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Berlin, Donnerſtag den 9ten

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages. 8

Se. Majeſtät der Konig haben dem Gerichts⸗Schulzen Heſchel zu Groß⸗Roſen im Striegauer Kreiſe, das Allge⸗ meine Ehrenzeichen zweiter Klaſſe zu verleihen geruher.

Angekommen: Der General⸗Conſul fuͤr Kur⸗ und and, Woͤhrmann, von Hamburg.

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Ausland.

2 Frankreich. 8 Pparis, 2. Oct. Der Graf von la Ferronnays wird gegen die Mitte dieſes Monats hier zuruͤck erwartet.

Der Meſſager des Chambres vertheidigt die Regierung gegen die Vorwürfe, die ihr die liberale Parthei daruͤber macht, daß ſie ſich in ihren Streitigkeiten mit der Geiſtlich⸗ keit, an den Roͤmiſchen Hof gewandt hat. „Was den an⸗ geblichen Recurs an den Papſt betrifft,“ ſagt derſelbe, „ſo iſt dieſer Ausdruck nicht der Sache angemeſſen. Die Fran⸗ zoͤſiſche Regierung hat keinesweges geglaubt, daß Verordnun⸗ gen, welche in dem Umfange ihrer Befugniſſe gegeben wor⸗ den, zu deren materiellen Vollziehung einer Sanction bedurf⸗ ten. Sie hat eine ſolche Sanction nicht verlangt, denn eitr Recht, das man beſitzt, verlangt man nicht. Aber die Ver⸗ haͤltniſſe, die zwiſchen dem Allerchriſtlichſten Koͤnige und dem Oberhaupte der Chriſtenheit heſtehen und beſtehen muͤſſen, er⸗ klaͤren ganz naruͤrlich eine Gedanken⸗Mittheilung uͤber das Intereſſe der Religion zwiſchen dem Koͤnige von Frankreich und dem Papſte. Dieſes gute. Vernehmen verſteht ſich von

1 ſelbſt, und während es einerſeits der materiellen Kraft der Verordnungen vom 16. Juni keinen Abbruch thut, kann es noch zu ihrer moraliſchen Kraft beitragen. Uns ſcheint da⸗ her, daß hinſichtlich dieſer Verordnungen hier eher eine verdop⸗ pelte Sorgfalt als eine Vernachlaͤſſigung ſtatt gefunden hat. Der Conſtitutionnel außert ſich in ſeinem neueſten Blatte in folgender Art uͤber die Apoſtoliſche Parthei: „Was ſich in einem geſellſchaftlichen Zuſtande, derſelbe ſey uͤbrigens wie er wolle, am wenigſten begreifen laͤßt, iſt, daß die geſetzliche Ordnung Feinde haben kann. Daß man uͤber die verſchie⸗ denen Reglerungs Formen eben ſo viel verſchiedene Anſichten hat, daß dieſer das monarchiſche, jener das republicaniſche Spoſtem vorzicht, dies iſt erklärlich; jede Form hat ihre Vor⸗ theile, wie ihre Nachtheile; alle aber haben ihre eigenthuͤm⸗ lichen Geſetze und Verfaſſungen. Wie man nun eine Regie⸗ rung ohne geſetzliche Ordnung, eine Regierung, welcher der Eigenſiun eines einzigen oder einiger Maͤnner abwechſelnd zur Richtſchnur dienen oll, verlangen kann, verſtehen wir nicht recht. Und doch ſehen wir, wie gewiſſe oͤffentliche Blät⸗ ter täglich über das Wort: geſetzliche Ordnung, eifern, und eine nicht zu beſtegende Abneigung dagegen haben. Sol⸗ len wir annehmen, daß dieſe Eiferer wahnſinnig ſind, oder iſt es nicht wahrſcheinlicher, daß ein abſichtliches Mißver⸗ ſtändniß zwiſchen ihnen und uns obwalte? Beim Lichte be⸗ trachtet, laͤßt ſich unmöglich annehmen, daß ſie eine Regie⸗ rung ohne alle Geſetze verlangen; dagegen ſcheint uns klar, daß ſie die Auelle der Geſetze anderswo ſuchen, als wir. Fuüͤr uns liegt dieſe Quelle in der menſchlichen Vernunft, dem natuͤrlichen der Gerechtigkeit und den wah⸗

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te, 5 2 beee ren Bedürfniſſen 2₰ Geſellſchaft; fuͤr ſie einzig und allein in der Religion oder vielmehr

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8. ſterthum. Wir laſſen die Regierung von dem Koͤ⸗ nigthum ausfließen; ſie, von der dreifachen Krone. Wir erkennen uͤber den Souverain nichts als die Verfaſſung an; ſie ſtellen den Papſt uͤber den Koͤnig. In unſern Au⸗ gen iſt das Haupt der Geſellſchaft verpflichtet, die Rechte Aller zu ſchuͤtzen, die Geſetze vollziehen zu laſſen, uͤber die Handhabung der Geſetze zu wachen, mit einem Worte, je⸗ dem Staatsbuͤrger die groͤßtmoͤglichſte Summe von irdiſcher Gluͤckſeligkeit zuzuwenden; in den Augen unſerer Gegner da⸗ gegen iſt die erſte Pflicht der Koͤnige, das Seelenheil ihrer Unterthanen zu ſichern, und da, ihren Grundſaͤtzen nach, der dazu geeignetſte und unfehlbarſte Mann der Papſt iſt, ſo iſt

Jhdieſer Mann auch, wie ſie meinen, der erſte Souverain der

Welt, der rechtmaͤßigſte von Allen, der Koͤnig aller Koͤnige, dem man Ehrfurcht, Gehorſam und blinde Unterwerfung ſchuldig iſt. Dies ſind die Grundſäͤtze der Conſtitutionnellen und die der Prieſter⸗Parthei, der Abſolutiſten, Apoſtoliſchen oder wie man ſie ſonſt nennen will. Vergleicht man ſie mit einander, ſo wird man bald finden, daß die einen das Gluͤck jedes Einzelnen und mithin auch das des geſammten Staates bezwek⸗ ken, wogegen die anderen die ganze Geſellſchaft in ein weites Klo⸗ ſter verwandeln wollen. Die Exiſtenz einer Parthei, ns Ge⸗ ſinnungen hegt, muß ſonach in unſerm aufgeklaͤrten Jahrhundert billig Jedermann Wunder nehmen; gern moͤchte man die⸗ ſelbe bezweifeln, allein zu viele Schriften eines le Maitre Bonald, la Mennais, Eckſtein, Laurentie und andere Ver⸗ fechter der Theokratie ſprechen dafuͤr, und eine Maſſe von Geſellſchaften und Clubbs beabſichtigen nichts als die Fort⸗ pflanzung ſolcher Grundſaͤtze. Uebrigens muß man ja nicht glauben, daß alle dieſe Leute es aufrichtig meinen; mehr als einer glaubt kein Wort von dem, was er verkuͤndigt. Eben ſo wenig darf man aber auch fuͤrchten, daß der Ultramonta⸗ nismus in ſeiner Anwendung auf die Regierung, in Frankreich jemals den Sieg davon tragen koͤnne. Das Jahrhundert iſt dazu zu aufgeklaͤrt. Wie gefahrlos indeſſen ein ſolches Sy⸗ ſtem auch ſeyn mag, ſo iſt es doch immer gut, daſſelbe zu enthuͤllen, um die ſchwachen Geiſter davor zu warnen und die Buͤrger uͤber den wahren Zweck der eitlen Declamativ⸗ nen aufzuklären, welche die Provinz, noch mehr als die Haupt⸗ ſtadt, taͤglich zu vernehmen hat.

Bekanntlich entzieht die Verordnung vom 21. April den Biſchoͤfen die ausſchließliche Aufſicht uͤber die Elementar⸗ Schulen, und uͤbertraͤgt dieſe Befugniß einem aus dem Dieͤ⸗ ceſan⸗Biſchofe, dem Praͤfekten und dem Rector beſtehenden Comité. Im Departement der Seine und Oiſe (zu Pon⸗ toiſe) iſt die Wahl fuͤr die Rector⸗Stelle auf den Grafen Alex. von Lameth, Deputirten dieſes Departeinents, gefallen, und der Courrier frangais giebt zu verſtehen, daß im Depar⸗ tement der Seine und Marne (zu Meaux) wahrſcheinlich der Deputirte, General von Lafayette, zu jenem Poſten erſehen worden ſey. In Bezug hierauf, ſagt heute die Gazette de France: „Man beſchuldigt uns ſtets, daß wir die wahrſchein⸗ lichen Folgen des Syſtems, wozu das Miniſterium ſich hat verleiten laſſen, uͤbertreiben, indem wir ſie den Reſultaten der Volksbewegung von 1791 an die Seite ſtellen. Wir for⸗ dern indeſſen alle rechtlichen Maͤnner heraus uns aufrichtig zu ſagen, ob, wenn ſie die obigen Thatſachen leſen, ſich ih⸗ nen nicht die innige Ueberzeugung aufdringt, daß wir mit ſchnellen Schritten einer Criſis entgegen gehen, und daß uns, - Miniſterium nicht einhaͤlt, die ſchrecklichſten inſofern das Miniſteri gt e. 8 8 Stuͤrme bevorſtehen. Der Geiſt eines afayette und Lameth iſt bereits faſt bis zu den Thoren der Hauptſtadt gedrungen, und verbreitet hier ſeinen Einfluß. Was iſt dies aber fuͤr ein Geiſt? Der von 1791, oder der der Reſtauration? Mogen die Maͤnner, welche das Staatsruder fuͤhren, den geſtern von dem Courrier frangais gegebenen ericht uͤber das dem General Lafagyette bereitete Feſt, mit Dem was ſich in Pontoiſe zugetragen hat, vergleichen, und uns dann