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2 ihre Aufwartung zu 9⸗* Se. Maj. fuͤhrten
den Vorſitz im Miniſter⸗Rathe, an welchem der Dauphin Theil nahm.
Der Meſſager des Chambres ſpricht ſich heut in folgender Art uͤber die gegenwäaͤrtige politiſche Lage Englands aus: „Der Engliſche „„Courier““ enthielt bei Gelegenheit der Ankuͤndigung von der Blokade der Dardanellen einige ſehr bemerkenswerthe Aufſätze üͤber die Lage Großbritaniens; Leuten in der That, denen die reellen Kraͤfte bekannt ſind, die das alte England zu entwickeln im Stande iſt, muß es recht laͤcherlich vorkommen, wenn ſie unaufhoͤrlich die Be⸗ hauptung wiederholen hoͤren, dieſer Staat ſey zu einer Macht zweiter Groͤße herabgeſunken, und was dergleichen ſinnloſe Worte mehr ſind. Gewiſſe Politiker glauben Alles geſagt zu haben, wenn ſie der Geld⸗Verlegenheit, der innern Un⸗ ruhen und des nahe bevorſtehenden Verfalls Großbritaniens erwaͤhnen, — Dinge, welche ſchon die Buonapartiſchen Jour⸗ nale ſo oft angekuͤndigt hatten, daß man heutiges Tages ihnen billig keinen Glauben mehr beimeſſen ſollte. England ſcheint uns eben ſo ſtark und maͤchtig als es immer war; in un⸗ ſeren Zeiten halten aber viele Menſchen Maͤßigung fuͤr Schwaͤche; ſie kennen nicht alle die Huͤlfsquellen, woruͤber ein Land zu gebieten hat, in welchem ein ſchoͤner Gemein⸗ eiſt herrſcht und welches nach einem verfaſſungsmaͤßigen G regiert wird. Im Uebrigen, ſo ſcheinen die Unru⸗ hen in Irland ſich zu beſaͤnftigen: man hatte zu viel Laͤrm von jenen Volks⸗Bewegungen gemacht, welche in Irland haͤufig ſind, die aber bei der geringſten ernſthaften Maaßre⸗ gel von Seiten der Regierung, ein Ende haben.“
Eben dieſes Blatt enthäͤlt noch zwei Aufſätze, melche hauptſaͤchlich gegen die Quotidienne und die Gazette de Fkauce erichtet ſind, und worin es unter andern heißt: „Die Oppo⸗
tion iſt ein Recht, aber ſie muß auch gerecht ſeyn. Wenn daher die Miniſter von der Quotidienne angefeindet werden, weil ſie nicht nach ihrem Sinne ſind, ſo theilen ſie blos das Loos, welches allen Miniſtern bei ihvem Antkitte geworfeg iſt. Allein der Verwaltung Grundſätze anzudichten, bloß um das Vergnuͤgen zu haben, ſie zu bekämpfen, dies heißt denn doch, wie uns ſcheint, die Graͤnzen der ppoſition uͤberſchrei⸗ ten. Heutiges Tages erſcheint aber kein Aufſatz in irgend einem von unſeren oͤffentlichen Blaͤttern, daß die Auotidienne ihn nicht ſofort den Minißern beimoͤße. Man wird uns indeſſen ein⸗ raͤumen, daß es ein leichtes Spiel iſt, auf ſolche Weiſe ſeinen Geg⸗ nern Meinungen zuzuſchreiben, die ihnen ganz fremd ſind, und ſodann eine Sammlung von allen erdenklichen Irrthuͤmern, die man rechts und links zuſammenrafft, als eine fehlerhafte und gefahrvolle Verwaltung darzuſtellen. Der Jeſuitismus iſt allerdings eine recht achtbare und beſonders von der Quo⸗ tidienne ſochgeyrzeſene Autorität, allein in unſeren Zeiten, wo man laſterhaft genug iſt, um Offenheit und Freimuͤthig⸗ keit zu verlangen, iſt ſie aus der Mode gekommen. — Die Gazette liegt vollends in den letzten Zuͤgen. Seitdem die ute Logik ſie verlaſſen, hat ſich ihrer eine ſonderbare fixe dee bemaͤchtigt. Sie will naͤmlich, waͤhrend ſie ſelbſt ſtrau⸗ eellt, den Andern weiß machen, daß ſie im Begriffe ſtehen, zu fallen. Nichts iſt ſpaßhafter, als ihre täglichen Klagen und Uebertreibungen. em n ſie, daß es einen leitenden Ausſchuß gebe, welcher das Land regiere, und daß „Herkules allein, der Sohn der Alc⸗ mene“ daſſelbe retten koͤnne. Die Sitten, faͤhrt ſie fort, ſind entartet, die Regierung iſt ſchlecht, der Volks⸗ geiſt verdorben; wie bei den Huronen erkennt jede kleine zölkerſchaft in Frankreich als das Haupt ihres Stammes, nicht den weiſeſten und kluͤgſten, ſondern den verwegenſten, „denjenigen, der mit den meiſten Kopfhaͤuten geziert iſt,“ an. Eine ſolche Sprache verdient keine weitere Antwort. Spaͤterhin erklaͤrt die Gazette, es ſey die hoͤchſte Zeit, die⸗ ſer revolutionairen Tendenz ernſtlich entgegen zu arbeiten und den ſumpfigen Pfad zu verlaſſen, wenn anders man nicht ganz darin verſinken wolle. Sie vergißt dabei, daß dieſer, angeblich ſumpfige Pfad vor 14 Jahren von der rechtmaͤßi⸗ gen Monarchie ſelbſt gebahnt wurde. Zuletzt ruft ſie in ih⸗ rer Geiſtes⸗Verwirrung ſogar den Allmaͤchtigen an, und was legt ſie ihm fuͤr Worte in den Mund? „Gott will, daß der Fuhrmann die Peitſche in die 2 nehme!“% Dies iſt in der That zu ſtark und gehoͤrt nicht mehr zum Gebiete der Politik, ſondern nimmt das Fach der Heilkunde in Anſpruch. en Esquirot iſt der einzige, mit dem es die Gazette ' zu thun hat. Der Himmel gebe ihr baldige Das Journal du Haͤyre vom 10ten d. M. meldet, daß dord⸗Amerikaniſche Packetboot „Bayard,“ mit 87,478 Dollars am Vord, aus lew⸗York daſelhſt eingetrof⸗
fen ſey, und bemerkt dabei, daß die meiſten, aus den Ver⸗ Der endete in Betruͤbniß. Stillſ
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demnaͤchſt
In ihrem neueſten Blatte verſtchert
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einigten Staaten kommenden Schiffe, dergleichen baare Geld⸗
Sendungen mit ſich fuͤhren, woraus hinlaͤnglich hervorgehe, wie wenig Geſchaͤfte im Waaren⸗Handel in dieſem Jahre zwiſchen Frankreich und Nord⸗Amerika ſtatt gefunden haben. Das gedachte Packetboot hat zugleich die Nachricht von dem am 11. September in New⸗York erfolgten Tode des dorti⸗ gen Franzoͤſiſchen Conſuls, Grafen von Espinville, mitge⸗ bracht. Der, bei der dieſſeitigen Geſandtſchaft in den Ver⸗ einigten Staaten angeſtellte Sohn des Verſtorbenen, iſt auf dem „Bayard“ mit Depeſchen fuͤr den Miniſter der auswäͤr⸗ tigen Angelegenheiten in Haͤvre angelangt. — Herr von Saint⸗Macary, der Haitiſche Abgeordnete, hatte am 9ten d. M. die Quarantaine zu Haͤvre beendigt und ſich am fol⸗ genden Tage auf die Reiſe hieher gemacht. Er iſt vorgeſtern
hier eingetroffen.
Herr Laffitte erklärt, auf eine deshalb an ihn ergangene Aufforderung, im geſtrigen Blatte des, Journal du Com⸗ merce, daß er die Ziehung der dritten Serie der Haittſchen Anleihe nur ausgeſetzt habe, weil man ſich ernſtlich mit einem neuen Abkommen mit der Republik beſchaͤftige; kaͤme dieſes nicht zu Stande oder faͤnde daſſelbe nicht die Zuſtimmung der Inhaber der Obligationen, ſo wuͤrde die gedachte Ziehung noch vor dem Jahresſchluſſe ſtatt finden; im Uebrigen ſo koͤnne er (Laffitte), nach Depeſchen die er ſo eben erhalte, die Verſicherung geben, daß die Haltiſche Regierung ihre Anleihe als eine Ehrenſchuld betrachte und daß ſie daher die Bedin⸗ gungen derſelben genau erfuͤllen werde, wenn ihre Gläubiger — neues Abkommen nicht ſelbſt fuͤr vortheilhafter finden ſollten.
Ueber die fehlgeſchlagene Expedition des Admirals La⸗ borde (welche bereits geſtern von uns gemeldet worden iſt) berichtet das Journal du Pavre in folgender Art: „Nachdem das Geſchwader an den gefahrvollen Kuͤſten der Campeche⸗Bai angelangt war, wollte die Mannſchaft eine Landung verſuchen, allein von allen Mitteln dazu entbloͤßt, mußte der Admiral ſich bald entſchließen, die Gegend wieder zu verlaſſen, um den Stuͤrmen zu entgehen⸗. welche die vor⸗ geruͤckte Jahres⸗Zeit ihn mit Recht befuͤrchten ließ. Ein Schreiben aus Cuba ſcheint ſogar darauf hinzudeuten, daß Laborde, ſich beſtimmt gemigert habe, zu der Landung der Truppen in der Winters⸗Zeit ſeiner Seits mitzuwirken und dieſelbe zu beſchuͤtzen. Der Admiral iſt ſonach mit den 2400 Mann, welche Campeche beſetzen ſollten, wieder nach Ha⸗ vana zuruͤckgekehrt. 1
Aus Toulon ſchreibt man, daß der Contre⸗Admiral von Roſamel gegen den 20ſten d. M. am Bord des Linienſchif⸗ fes „Trident“ dem ſich noch einige andere Kriegsſchiffe an⸗ ſchließen ſollen, nach dem Archipel unter Segel gehen werde. Manu ſpricht noch immer davon, daß derſelbe den Vice⸗Ad⸗ miral von Rigny im Commando erſetzen werde, und giebt als Grund dazu Mißhelligkeiten an, die angeblich zwiſchen dieſem letztern und dem General Maiſon, der den Marſchalls⸗ Stab erhalten haben ſoll, ausgebrochen ſeyen. Alle dieſe Geruͤchte ſcheinen indeß ſehr der Beſtaͤtigung zu beduͤrfen.
Die natuͤrlichen. Blattern haben ſich in Toulouſe gezeigt, weshalb der dortige Maire an die Pfarrer ein Circular⸗ Schreiben erlaſſen hat, worin er ſie erſucht, die Aeltern dazu anzuhalten, daß ſie ihre Kinder der Impfung unterwerfen.
Großbritanien und Irland.
„London, 11. Oct. Ueber das Herrn Peel zu Man⸗ cheſter gegebne Mittags⸗Mahl aͤußert ſich das Morning⸗ ournal in folgender Art:
„Dieſe Verſammlung war eine proteſtantiſche — ihre leitenden Mitglieder waren Torys. — Der Zweck derſelben war, von Herrn Peel eine befriedigende Erklärung in Be⸗ treff der katholiſchen Emancipation zu erlangen; indem das Benehmen ſeines Verwandten (Herrn Dawſon) bei gewiſſen Perſonen allerhand Muthmaaßungen erregt hatte. Koͤnnten wir doch ſagen, Hr. Peel ſey rein von Verdacht aus der Probe hervorgegangen. Koͤnnten wir doch hoffen, daß ſeine Meinung unerſchuͤtterlich, daß er ſelbſt derſelbe offene, feſte, zurchtloſe Vertheidiger der Proteſtanten geblieben ſey, der er
üher war. Aber wir koͤnnen es nicht. Hr. Dawſen ſprach die Wahrheit; er hat eine treue Schilderung von den Fortſchritten neuer Eindruͤcke entworfen, und uns enthuͤllt, wie ſich ſein geehrter Verwandter zur Emancipation hinneigt. Zuletzt ward der Toaſt „neun Mal neun lebe das proteſtan⸗ tiſche Uebergewicht“ ausgebracht. Aller Augen richteten ſich auf Herrn Peel. Der echrenwerthe Herr blieb ſtumm, ſchaute ſchweigend auf ſein leeres Glas. Ein Ziſcheln ging am anzen Tiſche herum und die Geſichter ſeiner Freunde ver⸗ hrte ſich. Die Heiterkeit des Abends war verſcheucht;
chweigen bei ſolchen Gelegen⸗