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gehoben. Demungeachtet beſtanden noch einige Communal⸗For⸗ men, es gab noch Buͤrgermeiſter, Schoͤppen, Geſchworne; aber die Freiheiten der Gemeinen waren groͤßtentheils auf dieſe For⸗ men zuruͤckgekehrt. Wiewohl die geſammte Verwaltung noch nicht ſo centraliſirt war, wie heut zu Tage, ſo hatten doch die Königlichen Beamten und die Gerichtsbehoͤrden einen Theil der Gewalt an ſich gebracht, die bisher ganz in den Handen der Communal⸗Behoͤrden geweſen war. as Ge⸗ ſagte gilt jedoch nicht von den Staͤdten, die zu den beſon⸗ dern Lehnsherrſchaften gehoͤrten; dieſe behielten im Allgemei⸗ nen mehr Freiheit, weil ſie gegen eine ſchwaͤchere Macht zu kaͤmpfen hatten.
Das Geſetz vom 19. Dezember des Jahres 1789 ſchuf ein neues Communal⸗Geſetz, deſſen Beleuchtung der Gegen⸗ ſtand des näͤchſten Artikels ſeyn wird.
Ueber den Handel der Tauriſchen Halbinſel. 8. (Fortſetzung und Schluß.)
Zwei Jahrhunderte hindurch gewährte dieſer Beſitz den Genueſern eine unerſchöpfliche Quelle des Reichthums. Die Niederlaſſungen, welche ſie im Laufe der Zeit an den Ufern Klein⸗Aſiens, in Kolchis und am Fuße des Kaukaſus gruͤn⸗ deten, eröͤffneten ihnen alle Canäle, durch welche der Handel der angraͤnzenden Länder Inner⸗Aſtens floß. Selbſt Aſow war in ihre Gewalt gekommen, und durch den Don erhiel⸗ ten ſie die Waaren, welche uͤber das Kaspiſche Meer nach Aſtrachan gelangten. In dieſer Stadt war eine berͤhmte Meſſe, weſche von einer unzähligen Menge Perſer, Indier und anderen Aſtaten, die ihre Droguerieen, wohlriechenden Waͤſ⸗ ſer und alle Erzeugniſſe des Orients dahin brachten, beſucht wurge. Caffa war der große Stapel⸗Platz aller Einfuhr, und Aus⸗ fuhr⸗Artikel dieſes ausgedehnten Handels, und der Mittel⸗ punkt der Verbindungen beider Welttheile. Dieſe Hauptſtadt der Genueſiſchen Colonteen kam an Groͤße und Einwohner⸗Zahl der Reſtdenz der Griechiſchen Kalſer gleich, und uͤbertraf die⸗ ſelbe an Reichthum und Induſtrie. Nichts zeugt mehr von der Groͤße, zu welcher Caffa gelangt war, als die ausgedehn⸗ ten Bauwerke, welche die Genueſer in allen Niederlaſſungen errichteten, und wovon noch merkwuͤrdige Ueberreſte vorhan⸗ den ſind. Die Feſtungs⸗Werke von Caffa ſelbſt, die drei⸗ fache Feſtung Sudag, die Forts Balaklava, Taman und Kertſch, die Trümmer, welche man noch in Imeretien und einigen Gegenden Circaſſtens wahrnimmt, geben einen Be⸗ griff von dem damaligen Handel auf dem Schwarzen Meere und von dem Glanze Caffa's. Aber wie d'Alembert bemerkt, daß die Reiche, wie die Menſchen, wachſen, ſinken und un⸗ tergehen, ſo mußte auch dieſe Stadt, nachdem ſie den Gip⸗ fel ihrer Macht erreicht, dan allgemeinen Umſchwunge der Dinge folgen. Aus der Eroberung Konſtantinopels durch Mahomed II. folgte fuͤr Genua der Verluſt von Galata, welches ihm die freie Verbinduns mit dem Schwarzen Meere ſicherte; und dadurch wurden die Colonieen von ihrer Mutterſtadt ge⸗ trennt. Caffa kaͤmpfte noch 22 Jahre gegen die furchtbare Macht der Tuͤrken, und fiel erſt 1475. Die gefangenen Genueſer wurden nach Konſtantinopel gefuͤhrt, und mit dem Verluſt ihrer Niederlaſſungen ging auch ihr Handel unter. Kurze Zeit nachher erkauften die Venetianer von den Tuͤrken die Erlaubniß, das Schwarze Meer zu beſchiffen, durch einen jährlichen Tribut von 10,000 Dukaten, wurden aber bald inne, daß die Hauptquellen des Verkehrs ſchon verſiegt wa⸗ ren. Anſtatt der reichen Erzeugniſſe, welche fruͤher in Caffa aufgehaͤuft lagen, fanden ſie in der Krimm nur noch Ge⸗ treide, Butter und Salz. Aſow, das die Tuͤrken beſaßen, bot den Handels⸗Speculationen der Venetianer mehr Gele⸗
enheit dar; ſie befrachteten dort ihre Schiffe mit geſalzenen iſchen und Kaviar, und die Ruſſen brachten den Aſtrachan⸗ ſchen Rhabarber, Kupfer, Flachs, Segeltuͤcher, Sibiriſches Eiſen und Pelzwerk dorthin. Der Haupt⸗Artikel, den ſie einfuͤhrten, war das Wachs. Nur in Venedig kannte man damals das Verfahren, dem Wachſe die Weiße zu geben, derentwegen es in Aſten und Europa geſucht wurde. Sie beſaßen aber dieſen Handel, der fuͤr ſie aͤußerſt vortheilhaft war, nur wenige Jahre. Die Schifffahrt auf dem Schwar⸗ zen Meere wurde ihnen zutetzt verboten, und blieb ausſchließ⸗ lich den Ottomanniſchen 222* uch die Sorgloſigkeit der Kans in der Krimm hin⸗ ſichtlich 8. 8 888 Handels, die ſo groß war, daß ſie nicht einmal Abgaben erhoben, trug zur Entwickelung dieſer Künſte des Friedens bei. Die Zeit, und beſonders das Be⸗ duͤrfniß, die Frucht ihrer Arbeiten ſicher zu aͤrndten, beſieg⸗
ten endlich die narürliche Traͤgheit der Tartaren, und Ge⸗
winnſucht machte ſie gewerbſam. Sie wendeten ihre Faͤhig⸗ e auf Verbeſſeruns der ſocſchiedenen Zweige des Land⸗ aues, um daturch auch den Handel zu heden. Ihren Fleiß
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9 1“ 4 . belohnte ein gluͤcklicher Erfolg, und neue Quellen des Wohl) ſtandes entſprangen aus dem reichen Boden dieſes Landes.
Das Getreide, die Erzeugniſſe, welche ſie von zahlreichen
und mannigfachen Viehherden gewannen, Salz, der Fiſch⸗
fang und ſelbſt die Waͤlder, welche nach Konſtantinopel das
Holz und das Harz fuͤr den Schiffbau lieferten, bildeten eine Maſſe von Gegenſtaͤnden des Handels, welche aus allen Theilen des Tuͤrkiſchen Reiches Kaufleute herbeizogen. Caffa,
das von den Staaten des Kan getrennt und zu dem Gebiet
des Großherrn geſchlagen worden war, wurde wieder die Niederlage dieſes Handels, der ſich bis nach Aegypten aus⸗ dehnte. Die Lage der Stadt, ihr ſchoͤner Hafen und andre oͤrtliche Vortheile, welche ihr zu allen Zeiten den Vorzug vor
den andern Seeſtäaͤdten der Halbinſel gegeben hatten, ſicher⸗
ten ihr noch den Vorrang. Ihr Hafen war beſtaͤndig mit einer Menge von Schiffen angefuͤllt, welche von den Kuͤſten des Schwarzen Meeres und Griechenlands dort einliefen. Chardin, welcher auf ſeiner Reiſe durch Mingrelien nach Perſien im Jahre
1673 dieſe Stadt beſuchte, verſichert, daß er uͤber 400 Fahr⸗
zeuge im Hafen gezaͤhlt habe. Die Tuͤrken und Tartaren nannten dieſe Stadt, die ſchon mehrmals mit der Haupt⸗
ſtadt des Orients an Glanz gewetteifert hatte, Klein⸗Kon⸗ 8 ſtantinopel. Indeſſen bereiteten die innern Zwiſtigkeiten der Tartaren fuͤr Caffa eine neue Kataſtrophe, durch die zugleich jene unruhige Nation aus der Reihe der Vöͤlker verſchwand. Dies geſchah ungefaͤhr 300 Jahre nach der Vertreibung der Genueſer. Sahim Gheray, der letzte Kan der Krimm, von Partheien umgeben, welche ihm nach Thron und Leben trach⸗ teten, trat ſeine Staaten an Rußland ab. Seine Unter⸗ thanen betrachteten dieſe Handlung als eine Uebertretung des Koran’'s; der groͤßte Theil derſelben wollte lieber den Ort ihrer Geburt und die Graͤber ihrer Väͤter verlaſſen, als ſich einem anders glaubenden Volke unterwerfen. Die Auswan⸗ derung derſelben machte die Staͤdte und Gefilde der Krimm zu Einoͤden, und ſchlug dem Wohlſtande des Landes eine tiefe Wunde, die nur durch den Fleiß neuer Anbauer geheilt werden konnte. 8 5
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In Neu,York iſt vor kurzem der erſte Theil eines 2
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uͤber Guatimala (von Hr. Henry Dunn) erſchienen, wor⸗
aus wir nachſtehende Notizen uͤber jenes intereſſante Land entlehnen. 2 — Jeder Theil der vereinigten Provinzen von Mittell Amerika, bietet den Beobachtungen des Naturforſchers ein reiches Feld dar, das noch faſt gar nicht unterſucht worden iſt. Was Zoologie betrifft, ſo findet man dort eine Löwen gattung ohne Maͤhnen — den Tiger oder eigentlich Jagua — den Manati, den Tapir, das wilde Schwein, Baͤren, Woͤlfe, Affen jeder Art, vom allerkleinſten bis zum großen Pavian, der kuͤhn und ſtark genug iſt, um ſich mit 2 ſchen in Kampf einzulaſſen — Hirſche, Eichhörnchen und alle Gattungen von Hausthieren, und uͤberdem viele an⸗ dere, die nur dort zu Hauſe und von Naturforſchern öe.
beſchrieben ſind. Das Reich der Voͤgels iſt noch weniger bekannt; eine unendliche Mannigfaltigkeit derſelben, vielleicht gegen 200 Arten, die nur hier zu finden ſind, vom ſchwera⸗ faͤlligen Geyer an bis zum niedlichen Colibri, entzuͤcken das Auge durch koͤſtliches Geſieder, oder beleben die Wälder durch ihren Geſang. Dagegen wimmelt in den waͤrmeren Provinzen jeder Buſch von Schlangen und Inſekteu und 3 ſogar in ſeinem Zimmerhat der Entomologiſt Gelegenhei BIn neue Geſchlechter kennen zu lernen. I Eine Beſchreibung von dieſem uͤberſchwenglichen Reich⸗ thum zu machen, iſt gar nicht moͤglich. Die wilden Thiere verlaſſen ſelten die Waͤlder und Seen, die ſie bengbsent.. die ſchoͤnſten Voͤgel halten ſich in den heißeſten und unge, „ ſundeſten Gegenden auf; und Schlangen und Inſecten, ſind hier groͤßer, zahlreicher und boͤsartiger. 1b 5 In den Staͤdten ſchwebt der gewoͤhnliche Geyer uͤber den Haͤuſern und ſpaͤht nach den todten Thieren, und ſtraͤgt, bei der Unreinlichkeit der hieſigen Bewohner, durch ſeine —2 8 ermüdlich fortgeſetzte Jagd wahrſcheinlich viel zur Reinigung der Luft und dadurch zur Geſundheit der Einwohner bei. Eine Art von Fledermaus, nach Buffon der Vampyr, beſucht bisweilen Abends die Wohnungen, welche ſich in der Naͤhe von Orange⸗Vanmen befinden; der Verfaſſer tödtete ſelbſt einen ſolchen Vampyr in ſeinem Zimmer und unter.,.,. ſuchte mit Huͤlfe eines ſcharfen Microscops den Mund deſſel⸗ e ben, um die feinen Stacheln oder Spitzen auf der Zim⸗ 1 aufzufinden, mit denen, nach Buffons jedoch nur ſehr umnge. 1 felhaft hingeſtellten Hypotheſe, dieſes Thier in die 2 88 der Haut von Menſchen und Thieren eindringen 2 .; 8 Blut ohne Schmerzen ausſaugen koͤnnte;
kei indes er entdeckte aber. durchaus keine, glaubt indeß, 8
daß die beſonders langen und
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