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No. 276.

Berlin, Dienſtag den

14ten October.

18932 18328.

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Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages. 853

Seine Koͤnigliche Majeſtäͤt haben den bisherigen Kam⸗

mergerichts⸗Aſſeſſor Ludwig zum Juſtiz⸗Rath bei dem hie⸗ ſigen Stadtgerichte zu ernennen geruhet.

Angekommen: Seine Excellenz der Wirkliche Geheime Staats⸗Miniſter fuͤr die geiſtlichen, nterrichts⸗ und Medi⸗ cinal⸗Angelegenheiten, Freiherr von Altenſtein, von

br Seime Excellenz der Koͤniglich Saͤchſiſche General⸗Lieute⸗

1 ſc - igte Mini⸗ nant, außerordentliche Geſandte und bevollmaͤchtigte M ſter am Hofe, von Watzdorff, von Hoyerswerda.

EEEEE“ itg⸗ 1 8894 Zeitungs⸗Nachrichte 8u EE.

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2 —EIEZEEETT

Paris, 7. October. Nachdem Se. Maj. der vorgeſtern, unmittelbar nach Ihrer Ruͤckkehr in dieſe Reſidenz, mit den Mitgliedern des Koͤnigl. Hauſes der Meſſe in der Schloß⸗Kapelle beigewohnt hatten, empfingen Hoͤchſtdieſelben in einer Privat⸗Audienz den Praͤfekten des Niederrheins, Hru. Esmangart und den Koͤnigl. Schwediſchen Geſandten Grafen von Lowenhielm. Um 1 Uhr praͤſidirte der Koͤnig im Miniſter⸗Rathe, an welchem der Dauphin Theil nahm. Geſtern fruͤh um 7 Uhr ſind Se. Maj. in Begleitung des Dauphins und der Dauphine nach Compiègne abgereiſt. Die Herzogin von Berry wird ihnen morgen dorthin folgen. Der Moniteur enthält in 21 Spalten eine, vom 24.

v. M. datirte, aus 10 Titeln und 321 Artikeln beſtehende Köͤnigl. Verordnung in Betreff der Organiſation einer neuen Gerichts⸗Ordnung und der Verwaltung der Juſtiz auf Mar⸗ tiniqme, Guadeloupe und ihren Dependenzen. Es ſollen da⸗ nach kuͤnftig auf dieſen Inſeln vier Arten von Gerichtshoͤfen beſtehen, nämlich: die Friedensgerichte, die Tribunaͤle erſter Inſtanz, die Koͤnigl. Gerichtshoͤfe und die Aſſiſenhoͤfe. Nie⸗ mand ſoll hinführo mehr ſeinen natuͤrlichen Richtern entzo⸗ gen werden koͤnnen. Die Audienzen ſollen oͤffentlich ſeyn, den Fall ausgenommen, wo die Oeffentlichkeit der Ruhe und Ordnung, oder den guten Sitten, gefährlich werden koͤnnte. Urtheil und Erkenntniß muͤſſen indeſſen ſtets oͤffentlich und motivirt ſeyn. Fuͤr Martinique werden 4 Friedensgerichte und für Guadeloupe deren 6 eingeſetzt. Der Friedensrichter hat ſeinen Wohnſitz im Haupt⸗Orte des Cantons. Von den Tribunälen erſter Inſtanz ſollen auf Martinique 2 und auf uadeloupe 3, von den Königl. Gerichtshoͤfen aber auf je⸗ der dieſer Inſeln 1 und von den Aſſiſenhöfen auf jeder der⸗ ſelben 2 beſtehen. Im 3. Titel, welcher von den Gerichts⸗ Mitgliedern handelt, wird unter andern beſtimmt, daß rwandte 5 zu Geſchwiſterkindern einſchließlich, nicht gleichzeitig „Mitalieder deſſelben Gerichtshofes ſeyn köͤn⸗ nen.“ Iſt ein ſolches Verwandtſchafts⸗Verhaͤltniß nach erfolgter Ernennung der Mitglieder eines und deſſel⸗ ben Gerichtshofes entſtanden, ſo muß derjenige, welcher daſſelde eingegangen iſt, ſofort ausſcheiden. General⸗Procu⸗ rator ober General⸗Advocat kann Niemand werden, der in der Colonſe geboren iſt oder daſelbſt eine Creolin gehei⸗ rathet hat, gzer Grund⸗Eigenthum, ſey es durch ſich ſelbſt oder durch ſeſtit Prau, daſelbſt deſitzt. Tritt ein ſolcher Fall nach bereits erfolgter Ernennung des General⸗Proeurators der Advocaten ein, ſo muß dieſer ſofort ahdanken. Im

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Uebrigen ſind die Gerchen Micgleder unabſetzbar. Die Ko⸗

Fr., 4000 Fr., 1500 Fr., 6000 Fr. und 2000 Fr.

nigl. Gerichtshoͤfe halten, die Ferien⸗Zeit abgerechnet, monat⸗

lich 1 Sitzung, ſo daß jaͤhrlich 10 Sitzungen ſtatt finden. Die Aſſiſenhoͤfe verſammeln ſich vierteljährlich einmal. Das Gehalt der Mitglieder der Koͤnigl. Gerichtshoͤfe wird fuͤr einen Rath auf 8000 Fr., fuͤr einen Raths⸗Auditor auf 4000 Fr. und fuͤr den Subſtituten des General⸗Procurators auf 6000 Fr. feſtgeſtellt. Der General⸗Procurator ſelbſt bezieht jaͤhrlich 24,000 Fr. Die Gehaͤlter der Mitglieder der Tri⸗ bunäle 1ſter Inſtanz betragen, fuͤr den Koͤnigl. Richter 8000 Fr., fuͤr deſſen Stellvertreter 5000 Fr., fuͤr den Gerichts⸗ Auditor 1500 Fr., fuͤr den Procurator 8000 Fr. und fuͤr deſſen Subſtituten 3000 Fr.; auf Marie⸗Galante reſp. 6000 Die Frie⸗ dens⸗Richter erhalten reſp. 4000 Fr. und 3000 Fr.

In dem Meſſager des Chambres lieſt man Folgendes:

[„Es iſt keine neue Erſcheinung, daß uͤber die Politik der

Europaͤiſchen Staaten abgeurtheilt und ein Gemaͤlde von der

JLage unſers Welttheils entworfen wird; ſeit 50 Jahren ha⸗ ben Denker aller Art ſich in dieſer Beurtheilung geübt; es

iſt recht angenehm zu ſagen: Oeſterreich wird dieſen oder je⸗ nen Weg England iſt hintergangen worden, Ruß⸗ land hat dieſe oder jene Abſicht. Durch dergleichen Raiſon⸗ nements giebt man ſich einen gewiſſen Anſtrich von Wichtig⸗ keit, und der Leſer muß mindeſtens glauben, daß der Verfaſſer einer von jenen Staatsmaͤnnern ſey, die, ihr ganzes Leben lang, uͤber das Schickſal der Nationen nachgedacht haben. Zwar findet ſich auf dem Boden dieſes Wortkrams oftmals Leere und Unwiſſenheit; allein man hat doch Effekt gemacht und dies iſt Alles was man wollte. Dieſe Betrachtungen draͤngen ſich uns bei Durchleſung eines langen Artikels auf, den geſtern ein Abendblatt (die Bazense de France) uͤber die auswäͤrtige Politik enthaͤlt. Alles wird darin bekrittelt und nichts entgeht dem ſcharfſichtigen Verfaſſer des Aufſatzes. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß Frankreichs Politik dabei nicht geſchont wird; die Expedition nach Morea er⸗ regt vorzuͤglich den Unwillen des Verfaſſers. „„Was,““ fragt er, „„iſt der Zweck dieſer Expedition? die Unabhän⸗ gigkeit Griechenlands zu ſichern. Wozu? Wird der Bürger⸗ krieg, den die Griechen ſich unfehlbar machen werden, ihnen minder verderblich ſeyn, als das Patronat des Sultans 2 Man kann ſich in der That eines lebhaften Unwillens nicht enthalten, wenn man eine edle Sache mit ſo jammervollen Argumenten bekaͤmpfen ſieht. Erfreut ſich denn Griechenland nicht heute einer traktatenmaͤßig anerkannten regelmaͤßigen Ver⸗ waltung? Dehnt ſich die Autoritaͤt des Grafen Capodiſtrias nicht uͤber das ganze befreite Land aus? Wie mag man noch einen Buͤrgerkrieg befuͤrchten und wie kann ein ſolcher Vor⸗ wand uns veranlaſſen, ein chriſtliches Volk noch laͤnger un⸗ ter dem Joche der Muſelmaͤnner ſchmachten zu laſſen? Man will uns weiß machen, daß die Befreiung Griechenlands ein toller Gedanke ſey, und daß es nicht gelingen werde, die Tuͤrken zu verjagen. Wer ſo etwas behauptet, muß einen ſchlechten Begriff von dem Muthe unſerer Truppen und der Vorſicht unſe⸗ res Cabinets haben. Um das Intereſſe fuͤr die Griechiſche Sache zu ſchwaͤchen, ſagt man uns uͤberdies zuweilen, daß der Grieche eben ſo entartet und unwiſſend ſey als der Tuͤrke, und gleich darauf behauptet man wieder, daß aus der Mitte dieſes naͤmlichen Volkes die Muſter eines verfeinerten Liberalis⸗ mus hervorgehen und unſerem eſellſchaftlichen Zuſtande den Umſturz drohen wuͤrden. Die heute entarteten Griechen ſol⸗ len ſonach morgen philoſophiſche Reformatoren werden, welche den Geiſt unſerer Armee verderben. Es läͤßt ſich nicht fuͤg⸗ lich etwas Ungereimteres und Luͤgenhafteres zuſammen⸗ haͤufen.“

6 Ser Cardinal Latil, Erzbiſchof von Rheims, hat unterm 2öſten v. M. das nachſtehende Schreiben an die hohe Geiſtlichkeit ſeines Sprengels erlaſſen: „Nachdem der Köͤnig mir die aus Rom eingegangenen Antworten in Betreff der