8 8 — Jn“¹“; I“ der Inſel Cuba abzuſenden, fuͤr's erſte aufgeben mußte.
ußerdem wurde zu gleicher Zeit die Regierung zu Bogota zurch innere Angelegenheiten von allen Operationen nach außen zuruͤckgehalten. Es liefen naͤmlich bei ihr von vielen Seiten Klagen wegen der Willkuͤhrlichkeiten ein, welche ſich
dder in Venezuela commandirende General Paez erlaubte. Als ſie ihm deshalb gebot, nach der Hauptſtadt zu kommen und ſich zu verantworten, weigerte er ſich, dieſem Befehle Folge zu leiſten. Er hatte eine ſtarke Parthei auf ſeiner Seite, welche es durchſetzte, daß ihn die Truppen der Staͤdte Valencia und Puerto⸗Cabello zu ihrem Oberhaupte procla⸗ mirten. Die Handlungen, welche er von dieſer Periode an gegen die beſtehende Regierung vornahm, gingen nicht ſo⸗ wohl aus ihm, als vielmehr aus den Planen einer im Ge⸗
heimen wirkenden Faction, deren thaͤtigſtes Mitglied der“
kenntnißreiche, aber raͤnkeſuͤchtige Dr. Pena war, hervor. In den von ihm berufenen Verſammlungen von Abgeordne⸗ ten der Provinz Venezuela ſprach ſich das Verlangen nach einem Foöderativ⸗Syſtem ganz deutlich aus. Ein ahnlicher Wunſch ward auch in anderen Theilen der Republik, beſonders in Guayaquil, rege, im ganzen Lande aber ſehnte man ſich nach der Ruͤckkehr Bolivar's, welcher ſich noch immer in Peru aufhielt, da allgemein nur von ihm eine durchgreifende und befriedi⸗ —2 Wiederherſtellung der Ordnung erwartet wurde. End⸗ ich erſchien er und ſuchte die ſtreitenden Partheien zu ver⸗ ſoͤhnen. Paez weigerte ſich anfangs, der Regierung von Neuem Gehorſam zu leiſten und erklaͤrte Venezuela fuͤr un⸗ abhaͤngig. Allein als bald darauf Puerto Cabello von ihm abfiel und Bolivar mit einem raſch geſammelten Hierhaufen gegen ihn anruͤckte, trat er mit dieſem in Unterhandlungen und ſprach ſeine Reue uͤber die Schritte ans, welche er zum Nachtheil der Ruhe ſeines Vaterlandes gethan hatte. Hier⸗ auf erfolgte die feierliche Verſoͤhnung zwiſchen Paez und Bolivar und beide zogen vereint, unter dem lauten Jubel des Volks, in Carraccas ein. Fuͤr Paez und ſeine Anhaͤn⸗ ger decretirte Bolivar eine allgemeine Amneſtie. Kaum war dieſer Aufſtand im Norden gedaͤmpft, als im Suͤden ein Neuer entſtand. Die Truppen, welche Bolivar zur Be⸗ freiungg Peru's nach Lima, der Hauptſtadt dieſer Republik, geführt hatte, wuͤnſchten nach Columbien zuruͤckzukehren, und
v.ir ſich, da der Libertador ſich weigerte, ſie zuruͤckzuziehn,
in eine ſeinem Intereſſe abgeneigte Parthei an, welcher es idlich gelang, die von ihm fuͤr Peru feſtgeſetzte Verfaſſung 8— ſtuͤrzen. Die columbiſchen Soldaten benutzten dieſe Ge⸗ ſegenheit, um, unter Buſtamente’s Anfuͤhrung, nach Colum⸗ bien zuruͤckzumarſchieren. Kaum hier angelangt, pflanzten ſie in der Provinz Guayaquil die Fahne des Aufruhrs gegen die beſtehende Regierung auf. Unter Peru's geheimen Cin⸗
os, aber die Siege der Generale Flores und Silva uber die ſebellen ſtellten die Ordnung bald wieder her. (Fortſetzung folgt.)
8 b Vermiſchte Nachrichten. Beſchreibung einer Tartariſchen Hochzeit. EH. (Aus dem Ruſſiſchen.) — 8 Der Antrag zu einer beabſichtigten Verbindung wird . ſehr zeitig gemacht und bisweilen mehrere Jahre vor der Hochzeit. Die Freiwerberin wendet ſich anfanglich an die naͤchſten Bekannten des Maͤdchens um ihre Geſinnung zu erforſchen. Iſt dieſe dem Liebhaber günſtig, ſo ſpricht die Freiwerberin mit ihrer Mutter, und alte Freunde der Eltern des Liebhabers übernehmen die Unterhandlung mit — ihrem Vater. Dieſe Freunde werden Kuda's genannt. Wenn Vater des Madchens die Verehelichung ſeiner Tochter wonſcht, ſo werden die Abgeſandten mit Auszeichnung und mit einem großen Gaſtmahle empfangen; im entgegengeſez⸗ en Falle aber iſt der Empfang kalt, und ſie müſſen mit lee⸗ rem Magen abziehen. Hiebei iſt es noͤthig zu bemerken, daß, wenn das Maͤdchen einen älteren Bruder hat, dieſer waͤhrend der ganzen Dauer der Unterhandlungen eine ſehr
wichtige Rolle ſpielt.
fluſſe riſſen ſich auch Quito und Popayan von der Republik
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11. Wenn er Nein ſagt, wird gewoͤhnlich nichts aus der Hochzeit; heirathet ſie aber dennoch ohne ſeine Zuſtimmung, ſo nimmt er weder an den Geſchenken, noch an den Beluſtigungen Thell.
Die Freiwerberinnen machen es ab, wie viel Geld, Flachs, Gold⸗ und Silber⸗Faden, Treſſen und Stoffe der Braͤutigam ſeiner Braut zu ſenden hat; auch verabreden ſie die Qualitat und Quantitaͤt einer jeden Sache; ob der Guͤrtel von Gold oder Silber ſeyn ſoll; wie viel Armbaͤnder, Tſchimbern, (ohngefaͤhr 4 Ellen große Tuͤcher die vom Kopf bis zu den Fuͤßen reichen) Marans oder Muſſelin⸗Schleier, mit Gold ausgenähte Spitzen, Feredge's (Oberkleider) Tuch, u. ſ. w. zu ſenden ſind. Was die kupfernen Geſchirre betrifft, ſo muß der Braͤutigam entweder die verabredete Zahl in Na⸗ tura ſchicken oder ſie baar bezahlen. Es iſt von mehreren Reiſenden behauptet worden, daß die Tartaren ihre Toͤchter verkaufen: dies iſt jedoch ganz unrichtig. Alle vor der Hoch⸗ zeit verabredeten⸗Geſchenke ſind einzig nur fuͤr den Haus⸗ halt der jungen Leute beſtimmt. Sobald dieſe muͤndlichen Verhandlungen gluücklich beendigt ſind, iſt der Braͤutigam verbunden, ſeiner Braut auf einer großen kupfernen, ver⸗ ziunten Schuͤſſel verſchiedene trockene Fruͤchte zu ſenden, als: Feigen und Datteln, ferner Zucker, Gewuͤrznelken Maſtix u. ſ. w. Ihre Eltern legen dagegen auf der Schuͤſ⸗ ſel einen großen Kuchen, der aus einem ganz beſondern un ſehr ſorgfaͤltig zubereitete Blaͤtter⸗Teig, Baklawa genannt gemacht iſt, und uͤber dieſen ein Hemd, ein Paar lang. Hoſen, ein ausgenaͤhtes Handtuch oder ein gewoͤhnliches Tuch, einen ausgenaͤhten Guͤrtel und einen Tabacksbeutel.
Von Zeit zu Zeit, ſo wie die Umſtäaͤnde es erlauben, ſchickt der Braͤutigam außer den verſprochenen Sachen, kleine Geſchenke an ſeine Verlobte. Sobald alle dieſe Pflichten erfuͤllt ſind, werden von ſeiner Seite auf's Neue die Frei werberinnen an den Vater der Braut abgefertigt, um zu erfahren, wann die Hochzeit Statt finden ſoll, worauf die⸗ ſer den Tag der Feier feſtſetzt. Sobald ſelbiger ſich nähert, ſchickt der Braͤutigam wieder hin, um zu fragen, ob die Braut bereit ſey, oder ob etwa Hinderniſſe eingetreten waͤ⸗ ren? Heißt es nun, daß Alles von ihrer Seite in Ordnung iſt, ſo muß er Ochſen, Schaafe, ein Fäßchen Honig, gebeu⸗ teltes Weizenmehl, ſeines Oel fuͤr die Tafel, Roſenwaſſer und Zucker zu Scherbet, ſo wie gemiethete Kameele und Pferde fuͤr die Gaͤſte aus den benachbarten Doͤrfern hinſen⸗ den. Iſt das geſchehen, ſo begianen die Hochzeits⸗Feierlich⸗ keiten, ſowohl im Hauſe des Brautvaters als des Vaters des Braͤutigams.
Koönigliche Schauſpie
Montag, 13. Oet. Im Schauſpielhauſe: Selbſtbeherr⸗ ſchung, Schauſpiel in 5 Abtheilungen, von A. W. Iffland. (Mad. Wolff wird als Baronin von Roſenſtein hierin wie⸗
der auftreten.)
Koͤnigsſtaͤdtſches Theater.
Montag, 13. Oct. Drei Tage aus dem Leben eines
Spielers.
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Auswärtige Börsen.
Amosterdam, 7. Oct. Oesterr. 58 Metalliq. 91 ⅛, Bank-Actien 1310.
373. Russ. Engl. Anleihe 867.
42₰ .2
Hamburg, 10. Oct. Russ. Engl. Anl. 89 ¾.
St. Petersburg, 3. Oet. „ Hamburg, 3 Mon. 9 ½2z. Silber — Rubel 370. Kop-
Wien, 7. Oct. 5pCt. Metalliq. 949⁄. Bank Acten 1083 .
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hn, Mitredacteur Cottel.
Redacteur Jo
P.nek-ObHe. 1
Russ. Anl. Hamb. Certißc. 84½