zu erhalten. Die Reinlichkeit wird der Redlichkeit

ſteande 1b

glleich geſtellt; Beide bezwecken daſſelbe, die Integritaͤt der Organe. 1G 1 Herr Damiron nimmt die Grundſätze Volne vs an, aber als Grundſätze der Lebensordnung; er will Reinlichkeit, aber ſſetzt ſie mindeſtens eine Stufe niedriger als die Redlichkeit.

Dies iſt der Geiſt vs. Eecchiene du Citoyen.

eitet er in dieſer ganz ſenſuellen Theorie ſehr lerabwuüͤrdigendes Hintanſetzen der Kuͤnſte, die

UMebrigens b. eöhaßt ein zwar keinesweges geſund machen, aber doch erhabenen Ge⸗ nuß gewähren, hheit und bekämpft eine ungerechte Verachtung des religioͤſen Ge⸗ fuͤhls, das man nie

und bildend fuͤr die Menſchheit ſind,

aes wird, weil es fuͤr die Ordnung der Welt eben ſo noͤthig iſt, als das Ungluͤck, dem es zum Troſt gereicht. 8

8* gnr giebt einer jeden Eigenſchaft einen materiellen Platz im Gehirn. Hr. Damiron nimmt dieſe neue Theorie an; häͤlt ſie aber, aus eben denſelben Gruͤnden, wie die von Cabanis, fuͤr unvollkommen. Er findet in ihr denſelben

Nangel an einem Mittelpunkt, in welchem ſich jede Em⸗ pfindung, ſo wie jeder Gedanke vereinigt, dieſelbe Abweſen⸗ heit jenes unerklaärlichen, wie wohl immer gegenwaäͤrtigen

's. 1—2 bisher Angefuͤhrte wird einen Begriff von dem Plane geben, den Herr Damiron ſich vorgezeichnet hat. Er unterwirft auf eben dieſelbe Weiſe die beruͤhmten Stuͤtzen des Empfindungsvermoͤgens einer eklektiſchen Unterſuchung; und macht ſolchergeſtalt auf die Maͤngel der glaͤnzenden Leh⸗ ren Harats, und der geiſtreichen Theorien Larviniguieres auf⸗ merkſam. Dieſe Methode iſt einfach und natuͤrlich; lief ſie aber nicht Gefahr einfoͤrmig zu werden? Wie ſollte man es anfangen, die Verfechter einer Schule zu widerlegen, ohne ſich der näͤmlichen Waffen zu bedienen, und ohne ſich ſelbſt zu wiederholen? Das war der Stein des Anſtoßes. Herr Damiron hat ſich gut aus der Sache gezogen. Die Wiſſen⸗ ſchaft bedarf uͤbrigens dieſer ſorgfaͤltigen Abwechſelung we⸗ niger, als ein blos litteraͤriſches Buch. Beweiſe ſind die Hauptſache; und dieſe liefert Hr. Damiron hinlaͤnglich. Er analyſirt jedes Syſtem, nicht als partheyiſcher Critiker, der die gewichtigen Stellen uͤbergeht, um die ſchwachen hervor⸗ zuztehen und ſich dadurch die Widerlegung zu erleichtern. Ein

ſewiſſenhafter Richter, lobt er gerne und zeigt das Gute, das er vorfindet im vollen Lichte; wenn er aber dem Senſualismus ſeine Rechte zugeſtanden hat, ſpricht er immer wieder mit Lebhaftigkeit fuͤr die Seinigen. Freund der Philoſophen, aber ein noch groͤßerer der Wahr⸗ heit, benutzt er mit einer gewiſſen Vorliebe] ſeine Ideen, wird aber nie beleidigend oder anmaßend gegen Begriffe, die ihnen widerſprechen.

Der Unvollkommenheit ſeiner Theorien ohngeachtet, zaͤhlt der Senſualismus die meiſten Anhaͤnger, weil er ſich auf poſitive, klar daliegende Tharſachen ſtuͤtzt; weil er jede Sache mit dem Finger nachweiſet; weil er nur gute Augen ver⸗ langt, um ſeine Wunder begreifen und beurtheilen zu koͤn⸗ nen; und weil die Menſchen uͤberhaupt ſich mehr zu einem deutlich auseinandergeſetzten, Jedermann zugaͤnglichen Syſtem hinneigen, das ſich nicht, ſei es mit Abſicht oder aus Noth⸗ wendigkeit in dunkle und metaphoriſche Redensarten huͤllt, und nicht die Bedingung vorausſetzt, daß Jeder, der Auf⸗ klärung aus ihm ſchoͤpfen will, ſchon einigermaßen einge⸗ weiht oder mit beſonderer Faͤhigkeit begabt ſeyn muͤſſe. Das iſt der Nachtheil des Spiritualismus, aber nicht die ta⸗ delnswerthe Seite deſſelben. Er geht von einer hoͤhern An⸗ ſicht aus; er hat beſſere Begriffe von der Menſchheit; was er lehrt iſt erhabener und moraliſcher; und wird er von ei⸗ nem talentvollen Manne vertheidigt, ſo ſteht er dem Sen⸗ ſualismus weder an klarer Auseinanderſetzung noch an ſtren⸗ ger Logik nach. Es ſoll damit nicht geſagt ſeyn, als wolle der Senſualismus die Menſchheit ſchlechter darſtellen, als ſie iſt, oder ſie zum Atheismus und Egoismus verleiten.

Moögen die Lyoner Philoſophen eine Kritik des Senſua⸗ lismus mit den Worten ſchließen: 80* ſchildert Ihr das Ende der geſellſchaftlichen C der Men⸗ ſchen und den Untergang der Welt; moͤgen gewiſſe Maͤrtyrer unverſchaͤmter Weiſe einen beruͤhmten Senſualiſten, den ſie nie im Stande waren zu begreifen, des Atheismus anklagen, und ihren Geifer an dem Sarge des Dr. Gall aus⸗ laſſen, aus Aerger, daß ſie ihn nicht zertruͤmmern konnten; der frommen Wuch falſcher Heiligen wird es nie gelingen, einen rechtſchaffenen Philoſophen als Aufruhrſtifter hinzu⸗ ſtellen, und niemals wird ſie es verhindern, daß man die Ueberreſte eines Gelehrten mit Achtung begruͤßt, deſſen phi⸗ loſophiſche Anſichten irrig ſeyn konnten, der aber auch ſo manches Gute der Nachwelt hinterließ. Die Zeiten der Kriege der Schulen ſind voruͤber, und bei einer freien und

duldſamen Nation wird man keine fanatiſchen Anhaͤnger ir⸗ gend einer Schule ſinden, die bereit waren, einen zweiten Bamus in Stuͤcken zu zeretßen. 8 -

Mit eben ſo wenig Grund und Recht wuͤrd F gegen die Herren de Maiſtre, la Mennais und ee 6 ereifern, weil dieſe Orakel der theologiſchen Schule die ſon⸗ derbare Miſſion uͤbernommen haben, im 19. Jahrhundert moͤnchiſche Ascetik und politiſche Sclaverei zu predigen. Man leſe ihre Werke, und man wird ſehen, ob ſie gefaͤhrlich ſind.

Herr de Maiſtre z. B. giebt uns folgende Lehren: „Ihr

verderbten Menſchen, woruͤber beklagt Ihr Euch? Gott hat Euch auf die Erde geſetzt, um einen Urfehler abzubuͤßen. Betet, betet: die Boͤſen, um Gnade fuͤr ihre Fehler zu er.. langen; die Guten, um mit ihren Verdienſten das Gebet der Boͤſen zu unterſtuͤtzen. Betet, wenn weltliche Macht Euch unterdruͤckt: betet, wenn Ihr Congreganiſten zu Prä- fekten habt, und wenn Miniſter Eure Rechte und Euer Eigenthum antaſten: betet, bis das Maaß voll iſt. Dann, aber auch dann erſt, wendet Euch an den Papſt: ſeine Sache iſt es, den Grad der Entſagung und des Gehorſams zu beſtimmen; er wird das große Pro-— blem loͤſen zwiſchen Koͤnig und Unterthan. Vernehmet indeſſen, daß Ihr auf jeden Fall Eure Zuͤchtigung verdient habet. Ein jeder Menſch, der ſchlaͤgt und zuͤchtigt, dient den Abſichten Gottes: der Henker iſt wieder zu Ehren gekom⸗ men.“ Das iſt die Vaſis der Schriften des Herrn de Maiſtre, dieſer wunderlichen Philippiken, aus denen I Geiſt uͤbler Laune und ſchmerzlicher Menſchen⸗Verachtung hervorbricht dieſer langen Pamphlete gegen die ſaerſea. 8

Kinder eines kraͤftigen, aber unter dem Einſluß eines kranu.— ken Kopfes ſtehenden Geiſtes, der, durch die Erinnerung am vergangene Zeiten gegen die Freiheit erbittert, in dieſer nichts anderes ſah, als ein Zeitverbrechen, nie aber ein Princip. ; Hr, de Maiſtre glaubt uns auf irrigem Wege. Hr. la Mennais haͤlt uns fuͤr Thoren. Die Sinne, die Empfin⸗ dung, die Vernunft ſcheinen ihm Werkzeuge des Irrthunms und der I Der Menſchheit fehlt es an geſundem Menſchen⸗Verſtande. Kein Menſch weiß es, ob er wirklich exiſtire. Hr. la Mennais hat es geſagt. Ey! was that 3 8* denn die arme Welt, daß er eine ſo ſchlechte Meinung voen ihr hat? Dieſe Welt hat die Guͤte, ſeiner Beredſamkeit Bei⸗ fall zu zollen; ſie unterſcheidet ſehr richtig die Kraft des ori-“. ginellen Denkers von der Galle des ultramontaniſchen So⸗ 85 phiſten; ſie bewundert ihn, wahrſcheinlich aber mit Unrecht; denn ſie thut es mit den Sinnen, mit dem Empfindungss. Vermoͤgen und mit Vernunft, und das ſind nach Herrn d la Mennais ſchlechte Richter; man ſchreibt ihm ſogar, trotz der Miene, die er ſich giebt, zu viel Talent und Treuherzig⸗ keit zu, um ihn fuͤr einen Jeſuiten zu halten. Das hilf jedoch Alles nichts, wir ſind und bleiben thoͤricht und boͤſe. Was Wunder daher, wenn Hr. v. Bonald uns folgender⸗ maaßen regieren moͤchte: „Die Köoͤnige“ ſagt er, „muͤſ. ſen, vermittelſt des Adels, unumſchränkte Herren der Voͤlker ſeyn.“ Wäre dabei vielleicht etwas fuͤr Herrn v. Bonald zu gewinnen, da er eine hohe Stellung einnimmt? Nein. Dieſer adelige Schriftſteller folgt nur einem Zu.““ zip, auf das er keinen Einfluß hatte, einem Prinzip, das ſchon vor Bildung der menſchlichen Geſellſchaft exiſtirte, naäm- lich: „Die Urſache verhaͤlt ſich zu dem Mittel, wie das Mit⸗ tel zur Wuͤrkung.“ Demzufolge iſt der Koͤnig die Urſache, der Adel das Mittel, das Volk die Wuͤrkung. Iſt das verſtaͤndlich? Man begreift das entweder gleich oder niemals. Sollte man wohl glauben, daß man zu ſolchen Schluͤſſen gee, langt, nachdem man einige Seiten voll ſo glaͤnzender Bered⸗ ſamkeit geleſen hat, daß man veranlaßt wird, auszurufen: wohin verirrt ſich doch bisweilen das Talent? Man kann ſich leicht denken, daß Herr Damiron dieſe Doctrie nur ihrer Sonderbarkeit willen aufnimmt. Und ich kenne wahrlich keinen Eclectiker, er moͤge auch noch ſo ent⸗ ſchloſſen ſeyn, dieſen ſeinen Namen zu rechtfertigen, der Al⸗ les oder Etwas von dieſer Lehre annehmen koͤnnte, es waͤre denn Herrn Ancillon, ein Eclectiker der allerbeſten Art, ein 8 Mann von hoͤchſt verſoͤhnendem Geiſt, der ſich uͤbrigens im ſeinem Wahlſpruch ſelbſt am beſten bezeichnet: Inter utrum- ue tene. 8 Bisweilen mag der Eclecticismus einer Schwaͤche ober Ungewißheit zum Deckmantel dienen; am haͤufigſten aber iſt 8 er ein Anzeichen von Kraft und Klugheit. So findet man ſicher den Charakter einer entſchiedenen Meinung, in den Schriften Royer-⸗Collards, dieſen bewundernswuͤrdigen Frag, menten, die reichhaltig ſind wie ganze Buͤcher, deren 8n⸗ kraͤftig und geſund wie der Verſtand, ſich belebt und erhebt, 4 je nachdem die Wahrheit es erheiſcht; bisweilen ſehr beſtimmt⸗ 8 ja ſchneidend, und dennoch ſo, daß er einer ſtarken und wohl . 88