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Der Meſſager des Chambres ſtimmt dieſen Anſichten völlig bei. „Wir haben alle Urſache zu glauben,“ ſagt daſ⸗ ſelbe, „daß die Documente, worauf das gedachte Blatt ſich ſtuͤtzt, authentiſch ſind; es ließ ſich nicht fuͤglich etwas Wei⸗ ſeres und Vorſichtigeres von Seiten des Papſtes und unſe⸗ rer Geiſtlichen erwarten; die Abſichten eines ſo frommen und aufgeklaͤrten Fuͤrſten, als Carl X. iſt, ſind von dem Heiligen Vater erkannt worden, und dieſer hat dadurch, daß er der Gottesfurcht des aͤlteſten Sohnes der Kirche die Sache nheimgeſtellt hat, jenen unruhigen Schriftſtellern, welche im Namen einer Religion des Friedens und der Eintracht Auf⸗ ruhr und Empoͤrung anſtiften wollten, ein großes Beiſpiel gegeben. Der Gang der Regierung in dieſer Sache iſt ſeht einfach geweſen; die Regierung mußte die Landesgeſetze in Ausfuͤhrung bringen und die heiligen Rechte der Koͤnigl. Praͤrogative aufrecht erhalten; da ſpaͤter eine Religions⸗ Frage damit verknuͤpft wurde, ſo war es ihre Pflicht, ſie der Autorität des Papſtes zu unterwerfen; dies erheiſchten Klugheit und Frömmigkeit. Die Regierung hat nicht ver⸗ geſſen, daß die katholtſche Religion die Religion des Staa⸗ tes, und daͤß der Papſt das Oberhaupt derſelben iſt. Die⸗ jenigen öͤffentlichen Blaätter, die ſich uͤber dieſen Re⸗ curs an den heiligen Stuhl wundern, haben nicht hin⸗ läͤnglich erwogen, daß durch Maaßregeln, welche die Aus⸗ führung der Landesgeſetze zum Gegenſtande hatten, die — nichts weniger als die Religion verletzen, ſoöndern ſie vielmehr vor einem ſichtbaren und allgemein gefuͤhl⸗ ten Uebel, nämlich vor jenen, unaufhoͤrlich wiederholten Beſchuldigungen bewahren wollte, welche die Gemuͤther beun⸗ ruhigen und die Gewiſſen truͤben; weit entfernt die katholi⸗ ſche Hierarchie verkennen zu wollen, hat die Regierung ſich vielmehr aller in ihren Haͤnden befindlichen Mittel bedient, um derſelben Achtung zu verſchaffen; dies beweiſt ihr Recurs an den paͤpſtlichen Stuhl. Dieſes Verfahren, wir muͤſſen es laut verkuͤnden, iſt dem Koͤniglichen Gewiſſen unſeres Fuͤrſten, nicht ſowohl von einer Beſorgniß vor einem mate⸗ riellen Widerſtande, den die Regierung Kraft genug hatte zu beſiegen, als von ſeiner innigen Ueberzeugung von den Pflichten gegen die katholiſche Religion eingegeben worden. Plus Zeitungen, welche aus dem von ihnen verurſachten Laͤrm großen Vortheil zu ziehen gedachten, die Quotidienne und die Gazette de France, haben all' das Religioͤſe was in dem Verfahren der Regierung, und all; das Weiſe, das
in der Antwort des Papſtes liegt, ſehr wohl gefuͤhlt;
darum verlaͤugnen ſie auch die Macht, von der dieſe Letz⸗ tere ausgegangen iſt); dieſe Ultra⸗Katholiken verkennen die Autorität des Papſtes, wie die Ultra⸗Royaliſten juͤngſt die Autoritaͤt des Koͤnigs verkannten. Beide Blatter erſuchen demnach die Biſchöfe, den Einfluͤſterungen — ſo nennen ſie das Paͤpſtliche Schreiben — kein Gehoͤr zu lei⸗ hen; ſie berufen ſich auf die Rechte der Gallicaniſchen Kirche, die ſich, der Gazette zufolge, nie ſo ſehr, als in der letzten Zeit illuſtrirt hat; wir uͤberlaſſen es dem Gewiſſen des Pu⸗ blikums, eine ſolche Sprache zu wuͤrdigen. Wie! dieſelben Maͤnner, die noch kuͤrzlich die Geſellſchaft durch die Einfuͤh⸗ rung einer National⸗Kirche zu erſchrecken ſuchten, fordern jetzt die Biſchöfe auf, ſich von den Grundſatzen des Roͤmi⸗ ſchen Hofes loszuſagen! und warum? weil dieſe Grundſäͤtze mit dem Willen des Koͤnigs und den Maaßregeln ſeiner Re⸗ gierung uͤbereinſtimmen. ie Franzöoͤſiſchen Biſchoͤfe werden, wir ſind deſſen gewiß⸗ dem doppelten Aufrufe der Autoritat des Papſtes und der des Koͤnigs entſprechen, und ihre Un⸗ terwerfung wird, mehr als der ihnen angerathene Widerſtand eine chrenvolle Epoche in der glorreichen Geſchichte der Gal⸗ licaniſchen Kirche ausmachen.“”“)
De. von der Regierung gefaßte Beſchluß, die alte Ca⸗ thedrale von St. Vannes zu Verdun abtragen zu laſſen, hatte kuͤrzlich die Quotidienne zu der Bemerkung veranlaßt, daß es ſchiene, als pb der Revolutions⸗Vanhalismus wieder im Aumarſche waͤre, und als ob die Baumeiſter ſich gegen
„) Beide Ovpoſitions⸗Blaͤtter naͤmlich, die Quotidienne ſo⸗ wt eehe Boaerte de France, geben zu verſtehen daß, da das eingegangene Schreiden nicht von dem Papſte ſeldſt, ſondern nur von dem Cardinal Bernetti (dem Staats Sceretair Sr. Heilig⸗ cit) unterzeichnet ſey, daſſelde auch fuͤr die Franzöſiſche Geiſt⸗ lichkeit durchaus keine Autorität baben koͤnne; die Biſchofe moͤch⸗ ten ſonach um ſo mehr bei ihrem Widerſtande beharren, als es leicht möglich wäre, daß der Inhalt jenes Schreibens üͤber kurz oder lang von Sr. Heiligkeit ſelbſt desavonirt wuͤrde;: der Papſt ſep, wie aus dem Schretben kar bervorgehe, in die Sache felbſt nicht weiter eingegangen, und baue ſeine Hoffnungen nur guf die Frommigkeit des Köͤmigs: allein in einem verfaſſungsm gen Staate machten die Miniſter die Regierung aus, und dieſem, nicht mit dem Könige hatten die Biſchöͤfe es zu thun.
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anlaßt haben, ſo koͤnnen wir der Gazette in Voraus verſi⸗
marſchirte, nachdem ſie abgeloͤſt worden war, durch die T
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die ſchoͤnen Kuͤnſte gleichſam verſchworen haͤtten. Sie wird dieſerhalb heute von dem Monitenr zurechtgewieſen. „Haͤtte,“ ſagt derſelbe, „die Quotidienne ſich die Muhe gegeben, vor⸗ her Erkundigungen einzuziehen, ſo wuͤrde ſie erfahren haben, daß die große Baufalligkeit der gedachten Kirche, die dunchaͤus keine Reparatur mehr zuläßt, ſchon im Jahre 1817 die Nothwendigkeit erkennen ließ, dieſelbe abzutragen, und daß man jetzt endlich nicht laͤnger damit zoͤgern durfte, da die Geſimſe ſich bereits abzuloͤſen anfangen, und die umſte⸗ henden Haͤuſer beſchaͤdigen. Wollte man das gothiſche Ge⸗ baͤude erhalten, ſo waͤre nichts weiter uͤbrig geblieben, als daſſelbe von Grund aus neu aufzufuͤhren.“ .
Auch die Expedition nach Morea findet, wie alle Maas⸗ regeln der Regierung, in der Quotidienne und der Gazette de France eifrige Gegner. „Man muß“ meint der Meſſa⸗ ger des Chambres, „einen recht ungluͤcklichen Organismus haben, um Alles zuruͤckzuweiſen was den Stempel des Edel⸗ . muths und der Hochherzigkeit an ſich traͤgt. Die Expedition nach Morea, jener herrliche Beſchluß eines chriſtlichen und Franzoͤſiſchen Fuͤrſten, findet Tadler und Gegner in Zeitun⸗ gen, die ſich ausſchließlich fuͤr Vertheidiger des Kreuzes, das man beſchuͤtzen will, ausgeben. Man droht uns mit einer Unterſuchung, welche die Kammern in ihrer naͤchſten Sitzung uͤber die Verwendung von Summen anſtellen werden, die man ab⸗ ſichtlich uͤbertreibt, bloß um die Erſparniſſe der vorigen Verwal⸗ tung hervorzuheben, da dieſe uns doch nichts als ein Deſicit ver⸗ macht hat. Man muß die Geſinnungen einer Kammer, wo die Grie⸗ chiſche Sache alle edle Herzen in Bewegung ſetzt, ſchlecht ken⸗ nen, um zu glauben, daß ein ſo großmuͤthiger Entſchluß ein — Gegenſtand des mindeſten Tadels ſeyn koͤnne. Frankreichs Deputirte werden ſich ohne Zweifel erkundigen, ob Alles auch mit gehoͤriger Ordnung und Sparſamkeit vor ſich gegangen ſey; ſie haben dazu das Recht und die Pflicht; was aber die Expedition ſelbſt, und die Gefuͤhle anbetrifft, welche ſie vera
chern, daß daruͤber nur eine Stimme herrſchen wird.“ öe
Die Gazette de France behauptet, daß man hier von einem Tage zum andern der Bekanntmachung einer Erklaärung— der drei in Korfu vereinigten Botſchafter uͤber den Zweck dor Franzoͤſiſchen Expedition nach Morea entgegenſehe. 1
Der Meſſager des Chambres ſelbſt bemerkt jetzt, daß in den Beſchluͤſſen der General⸗Conſeils (wovon bekanntlich mehrere fuͤr die Wiederherſtellung der Jeſuiten geſtimmt ha⸗ ben) die oͤffentliche Meinung ſich nicht ausſpraͤche, da meh⸗ rere von ihnen ihr Bedauern uͤber Verfuͤgungen zu erkennen gegeben haͤtten, die in der letztern Zeit gerade von dem Volke mit dem groͤßten Beifalle aufgenommen worden waͤren.
In dem Journal de Toulouſe lieſt man folgenden, aus 1 dem Lager von Petalidi vom 5. Sept. datirten Brief: „So eben geht die Meldung ein, däß ſich Koron ohne Aufforde⸗ rung ergeben habe; daſſelbe wird wahrſcheinlich auch mit Modon und Navarin der Fall geweſen ſeyn. Wir ſind bis unter die Mauern dieſer beiden Plaͤtze vorgedrungen, ohne daß man eine einzige Kanone gegen uns abfeuerte. Patras allein moͤchte vielleicht einigen Widerſtand leiſten: zman ſagt, daß einige tauſend Tuͤrken ſich dort eingeſchloſſen haben, aber ich glaube, daß ſie nicht lange zogern werden, dem Beiſpiele der Uebrigen zu folgen. Wir haben unſer Lager auf den Ruinen mehrerer, vor Kurzem noch bluͤhender und anſehn⸗ licher Staͤdte aufgeſchlagen. Calamata, Niſſt ſind jetzt Nichts als Aſcheuhaufen, die ganze Bevoͤlkerung dieſer ungluͤcklichen Gegend iſt verſchwunden. 1
2 Großbritanien und Irland. 3
London, 27. Sept. Der Gouverneur und Unter⸗ Gouverneur der Bank von England haben kuͤrzlich eine lange. Conferenz mit dem Kanzler der Schatzkammer gehabt. Man glaubt allgemein, daß ſie ſich auf die neuerlich ſtattgefundene Ausfuhr edler Metalle nach dem Continent und auf die im Falle der Fortdauer dieſer Ausfuhren zu ergreifenden Maaß⸗ regeln bezogen habe. Es iſt unerläßlich, daß fuͤr das Zu- ruͤckbehalten vieles Goldes im Lande geſorgt werde, da die Landbanken im naͤchſten Fruͤhlinge daſſelbe ſehr noͤthig haben werden, um die Stelle der kleinen Noten auszufuͤllen. 2
Dieſer Tage meldet der Devonport⸗Telegraph, daß im Plymouth ein Offizier vom großen Artillerie⸗Depot in Wool,. wich angekommen ſey, um die Kanonen⸗Lafetten auf allen 8 Kriegs⸗Schiffen im Hafen nachzuſehen. Im Arſenale befinde ſich alles in groͤßter Vollſtaͤndigkrit und man halte alles be⸗ reit, um auf der Stelle neun Linien⸗Schiffe ausrüͤſten zu koͤnnen, ſobald die Regierung ihrer zu beduͤrfen glauben — —
Ein Umſtand, der uns ganz zufäͤllig geweſen 8 h 1 ſcheint, (heißt es in der Times) liefert einen Beweis von der Reizbarkeit der Dubliner Katholiken. Die Schloßwache
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