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Preußiſche Staats⸗

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No Z1“ Berlin, Montag den 13ten October.

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Angek ommen: Seine Excellenz der Staats⸗Miniſter und Ober⸗Präͤſident der Provinzen Juͤlich Cleve Berg und Nieder⸗Rhein, Freiherr von Ingersleben, von Frie⸗

deberg. 88 I Füe in * 8 2 29 Hen üüc.

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Zeitungs⸗Nachrichten.

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Iꝓ2 4 Rußland. .

St. Petersburg, 2. Oct. Geſtern wurde im Tau⸗ riſchen Palaſte in Gegenwart Ihrer Majeſtaͤt der Kaiſerin Mutter und Sr. Kaiſerl. Hoheit des Großfuͤrſten Thron⸗ folgers ein Te Deum zum Dank fuͤr die Einnahme der Feſtungen Achalkalaky und Gertwiſſy und fuͤr den glaͤnzen⸗ den Sieg geſungen, den General Paskewitſch von Erivan uͤber ein Tuͤrkiſches Heer von 30,000 Mann erfochten hat.

Nach dem Gottesdienſte wurden 44 dem Feinde in beiden

Feſtungen und in der Schlacht abgenommene Fahnen in feierlichem Zuge durch die verſchiedenen Theile der Stadt getragen.

Se. Majeſtät der Kaiſer hat an Se. Koͤnigl. Hoheit den Herzog Alexander von Würtemberg, als dirigirenden Chef der Communications⸗Wege, folgendes Reſcript zu er⸗ laſſen geruhet:

92 Pechh8z. mit ganz beſonderer Zufriedenheit aus dem Berichte Eurer Koͤnigl. Hoheit erſehen, daß bereits im 8 Laufe dieſes Sommers die Schifffahrt bei der Stadt Ki⸗ riloff auf dem Canale eroͤffnet worden iſt, der die Scheksna mmit dem Kubenskoe⸗See verbindet, und daß dadurch eine permanente Waſſer⸗Straße zwiſchen St. Petersburg und Archangel gebildet worden iſt. Indem Ich den ſchnellen Bau dieſes Canals Ihrer unermuͤdeten Sorgfalt zuſchreibe, mache Ich es Mir zum Vergnuͤgen, Eurer Koͤnigl. Hoheit Meine völlige Zufriedenheit zu bezeugen. Um davon einen Foöͤffentlichen Beweis zu geben, und das Andenken an Ihr BVirtken fuͤr das Wohl des Staats im Reſſort der Com⸗ munications⸗Wege fuͤr immer zu 22 befehle Ich, die⸗ ſen Canal den „Canal des Herzogs Alexander von Wuͤr⸗ emberg“ zu neunen. Ich bin Ihr wohlgewogener

Osveſſa, am 3. Sept. 1828.

2 E Pirclanss

Durch Ukas vom 7. (19.) Auguſt ſind zur Tranſit⸗ af He nſtſcher Waaren aus dem Ruſſiſchen Reiche, durch das Jarthum Polen, in fremde Lander noch vier Zollaͤmter beſtimammt worden, nämlich das Grodnoiſche, Goniondskiſche,

cheldkovskiſche und Nurezkiſche. n5 82

Durch ein auf die Vorſtellung des Finanzminiſters vom Reichsrath gefaßtes, von Seiner Majeſtaͤt dem Kaiſer an 6. (13. Auguſt Allerhoͤchſt beſtätigtes Gutachten, iſt in Kamtſchatka der Handel mit dem Auslande auf zehn Jahre nach foigender Grundlage erlaubt: 8 . 11 Die zollfreie Einfuhr aller auslaͤndiſchen Waaren iſt in Kameſchatka geſtattet, mit Ausnahme von Thee, Rum, Branntmelnen und andern ſtarken Getranken.

2) Bi Einfuhr aller ſtarken Getraͤnke, zum Abſatz an die Einwohner, iſt verboten; aber die Seeoffiziere und an⸗ dere Beamten dürſen ſich damit zu ihrem eigenen Gebrauche verſehen, jedoch mit Erlaubnis des Befehlshabers von Kamt⸗ ſcharka, welcher über die ſtrenge Befolgung zu wachen hat. n-. 3). Die zollfreie Ausfuhr aller Waaren ans Kamtſchatka in's Ausland iſt gleich falls erlanbt, mit Ausnahme Ruffiſcher

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Muͤnzen jedes Gepraͤges, wie auch Ruſſiſcher Bank⸗Aſſigna- tionen, deren Ausfuhr verboten iſt. 2 4) Die Aufſicht daruͤber, daß weder verbotene Waaren

in Kamtſchatka eingefuͤhrt noch von daher ins Ausland aus⸗ gefuͤhrt werden, iſt der unmittelbaren Verantwortlichkeit des Befehlshabers von Kamtſchatka aufgetragen, welcher verpflichtet iſt, bei der Ankunft eines jeden Schiffes dem ein genaues Verzeichniß mit der Anzeige einzuſenden, welcher Nation das Schiff und woher es gekonimen iſt, den Namen des Schiffers, welche Waaren es mitgebracht hat und wem ſie gehoͤren, wie gleich⸗ falls von denen, welche von Kamtſchatka ins Ausland ge-⸗ führt werden. Außerdem iſt der Befehlshaber von Kamt⸗ ſchatka verbunden, in allen denjenigen Geſchaͤften, die zu H— Befoͤrderung des Handels⸗Verkehrs zwiſchen den Einwoh- nern und Auslaͤndern gehoͤren, Vermittler zu ſeyn. 95 Der Kaufmann Schirbek zu Helſingöͤr iſt zum Ruſſiſchn Agenten daſelbſt ernannt werden. 2

Der Graf von la Ferronnays und die Marquis von Cruſſoles und de la Rochejacquelein, Lieutenants in König⸗ 3 lich Franzoͤſiſchen Dienſten, die ſich als Freiwillige bei der Armee befinden, ſind zur Belohnung fuͤr ihre Tapferkeit in 8 den Schlachten gegen die Tuͤrken, zu Rittern des St. Annen⸗ Ordens 4ter Klaſſe ernannt worden.

Odeſſa, 27. September. Mehrere mit Lebensmitteln beladene Fahrzeuge ſind geſtern nach Kowarna unter Se 8 gel gegangen. An der hieſigen Boͤrſe ſind faſt gar keine Geſchafte gemacht worden. Getreide iſt in dieſem Augen⸗ blicke wenig geſucht.

Das Journal von Odeſſa giebt folgenden Auszug aus dem Briefe eines Officiers des Belagerungs⸗Corps vor Varna: „Unſer Lager liegt am Fuße eines Berges oder viel mehr Huͤgels, auf welchem ein Telegraph errichtet worden iſt, durch den die Landarmee und die Flotte ſich ununter brochen Mittheilungen machen koͤnnen. Von der Hoͤhe de Telegraphen aus, kann man die Stadt und Feſtung nach al len Seiten hin vollkommen uͤberſehen. Varna iſt von hohen Steinmauern umgeben, die von Baſtionen flankirt I und liegt in einer Ebene zwiſchen zwei Huͤgelreihen. B Schwarze Meer beſpuͤlt an der oͤſtlichen, und der Liman von 8 Dewna an der weſtlichen Seite die Mauern der Feſtung, welche auf dieſe Weiſe von zwei Seiten durch Waſſer ver,. theidigt wird. *

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Von dem Meere bis zum Dewna⸗See, im Norden des Platzes, liegen unſere Batterien, Tranchben und Schanzen, und auf dem See ſelbſt haben wir zwei bewaft. nete Varcaſſen Im Suͤden der Stadt dehnt ſich die Straße nach Konſtantinopel hin; dieſer Punkt iſt von unſern Truppen nicht beſetzt*). Varna hat eine anſehnliche Groͤße; die hohen Minarets, das Lager der Tuͤrken im Innern der Feſtungs⸗; Werke, und eine Menge halbzerſtoͤrter Gebaͤude nach derx Seeſeite hin, gewaͤhren einen mannigfachen und belebten An⸗ t blick. Ueberhanpt iſt die Lage der Stadt und die Umgegend hoͤchſt reizend; hohe, mit Wald und Gebuͤſch bewachſene Berge, Fußpfade, die ſich an ihnen hinaufſchlaͤngeln, im ns Thale die prachtvollſten Gaͤrten, und die Schoͤnheit und Mannigfaltigkeit der Vegetation erinnern lebhaft an die anmuthigen ſuͤdlichen Ufer der Krimm. en Frankreich. Paris, 6. Ock. Der Koönig iſt geſtern Morgen aus Seiner Sommer⸗Reſidenz wieder in dieſer Hauptſtadt einge⸗ 883

*) Das Datum des Briefes iſt im Journal d'Odeſſa nicht an n offenbar muß jedoch derſelbe vor dem 88 gs. 4. belcben ſenn, zu welcher Zeit (nach den von uns mitgetheil. ten Kriegs⸗Berichten) bereits eine Abtheilung von Garde⸗ und Linien⸗Truppen das ſuͤdliche Ufer des Dewna⸗Sec's beſetzt, und die Communication zwiſchen Varna und Burg 5 abgeſchtlitteg batte, worauf auch, nach den in der außerordentlichen Veilage zu Nr. 263 der Staats⸗Zeitung befindlichen Nachrichten) der fag⸗

liche Theil der Feſtung beſchoſſen wurde. 8