Stelle es getreten iſt, voͤllig und entſchieden trenne. Die Haupt⸗Klagen des Landes gegen das vorige Miniſterium be⸗ treffen aber eben jene Art von Gewalt, welche daſſelbe gleich⸗ zeitig gegen die Meinungen und gegen die Perſonen uͤbte, jenen Eigenſinn, womit es die Exiſtenz des Einzelnen auf's Spiel ſetzte. Gerechtigkeit verlangt man von jeder Regie⸗ rung; aber man verlangt ſie fuͤr alle und nicht bloß fuͤr Einzelne. Wenn wir daher auch der Meinung ſind, daß eeinige Veraͤnderungen in der Landes⸗Verwaltung noͤthig ſeyn moͤchten, um das Unter⸗Perſonale mit dem Geiſte des Mi⸗ niſteriums in Einklang zu bringen, ſo glauben wir doch kei⸗ nesweges, daß dieſes Beduͤrfniß ſo allgemein ſey, um Alle, die einen mehr oder minder thaͤtigen Antheil an dem vori⸗ gen Syſtem genommen haben, zu entfernen; es deucht uns vielmehr, daß dergleichen Abſetzungen in Maſſe
der Regierung nur die Farbe des Partheigeiſtes und dder Willkuͤhr leihen wuͤrden. Wenn man daruͤber nach⸗ denkt, wodurch die Einfuͤhrung einer geſetzlichen Ordnung
ſo lange verzoͤgert worden iſt, ſo wird man ſich gar bald uͤberzeugen, daß gerade Mangel an Maͤßigung immer die Schuld davon getragen hat, und hieraus ſchließen wir, daß die etwa erforderlichen Veraͤnderungen in der Pro⸗ vinzial⸗Verwaltung nur ſtatt finden duͤrfen, inſofern ſie ſpe⸗ eeiell motivirt und ſonach uͤber jeden Verdacht der Willkuͤhr hinaus ſind; daß das jetzige Miniſterium in der Wahl der Beamten dieſelbe Maͤßigung befolgen müuͤſſe, die es in der Leitung der oͤffentlichen Angelegenheiten an den Tag legt; daß daſſelbe nichts Nothwendiges verweigern, nichts Ueber⸗
eriebenes bewilligen, und ſich mit einem Worte ſtets unab⸗
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8 zeigen muͤſſe.“ n Das Journal des Débats ſagt: „die wahren Organe deer oͤffentlichen Meinung in England haben ſich uͤber den . Urſprung und den Zweck der lebhaften Discuſſion, die ſich ſeit Kurzem in Frankreich uͤber die Politik des Engliſchen Kabinetts erhoben hat, nicht getäͤuſcht. Sie haben darin nichts weiter geſehen als eine Betrachtung, die ohne Leiden⸗ ſchaft und Bitterkeit uͤber ein Syſtem angeſtellt ward, das ſie ſelbſt fruͤher als wir beklagten, und vor allem haben ſie ein Recht anerkannt, dem ſie ſelbſt nicht gern entſagen eren nämlich das: auch die Menſchen und die Dinge
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ganiderer Laͤnder zu beurtheilen, zumal in einer Zeit, wo es —bei der innigen Gemeinſchaft der Intereſſen keinem Volke Igleichguͤltig ſeyn kann, was ſich bei ſeinen Nachbarn ereignet. Daß Üübelwollende Geiſter dieſe Erörterungen etwas weit getrieben unnd die binien der geſunden Vernunft uͤberſchritten haben moͤgen, geeben wir gerne zu, und ſtimmen von ganzem Herzen einem 8. der geſchaͤtzteſten Engliſchen Blaͤtter, den Times bei, welche in der Antwort, die ſie auf einen neuen, von dem Seine⸗ AUffer gegen den Engliſchen Charakter gemachten Angriff ga⸗
ben, ihren Unwillen daruͤber aͤußerten, daß man die Nation und das Kabinet mit einander verwechſelt. Nie werden wir in dem Preisgeben Portugals, den ungetheilten Wunſch ei⸗ nes großen Volkes erkennen, das zuerſt den andern Voͤlkern die Geheimniſſe der Freiheit enthuͤllte, und welches, was man auch ſagen moͤge, ſich doch gewiß nie dem Gedanken uͤberlaſſen kann, als ſey dieſe Freiheit verurtheilt, den Canal nicht zu uͤberſchreiten, der daſſelbe vom Feſtlande trennt. Niemals ſchien es uns, als duͤrſten wir die Gleichguͤl⸗ 8 gegen das Schickſal Griechenlands zum Maaßſtabe
des Engliſchen Charakters in einer Angelegenheit nehmen, die lediglich Sache der Ehre und der Humanitaͤt iſt, und wenn wir auch ſehr geneigt waren, dafuͤr zu erkennen, daß England in ſeiner Politik weſentlich Engliſch geweſen iſt; ſo haben wir ihm dies doch nie zum Verbrechen gemacht. Im Gegentheil haben wir es oft den ſchlechten Miniſtern, welche das oͤffentliche Wohl ihrer Erhaltung im Amte auf⸗ oopferten, als Muſter vorgeſtellt. Wir halten auch Frank⸗ reich dermalen fuüͤr aͤußerſt Franzoͤſiſch, aber aus dem neuen Syſtem, welches zu ſeinem Gluͤcke angenommen worden iſt, entſpringt keineswegs als Folge die Nothwendigkeit oder auch nur das Verlangen, daß Frankreich ſich auf Unkoſten ſeiner Verbuͤndeten erhebe. Es geht heut zu Tage mit den Rationen, wie mit den verſchiedenen Induſtrie⸗Zweigen; das Gedeihen des Einen traͤgt mit zur Entwickelung des Anderen bei. Unter den dermaligen Umſtänden Europa’'s iſt der Weg der Ehre breit genug, daß ſelbſt einander ge⸗ genüͤber England und Frankreich darauf Raum finden.
Der hieſige Globe macht uͤber die Verordnungen vom 16. Junk folgende Bemerkungen: „Welches iſt in dieſem Augenblick das groͤßte Hinderniß des Friedens und der Ver⸗ vollkommnung der Geſellſchaft? der Clerus. Und welches
iſt das Princip und die Grundlage ſeines Widerſtandes? die Gewiſſens⸗Freiheit, die er nicht einem Teſt⸗Geſetze unterwer⸗
haͤngig wie das Koͤnigthum und hochherzig wie Frankreich
daß nur der Fanatismus Kraft beſitze, und daß die
fen will, und die Forderung, daß man ihm die Schulen wie⸗ der uͤbergebe, die ihm die Regierung genommen hat, und in denen die Kinder ſeiner Kirche erzogen werden ſollen. Wir muͤſſen es zum hundertſten Male wiederholen, daß es ge⸗ recht, hoͤchſt gerecht iſt, wenn unabhaͤngige katholiſche Fami⸗ lienvaͤter fuͤr ihre Kinder Schulen ihres Glaubens verlangen; ſie haben unbeſtreitbare Rechte. Welchen Vortheil hat die Regierung davon, daß es dieſelben mißkennt? Hoͤchſtens den Beifall eines Tages bei unbeſonnenen und verfolgungsſuͤch⸗ tigen Liberalen. Welche Gefahren koͤnnten dem Staate aus der Anerkennung jener Rechte erwachſen? Ohne Zweifel gar keine. Was ihr vor allem einer Nation, wie der unſrigen geben muͤßt, Miniſter des Köͤnigs, iſt Leben, und Leben kann nur aus der Gewiſſens⸗Freiheit hervorgehen
und dieſe nicht ohne Freiheit der Schulen beſtehen. Wir
verlangen nicht, daß ihr euerer Gewalt und Wachſamkeit
entſagen, oder euere Univerſitaͤts⸗Anſtalten ſchließen ſolle. Im Gegentheil, je mehr Freiheit ihr den iſolirten mißtrauiſchen Anſichten derjenigen gebet, die euch nicht folgen wollen, deſto mehr Recht erwerbt ihr euch, uͤber ſie zu wachen, und deſto mehr Muße werdet ihr haben, euere Syſteme, Methoden und euere Disciplin zu entwickeln. Die Kammern werden euch ſchneller und mehr von Herzen unterſtützen, und ihr werdet mit der ganzen Kraft der Nation die Nebenbuhler ſtuͤrzen, die euch weder an Reichthum, noch an tuͤchtigen Maͤnnern und ehen ſo wenig an Einheit im Handeln gleich
kommen werden.“ 1
Der Meſſager des Chambres ſagt: „Das wahre Talent
flieht ſeiner Natur nach die Uebertreibung, und mit Ver⸗ nuͤgen leſen wir im Globe das Lob gemäͤßigter Grundſätze, zinden es aber nichtsdeſtoweniger unrichtig, wenn man ſagt, das jetzige Miniſterium, das die Farbe der Mäͤßigung ange⸗ nommen hat, bekenne ſich nur von außen zu den Principien derſelben. Wir haben die Srellung der neuen Verwaltung zu den Kammern und dem Lande klar und genau bezeichnet. Jedem Uebermaaße abgeneigt, will ſie den ſchoͤnen, ihr von dem Koöͤnige anvertrauten Auftrag erfuͤllen, die Partheien zu verſohnen und die geſetzliche Ordnung durch die Ausfüh⸗ rung des Grund⸗Vertrages und der aus demſelben herflie⸗ benden Geſetze wieder herzuſtellen. Kann wohl der Globe etwas anfuͤhren, was mit dieſer ſo beſtimmt angegebenen Stellung des Miniſteriums im Widerſpruch ſtände? Iſt nicht vielmehr allen Maaßregeln, welche daſſelbe bis auf den heutigen Tag getroffen hat, der Stempel des Geiſtes unſe⸗ rer Zeit aufgedruͤckt, zeugen ſie nicht von jenem gelaäuterten Royalismus, den wir alle bekennen, und von jenem con⸗ ſtitutionnellen Geiſte, der das Erbtheil der neuen Ge⸗ neration iſt? Das Miniſterium hat in der letzten Sitzung deutlich genug die Fahne gezeigt, der es folgen wollte, ſelbſt die Erbitterung der Abſolutiſten beweiſt, daß in den ſechs Monaten, welche verfloſſen ſind, etwas Schoͤnes und Großes fuͤr unſeren Staat geſchehen iſt. Das Journal dem dieſe Erwiederung gilt, beklagt ſich vornemlich darüͤber daß dem Unter⸗ richte nicht volle Freiheit gelaſſen werde. Dieſe von ganz ent egen⸗ geſetzten Parthelen verlangte Freiheit iſt eine wichtige rage. Eine freie und mit Weisheit geordnete Concurrenz des Un⸗ terrichts wuͤrden wir fuͤr eine gluͤckliche Verbeſſerung halten, wenn dabei der Regierung der nothwendige Einfluß erhalten wird, den ſie auf die oöͤffentliche Erziehung ausüben muß. Aber in dem Falle, von welchem der Globe ſpricht (die Ver⸗ ordnungen vom 16. Junt) handelt es ſich nicht um dieſe Frage, ſondern darum, ob eine lehrende Koͤrperſchaft ſich ohne vorgängige Autoriſation des Staates in Frankreich lil⸗ den duͤrfe? Die Geſetze ſind vorhanden, und was kann das Miniſterium anders thun, als die Vollziehung vorbereiten? Dieſer Zweck iſt durch die in Rede ſtehenden Verordnungen erreicht worden. Wir ſetzen in die edleren Anſtrengungen der neuen Generation großes Vertrauen; wir glauben auch, daß das Talent eine große Gewalt über Alles ausuͤbt, wo⸗ mit es in Beruͤhrung kommt, und daß in dieſer Hinſicht die freie Concurrenz den unterrichtenden Korperſchaften auf dle Länge nicht guͤnſtig ſeyn wuͤrde. Aber, wir wiederholen es, es handelt ſich hier nicht um dieſe Frage, ſondern um die Vollziehung der Geſetze. Dieſe hat man ausfuͤhren wollen, und es kann dem Miniſterium kein Vorwurf daraus gemacht werden, daß es ſeine Pflicht erfuͤllt hat.“
In demſelben Blatte (dem Meſſager des Chambres) lieſt man den nachſtehenden Artikel: „Vor einigen Tagen wurde eine Niederlage der Ruſſen vor Varna gemeldet, und heute ſprechen die Deutſchen Zeitungen von einem zweiten Verluſto, den ſie vor Schumla erlitten. Die Quotldlenne, eine leidenſchaftliche Freundin der Tüͤrkiſchen Sache, unter⸗ läßt nicht, die ſehr moraliſche Folgerung daraus zu ziehen, Ruſſiſche
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