86885,
e⸗
Staats⸗
’1
*
tung.
No. 273.
. 1ö“
Berlin, Donnerſtag den 16ten detober. 18238
5
1 Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Der Koͤnigliche Hof legt Donnerſtag den 16ten d., die Trauer fuͤr Ihro Majeſtaͤt die verwittwete Koͤnigin von Wuͤrtemberg auf 3 Wochen an. Berlin, den 14. Oct. 1828.
v. Buch, Ober⸗Ceremonten⸗Meiſter.
Die Damen erſcheinen die erſte Woche in ſchwarzen Kleidern, ſchwarzen Kopfzeugen, ſchwarzen Eventaillen und Handſchuhen; in der zweiten Woche mit weißen Kopfzeugen, weißen Eventaillen und weißen Handſchuhen; in der dritten
mit Kanten oder Blonden; 1 die Herren, welche keine Uniform tragen, in der erſten Woche
mit angelaufenen Degen und Schnallen; in den beiden letztern mit weißen Degen und Schnallen.
Zeitungs⸗Nachrichten.
Ausland. Frankreich.
Paris, 9. Oct. Folgendes iſt der (im Supplemente zum geſtrigen Blatte der Staats⸗Zeitung 7 intereſ⸗ fante Bericht des Handels⸗Miniſters an den Koͤnig: „Sire, die Richtung welche ſeit dem Jahre 1814 unſere Handels⸗ Verbindungen mit den uͤbrigen Voͤlkern genommen haben, iſt in der letzteren Zeit der Gegenſtand lebhafter Controverſen geweſen. — Die oͤffentliche Meinung, einſtimmig uͤber den raſchen Schwung, welchen ſeit jeyer denkwuͤrdigen Epoche alle Zweige unſers induſtriellen Reichthums genommen haben, ſcheint uͤber die Frage ſthellt, ob unſer Zoll⸗Syſtem dieſes Fortſchreiten gefoͤrdert habe oder ihm vielmehr hinderlich ge⸗ weſen ſey. — Die Einen bauen alle ihre Hoffnungen fuͤr ei⸗ nen reichlicheren Abſatz unſerer Feld, und Manufaktur⸗Er⸗ zeugniſſe auf die fremden Maͤrkte; ſie legen mithin nur einen geringen Werth auf die Vortheile, die unſere Zoll⸗Tarifs denſelben Erzeugniſſen auf den innern Maͤrkten zuſichern, und werden dadurch veranlaßt, ſich gegen unſere Verbote und ſchuͤtzen⸗ den Tarifs auszuſprechen, die ſie als die einzige und hauptſaͤchlichſte Urſache aͤhnlicher uns von andern Staaten aufgelegten Reſtrictio⸗ nen betrachten. — Die Andern dagegegen uͤbertreiben die Opfer, welche die Conſumenten zur Aufmunterung oder Sicherſtellung der innern Production ſich vernuͤnftiger Weiſe auflegen muͤſ⸗ ſen; uͤberdies behaupten ſie, daß die Folgen der innern Con⸗ currenz ſtets hinreichen werden, um jene Opfer, ſowohl in ihrer Dauer als in ihrer Groͤße zu beſchraͤnken, und ſonach beunruhigt ſie der Abſatz, den gewiſſe auslaͤndiſche Artikel, ſey es nun wegen ihrer beſſern Aualitaͤt, ſey es (und zwar größtentheils) wegen ihres geringeren Preiſes, noch jetzt im Köoͤnigreiche finden. — Noch Andere endlich, — und dieſe nahern ſich voͤllig den Grundſaͤtzen, worauf heutiges Tages —2 Handels⸗Tarifs beruhen, — ſind der Meinung, daß eine unveranderliche und abſolute Theorie, ſie ſey welche ſie wolle, ſo veränderliche und verſchiedenartige Intereſſen, als die der gewerbetreibenden Klaſſe eines großen Staates, nicht füglich auf nuͤtzliche Weiſe befriedigen koͤnne. Sie glauben viſerdin daß der National⸗ Fleiß, er moͤge nun auf den Aaerchan oder auf Fabriken verwendet werden, nicht ohne Schutz gegen die Concurrenz des Aus⸗ landes gelaſſen werden duͤrfe, und daß der erſte und ſicherſte
Karkt fuͤr die Erzeugniſſe deſſelben immer das Inland bleibe; aber ſie ſind ben e⸗ Meinung, daß der inlaͤndiſche Markt allein ihnen nicht genuͤge, und daß ſie auch eines Abſatzes nach dem Auslande beduͤrfen. Sie glauben daher, daß ein im Allgemeinen ſchůtzender Tarif unumgaͤnglich noͤthig ſey, und daß man ſich mithin hinſichtlich des, gewiſſen, bei uns einer großen Ausdehnung fahigen Erwerbzweigen gewaͤhrten
temporaͤren Schutzes liberal, ja vielleicht verſchwenderiſch zei⸗
8— S
1n gen konnte und mußte; daß es aber nicht minder zum 2. . ſten dieſer Erwerbzweige ſelbſt, als aus Billigkeit gegen an⸗
dere, die, geſtuͤtzt auf ihre Vorzuͤglichkeit, von den Tarifs wenig oder gar nichts zu verlangen noch zu befuͤrchten ha⸗ ben, wie z. B. Wein, Branntwein, Seidenwaaren u. ſ. w., wichtig ſey, die Grundlagen unſeres auslaͤndiſchen und uͤber⸗ ſeeiſchen Handels moͤglichſt auszudehnen. Sie fragen ſich nun, ob, als eine Folge der unter der gegenwaͤrtigen Geſetz⸗
gebung gemachten Fortſchritte, die den gedachten Erwerbzwei⸗
gen zu Theil gewordene Beguͤnſtigung heutiges Tages nicht die 8 Graͤnze der wahren Beduͤrfniſſe derſelben uͤberſchreite, un 2 ſie wuͤnſchen daher, daß man unterſuche, ob man ſelchen * einiger von jenen Gewerbzweigen dem Geiſte der ſie beſchuͤz⸗ 8 zenden Reglements nicht mehr entſprechen wuͤrde, wenn ma *
die Schranke, welche dieſe Reglements der Concurrenz de Auslandes entgegenſtellen, erniedrigte und dadurch, zur Zu⸗ friedenheit der anderen Staaten ſo wie mehrerer unſerer eige nen Producenten, unſere feſte Abſicht zu erkennen gaͤbe, nicht zu uͤbertreiben und allmälig der Freiheit des Handels Alle einzuraͤumen, was derſelbe vernuͤnftiger Weiſe verlangen koͤnne. Dieſer letztere Grundſatz, Sire, iſt, meiner perſoͤnlichen Ueber zeugung nach, derjenige, der dem Ackerbau, dem Gewerbfleiß und dem Handel Frankreichs, ſo wie dieſe ſich ſeit den letz ten dreißig Jahren geſtaltet haben, am meiſten zuſagte. U jedoch dieſes Syſtem mit deſto groͤßerem Erfolge in Anwen dung bringen zu koͤnnen, fuͤhle ich das Beduͤrfniß, daruͤber ein Urtheil in Anſpruch zu nehmen, welches mich ermuthige, die Reſultate deſſelben vor den Kammern allmäaͤlig zu entwickeln. An die Pruͤfung jenes Syſtems knuͤpfen ſich uͤberdies meh⸗
rere beſondere Fragen, deren Loͤſung von Ackerbau, Fabriken und Handel lebhaft gewuͤnſcht wird und die ihrer Natur as 8 zu den Arbeiten der naͤchſten Sitzung der Kammern gehoͤren. Hierunter befinden ſich: 1) die Feſtſtellung der Woll⸗Einfuhr und der den wollenen Stoffen zu bewilligenden Ausfuhr., Praͤmie; 2) die Abſchaͤtzung des reſp. Nutzens oder Verluſter, welcher fuͤr Alle, ſo in Eiſen arbeiten, aus den Opfern er⸗, 3 waͤchſt, die ihnen unſere Tarifs, zur Belebung unſerer Häm⸗, mer, auflegen; 3) die Beibehaltung oder groͤßere Beſchrän⸗ kung des faſt ausſchließlichen Vorzuges, der gegenwaͤrtig unu-.— ſerm Zucker aus den Colonien fuͤr den innern Verbrauch, und ſogar durch das Raffiniren zum Abſatze nach dem Aus,⸗, lande eingeraͤumt wird; 4) die Nuͤtlichkeit einer Ermaͤßigung unſerer Korngeſetze, ſey es in ihrer Grund⸗Baſis oder nur in ihrer gegenwaͤrtigen Anwendung; 5) die Moͤglichkeit einer Ausdehnung des Tranſitos auf verbotene Artikel oder wenigſtens auf einige derſelben. Noch ein anderer ſtreitiger Punkt muß ebenfalls ſo ſchnell als moͤglich ſeine Erledigung erhalten, näm-⸗ lich der, welcher ſeit mehreren Jahren zwiſchen der Hauptſtant und einigen andern Staͤdten der Provinz einerſeits, und den
Hafen des Landes andererſeits ſchwebt, indem jene ein En-. trepot von Colonial⸗Waaren als eine, fuͤr das allgemeine Handels⸗Intereſſe guͤnſtige und zugleich ihnen ſelbſt höchſt 2 nuͤtzliche Einrichtung verlangen, dieſe dagegen gerade im Ge⸗ gentheil ein ſolches Entrepot als jenem Intereſſe widerſtre. bend und ihre eigene Wohlfahrt zerſtoͤrend zuruͤckweiſen. —8 Die Entſcheidung dieſer Fragen, Sire, haͤtte eigentlich zu- nächſt zu der natuͤrlichen Competenz des im Jahre 1824 ein⸗ geſetzten oberſten Rathes fuͤr Handel und Colonien gehoͤrt. Allein dieſer Rath, der ſein Entſtehen dem Beduürfniſſe zu verdanken hatte, den Einfiuß, welchen verſchiedene Miniſte⸗ 8 rien auf Handel und Gewerbfleiß auszuuͤben befugt waren, zu centraliſiren, iſt von dem Augenblicke an uͤberfluͤſſig 8. worden, wo dieſe Centraliſation durch die Bildung eintes beſondern Miniſteriums fuͤr Handel und Manufacturen erreicht worden iſt. Auch haben Ew. Maj. bereits ſelbſt err kannt, daß die Geſchaͤfte deſſelben mit der neuen Form, die Sie Ihrem Miniſter⸗Rathe gegeben haben, nicht mehr ver.. einbar ſind, und uͤberdies wird es der Regierung nicht n Gelegenheit fehlen, die Gewandtheit der in jenem Rathe be⸗