noch ſagen, ob wir nicht gerechte Urſache zu Beſorgniſſen haben.
S8 Der Courrier⸗français behauptete neulich, daß im Mi⸗ niſter⸗Rathe von der Abſetzung verſchledener Staatsraͤthe die
Rede geweſen ſey. Im neueſten Blatte aͤußert er daruͤber: „Unſere Behauptung beſtͤtigt ſich. Durch die Reiſe des Ko⸗ nigs und den Enthuſiasmus, den ſeine Gegenwart uͤberall erregt hat, glaubt man ſich uͤberzeugt zu haben, daß Alles gut ſey, und daß die öffentliche Meinung gar keine Verän⸗ derungen in dem Verwaltungs⸗Perſonal verlange. Aller⸗ dings hat man die Ruͤckkehr zur geſetzlichen Ordnung mit Freuden auerkannt; indem man ſich aber fuͤr das bereits gethane Gute erkenntlich zeigte, glaubte man, daß das, was noch zu thun uͤbrig bleibt, beſchleunigt werden muͤſſe. Die Logik der Hofmaͤnner legt die Sache aber anders aus; ſie ſagen: „Daß Ihr Euch uͤber den Sturz des Miniſteriums Villèle freut, ſſt ein Beweis, daß Ihr die Staatsraͤthe, Praͤfekten und ſämmtliche Agenten deſſelben beizubehalten wuͤnſcht; weil Ihr den Gang des neuen Miniſteriums ſeit dem Januar dilligt, wuͤnſchet Ihr auch, daß man nicht weiter gehe.“ Liegt in einer ſolchen Auslegung nicht ein Spott? Wenn die Freudensdezeigungen des Volkes zu Gunſten der Unterdruͤcker des Volks ausgelegt werden, warum benutzen nicht auch die Jeſuiten dieſen Umſtand? Die Koöͤniglichen Verordnungen gegen dſeſelben ſind noch nicht ausgefuͤhrt, und weil Elſaß und Lothringen ſich ſchon im Voraus gefreut haben, koͤnnten die Glaubensväter ja auch behaupten, es ſey mit den Ver⸗ ordnungen genug, und beduͤrfe es keiner Vollziehung derſel⸗ ben. Muß man nicht glauhen, daß die Parthei, welche die freie Mittheilung zwiſchen Volk und Koͤnig nicht gerne ſteht, die Abſicht gehabt hat, fuͤr die Zukunft die Freude der Un⸗ terthanen in's Innere des Herzens zurückzudraͤngen, und ſtatt derſelben ein Stillſchwelgen hervorzubringen, welches jene Parthei mit gleicher Geſchicklichkeit zum Nachtheile des Volkes auszulegen wiſſen wird.“
„Das Miniſterium,“ ſagt das Journal du commerce in ſeiner Ungeduld daruͤber, daß noch keine Abſetzungen ſtatt gefunden haben, „das Miniſterium ſcheint keine weitere Ruͤck⸗ ſicht auf die Klagen zu nehmen, die von den Organen der öͤffentlichen Melnung gegen die in den hoͤheren Staatsaͤmtern beibehaltenen Anhaͤnger der vorigen Verwaltung erhodben werden. Unter dieſen Umſtänden bleibt den Waͤhlern und allen Buͤrgern, welche die Gefahren, worin Frankreich ſchwedt, erkennen, nichts weiter uͤbrig, als ſich an ihre Deputirten zu halten: geſtuͤtzt auf die Wüͤnſche ihrer Mitbuͤrger, werden dieſe ſchon alle nichtigen Vorwaände zu entfernen und der Furchtſamkeit der Minlſter die Geſetz⸗Entwuͤrfe, welche das Land verlangt, zu entreißen wiſſen, ohne zu befuͤrchten, den Hofleuten oder der hohen Geiſtlichkeit zu nahe zu treten.“
Herr Laffitte macht in den oͤſſentlichen Blättern bekannt, daß, da die Unterhandlungen mit Haiti, Behufs der Abtra⸗ gung der Schulden der Republik an Frankreich, binnen Kur⸗ zem eroͤffnet werden düͤrften, er die Ziehung der dritten Se⸗ rie der Haftiſchen Anleihe, welche am 1ſten d. M. ſtattfinden ſollte, ausgeſetzt habe. — Das Journal du Commerce macht hiezu folgende Bemerkungen: „Der Brief des Hrn. Laffitte beſtätigt, was wir ſchon fruͤher von dem Reſultate der Ar⸗ beiten der Commiſſion gemeldet hatten, die au Befehl des Köͤnigs niedergeſetzt worden war, um in dem Vntereffe, ſo⸗ wohl der ehemaligen Coloniſten von St. Domingo, als der bei der erſten Haitiſchen Anleihe betheiligten Iabividnen⸗ den gegenwaͤrtigen Zuſtand unſerer Verhaͤltniſſe mit der Re⸗ publik zu unterſuchen. Wir glauben in der That, daß man im Bezrifſ ſteht, Unterhandlungen mit der Haitiſchen Re⸗ gierung auf die Grundlagen anzuknuͤpfen, welche dieſe Re⸗ gierung zur ſchnelleren Ablöſung ihrer Schuld ſelbſt vorge⸗ ſchlagen hatte, und wir wiſſen beſtimmt, daß bereits Com⸗ miſſarien ernannt worden ſind, welche ſich zu dieſem Behufe nach Port⸗au⸗Prince begeben ſollen, inſofern vor ihrer Ab⸗ reiſe nicht bereits von dort ein Commiſſarius hier eingetrof⸗ fen waͤre, um auf die angenommenen Grundlagen zu unter⸗ handeln. (Auf dem kürzlich in Havre angekommenen Schiffe „Caſimir“ ſoll ſich ein ſolcher Commiſſarius befinden.) Herr Lafütte war allerdings mit der ausgedehnteſten Vollmacht verſehen, um über Alles, was den finanziellen Punkt be⸗ trifft, zu unterhandeln; aber die Franzoͤſiſche Regierung hat weiglich geglaubt, daß es beſſer ſey, bei dieſer Gelegenheit zugleich die definitiven Grundlagen eines Handels⸗Vertrages mit der Republik feſtzuſtellen. Jedenfalls iſt die Ausſetzung der Ziehung, deren ſnählan erſt mit dem Schluſſe des De⸗ cember ſtatt finden ſollte, Niemandem nachtheilig, wogegen die Dazwiſchenkunft der Franzöſiſchen Negras in dieſer
Sache me von glͤcklicher Vorbedeutung fuͤr Alle zu ſeyn xr 111“
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Die Quotidienne laͤßt ſich, als bekannte Freundin der Tuͤrken, in einem mit der Ueberſchrift „Ein neuer Blick auf den Orient“ verſehenen Artikel, nachdem ſie der Tuͤrkiſchen Tapferkeit gebuͤhrendes Lob gezollt hat, in Bezug auf die S 1 s in nachſtehender Art vernehmen: „Was iſt,“ fragt ſie, „aus der Griechiſchen Angelegenheit gewor⸗
den, welche man fuͤr eine chriſtliche ausgab, und die alle li⸗ beralen Koͤpfe Europas erhitzte? Man hat ſie ganz aus dem Geſicht verloren, ſeitdem Rußland den Krieg begonnen. Es gewahrte einen wunderbaren Anblick, wenn man die Freude unſerer Philantropen uͤber die außerordentlichen Unterſtuͤtzun⸗ 9 gen ſah, welche Herr Eynard ſeinen Freunden ſchicken konnte; ſie beſaßen nicht Scharfblick genng, um zu urtheilen, daß je⸗ nem erniedrigten Volke dadurch nicht aufgeholfen werden kaun. Das Franzoͤſiſche Miniſterium laßt in Correſponden⸗ zen aus dem Orient den Einfluß ruͤhmen, den ihm ſeine Ex⸗ pedition nach Morea ſichere. Setzen wir aber das patrioti⸗ ſche Intereſſe, das uns an unſere Krieger knuͤpft, bei Seite, ſo koͤnnen wir fragen, wohin dieſer theuer erkaufte Einſluß fuͤhren ſolle? Ein Offizier von der Armee hat uns aus Mo⸗ rea geſchrieben, daß er mit Begeiſterung die Lorbeerbaͤume betrachtet habe, die dort noch wachſen. Ohne Zweifel ſchlaͤgt das Herz der Franzoͤſiſchen Truppen bei dem Anblick eines Lorbeerzweiges, aber wir ſehen nicht ein, uͤber wen derſelbe errungen werden ſoll. Doch wir wollen uns zu poſttiven
Betrachtungen wenden. Die Griechiſche Sache war von dem erſten Augenblicke an eine revolutionaire, abgeſehen von der Theil⸗ nahme, die man einem ungluͤcklichen Volke, ſelbſt wenn es aus⸗ geartet iſt, nicht verſagen darf. Die Frage ſelbſt hat ſich durch die 2 Dazwiſchenkunft einiger Europaͤiſchen Staaten nicht geän⸗ dert, aber wohl an Wichtigkeit verloren, ja die letztere iſt faſt
ganz verſchwunden. Bei dieſer Lage der Sachen iſt die Be⸗
merkung paſſend, daß ein eigenes Verhängniß alle revolutio⸗
nairen Fragen verfolgt, wenn ſie mit den Waffen abgehan⸗ delt werden ſollen. Es iſt oft geſagt worden, die Kanone
ſey der letzte Grund der Koͤnige, ſie iſt aber allem Anſcheine nach nicht der letzte Grund einer Revolution. Ueberall wo die Revolution mit Kanonen aufgetreten iſt, iſt ſie geſchlagen worden. Wenn ſie ſiegen will, muß ſie National⸗Verſamm⸗ lungen berufen; denn die geſetzliche Ordnung unſerer Zeit iſt die Revolntion. So verſchwand in der neueſten Zeit die Revolution von Neapel und Piemont beim erſten Anblick ei⸗ royaliſtiſchen Armee. Wer crinnert ſich nicht des Generals Pepe, den Homer den ſchnellfuͤßigen Helden genannt haben wuͤrde.
Die Spaniſche Revolution wurde von unſeren jun⸗ gen Conſeribirten mit einer Schnelligkeit erſtickt, die ſelbſt Napoleon bewundert haͤtte. Endlich auch in Liſſabon ſind die Waffen fuͤr die gute Sache geweſen. Sind alles dies nicht ſchlechte Vorzeichen fuͤr die Griechiſche Expedition, wel⸗ che der Liberalismus mit Waffen unterſtuͤtzen will? Man ſollte es glanben, und die Ereigniſſe berechtigen dazu. Aber fragt man, iſt das gute Recht nicht fuͤr das Chriſtenthum? Auf dieſen Einwurf antworten wir: wenn das Chriſtenthum in den politiſchen Angelegenheiten eine Stimme haben wird, ſo koͤnnen wir verſichert ſeyn, daß der Conſtitutionnel uns keine Vorleſungen uͤber Treue und Ergebenheit halten wird. Wir ſiud keine Freunde der Kreuzzuͤge, wir bewundern unſere großen Koͤnige und die Paͤpſte, welche Europa fuͤr die Be⸗ freiung des Krenzes in Bewegung ſetzten. Aber der Kreuz, zug, den uns Herr Eynard und der Courrier predigen, iſt 4 eine Parodie auf die Zeiten unſeres Ruhmes.“ 8 Aus Toulon vom 25. Sept. meldet der Conſtitutionnel g-2 Die Depeſchen, welche die auf unſerer Rhede eingelaufene Brigg „der Faun“ mitgebracht hat, ſcheinen von hoher Wich⸗ tigkeit zu ſeyn. Doch iſt noch nichts bekannt geworden; man berichtet nur, daß der Schiffs⸗Lieutenant Bezard, der ſich als Paſſagier auf dieſem Fahrzeuge befindet, als Parlamentair nach Algier geſchickt worden ſey, und ſich ſeines Auftrages mit vieler Geſchicklichkeit entledigt habe. Der Beſehlshaber unſers Geſchwaders, das den Hafen von Algier blokirt, hat denſelben nach Frankreich geſchickt, um der Regierung uͤber die von ihm eingeleitete Unterhandlung mit dem Dey, uͤber deren Ausgang man indeß noch nichts poſitives weiß, zu berichten. Seit einiger Zeit waren keine Truppen mehr hier angekom⸗ men, und es wurden keine Anſtalten zu einer zweiten Expe⸗ dition getroffen. Heute aber verſichert man mit Gewißheit, daß 15,000 Mann neue Truppen und bedeutende Kriegs⸗ Vorraͤthe aller Art nach Toulon kommen werden, um nach Morea einzuſchiffen. (?7) Soviel iſt zuverlaͤſſig, daß meh⸗ rere Infanterie⸗Regimenter ſchon auf dem Marſche hierher ſind, und Artillerie⸗Parks naͤchſtens erwartet werden. Es i aber kein disponibles Transportſchiff mehr im Hafen, uͤber die Ruͤckkehr der Fahrzeuge, we che mit der erſten dition am 17. und 20. Auguſt abſegelten, haben