8*
2.
v“
z u
r Allgemeinen Preußiſchen Staats⸗Zeitung Nr. 261
ten jedoch die Schildwachten und die uͤbrigen Soldaten, welch⸗ Wache waren, ſogleich alle Ausgaͤnge und nahmen die Uebelthaͤter bald gefangen. Man unter⸗ ſuchte dieſelben auf der Stelle, fand aber keine Waffen bei ihnen, außer einem Raſter⸗Meſſer, welches der eine im Futter ſeiner Weſte trug. Auf die Frage: „in welcher Abſicht ſie ſich dem Koͤnige genaͤhert“, wiederholten ſie ihre frühere Ausſage, daß ſie bloß Begnadigung fuͤr ihre Vergehungen hätten nachſuchen wollen, und als man weiter in ſie drang, und ſie um die Natur ihrer Verbrechen befragte, geſtanden ſie, daß ſie einige Mordthaten begangen haͤtten. Hierauf wurden ſie ſofort nach dem Gefängniſſe abgefuͤhrt und von einander getrennt. Den bisherigen Nachforſchun⸗ gen zufolge, ſcheinen dieſe beiden Individuen Mitſchuldige an dem Meuchelmorde des Pfarrers von Taͤmajon zu ſeyn, der in Folge eines Volks⸗Auflaufs unter der conſtitutionnel⸗ len Regierung verhaftet und im Gefängniß ermordet wurde. Etwas Beſtimmteres läßt ſich bis jetzt uͤber dieſes Ereigniß nicht berichten. Ob die Beſorgniß gegruͤndet ſey, daß ein Angriff auf das Leben des Koͤnigs in der Abſicht dieſer Boͤſewichter gelegen habe, wird ſich im Verfolg des Crimi⸗ nal⸗Prozeſſes ergeben, der gegen dieſelben eingeleitet iſt.
Die neueſten Nachrichten aus Saragoſſa lauten beru⸗ higender. Die Ruhe der Provinz iſt durch das kluge und gemäaͤßigte Benehmen der Behoͤrden erhalten worden, welche die Gaͤrtner und Tageloͤhner mit dem Beſcheide beſchwich⸗ tigten, daß man die Antwort des Koͤnigs auf ihre eingereichte Vorſtellung erwarten muͤſſe. Das Einruͤcken des 4ten Garde⸗ Regiments in die Stadt hat keinen unangenehmen Eindruck auf die Gemuͤther gemacht, wie Anfangs zu befuͤrchten ſtand, vielmehr hat der Tommandeur des Regiments durch ſein Benehmen zur Wiederherſtellung der Ruhe beigetragen. Nach Privat⸗Brlefen der Officlere ſind jedoch die Truppen äußerſt wachſam; die Officiere verfuͤgen ſich jeden Abend in die Kaſernen, wo ſie die Nacht zubringen, ohne ſich auszu⸗ kleiden. Ueber die Antwort des Koͤnigs iſt noch nichts bekannt, jedenfalls aber hat die Regierung die ſchwierige Aufgabe zu loͤſen, die Gaͤrtner zuftieden zu ſtellen, ohne dem Ausſpruche des Gerichtshofes, der bekanntlich zu Gunſten des Capitels ausfiel, die Autorität zu entzichen. Es iſt zu wuͤnſchen, daß die Re⸗ gierung die richtige Mitte fuͤr die Vereinigung dieſer beiden Extreme finde, und wohl bedenke, daß das ſtrenge Recht nicht immer mit Staats⸗Ruͤckſichten Hand in Hand geht. — Der Graf Ofalia iſt, wie man erwartet hat, zu unſerem Botſchafter in Paris ernannt worden. Man ſpricht auch allgemein von Abſendung eines außerordentlichen Geſandten an den of von Rio⸗Janeiro, mit dem Auftrage, den Kai⸗ ſer von Pohe gnen zur Abtretung ſeiner Anſpruͤche auf Por⸗ tugal zu vermoͤgen, unter gewiſſen Bedingungen, welche das Cabinet von Madrid, als Vermittler zwiſchen beiden Bruͤ⸗ dern, in Vorſchlag bringen wollte. Unſer Hof ſcheint jedoch noch keine beſtimmte Wahl fuͤr dieſe eben ſo wichtige als ſchwierige Miſſion getroffen zu haben. Der Engliſche Bot⸗ ſchafter, Lord Strangford, iſt, wie wir vernehmen, mit einem ähnlichen Auftrage ſeiner Regierung auf der Reiſe nach je⸗ nem Lande begriffen. 2
ortugal.
Pariſer Blaͤtter melden aus Liſſabon, vom 6. Sept.
Geſtern iſt ein kleines Kriegs⸗Fahrzeug, aus dem Hafen von Faro (in den Algarven) kommend, hier eingelaufen, um Dom Miguel die Nachricht zu bringen, daß das Braſiliani⸗ ſche Geſchwader mit der jungen Koͤnigin Donna Maria da Gloria am iſten d. M. Abends ſich an der Muͤndung des Douro befand. Dieſe Nachricht hat hier einen unbeſchreib⸗ lichen Eindruck gemacht. Sobald Dom Miguel davon Kennt⸗ niß erhalten hatte, wurden alle ſeine Räthe, ſo wie die ſei⸗ ner Mutter, zuſammenberufen. Nach einer langen Confe⸗ renz ward ein Courier nach Madrid abgefertigt. Die ange⸗ ſehenen Braſilianer, welche ſich hier aufhalten, ſind verhaf⸗ tet, und ſogar die Frauen, deren Maͤnner ſich in Braſillen befinden, ſind mit Verhaftung bedroht worden, wenn ſie ſich unter einander beſuchen wuͤrden. Auch die uͤbrigen Fremden ſind ſeit geſtern der Gegenſtand der beſondern pollizeilichen Wachſamkeit geworden. In verwichener Nacht hat man Engländer, Deutſche, Franzoſen, Italiener und Piemonteſer arretirt. Man begnuͤgt ſich jetzt nicht mehr mit der Confis⸗ cation der Guͤter der Ausgewanderten; auch den Grafen Taipa, den Vater, hat dieſes Schickſal betroffen, obgleich er
11“ 1
—
nicht ausgewandert iſt, und die bekannte Adreſſe des Abels Als Grund wird angegeben, daß ſein
unterſchrieben hat. 4 Conſtitutionneller ſey und das Koͤnigreich verlaſ⸗ ſen habe. Unſere Zeitung enthaͤlt ein Decret mit einer lan⸗ gen Liſte von abgeſetzten Offizieren aller Grade, welche un⸗ 5 ter den conſtitutionnellen Truppen gedient haben. Außerdem werden alle dieſe Offiziere wegen des Verbrechens der Re⸗ bellion von den eee gerichtet werden. talien.
Die Gazetta di Genova vom 13. Sept. meldet: „Der Geſchäͤftstraͤger Sr. Allergetreueſten Majeſtaͤt am Koͤniglich Sardiniſchen Hofe, Herr Rodriguez, iſt von Turin hier an-: gekommen, um Ihre Majeſtoͤt Donna Maria da Gloria, und Ihre Schweſter die Infantin Paula zu empfangen, welche in wenigen Tagen erwartet werden, da Hoͤchſtdieſelben bereits Anfangs Juli an Bord des Linienſchiffes Pedro Pri- meiro und in Begleitung zweier Fregatten von Rio de Ja, neiro abgehen ſollten. Ferner ſind in hieſtger Stadt ange. kommen, der Marquis von Rezende, Kaiſerl. Braſilianiſcher außerorbentlicher Geſandter und bevollmaͤchtigter Miniſter uim K. K. Hofe, um Ihre Maj. die Koͤnigin Donna Maxia und 9 Ihre erlauchte Schweſter zu empfangen, und nach Wien uu begleiten; und Se. Excellenz der K. K. Wirkliche Geheimne Rath, Graf von Lebzeltern, um Sie im Namen Sr. Maj. des Kaiſers von Oeſterreich zu bewillkommnen, und ebenfalls nach Wien zu begleiten. Se. Maj. der Koͤnig, unſer Mo⸗ narch haben befohlen, daß fuͤr die durchlauchtigſten Reiſenden Abſteig⸗Quartiere im hieſigen Koͤnigl. Pallaſt in Bereitſchaft geſetzt werden ſollen, und den Herzog Pasqua, Ihren Kam-⸗ merherrn, zum Dienſtkaͤmmerer waͤhrend Ihres Aufenthalts allhier zu ernennen geruhet.“”“ (Aus den neueſten Londoner Nachrichten iſt bekannt, daß Ihre Majeſtaͤt nicht nach Ita-“ lien, ſondern zunaͤchſt nach England gehen wird.) 8 8*
Angelegenheiten Grlechenlande. 8 1 g
Die Zeitung von Lauſanne giebt nachſtehenden Brief des Herrn Eynard an die Wohlthaͤter Griechenlands, aus Beau:- lien, vom 18. September: 8
Ich habe Briefe bis zum 17. Auguſt von dem Praͤſi⸗ denten Griechenlands erhalten. Alle darin enthaltenen Nach⸗ richten ſind erfreulich. Dieſer ebenſo gewiſſenhafte als be⸗ ſcheidene Mann ſchreibt mir Folgendes uͤber die Peſt: e6““] Ausnahme eines einzigen Dorfes im Peloponneſus iſt ganz 3 Griechenland von der Quarantaine befreit. Dieſes unerwar⸗ tete Gluͤck iſt ein Werk des Himmels. Obgleich man von allen Seiten Schmeichelhaftes an mich richtet, täuſche “ mich dennoch nicht uͤber die Unzulaͤnglichkeit der von uns err:, griffenen Maaßregeln. In demſelben Sinne und mit glei-⸗ cher Erkenntlichkeit gegen die Vorſehung beurtheile ich alle unſere Angelegenheiten, ſie moͤgen wichtig oder geringfuͤgig ſeyn. Dieſelben gehen ſo gut wie moͤglich und im Ganzen wuͤrde ich Unrecht haben, wollte ich damit unzufrieden ſeyn. Gruͤßen Sie herzlich von meiner Seite die vielen Perſonen, welche ihre Dienſte Griechenland zu widmen wuͤnſchen. Ichh erſuche Sie dringend, fuͤr jetzt den Eifer derſelben zuruͤck zu halten. Es giebt deren bereits eine nicht unbedeutende Zayl hier, mit denen ich nichts anzufangen weiß. Es iſt nicht moͤglich, bei der Verwaltung Leute anzuſtellen, die die Sprache nicht kennen, und die vermoͤge ihres Alters nicht 1il m Stande ſind, dieſelbe in kurzer Zeit zu erlernen.“ Der— Graf, faͤhrt Herr Eynard fort, beauftragt mich ferner, allen wohlthaͤtigen Seelen ſeinen Dank zu aͤußern, welche ſich mit der Erziehung der Griechiſchen Jugend beſchaͤftigen.
Er wuͤnſcht, daß die Kinder eine maͤnnliche und einfache Erziehung erhalten, daß man ſie weder mit dem Luxus, noch mit anderen Gegenſtaͤnden bekannt machen moͤge, die eine Reue uͤber ihren Aufenthalt in dieſen Laͤndern in ihrer Er⸗ innerung zuruͤcklaſſen koͤnnten. Bei dieſer Gelegenheit er⸗ laube ich mir, den Lehrern der jungen Griechen zu ſagen: Gebt ihnen eine ſtarke Seele und einen kraͤftigen Körper. Macht aus ihnen weder Franzoſen, noch Englaͤnder, noch Deutſche, ſondern neugeborne Griechen. Erzaͤhlt ihnen oft von ihrem Vaterlande, ſchweigt nicht von den Laſtern, die man ihrem Volke vorwirft; begeiſtert ihre junge Einbildungs⸗ . kraft fuͤr die Idee einer Wiedergeburt Griechenlands, und wingt ſie, tugendhaft zu werden, indem ihr ihnen ſagt daß ſe berufen ſeyen, einſt ihren Mithuͤrgern zum Muſter zu dienen. Die Wohlthaͤter Griechenlands werden mit Freuden
8
„ 2„
8*
8*
vernehmen, daß die Kartoffel⸗ und Mais⸗Pflanzungen die