der Präſident des Handels⸗Tribunals berührte in ſeiner Anrede nicht, wie der des Tribunals zu Colmar ſol⸗ ches gethan, die uͤble Lage des Kaufmannsſtandes, ſondern begnuͤgte ſich, Handel und Gewerbfleiß dem Schutze Sr. Maj. zu empfehlen. Der Köͤnig kam aber von ſelbſt auf jenen Gegenſtand zuruͤck. „Mit wahrem Vergnügen““, ant⸗ wortete Er, „vernehme Ich die guten Wuünſche des Handels⸗ Trihunals von Muͤhlhauſen. Ich weiß, wie ſehr der Ge⸗ werbfleiß dieſer Stadt Mein Wohlwollen und Meine Theil⸗ nahme verdient. Aber Ich kenne auch die Unfälle, die * betroffen hat; ſie haben Mich tief betruͤbt. Ich werde Ales thun was von Mir abhaͤngt, um dieſelden wleder öäaut zu machen. Fahren Sie fort, meine Herren, Ihren Mitbuüͤrgern gutes und unpartheilſches Recht augedeihen u laſſen und rechnen Sie ſtets auf Meine Zuneigung äand Mein Vertrauen.“ Der Maire ſagte dagegen im e ſeiner Rede: „Heinrſch IV., deſſen treuer Alllrter dSdile kleine Republit Rüͤdihauſen war, nannte unſere Vor⸗ fahren ſeine guten Freunde, und ſie waren ſtolz auf dieſen Namen. Wir haben vor 30 Jahren, im Lauft der Umwälzung, die damals Europa erſchütterte, unſere pollti⸗ ſche Exlſtenz eingebüͤßt, aber wir ruͤhmen uns, Franzoſen und reue Unterthanen Ewr. Majeſtaͤt zu ſepn, und nie werden wir unſere Unabhaͤngigkeit vermiſſen, wenn der König fort⸗

ährt, uns mit ſeinem Schutze zulbcehren. Nachdem Muͤhl⸗ hauſen ſich durch ſeinen Gewerbfleiß einige Beruͤhmtheit er⸗ worben, iſt es neuerdings in der beiſpielloſen Criſis, welche den Handel bedruͤckt, nicht unverſchont gebliehen. Alles kann aber noch gut werden, wenn der Köͤmnig unſere Thätigkeit S beleht, und wenn Er die Sorgfalt Seiner paͤterlichen Re⸗ Kierung auf die Mittel richtet, den Handel wieder emporzu⸗ u ſecehe Geſtatten Sie, Sire, daß wir Sie um einen Be⸗ weils Ihras Koͤniglichen Wohlwollens angehen: erlauben Sie anes, den Mamen Carls X. dem neuen Stadtviertel zu ge⸗ ben; die Nähe des Canals Monſieur hat dieſen Gedan⸗ en in uns erweckt. Wenn erſt dieſer Canal ſchiffbar ſeyn wird, ſo duͤrfte er weſentlich * beitragen unſerer Stadt bhſzuhelfen und aus ihr einen wichtigen andelsplatz zu ma⸗

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gnuͤgen befinde S auptſtadt des

in dieſer Stadt, die man die .7r— Gewerbfleißes —. 8 es augzuſprechen vermag U den Empfang den Ich bei Ihnen ſinde, derſelbe wieh eine Erinnerung in Mir zuruͤcklaſſen, die nie erlöſchen wird. Ich dedaure tief die traurigen Verluſte, die Ihren Handel de⸗ troffen haben. Ich weiß daß Jhre Stadst gelitren hat, und ech empfinde lebhaft den Wunſch, Idre Verluſte, dis daß

JIJch ſie ganz wlieder machen kann, ver⸗ E 34 bin aim Meinen Unterthanen FIr 1 falt ſchuldig, und ihr allgemeines Intereſſe gebletet äünt Klugheit; aber ſeyn Sie verſichert, daß alle Meine Krr;ßfte aufbleten werde, um Ihren Gewerbfleiß zu beguüͤnſti⸗ gen. Dies iſt Mein Wunſch, Mein Wllle. Ich a] Fersnügen den Vorſchlag, den Sie Mir een Namen Jörem neuen Stadtviertel zu geben;

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Mei⸗ danke

Ihnen, daß Sie dieſen Gedanken gehabt haben.“ 8.2g

ter Vorſtellun 3 E.erse Bebesm acn vüch.,;

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lchhen.“ Folgendes iſt die Antwort d. Königs, e Scs ge . ertheilt -7 5 it 22 7

bar darauf nahmen Hoͤchſtbieſelben in einem anſtoßenden Saale eine ſehr reiche und geſchmackvoll angeordnete Aus⸗ ſtellung der ſchoͤnſten Fabrikate der Stadt und des Departe⸗ ments in Augenſchein. Nachdem der Monarch dem Maire und den Fabrikanten ſeine lebhafte Zufriedenheit mit Allem was Er geſehen, zu erkennen gegeben und ein Geſchenk von 7000 Fr. fuͤr die beduͤrftigſten Armen zuruͤckgelaſſen hatte, beſah er von einer Terraſſe herab, den ſchoͤnen Canal Mon⸗ ſieur. Um 2 Uhr ſetzten Se. Maj. Sich wieder in den Wagen und kehrten auf einem anderen Wege nach Colmar zuruüͤck, wo Hoͤchſtdleſelben um 5 Uhr wieder anlangten. Nach beendigtem Mahle, wozu die Civil; und Militair⸗Behörden leladen worden waren, verfuͤgte der 2Q Sich nach dem

athhauſe, wo Ihm zu Ehren, ein Ball in einem Saale gegeben wurde, der in weniger als drei Wochen beſonders dazu erbaut worden war. Um 10 Uhr zogen Se. Maj. Sich zuruüͤck, um am folgenden Morgen gegen 8 Uhr Ihre Reiſe nach Luneville fortzuſetzen.

Da Herr von Wieland, welcher im Namen der von den Cantonen Baſel und Solothurn an den Koͤnig abgefertigten Deputation das Wort fuͤhren ſollte, in Colmar krank ge⸗ worden war, ſo hatte der Schultheiß von Solothurn in Straßburg die Ehre, Se. Maj. zu bewillkommnen. Der König ſchickte aber ſofort ſeinen erſten Chirurgus, Herrn Thévenot von St. Blaiſe, nach Colmar, um ſich nach dem Befinden des Herrn von Wieland, deſſen Unpäͤßlichkeit in⸗ zwiſchen durchaus von keiner Bedeutung war, zu erkundigen.

Am 11ten d. M. wollte die Herzogin von Berry St. Sauveur verlaſſen und ſich nach Bagndères begeben, woſelbſt J. K. H. bis zum 19ten verweilen werden.

Der Vicomte v. Chateaubriand hat geſtern ſeine Reiſe nach Rom angetreten. Das Journal des Déhats ſagt in einer Lobrede, die es bei dieſer Gelegenheit ihrem alten Be⸗ ſchuͤtzer haͤlt: „Seit mehr als fuͤnf und zwanzig Jahren, daß Hr. v. Chäteaubriand dem Publikum bekannt ſſt, hat der Glanz ſeines Namens ſtets zugenommen, und er gehört heutiges Tages gleichſam mit zu dem Ruhm des Landes. Auch wir muüͤſſen daher, wle die vornehmſten literariſchen und politiſchen Blätter bedauern, daß ein ſo ſchoͤnes Talent uns eutzogen wird. Jedermann weiß, daß Hr. v Chaͤteau⸗ brland vor einigen Jahren aus dem Miuiſterium ausſcheiden mußte, weil er das Geſetz, wegen der Einlöſung der 5pro⸗ centigen Rente, nicht unterſtüͤtzen wollte. Es ſcheint gewiß zu ſeyn, daß er bei der Blldung des gegenwäͤrtigen Miniſte⸗ riums zwei Portefeullles, das des öͤffentlichen Unterrichts und das der Marine, ausgeſchlagen dat, weil ihm damals ſchien, als ob man noch nicht aufrichtig den verfaſſungs⸗ maͤßigen Weg eingeſchlagen habe. Wenn er ſeitdem ebei⸗ muͤthig genug geweſen iſt, in die Verbannung nach e. willigen, ſo geſchah es bloß aus einem Verſehnungs⸗ Gei und aus Freundſchaft für . v. la Ferronnays. Man ver⸗ ſichert, daß, weit entfernt fuͤr ſich ſelbſt jemals Stellen nach⸗ zuſuchen, er ſie ſtets nur für die fähigen Köpfe von jeder

renvollen Parthei in Anſpruch genommen hat; wenlger

ißtrauen in ſeine eigenen Kraͤfte wuͤrde dem Vaterlande mehr gefrommt haben. Was uuns hetrifft, ſo ſind wir über⸗ zeugt, daß die Abweſenheit des edlen Pairs den unverſöhn⸗ ſichen Feinden der Charte neue Kräfte leihen, ble Legitimi⸗ tat einer ihrer feſteſten Stuͤtzen berauben und in dem Mi⸗ niſterlum ſeldſt eine Luͤcke laſſen wird, deren es bald gewahr werden moͤchte. Uns bleibt übrigens, indem wit unſer Be⸗ dauern üder die Reiſe des edlen Palrs zu erkennen geben, der Troſt, daß wir, mit Ausnahme der neidiſchen, 88 und unfahigen Cotterie, die mit dem beklagenswerthen Mi⸗ zugleich geſunken iſt, mit ganz Irankreich ſompa⸗

Die Meldung des Conſtitutionnels von der des See ⸗Miniſters nach Cherburg, von wo derſelbe be⸗ reits am 11ten wieder hlerher zurückgekehrt iſt, g1 auch dem Moniteur Veranlaſſung, derſelben Erwähnung zu thun. Der Minlſter dat 1 Tog auf eiae geuaue Unter⸗ ſuchung der dortigen Hafen⸗An verw und dem See Prafekten, ſo wie ſämmtlichen unter deſſen Befehlen benden Beamten ſeine volle Zufriedenheit mit den daſeldſt im Werke Arbeiten zu erkennen gegeben.

Nach eimner von der Geat, Berwaltaas angeſtellten Be⸗ rechnung beſiht Frankreich etwa 21 Mäilllonen Pferde; das Sne Zehebete e mit ungefähr 50,000 Pferden iſt nicht mit inbegriffen. Unter jenen 2⁄¼ Millonen ſind die Hälfte Sturen, näͤmlich 1,275,070. Geworfen werden

rlich 94,000 Fällen männllchen und 106,000 Füllen weld⸗ Geſchlechts. Rechnet man auf ſeden der Königlichen

oder approbirten 1590 Hengſte durchſchnitrlich 35 Geburten, ſo ündet ſich eine Summe von 55,650, wovon man indeſſen