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* Francisco Martin ſich ſtellten, ſchickten eine in Ocania am

2. Juni ausgefertigte Darſtellung voll pomphafter Redens⸗ arten an Bolivar, worin ſie die Beweggruͤnde ihres Schrittes auseinanderſetzen. Die Haupturſache deſſelben war wie der Staatsſecretair der Marine, Carlos Soublette, auf Be⸗ fehl Bolivars an den Miniſter des Innern, Reſtrepo, zur fernern Verbreitung kund that daß jene Deputirten von einer Gegenparthei unterdruͤckt worden! Nachdem die Ge⸗ muͤther durch Proclamationen vorbereitet waren, verſam⸗ melte der Intendant am 13. Juni die Einwohner von Bo⸗ gota, welche beſchloſſen, die Verhandlungen des Convents

von Ocana nicht anzuerkennen und nur dem Befreier⸗Praͤ⸗

ſeiner Seite die Drohung voran, daß er ſeine Stelle nieder⸗

—2 Gehorſam zu leiſten. Wie fruͤher, ging auch von

legen wolle. Jener Beſchluß wurde in der Kathedrale be⸗

ſchworen, und die Aufmerkſamkeit, welche der Befreier der

Geiſtlichkeit ſchenkte, zeigte klar, daß er die Neigung dieſer Körperſchaft zu wuͤrdigen weiß. Am 15ten leiſtete auch die eſatzung von Bogata den Eid auf jene Aecte, und ſomit wird wahrſcheinlich binnen Kurzem ein neuer Zeitabſchnitt ür Columbien eintreten: der des Kaiſerreichs. „Der große Convent,“ ſagt Bolivar in ſeinen Antworten auf die thm uͤberreichten Addreſſen, „hat ſich am 11ten d. M. aufgel ſt, und faſt in demſelben Augenblicke vereinigten ſich die Ein⸗ wohner Bogota's, als waͤren ſie von der Gottheit begeiſtert,

um uͤber das Wohl der Republik zu berathſchlagen.“

Den Peruanern wurde am 3. Juli von Columbien der Krieg erklaͤrt, weil ſie in Bolivia eingefallen ſeyn ſollen. Der Hauptzweck dieſes neuen Krieges iſt aber, der oͤffentli⸗

chen Meinung in Columbien eine andere Richtung zu geben,

die neue republikaniſche Verfaſſung Peru's nebſt der gegen⸗ waͤrtigen Regierung daſelbſt zu ſtuͤrzen, und Peru, Bolivia und Columbien unter Eine monarchiſche Regierungs⸗Form zu bringen. Gewiß iſt es, daß in allen dieſen Republiken eine ſehr ſtarke Parthei ſich den Abſichten Bolivar’'s wider⸗ ſetzt, und er wird ſich genoͤthigt ſehen, mit Huͤlfe des Mi⸗ litairs alle freien Inſtitutionen uͤber den Fanken ne werfen, um ſeine neue Regierungs⸗Form zu befeſtigen. Der Repu⸗ blik Peru wird Undankbarkeit gegen Bolivar vorgeworfen, aber Columbien focht gegen die Spanier in Peru füͤr ſeine eigene politiſche Exiſtenz. Bolivar mußte Letztere in Peru aufſuchen, um das befreite Columbien vor ferneren Anfaͤllen zu ſchuͤtzen, ſo wie auch Buenos⸗Ayres Huͤlfstruppen ſchickte. Erinnert man ſich ſei⸗ ner Verſicherungen, daß er kein Sandkorn von Peru zu⸗ ruͤckbehalten wolle, ſeines ſpäͤtern politiſchen Betragens in Lima, und der Intriguen, welche die ſchönſten und volk⸗ reichſten Provinzen Ober⸗Peru's von dieſer Republik trenn⸗ ten, und ſie unter Sucre's Leitung zu einer beſondern Re⸗ publik ſchufen, um ſie ſpaäͤter mit Columbien zu vereinigen, ſo erklärt ſich die große Spannung oder vielmehr der Haß beider Partheien gegeneinander. Es waltet wohl wenig Zweifel ob, daß Bolivar in dieſem Kampfe ſiegen, und die Verwandlung dieſer drei Republiken in Eine Monarchie zu neuen Kriegen mit den andern Staaten fuͤhren werde.

Wiſſenſchaftliche Nachrichten.

Verſuch einer Geſchichte der Philoſophie in 88 Laufe des 19ten Jahrhunderts, 8 Damiron.

- r (letzthin erwaͤhnten) Recenſion des Journal des —2 89 das obgenannte Werk machen wir in Fol⸗ gendem die verſprochene Mittheilung: ſt das menſchliche Ich ein materielles oder ein geiſti⸗ rinzip? Das iſt eine Frage, welche unſere heutigen Philoſophen bald aufgeklärt bald verdunkelt haben. Alle nahe⸗ ten ſich mehr oder minder dieſem großen Geheimniß: aber keiner noch durchdrang es. Gleich den in die Myſterien Ein⸗ geweihten des alten Griechenlands betraten ſie das Heilig⸗ thum, doch den Gott ſie nicht. Ariſtoteles hatte für ſeine Schule den Wahlſpruch erkohren: Nichts ge⸗ langt zur Erkenntniß was nicht durch die Sinne 2 worden iſt. Plato ſagte: Es giebt keine andere Erkenntniß, als die des Nothwendi⸗ gen. Unter dieſer Kategorie begriff er nur die Thatſachen des Bemußtſeyns mit Ausſchluß der ſinnlichen Wahrnehmung, die er tief ſtelte. Hierin beſtanden die Aufgaben der beiden Meiſter des Gedankens. Die Nachwelt nahm ſie auf und es entſpann ſi ein Kampf, der nie zu endigen ſchien. Bis auf Descartes, der zuerſt das Joch der alten Scholaſtik von

Frank⸗ von

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warf und anfin „an Allem zu zweifeln, um ſich vollkom⸗ e Gedanken⸗Freiheit zu erringen, waren die

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nicht einen Schritt vorwaͤrts gelangt. Ariſtoteles war Allein⸗ herrſcher und genoß das ſonderbare Privilegium als großer

Philoſoph das menſchliſche Erkennen aufzuhalten. aͤäußerſt b-eenn Syſtem ſtreute den Saamen des in die Schulen des Mittel⸗Alters aus: mit den Axiomen des Meiſters in der Hand, warf man ſich den Fehde⸗ Handſchuh zu, und fiel ſich mehr als einmal in die Haare, im Namen des Empfindungs⸗Vermoͤgens. Kurz, bis dahin hatte die Philoſophie keine groͤßeren Feinde, als die Philo⸗ ſophen. 1

Seit Descartes gewannen die Kaͤmpfe an Reſultaten, was ſie an Hitze verloren hatten; die Wiſſenſchaft erreichte einen groͤßeren Umfang; erhabene Geiſter ſchufen Syſteme, anſtatt beſtaändig wieder auf ſchon beſtehende zuruͤckzukommen; und heute zaͤhlen wir ſchon mehr als 20 Maͤnner, die alle mit Talent, einige mit Genie begabt, dieſe tiefe Wiſſenſchaft mit muͤhſamen, fruchtbringenden Unterſuchungen und durch Arbeiten voll glaͤnzender Beredſamkeit verherrlich⸗ ten, und dadurch allen, die an den Geiſt nicht glauben zum Trotz, bewieſen, daß die Wiſſenſchaft der Philoſophie ein Beduͤrfniß des menſchlichen Geiſtes iſt.

Drei neue, ganz von einander unabhaͤngige Schulen, kämpfen ruhig um den Vorrang in den Glaubens⸗Meinmn gen des 19ten Jahrhunderts. 4

Die ſenſualiſtiſche Schule verleugnet Ariſtoteles nicht erleuchtet aber und unterſtuͤtzt ſein Syſtem durch neue Be⸗ ei⸗ durch ſelbſtgeſchaffene Anſichten und phyſiologiſche Er⸗ fahrungen.

Die theologiſche Schule behält von Plato nichts bei, als ſeine Verachtung fuͤr die Wahrnehmung durch die Sinne, und will die Menſchen durch das Bewußtſeyn ihrer Unwiſſenheit und ihrer Schwaͤche dahin fuͤhren, ihre EI11u““ nunft dem Glauben, und ihre Freiheit dem Oberhaupte des 8 Glaubens zu opfern.

Die eclectiſche Schule nimmt von an, was ſie Wahres, und veraͤndert was ſie Falſches haben. 8 Nach den Grundſätzen einer vermittelnden und verſoͤhnenden Theorie, erkennt ſie die Autoritaͤt der Sinne an, behaͤlt ſich aber die ganz immaterielle Autoritaͤt des Bewußtſeyns vor; ſie will den Glauben aber mit der Freiheit des Unterſuchens. Das Werk des Herren Damiron iſt eine critiſche Ueber. ſicht der Philoſophen unſerer Zeit, die zu den 3 genannten Schulen gehoͤren. Es iſt ein Eclecticismus, der ſich aus allen Syſtemen das Beſte herausſucht; der mit großer Ge⸗ I. ſchicklichkeit die guten Koͤrner von der Spreu ſondert; voller Achtung fuͤr jeden Gedanken, der ſich der Reihe und Folge nach entwickelt, ſelbſt wenn auch die Wahrheit dabei nicht gewinnt; der alte Fehler auf Rechnung der Doctrinen, nicht der Menſchen bringt, weil jeder Menſch freigeſprochen iſt, wenn er nuͤtzlich zu werden glaubt. Ein Philoſoph iſt kein 8 Pamphleten⸗Schreiber; wiſſentlich wird er ſich nie einer Luͤge Se oder Unredlichkeit ſchuldig machen. Hr. Damiron claſſificirt in den 3 Schulen die Namen, die, der Aehnlichkeit ihrer ö Lehrſaͤtze wegen, dahin gehoͤren. Bisweilen bringt er ſie mit Muͤhe hinein, und mancher Abweichungen ohnerachtet; L8 aber er entſtellt ſie nicht wie Buſiris; er laͤßt Jeden wie er iſt, und geſteht ehrlich, daß dieſe Elaſſification ihr Unge⸗ wiſſes und Willkuͤhrliches haben moͤge. Er glaubt uͤberdem, * in ſeiner gerechten und 982 Achtung fuͤr jede Schule, Nie⸗ manden zu beleidigen, wenn er der Bequemlichkeit der Methode 8 wegen, ihn unter eine Fahne ſtellt, die nicht ganz die ſeinige 8

5 (Schluß folgt.)

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(Schluß des geſtern abgebrochenen Artikels uͤber Guatimala.) Guatimala hat, in Verhaͤltniß ſeiner Groͤße, mehr Fluͤſſe, als Mexiko, doch ſind ſie, mit wenigen Ausnahmen, nicht durchgehends ſchiffbar; einige von ihnen ſtroͤmen in das Stille Meer. Der Lempa⸗Fluß, der bei weitem der breiteſte iſt, und die Provinz San Salvador durchſtroͤmt, hat beim niedrigſten Waſſerſtande 140 Yards Breite und iſt ſehr reißend. Die Zahl der uͤbrigen Hauptfluͤſſe belaͤuft ſich auf dreizehn. 8 8 Außer mehreren kleinen Seen, giebt es deren 3, die be⸗ merkenswerth ſind. Der Nicaragua⸗See, den man mit dem Stillen Meere zu verbinden beabſichtigt, kann zu den groͤß⸗ ten Seen der Welt gerechnet werden. Der Peren⸗See hat, nach Juarros, 26 Engliſche (ungefaͤhr 5 Deutſche) Meilen im Umfange, und auf manchen Stellen eine Tiefe von 30 Faden. Der Atitan⸗See bedeckt eine Oberfläche von 8 Eng⸗ liſchen Meilen von Oſten nach Weſten, und von 4 von Norden nach Suͤden. Sein Waſſer iſt ſo kalt, daß denje⸗ nigen, die zu ſchwimmen verſuchen, in einigen Minuten die

Glieder erſtarren und anſchwellen. Alle drei haben, ſo wie

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