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1 4 g I. 11 288 1 nahmen. Dies Alles geſchah unter der allgemeinen Anord⸗ nung des Generalmajors Baron Oſten⸗Sacken. Hiebei wirk⸗ ten ſehr nachdruͤcklich zwei Kanonen der reitenden Artillerie vom Don, Nr. 3., kommandirt von dem Lieutenant Kru⸗ penikow.
Um dem Feinde zu zeigen, daß die eigentliche Bewegung des Corps auf einen Angriff gegen ſein Lager abgeſehen ſey, beſchloß der Corps⸗Commandeur, da er, ſo nahe dem Feinde, die Infanterie und Artillerie durch den ſchroffen und ſteini⸗ gen Hohlweg nicht paſſiren laſſen konnte, die regulaͤre Ka⸗ vallerie, die Tatariſche Reiterei und ein Batoillon des Gre⸗ nadier⸗Regimentes Cherſon dorthin zu beordern, die, von den Kanonen der Poſition gedeckt, hier keiner Gefahr ausgeſetzt waren. — In dieſer Stellung hielt die Ruſſiſche Kavallerie, mit exemplariſcher Standhaftigkeit, ein heftiges Kanonenfeuer aus. Drei Male ſprengte die Reiterei der Tuͤrken auf ſie heran, wurde aber immer durch die Tatariſche Reiterei auf die Bat⸗ terie der reitenden Artillerie vom Don, unter Befehl des Ma⸗ jors Poljäkow, gezogen, welche die Tuͤrken mit Kartaͤtſchen⸗ feuer abwehrte. Jedes Mal verfolgte ſie die Tatariſche Rei⸗ terei voll Kuͤhnheit, unterſtuͤtzt von dem Dragoner⸗Regiment Niſhegorod und dem zuſammengezogenen Uhlanen⸗Regiment. Endlich um 4 Uhr Nachmittags kuͤhlte der einfallende Regen die Luft etwas ab. Indeſſen gelang das Manoeuvre des Corps vollkommen. Der Feind, der eine Attake auf ſeine Läger befuͤrchtete, entfernte ſeine Hauptkraͤfte von der Fe⸗ ſtung, und indem er auf das Centrum und die rechte Flanke der Ruſſen mißlungene Angriffe machte, mattete er ſeine Truppen ab und zerſtreute ſie auf zehn Werſt rund umher.
Sobald der General⸗Major Murawjew, der den Befehl hatte, den Feind nach Moͤglichkeit zu beunruhigen, dieſes be⸗ merkte, naͤherte er ſich mit 2 Bataillonen der Anhoͤhe, welche die Stadt und die Feſtung beherrſcht, und durch Schanzen mit zwei ſtarken hoͤlzernen Baſtionen befeſtigt war. Der Corps⸗Commandeur, der die Ausſicht hatte, dieſen wichtigen Punkt zu uͤberwaͤltigen, formirte unverzuͤglich zwei Kolon⸗ nen; die eine, zur Einnahme jener Anhöhe, aus dem Infan⸗ terie⸗Regimente Schirwan und dem 42. Jaͤger⸗Regimente, unter Commando des General⸗Majors Korolkow; die an⸗ dere zur Sicherſtellung der erſten vor den Hauptkraͤften des Feindes, aus dem Grenadier⸗Regimente Cherſon und einem Bataillone des 41. Jäger⸗Regimentes und der Kavallerie, unter Commando des General⸗Majors Baron Oſten⸗Sacken.
Der General⸗Major Korolkow fuͤhrte das 42. Jäͤger⸗ Regiment vor, und blieb auf einen Flintenſchuß von den Schanzen ſtehen, um die 8 Kanonen der von dem General⸗ Major Gyllenſchmidt herbeigefuͤhrten Artillerie zu decken. Dieſe Kanonen brachten durch ihr kraͤftiges Kartaͤtſchenfeuer den Feind bald zum Schwanken. Da eilten das Bataillon von Exivan und das 8. Pionir⸗Bataillon, die dem General⸗ Major Murawjew aus dem Lager folgten, nehſt dem 12. Jaͤger⸗Regiment, angefuͤhrt von dem Obriſt⸗Lieu⸗ tenant Reut, zur Attake, und eroͤffneten 40 Faden von den Schanzen wider den Feind ein Bataillenfeuer. Um die Infanterie zu verſtaͤrken, ließ der General⸗Major Gyllenſchmidt ſchnell 4 Kanonen laͤngs der Scharfſchuͤt⸗ zen⸗ Linie aufſtellen. Unterdeſſen ruͤckte das Infanterie⸗ Regiment Schirwan, commandirt von dem Oberſten Borodin, das ohne ecinen Schuß zu thun, ſtill bis vor die Batterie gelangte, in die Linie und nun brachen ſämmtliche Truppen mit einem Hurrahgeſchrei mit gefaͤlltem Bajonette los, er⸗ oberten die Schanzen und verfolgten den Feind beinahe bis vor die Mauern der Vorſtadt. Das Regiment Schirwan nahm hierbei ohne einen Schuß zu thun, eine Baſtion mit Sturm, trotz des heftigſten Feuers der Feinde. In dieſen Schanzen erbeutete man vier Kanonen, 7 Fahnen und das jenſeits derſelben befindliche Feindeslager. Von 2500 Tur⸗ ken, die ſie vertheidigten, kam mehr als ein Drittel um's Le⸗ ben, und der ganze Zwiſchenraum zwiſchen den Schanzen und den Mauern der Vorſtädte war mit Leichnamen beſaͤt.
Die raſche und wohlgelungene Einnahme dieſer Anhoͤhe machte einen großen Eindruck auf den Feind, der in ſeinem Centrum und auf dem linken Fluͤgel zu ſchwanken begann. Um dieſen Schreck zu benutzen, befahl der Corps⸗Comman⸗ deur dem General⸗Major Baron Oſten⸗Sacken die drei uͤbri⸗ een Turkiſchen Lager anzugreifen Die Bewegung dieſer
olonne noͤthigte den Feind zum Ruͤckzuge, worauf die Tar⸗ taren und Koſaken ſogleich das zweite Lager uͤberfielen, und die vegulaite Cavallerie raſch in das dritte ruͤckte. Zu glei⸗ cher Zeit aber ſammelten ſich auf dem rechten Fluͤgel der Co⸗
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lonne des General⸗Majors Baron Oſten⸗Sacken auf s Neue
große Haufen feindlicher Cavallerie, die mit einem Angriffe drohten. Sie wurden jedoch von dem geſammelten Linien⸗ Regimentern Sergejew und Leonow vom
Regimente und den
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Don, geworfen und bis in die ſpaͤte Nacht verfolgt. Der Feind wollte ſich im Centrum auf den Anhoͤhen jenſeits des dritten Lagers halten, wurde aber bald von der Ruſſiſchen Cavallerie hinausgeſchlagen, in die Flucht getrieben und 30 Werſt weit verfolgt, wobei auch das vierte Tuͤrkiſche Lager genommen ward, und 5 Kanonen, von denen drei während⸗ des Gefechts, 1 Fahne und an 500 Gefangene in die Haͤnde der Sieger fielen. Getoͤdtet und verwundet wurden 1200 M.; der Verluſt des Feindes waͤhrend des ganzen Treffens erſtreckt ſich auf 2500 M. Zu allgemeinem Bedauern ſank waͤhrend des Stuͤr⸗ mens der befeſtigten Anhoͤhe, der Generalmajor Korolkow auf dem Bette der Ehre, getroffen von zwei Kugeln, eben als er an der Spitze des 42ſten Jaͤger⸗Bataillons ausrief: „Hurrah! die Batterie hinan!“ Ueberhaupt iſt der Verluſt der Ruſſi⸗ ſchen Truppen ziemlich betraͤchtlich; geblieben ſind 7 Offiziere, 73 Gemeine, verwundet 2 Staabs⸗Offtziere, Ober⸗Offiziere, 377 Gemeine; an 200 Pferde wurden theils getoͤdtet, theils bleſſirt, eine Kanone demontirt und ein Pa⸗ tronen⸗Kaſten durch eine feindliche Granate in die Luft geſprengt.
An 5000 Mann feindlicher Infanterie zogen ſich zu⸗ gleich mit Kios⸗Mamed⸗Paſcha, der am Fuße verwundet ward, in die Feſtung: die uͤbrige Infanterie und Cavallerie zer⸗t ſtreute ſich in die Waͤlder auf dem Wege nach Ardagan, mi Verluſt von 10 Kanonen, vier Laͤgern, mobilen Magazinen,⸗ Transporten und der Artillerie⸗Munition.
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Se. Maj. der Kaiſer haben unterm 27. Aug. (8. Sept.) am Vord des Schiffes Paris folgendes huldreiche Reſcript an den Chef des Marineſtabes, General⸗Adjutanten Vice⸗Ad⸗ miral Fuͤrſt Menſchikow zu erlaſſen geruhet:
Ihr ausgezeichnet eifriger und dem Vaterlande ſtets nuͤtz⸗ licher Dienſt verbuͤrgte Uns Ihre Anſtrengungen bei dem Befehle uͤber das Ihnen anvertraute Truppen⸗Detaſchement vor Varna; allein bei der perſoͤnlichen Beſichtigung der von Ihnen geleiteten Belagerungs⸗Arbeiten haben Wir Uns uͤber⸗ zeugt, daß der Fortgang derſelben Unſere Erwartungen bei Weitem uͤbertraf. Mit geringen Mitteln ſind faſt unglaub⸗ liche Hinderniſſe beſeitigt worden, und Rußlands Krieger, durch Ihr Beiſpiel beſeelt, haben Arbeiten vollendet, die ihre Kraͤfte zu uͤberſteigen ſchienen. Eine ſchwere Wunde ſelbſt vermochte nicht, Ihrer unermuͤdeten Thaͤtigkeit Graͤnzen zu ſetzen. Mit dem Wunſche, Unſere Erkenntlichkeit fuͤr dieſe neuen Dienſte in vollem Maaße zu bezeugen, ernennen Wir Sie zum Ritter des St. Alexander⸗Nevsky⸗Ordens, deſſen Inſignien Wir Ihnen mit dem Befehle zuſenden, ſie anzu⸗ legen und den Statuten gemaͤß zu tragen. Wir ſind ver⸗ ſichert, daß dieſe Belohnung Ihren Eifer zum Wohle des Vaterlandes verdoppeln und Jedem darthun wird, was durch
puͤnktliche und treue Erfuͤllung Unſeres Landesherrlichen Wil⸗
lens r. erreichen moͤglich iſt. Verbleiben Ihnen mit Unſerer Kaiſerlichen Gnade wohl⸗ gewogen. (gez.) Nicolaus. Rußland.
Odeſſa, 24. Sept. Am vergangenen
Petersburg von hier abgereiſt. Die Einwohner von Odeſſa hatten in der Kathedrale zum letztenmale das Gluͤck, Ihre Mazjeſtaͤt zu ſehen, Hoͤchſtwelche dort anhielten, ehe Sie die Stadt verließen. Die letzten Augenblicke, welche J. Maj. in Odeſſa zubrachten, wurden durch einen Act der Wohlthaͤtig⸗ keit gegen die Verwundeten bezeichnet, die ſich in den Hoſpi⸗ taälern unſerer Stadt befinden; Hoͤchſtdieſelben geruhten, Sr. Excellenz dem Gouverneur unſerer Stadt, Geheimen Rath Bogdanowsky, die Summe von 15,000 Rubeln zur Verthei⸗ lung unter die Ungluͤcklichen zu uͤberſchicken. — Die Kat e⸗ rin hat im Ganzen 3 Monate 24 Tage in unſerer Stadt verweilt, und davon das Ende des Juni und die erſte Häͤlfte des Juli auf dem Landſitze des Baron Raynaud zugebracht. Ihre Maj. beehrten die oͤffentlichen Anſtalten, die Umgebur⸗ gen der Stadt und alle Sehenswürdigkeiten derſelben mit Ihrem 185 — Der Aufenthalt unſerer erhabenen Kai⸗ ſerin in Odeſſa wird Epoche in den Annalen einer Stadt machen, die ſich zu allen Zeiten durch ihre Liebe zu ihrem Fuͤrſten und durch ihre dankbare Erkenntlichkeit fuͤr die Frei⸗ heiten und Beguͤnſtigungen ausgezeichnet hat, denen ſie gröt⸗ tentheils ihren Wohlſtand verdankt. Das freundliche Woh“⸗ wollen, mit dem Ihre Maj. die vorgeſtellten Perſonen zu empfangen geruhten, hat die Verehrung, welche der Name einer angebeteten Fuͤrſtin einfloͤßt, aufs Hoͤchſte geſteigert. In den verſchiedenen bffentlichen Anſtalten, welche J. Maj. deſichtigten, geruhten Hoͤchſtdieſelben in Einzelnheiten einzu⸗ gehen, welche Ihre hohe Fuͤrſorge fuͤr die Aufrechthaltung der
Ober⸗
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a Sonntag, den 21. K. d. M., Morgens ſind Ihre Majeſtaͤt die Kaiſerin nach St.