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aan die Provinzen des Rio de la Plata; der Statthalter re⸗ ſidirte bald zu St. Jago, bald zu Conception.

Die Geſetzgebung fuͤr alle dieſe Laͤnder⸗Gebiete und fuͤr die beiden Inſel⸗Capitanate Havana und Puerto⸗Rico war dem hohen Rathe von Indien zu Madrid anvertraut. Die Ausuͤbung der Juſtiz in den einzelnen Vice⸗Koͤnigreichen und Statthalterſchaften war oft Gegenſtand der allgemeinen Be⸗ ſchwerde geweſen. Eben ſo wenig durfte die hoͤhere Geiſtlich⸗ keit ſich einer aufrichtigen Anhaͤnglichkeit des Volkes ruͤhmen, wogegen ſolche der niedern nicht entſtand, die groͤßtentheils aus den Landes⸗Eingebornen genommen wurde, dieſerhalb aber auch nur in hoͤchſt ſeltenen Fäͤllen auf Weiterfoͤrderung rech⸗

nen konnte. Zu verſchiedenen Malen hatten ſich daher ſchon vor der, gleich naͤher zu ſchildernden Periode, Vorzeichen eines dro⸗ henden Sturmes blicken laſſen, und namentlich in Peru und in Carraccas mußten gefährliche Unruhen gedaͤmpft werden.

Als nun die Nachricht, daß Napoleon Bonaparte die Spaniſche Koͤnigs⸗Familie ihrer Rechte beraubt und ſeinen

Bruder Joſeph auf den Thron von Spanien erhoben habe, im Jahre 1808 nach Amerika kam, zeigten ſich die Spani⸗ ſchen Statthalter, mit Ausnahme des Vice⸗Koͤnigs von Meriko, ſogleich dem Franzoͤſiſchen Einfluſſe geneigt; das Volk aber, ſchon laͤngſt mit der ganzen Handlungsweiſe der⸗ ſelben unzufrieden, erklärte ſich gegen ſie, und legte ſeine Be⸗ reitwilligkeit an den Tag, fuͤr ſeinen rechtmaͤßigen Herrſcher, Ferdinand VII., zu kämpfen. Allmählig bildeten ſich in al⸗ len Provinzen Regierungs⸗Collegien oder Juntas, welche das Land in Ferdinands Namen verwalteten. Zwar widerſetzten ich die Statthalter dieſem Verfahren und die im Mutter⸗

ande errichteten Juntas ſuchten Alles aufzubieten, um ſich in den Coloniecen Anſehen zu verſchaffen. Die Amerikaner wollten indeß eben ſo wenig unter der Herrſchaft ihrer bis⸗ herigen Vice⸗Koͤnige und General⸗ Capitaine verbleiben als ſich der der Spaniſchen Juntas unterwerfen, weshalb ſie jene abſetzten und dieſe nicht anerkannten. Vergebens for⸗ derte die zu Cadirx errichtete Regentſchaft die Inſurgenten auf, ſich ihr zu unterwerfen. Man verlangte Gleichheit der

Rechte mit den Bewohnern des Mutterlandes, Freiheit im Landbau und des Manufaktur⸗Betriebes, Freiheit der Ein⸗ und Ausfuhr nach allen Spaniſchen und befreundeten Haͤfen, Aufhebung aller Handels⸗Monopole der Krone gegen Entſchadi⸗

ung durch Zoͤllle, freie Bearbeitung der Queckſilber⸗Bergwerke, reien Zutritt zu allen Stellen und Wuͤrden, Beſetzung der Haͤlfte aller Staats⸗Amter durch Eingeborne und Errichtung von

Junta's in jeder Hauptſtadt, um fuͤr die Beobachtung dieſer Punkte Sorge zu tragen. Nur unter der Bedingung, daß dieſen Forderungen Genuͤge geleiſtet werde, verſprachen ſie der Regentſchaft und den von derſelben zuſammenberufenen Cortes Gehorſam. Hierauf glaubte dieſe ſich nicht einlaſſen zu duͤrfen. Die Amerikaner wurden vielmehr fuͤr Rebellen erklärt, worauf ſie ſelbſt ſich im Jahre 1811. als unabhaͤn⸗ gig proclamirten. Carraccas und die Provinzen des Rio de la Plata ſielen ſogleich ganz von Spanien ab; in den übrigen Territorien fuhren die Junta’'s anfaͤnglich noch fort, im Namen des angeſtammten Herrſchers zu regieren, allein auch ſie erklaͤrten ſich fuͤr vollkommen frei, als der Koͤnig nach ſeiner Thronbeſteigung ihnen den Befehl zur augenblicklichen Nie⸗ derlegung der Waffen zukommen ließ, und den General Mo⸗ rillo mit einer ſtarken Macht gegen ſie abſendete.

1) Columbien.

2 In Carraccas verſammelten ſich die Inſurgenten, 6. ſie von der Regentſchaft fuͤr Rebellen erklaͤrt wor⸗ 1 en waren, zu einem ſelbſtſtandigen Congreß, welcher dem Lande, unter dem Namen der Republik Venezuela, im Jahre 1811 eine unabhängige Verfaſſung nach dem Muſter der Nord⸗Amerikaniſchen gab und Chriſtoval de Mendoza zu ſei⸗ nem Praͤſidenten ernannte. Ein furchtbares Erdbeben, wel⸗ ches 1812 den Staat heimſuchte und vielen republikaniſchen Kriegern den Tod bereitete, noͤthigte den Congreß, ſchnelle Maaß⸗ regeln zu ergreifen, um, bei dem gleichzeitigen Heranruͤcken royaliſtiſcher Armeen, noch groͤßeres Unheil zu verhuͤten. Man uͤbertrug daher dem General Miranda eine vollkom⸗

e dictatoriſche Macht. Verraͤtherei in ſeinem eigenen

Heere und mehrere bedeutende Verluſte noͤthigten ihn, mit dem Königlichen General Monteverde eine Uebereinkunft ab⸗ zuſchließen, nach welcher Carraccas ſich Spanien unterwer⸗ fen, aber zu gleicher Zeit vollkommene Amneſtie und eine der Spaniſchen à nliche ortes⸗Verſammlung erhalten ſollte. Als jedoch Monteperde den General Miranda gefangen nach Spa⸗ nien ſchickte, wurden die Feindſeligkeiten von den Republika⸗ nern mit erhöhetem Eifer erneuert. Simon Bolivar ſchlug —— der Koͤniglichen Truppen ab und wurde zum

von Venezuela und Carraccas (1813) ernannt. Im

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General Morillo landete mit 10,9000 Mann an der Küſte von Neu⸗Granada, wo ſich zu derſelben Zeit wie in Carrac⸗ cas eine Republik auf den Truͤmmern des alten Vice⸗Kö⸗ nigreichs erhoben hatte. Er ſelbſt eroberte Carthagena (1815), ſein Unter⸗General Morales Carraccas. Demnaͤchſt drang er in das Innere des Landes vor und beſetzte, nach mannigfachen Kaͤmpfen mit dem nicht zu ermuͤdenden Bolivar, die Hauptſtadt Neu⸗Granada's, Bogota, wo er mehr als 600 Republikaner hinrichten ließ. Bolivar ſammelte unterdeſſen in Venezuela neue Heere, und griff die Koͤniglichen Truppen mit Erfolg an. Morillo unternahm eine ungluͤckliche Expedition gegen die Inſel Matgarita. Zu Lande wurde ſeine Armee von den republikaniſchen Generalen Mac Gregor, Piar, Marino, Paez und Bolivar, welcher Letztere zum Ober⸗Beſehlshaber und erſten vollziehenden Beamten des Freiſtaates Venezuela ernannt wurde, auf allen Punkten geſchlagen. Nur wenige feſte Plaͤtze behielt er in ſeiner Gewalt, und um nicht ganz aufgerieben zu werden, ſah er ſich genoͤthigt, im Jahre 1817 eine allgemeine Amneſtie zu erlaſſen. Aber Niemand traute ihm. Nur Piar erklaͤrte ſich zur Unterwerfung bereit, wurde dieſerhalb aber von den Republikanern hingerichtet. In dem⸗ ſelben Maaße, wie Morillo's Hoffnungen ſanken, ſahen ſich die Inſurgenten ermuthigt, welche unter Bolivar's und Paez's Anfuͤhrung in mehreren kleineren und groͤßeren Ge⸗ fechten die Oberhand uͤber ihn behielten, und ihn, durch Frei⸗ willige aus verſchiedenen Laͤndern Europa's verſtaͤrkt, eine Stadt nach der andern abnahmen. Auch in Neu⸗Granada erfochten ſie unter Santander mehrere Siege. Im Auguſt 1819 gelang es Bolivar, nach einem hoͤchſt beſchwerlichen Zuge uͤber die Andes, ſich mit Santander zu verbinden, den Koͤniglichen Truppen bei Bojaeu eine entſcheidende Schlacht zu liefern, und darauf ſeinen feierlichen Einzug in Bogota zu halten. Noch im December deſſelben Jahres vereinigten ſich die Republiken Venezuela und Neu⸗Granada zu

einem einzigen Freiſtaat unter dem Namen Columbien, zu⸗

deſſen Praͤfldenten Bolivar mit dem Titel eines „Befreiers“ erwaͤhlt wurde. Dieſer erfocht im folgenden Jahre noch ei⸗ nige Siege uͤber Morillo, der endlich einen 6 monatlichen Waffenſtillſtand eingehen mußte. Nachdem dies geſchehen war, begab er ſich nach Spanien zuruͤck. Hiedurch ward fuͤr den neuen Staat die Moͤglichkeit begruͤndet, ſeiner innern Ausbildung mit feſten Schritten entgegen zu gehen. Der erſte Columbiſche Congreß beſtimmte (1821), daß die Regie⸗ rungsform eine centrale und nicht, wie in vielen andern Ame⸗ rikaniſchen Freiſtaaten, eine foͤderative ſeyn ſollte. Bei allen folgenden Praͤſidenten⸗Wahlen ward Bolivar, trotz ſeines eigenen Widerſpruches, von Neuem erwaͤhlt. Als die Ab⸗ ſicht, Peru von dem Joche der Spanier zu befreien, ihn aus Columbien abrief, verwaltete der Vice⸗Praͤſident Santander die Geſchaͤfte an ſeiner Stelle. die Republik von der Oberhoheit des Papſtes los, weil die⸗

ſer ihrem Geſandten auf Spaniens Geſuch von Rom nach

Eivita vecchia verwieſen hatte, worauf feſtgeſetzt wurde: daß alle Religionen ohne Ausnahme geduldet werden ſollten. Eine andere Verordnung unterſagte den Selaven⸗Handel. Eine der wichtigſten Regierungs⸗Handlungen war Bolivars Auf⸗ ruf an alle Staaten Amerika's, Abgeordnete zu einem allgemeinen Congreß nach Panama zu ſenden, auf welchem die mit Spanien kaͤmpfenden Republiken ſich durch gemeinſame Vertraͤge naͤher an einander ſchließen und fuͤr ihre reſpeetiven Handels⸗Intereſ⸗ ſen, durch gegenſeitige, zweckmaͤßige Tractate ſorgen ſollten. Dieſer Congreß, der 1826 zu Stande kam, ward feierlich durch eine von Peru's Bevollmaͤchtigtem, Vidaurre, gehal⸗ tene Rede eroͤfnet. Spaͤterhin mußte er ſeine Sitzungen, wegen des ungeſunden Climas in Panama, von dort nach Tacubaya im Mexicaniſchen Gebiete verlegen. Alle Ameri⸗ kaniſchen Staaten, Buenos⸗Ayres, Chili und Paraguay aus⸗ genommen, ſchickten Abgeordnete an die Verſammlung, in welcher ſich Columbien, Mexico, Mittel⸗Amerika und Peru zu einem engen Buͤnduiſſe vereinigten. Die Regierungen der beiden erſtgenannten Staaten richteten um dieſe Zeit ihr Haupt⸗Augenmerk auf die Bewegungen, welche das vor Ha⸗ vana ſtationirte Geſchwader unter aborde gegen den Ame⸗ rikaniſchen Continent zu machen drohte. Man vermuthet, daß Admiral Laborde ſich bis jetzt nicht ſtark genug gefuͤhlt habe, um eine Landung zu wagen; da er ſchon ſeit zwei Jah⸗ ren in den Gewaͤſſern Columbien’'s und Mexico’s kreuzt, ohne je einen entſcheidenden Schlag gethan zu haben. Eine ſeine Abſichten beguͤnſtigende Verſchwoͤrung zu Cumana wurde entdeckt, ehe der von den Verſchworenen gefaßte Plan zur Ausfuͤhrung kam. Nichtsdeſtoweniger waren die Operatio⸗ nen ſeiner Flotte fuͤr Spanien in ſo weit von Nutzen, als ſie bewirkten, daß man in Mexico und Bogota den ſchon

oigenden Jahre wendete ſich jedoch das Gluͤck. Der Spaniſche ziemlich beſtimmten Plan, eine Expedition zur Befreiung E111“ v ““ 6“ 8 8 EEE““ 2 88 82* 8 8 8 . 2 * 8 3

Im Jahre 1824 ſagte ſich

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