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Allgemein
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dener Ereigniſſe abzuwarten, iſt nachgekommen worden, und wir haben nunmehr die Ehre, Ihnen den Buͤcher⸗Abſchluß der Compagnie per 31. Juli, mithin eine 18monatliche Bi⸗ lanz, zur Einſicht und Pruͤfung vorzulegen. d
Das Reſultat iſt leider diesmal kein Erfreuliches; die widrigen Conjuncturen der juͤngſtverfloſſenen Jahre in dem Handel nach allen Punkten jenſeits des Meeres, durch welche dies unguͤnſtige Reſultat herbeigefuͤhrt ward, ſind indeſſen zu allgemein bekannt, als daß es noͤthig waͤre, Sie insbe⸗ ſondere darauf aufmerkſam zu machen. In den Jahren 1824, 25 und 26 ſind die uͤberſeeiſchen Maͤrkte ſo ſehr mit Europaͤlſchen Manufacturen aller Art uͤberſchwemmt worden, daß die Preiſe, wie es bei unverhaͤltnißmaͤßig großen Lagern immer der Fall iſt, ſehr bedeutend gewichen ſind. Bei den Retouren von außen brachten aͤhnliche Urſachen gleiche Wir⸗ kungen hervor, und der Verluſt auf uͤberſeeiſche Geſchaͤfte ward dadurch doppelt fuͤhlbar.
Die lange Ungewißheit einer bevorſtehenden Zoll⸗Veraͤn⸗ derung in Mexico hat, neben der Vertreibung der Alt⸗Spa⸗ nier aus jenem Lande, nicht wenig dazu beigetragen, herbe Verluſte herbei zu fuͤhren, und die Sperre von Buenos⸗Ay⸗ res hat nun ſchon ſeit Jahren der Compagnie eine ergiebige Quelle des Verdienſtes verſtopft; es kann daher unter dieſen Umſtaͤnden kaum befremden, wenn wir ſagen, daß das Ge⸗ ſchaͤft die 6procentigen Zinſen, welche es fuüͤr die letztver⸗ wichenen 18 Monate an die Actionaire bezahlt, nicht gewon⸗ nen hat. Die an den Deutſch⸗Amerikaniſchen Bergwerks⸗ Verein gehabte bedeutende Forderung iſt ven. mit allen Zinſen und Koſten eingegangen, und wir haben dergeſtalt an jenem Inſtitut nicht das mindeſte verloren; — dahinge⸗
en iſt die bereits als zweifelhaft bekannte Forderung an W. 8. Reuß in London lelder eine ſehr ſchlechte geworden, und wir muͤſſen dafuͤr der Bilanz eine Summe debitiren, welche nicht weniger als 4 ½ pCt. auf's Capital betraͤgt.
Im Uebrigen abſorbiren, unter Beibehaltung der zu wiederholtenmalen ausgeſprochenen Principien, nach welchen die Compagnie ihre Bilanzen zieht, die Verluſte nur den Be⸗ trag des Reſerve⸗Conto's, und der Real⸗Beſtand der Bilanz zeigt, — (falls, den oberwaͤhnten Principien gemäaͤß, die drohenden Verluſte eben ſo wenig, wie die zu erwartenden Gewinne, zu Buch gebracht werden, ehe ſie ſich durch Zahlen herausgeſtellt haben) — 10 pCt. Verluſt.
Da es indeſſen nicht zu verkennen iſt, daß uns jeden⸗ falls ein empfindlicher Verluſt auf die von Buenos⸗Ayres zu erwartenden Retouren bedroht, und daß die Ruͤckfluͤſſe, welche wir von der Weſtkuͤſte von Suͤd⸗Amerika zu erwarten haben, wahrſcheinlich ebenfalls Verluſt gegen die Veranſchla⸗ gung geben werden; da es ferner moͤglich iſt, daß der Ver⸗ luſt an den älteren Waaren⸗Lagern durch den Gewinn an den ſpäteren Sendungen nicht gedeckt werde, ſo ſchlagen wir Ihnen eine weitere Abſchreibung von 10 pCt. unmaßgeblich vor, und greifen dieſe Summe deshalb ſo groß, um allem Schwanken der Meinung uͤber den Real⸗Beſtand des In⸗ ſtituts ein Ende zu machen, und der naͤchſten Bilanz, der höͤchſten Wahrſcheinlichkeit nach, ein guͤnſtiges Reſultat vor⸗ zubereiten. Wir erlauben uns dabei noch, Ihnen bemerklich zu machen, daß dieſe dergeſtalt collectiv abgeſchriebenen 20 Ct. die Summe der bis jetzt ausbezahlten Zinſen und Di⸗ videnden nicht uͤberſteigen, und daß nach dieſer Abſchreibung das effective Capital der Compagnie Rthlr. 1,420,000 Preuß. Courant betraͤgt. Die naͤchſte Zukunft fuͤhrt uns dann wahr⸗ ſcheinlich wieder beſſeren Zeiten entgegen.
In Mexico macht ſich der Anfangs ſo empfindliche Nachtheil der Vertreibung der Alt⸗Spanier bereits minder
uͤhlbar, und nach unſeren jüngſten Berichten (vom 1. Julim aus der Seea zeigte ſich im ganzen Lande ein lebhaf⸗ ter Begehr nach Leinen zu beſſeren Preiſen. ir werden dieſe guͤnſtige Wendung der Dinge nicht unbenutzt laſſen, und haben bereits vor einiger Zeit durch die Einleitungen, welche wir auf einer Bereiſung Schleſiens durch den Secre⸗ tair der Compagnie treffen ließen, ſo vorgearbeitet, daß die Ausſendungen der Compagnie in dieſem wichtigſten Artikel nicht unbedeutend bleiben, und dem Beduͤrfniß vollkommen entſprechen werden. In politiſcher Hinſicht war im Mexi⸗ caniſchen Reiche alles ruhig, und da ſich auch die commer⸗ ziellen Verhäͤltniſſe jenes Landes gebeſſert haben, ſo verſpre⸗ chen wir uns fuͤr das naͤchſte Jahr viel Gutes von dieſem jedenfalls intereſſanteſten Theil der Compagnie⸗Geſchaͤfte.
Der endlich feſtgeſtellte neue Zoll⸗Tarif in Mexico iſt zwar nicht ſo guͤntig fuͤr die Einfuhr ausgefallen, als man er⸗ wartet hatte im Gegentheil iſt darin manches gegen den fruͤ⸗ heren Zoll⸗Aſatz erhoͤht worden, — in ſofern jedoch Leinen als das Attibut der Deutſchen Fabrik⸗Induſtrie und Baum⸗ wolle als jetes der Engliſchen und Nord⸗Amerikaniſchen be⸗ trachtet werdn kann, ſind die weſentlichſten Veraͤnderungen in jenem Toif zu Gunſten Deutſchlands ausgefallen, und wuͤrden es wch mehr gethan haben, wenn Deutſche Diplo⸗ plomaten, gkich den Engliſchen und Nord⸗Americaniſchen, bei der Abfaſung des Zoll⸗Geſetzes eine Stimme haͤtten haben koͤnnen. Buelos⸗Ayres bleibt leider noch immer unzugaͤnglich; wenn jedoch e Hoffnung vorhanden war, daß dieſer unheil⸗ bringende Kanpf bald ſein Ende erreiche, ſo iſt es jetzo der Fall, und wr duͤrfen der ſo ſehnlich gewuͤnſchten Nachricht eines Frieden⸗Abſchluſſes zwiſchen Buenos⸗Ayres und Bra⸗ ſilien taͤglich entgegenſehen.
Von Bienos⸗Ayres ſelbſt reichen unſere Berichte bis zum 12. Mai und naͤhren die Hoffnung eines nahen Friedens.
Von Chii beſitzen wir Nachrichten bis zum 15. April
aus St. Jagy, die, wenn ſie auch nicht gerade ſehr ermu⸗
thigend fuͤr den Waaren⸗Handel ſind, doch weit guͤnſtiger lauten, als friher. Die allzugroßen Zufuhren hatten etwas nachgelaſſen und werden bei einem wiederhergeſtellten Abfluß der Europaͤiſchen Fabrikate nach Buenos⸗Ayres noch mehr abnehmen und in ein richtigeres Verhaͤltniß zum Bedarf kommen, was allein den Handel Gewinn gebend machen kann. Die Langſamkeit des Retouren⸗Eingangs iſt dem Ver⸗ behr mit der Weſtkuͤſte von Suͤd⸗Amerika noch immer ſehr entgegen. Die Compagnie hat darunter ſehr gelitten und thut es noch; es ſind uns jedoch nunmehr bedeutende Rimeſ⸗ ſen von dorther angekuͤndigt, und da wir Einrichtungen getrof⸗ fen haben, die fuͤr die eere einen raſcheren Ruͤckfluß der Gel⸗ der erwarten laſſen, ſo haben wir eine Abladung nach Valpa⸗ raiſo componirt, welche ſchon im Monat Juni, im Schiffe „Indlaner“, die Elbe verlaſſen hat und hoffentlich einen guten Markt treffen wird.
Peru — von woher unſere Berichte bis zum 18. April aus Lima reichen — bedarf der Wiederſtellung eines richti⸗ gen Verhaͤltniſſes der Zufuhren zum Verbrauch am meiſten, indem es mehr als jeder andere Punkt Suͤd⸗America's uͤber⸗ ſchaͤtzt und ſomit uͤberfuͤhrt worden iſt. Jenes fruͤher ſprich⸗ woͤrtlich reiche Land iſt, ſeitdem ſeine Bergwerke vernach⸗ laͤſſigt ſind, ohne Reſourcen, und die commerzielle Lage Li⸗ ma's hat ſich, durch den betraͤchtlichen Schaden, den die Stadt durch das bekannte Erdbeben am 30. Maͤrz d. J. erlitten, (dem wir jedoch mit den Waaren⸗Vorraͤthen der Compagnie, mit Ausnahme einigen Bruches an Spiegeln, gluͤcklicherweiſe gaͤnzlich entgangen ſind) noch mehr verſchlim⸗ mert, ſo daß vorerſt wenigſtens ſich keine Ausſicht zu Gewinn⸗ gebenden Geſchaͤften nach Peru darbietet.
Fuͤr Nord⸗Amerika war es uns nach vielen Verſuchen und Opfern gelungen, einige, durch die dazu verwendeten Utſtoffe dem Vaterlande hoͤchſt wichtige Artikel, ſo herrich⸗ ten zu laſſen, daß ein bedeutender Abſatz darin haͤtte erzielt werden koͤnnen, als der neu erſchienene Zoll⸗Tarif in den Vereinigten Staaten, durch Verbot aͤhnliche Erhoͤhung der Eingangs⸗Rechte, dieſe ſchoͤne Hoffnung vereitelte. Bel den großen Fortſchritten, welche die Nord⸗Amerikaniſche Fabri⸗ kation taͤglich macht, ſteht zu befuͤrchten, daß dieſe abermalige Erſchwerung der Einfuhr Europaͤlſcher Fabrikate nur der Vorlaͤufer noch groͤßerer Beſchränkungen ſeyn, und Europa zuletzt an den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika einen ſeiner beſten Kunden verlieren wird.
In Oſtindien winden ſich die dahin von der Compagnie gemachten Unternehmungen nur langſam und — theilweiſe durch die unerhoͤrte Preis⸗Erniedrigung in Europa, des
Pfeffers und des Kaffees, der Haupt⸗Retouren von Singa⸗
pore und Batavia, — faſt nur mit Verluſt auf. Den Markt von Canton haben wir zu precaͤr gefunden, als daß wir eine Wiederholung der Ausſendungen nach China anra⸗ then koͤnnten. Batavia, Singaßort, Calcutta und Bombay bieten jedoch fuͤr einzelne Zweige der Deutſchen Induſtrie an⸗ nehmliche Auswege dar, und die in dieſer Hinſicht gemachten Erfahrungen werden nicht ohne bleibenden Nutzen fuͤrs Va⸗ terland ſeyn, weshalb wir denn auch an jenen Punkten Ver⸗ bindungen angeknuͤpft haben, die uns in den Stand ſetzen,
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