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fern das Leben verloren. Der General⸗Major Perowſkin iſt durch einen Schuß verwundet worden.
— Frankreich.
Paris, 21. Sept. Der Koͤnig iſt vorgeſtern Nach⸗ mittag um 3 Uhr von ſeiner Reiſe nach den oͤſtlichen Pro⸗ vinzen im beſten Wohlſeyn wieder hier eingetroffen und hat ſich ſofort nach St. Cloud begeben, wo Er um 5 Uhr an⸗ langte und beim Ausſteigen aus dem Wagen von dem Dau⸗ phin, dem Herzoge von Vordeaux, deſſen Schweſter und den großen Hof⸗Chargen empfangen wurde.
Ueber die Reiſe Sr. Majeſtaͤt enthaͤlt der Moni⸗ teur nachträglich noch Folgendes. In Troyes verfuͤgte der Koöonig Sich am 18ten Morgens um 9 Uhr zur Meſſe nach 11n Enthedrale, wo Er von dem Biſchofe empfangen wurde. Nach Beendigung derſelben begaben Se. Maj. Sich zu Fuß Kurch einen Theil der Stadt nach dem Hospitale, und nahmen
demnaͤchſt eine Ausſtellung von den Erzeugniſſen des Ge⸗ werhſleißes des Departements in Augenſchein. Gegen Mit⸗ keag verließ der Koͤnig Troyes. An der Graͤnze des Depar⸗ tements der Seine und Marne fanden Se. Maj. den Prä⸗ feekten, den commandirenden General der Provinz und den — Unter Prñ;ͤfekten von Provins. Eine halbe Meile vor der Stadt war das daſelbſt in Garniſon liegende Garde⸗Jäger⸗ Regiment aufgeſtellt, unter deſſen Geleit der Koͤnig um 5 Uhr vor den Thoren von Provins anlangte. Unter einem Triumphbogen wurden Se. Maj. von dem Maire mit einer kAurzen Anrede begrüßt. Der Einzug erfolgte in einem offe⸗ nen Wagen; die Straßen, welche der Zug beruͤhrte, waren mit Laub, und Blumengewinden geziert. Im Unter⸗ Ppräfektur⸗Gebaͤude ſtiegen Seine Majeſtaͤt ab, und empfin⸗ ggen ſofort die Civil⸗ und Militair⸗Behoͤrden, von denen die vornehmſten zur Tafel gezogen wurden. Abends beehrte ber Monarch einen Ihm zu Ehren von der Stadt ggegebenen Ball mit Seiner Gegenwart. Auch im Freien wurden auf den ſchoͤn erleuchteten oͤffentlichen Spatziergän⸗ gen von dem Volke Tänze aufgefuͤhrt. Am folgenden Mor⸗ en um 9 Uhr verließen Se. Maj. dieſe Stadt, nachdem ie das Garde⸗Jäger⸗Regiment gemuſtert hatten. An der ränze des Seine⸗Departements hatten Sich der Praͤfekt raf von Chabrol und der Polizei⸗Präfekt Herr von Bel⸗ leyme nebſt ihren Unter⸗Behoͤrden, ſo wie das noch verſam⸗ elte General⸗Conſeil des Departements eingefunden. Der Präͤfekt bewillkommnete den Koͤnig mit folgender Anrede: „Sire, Ihre Reiſe unter Ihren Voͤlkern der Provinzen iſt nichts als eine Reihefolge von Feſtlichkeiten geweſen. Ue⸗ berall ſind die Herzen Ihnen entgegen geflogen, uͤberall ſind Sie auf Ihrem Wege von dem freudigen Rufe der Liebe und Erkenntlichkeit begruͤßt worden. Gälücuch der Koͤnig, der nur fuͤr ſeine Unterthanen lebt, der die Gabe, ihnen zu gefallen und ihre Gluͤckſeligkeit zu ſichern, in ſo hohem Grade beſitzt! Gluͤcklich das Land, fuͤr welches der Thron die Quelle ſo vieler Wohlthaten, ſo großen Gluͤckes iſt! Moͤchte dagegen auch der Anblick unſerer Wohlfahrt und 1 das Schauſpiel der allgemeinen Freude die koſtbaren Tage Erwr. Majeſtät verjüngen und verſchönern. Dies iſt der Wunſch, den die Behoͤͤrden des Seine⸗Departements Ih⸗ nen in dem Augenblicke auszudruͤcken kommen, wo, nachdem Sie jene fuͤr Sie mit Laub und Blumen eſchmuͤckten Dorfſchaften durchreiſt ſind, Sie im Begriffe ſtehen, in Ihren Fuͤrſtlichen Pallaſt zuruͤckzuzehren.“ — Der Koͤnig erwiederte: „Die Reiſe, von der Ich komme, hat Mich mit lebhafter Zufriedenheit erfüllt, da Ich aebes habe, wie der Ausdruck des Gluͤckes ſich auf allen Geſichtern malt, alle Herzen belebt. Im vorigen Jahre beſuchte Ich Meine noͤrdlichen Provinzen, in dieſem Meime oͤſtlichen; uͤberall habe Ich dieſelbe Geſinnungen, dieſelbe Aufnahme gefunden. Dies macht Mich, Ich darf es ſagen, gluͤcklich, da jene Ge⸗ ſinnungen Mir beweiſen, daß Meine Bemühungen fuͤr das Glück Meines Volkes, und fuͤr die Wohlfahrt und den Ruhm Frankreichs, nicht eitel und unnuͤtz ſind. Ihnen widme Ich alle Meine Gedanken. Sie ſind die liebſte, die einzige . Veſchaftigung Meines Lebens. Es freut Mich, Sie, meine Herren, und dieſe Hauptſtadt wiederzuſehen, die Mir ſo wichtige Dienſte geleiſtet, Mir ſo viele Beweiſe von Liebe und Anhänglichkelt gegeben hat. Das Andenken an dieſelbe weird in Meinem Herzen nie erloͤſchen. Seyen Sie verſichert, daß ſie Mir zu theuer ſind, als daß Ich ſie je vergeſſen ekeonnte.“ — Gruͤnbelaubte Triumph⸗Pforten waren in den aften, % an beruͤhren hatte, auf⸗ en, und faſt alle uſer waren mit Feſtons Blumen⸗Kräͤnzen behangen. Feſt
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Racines geſchenkt; ſie ſoll in Ferté⸗Milon, dem Geburts⸗ orte des großen Dichters, aufgeſtellt werden. Zur Beſtrei⸗ tung der Koſten hat das General⸗Conſeil eine Summe von 4000 Fr. ausgeſetzt.
Das Journal des Débats findet ſich nach der Ruͤckkehr des Koͤnigs veranlaßt einen Vergleich zwiſchen der vorjähri⸗ gen und der diesjährigen Reiſe Sr. M. aufzuſtellen. „Man kann“ ſagt daſſelbe, „nicht genug von dem Enthuſiasmus erzaͤhlen, welcher ſich bei dem Anblicke des erhabenen Rei⸗ ſenden uͤberall geaͤußert hat. Diesmal iſt der Freudenruf nicht aus bezahltem Munde erſchollen; man hat nicht aus polizeilichen bonds jene Maͤnner mit ſtarker und wohltoͤnen⸗ der Stimme bezahlt, die bei unſeren Feſtlichkeiten Beifall rufen, etwa in der Art wie in dem alten Rom die Klage⸗ weiber die Patrizier zur Erde beſtatteten. Die Freude iſt aufrichtig und einſtimmig geweſen. Die Landleute des Eiſaſſes, welche ſich auf allen Straßen um den Koͤnig draͤngten und ihm ein langes Leben wuͤnſchten, wußten ſehr wohl warum ſie dies thaten. Seit unſere Bauern, aus frohn⸗ und zinspflichtigen Leuten, freie Maͤnner geworden ſind, die ihre Mandatarien ſelbſt wählen, haben ſie nicht mehr jene einfaͤltige und furchtſame Neugierde, die ſie ehedem bei der Durchreiſe des Uſurpators herbeilockte; ſie kommen, um in dem Monarchen das Haupt einer Regie⸗ rung zu ehren, die ihnen einen Winkel Erde, eine wechſel⸗ ſeitige Schule und die Freiheit gegeben hat, und die ihnen dieſe Guͤter erhaält. Carl X. hat lebhaft das Gluͤck gefuͤhlt, wel⸗ ches darin liegt, ein volksthuͤmlicher Köͤnig zu ſeyn, und man kann von jener Zuſammenkunft zwiſchen König und Volk mit Recht behaupten, daß der Koͤnig mit ſeinem Volke und das Volk mit ſeinem Koͤnige zufrieden geweſen ſey. Auch hat das amtliche Blatt nicht noͤthig gehabt, den feier⸗ lichen Ton der gewoͤhnlichen Erzaͤhlungen anzunehmen, oder aus beſtaubten Actenſtuͤcken alte Phraſen hervorzuſuchen, und ſie den Umſtaͤnden anzupaſſen; der Moniteur iſt bloß ein getreuer Erzähler der Thatſachen geweſen, ohne aus eigener Einbildungskraft oder niedriger Schmeichelei etwas hinzuzufügen. — Im vorigen Jahre, im Lager zu St. Omer, gab es auch Triumphbogen, Wahlſpruͤche und Com⸗ plimentirungen von Seiten der Behoͤrden. Aber, genau betrachtet, welch ein Unterſchied! Zwar liebte man den Köͤ⸗ nig auch damals wie jetzt; man war ihm mit derſelben Liebe wie der Charte zugethan, denn er ſchwebte mit dieſer in gleicher Gefahr; aber wenn in Frankreich das Volk leidet, ſo ſhwelg⸗ es. Sein Enthuſiasmus darf durch keine unan⸗ genehme Ruͤckerinnerung gelaͤhmt werden; erblickt es hinter dem Koͤnige ſchlechte Miniſter, ſo zollt es dem Monarchen zwar auch noch Beifall, aber nur mit Bedauern. Auf dem
ege nach St. Omer waren die Beamten ſehr um den Koͤnig bemuüͤht; alle hatten freudeſtrahlende Geſichter; es möͤgen treue Diener geweſen ſeyn, aber ſie waren es nicht in dem Maaße, daß ſie den Miniſtern zu mißfallen häͤtten wagen ſollen; um den Augen des Monarchen eine gewiſſe Leere zu verbergen, draͤngten ſie ſich dicht um ihn; hinter dieſen gedraͤngten Reihen moͤchte indeſſen Carls N. Auge doch zuweilen mit Betrüͤbniß kalte und unzuftiedene Geſich⸗ ter gewahrt haben, und gewiß bekuͤmmerte es ihn ſelbſt, daß von all den Stimmen, die zu ſeinen Ohren erſchallten, die koſtbarſte, — die Volksſtimme, oftmals fehlte. — In dieſem Jahre dagegen iſt die Freude vorzuͤglich auf der Seite des Volkes geweſen. Wenn einige Beamte der Charte und der Volksfreiheiten erwaͤhnt haben, ſo werden ſie deshalb nicht den Miniſtern denuncirt werden. Andere haben das Wohlwollen des Monarchen fuͤr oͤrtliche Beduͤrfniſſe in Anſpruch ☛᷑ men. at dieſe achtbare Freimuͤthigkeit etwa Carl NX. ver⸗ letzt? Hat er ſich beleidigt gefuͤhlt, daß man ſein ſchoͤnſtes Vorrecht, die Wunden ſeiner Unterthanen zu heilen, in An⸗ ſpruch genommen hat? Und wo ſind jene Opfer der Ungnade der Jeſuiten geblieben, mit deren zahlloſen Bittſchriften man dem Lande drohte? Warum haben ſie ſich nicht dem Koͤnige u Fuͤßen geworfen, und ihm ihre bethraͤnten Petitionen bereicht? Warum haben die ehrwuüͤrdigen Väͤter ſelbſt nicht durch Einen von den Ihrigen eine ruͤhrende Scene ſpielen laſſen? An Gelegenheit dazu hat es gewiß nicht gefehlt, denn der Zugang zum Koͤnige ſtand Jedermann offen. Sollte der Elſaß, ſollten Metz, Verdun, Straßburg, Nancy, an den Jeſuiten keinen Geſchmack finden? O nein! antwortet die TDyoner Zeitung; aber Hr. v. Martignac iſt vorausgereiſt, um den Klagenden einen Knebel anzulegen; er hat jedem derſelben Haus⸗Arreſt gegeben, und den Gensd'armen geſagt: „Wenn Ihr ein bleiches, entſtelltes, in Thränen gebadekes
ubject mit einem Papier in der Hand erblickt, gleich ſchickt es fort, damit es nicht bis zum Könige gelange!“
hr hier eingetroffen. Der Koͤnig hat dem Depart Aisne die Statue
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Der Gedanke iſt ſo übel nicht, meine Herren von Lyon; 688 .““ . E „
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