1 gthum umzuſtuͤrzen, als es zu vertheidigen.
Zu den Zeiten Ludwigs XIV. war es das Primat der Wiſ⸗ ſenſchaft und des Genies, worauf ſich das der Geiſtlichkeit beinahe immer gegruͤndet hatte; Boſſuets mächtiger und er⸗ heabener Geiſt, Fenelons herrliches Talent, ſeine Tugend und
die Reinheit ſeines Herzens, Maſſillon mit ſeiner Bered⸗ 5 Und ſo hatte dieſe Zeit von der geiſtlichen Macht einen ih⸗ .
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ſamkeit, ſeiner Einfachheit und Beſcheidenheit zeugen dafür. . rer Gebraͤuche und Geheimniſſe uͤberkommen; ſie erhob das LELalent mehr als die Geburt. Flechier war aus dem Laden 8* eines Lichtziehers hervorgegangen, um gewaltig von der bi⸗ ſcchoͤflichen Kanzel zu Nismes zu predigen. Viele beruͤhmte Maͤnner ddes 17ten Jahrhunderts haben das Dunkel ihrer Geburt mit den * Wuͤrden der Kirche vertauſcht. Im Gegentheil berief der vom Hofe ausgehende Geiſt, welcher die Regierung Frank⸗ reichs im achtzehnten Jahrhundert beherrſchte, ausſchließlich Maͤnner zur hoͤchſten Wuͤrde des geiſtlichen Standes, welche durch nichts als durch ihren Adel ausgezeichnet waren; und ſo ſchmuͤckte kein großes Talent mehr die Kanzel. Auf dieſe Weiſe ſiel von den Saͤulen, worauf Ludwig der Vierzehnte ſeine Macht gegruͤndet hatte, eine, naͤmlich die moraliſche und geiſtige Macht der Geiſtlichkeit.
FvSt Die andere Stuͤtze der alten Regierung, der Adel, hatte Fgooohngeachtet der Auszeichnungen, welche man an ihm ver⸗ ſcchwendet hatte, auf gleiche Weiſe viel verloren von jenem
Vertrauen auf ſich ſelbſt, von jenem Glauben an ſeine Privilegien und Rechte, welches einen Theil Macht bil⸗ dete, Lubwig der Vierzehnte ſelbſt hat dieſen Verfall ddes Adels zu veranlaſſen begonnen. Der Tag, an wel⸗
chem er ihn von den Thuͤrmen ſeiner Burgen und dem
militairiſchen Gouvernement der Provinzen zu dem glaͤn⸗ zenden Dienſte des Hofes rief, dieſer Tag hat dem ZGBeeiſte des Lehnweſens ſeine Kraft und ſeinen Stolz gebro⸗ chen. Bald aber hatte auch der Heof ſelbſt den Glanz und die Wuͤrde, welche ihm Ludwig der Vierzehnte gegeben, ver⸗ loren. Indem Laſter auf jene feinen Vergnuͤgen, jene glaͤn⸗ zenden Feſte folgten, wurde der Hof die Klippe, an welcher der Adel ſcheiterte.
S Nicht minder war ein anderer Theil des Ruhmes der 9 alten Monarchie geſunken, die Handhabung des Rechts naͤm⸗ lich. Ludwig der Vierzehnte hatte die Parlamente, ſo wie den Adel, unter ſeinen ſtolzen Scepter gebeugt; nach ſeinem Tode ſah man, wie viel der Wille des maͤchtigſten Koͤnigs gilt, wenn er ſelbſt aufgehoͤrt hat, zu wollen. Der erſte Act dieſer Parlamente, ſo ſchwach, ſo unterthänig bei Lud⸗ 8 wigs Leben, war nach ſeinem Tode, das Teſtament des gro⸗ fßen Koͤnigs umzuſtoßen. Aber keineswegs behauptete das Parlament dieſe Macht, welche ihm die Regierung eines ſſchwachen Fuͤrſten gab; beſchaͤftigt mit theologiſchen Strei⸗ tigkeiten, bald gegen die Moliniſten, bald gegen die Philo⸗ e kaͤmpfend, wurde es Janſeniſtiſch, um die Jeſuiten zu haſſen, und ſo war es niemals ergriffen oder hingeriſſen
von einem großen ſtaatlichen Intereſſe. Die Form ſelbſt der
Parlamente, die Erblichkeit des Ranges und der Stellen, welche das Patriciat der Juſtiz immer in den Familien ließ, eentfremdete ſie den Fortſchritten der Aufklärung und der 5. Wiedergeburt des Geiſtes. Kuͤhn und verwegen gegen den Hpof, waren ſie furchtſam und verzagt gegen die Anſichten, welche ſie nicht hervorgerufen, welche ſie nicht anerkannt
hatten. . Es fragt ſich nun noch, ob nicht ein Staatsmann da war, welcher durch die Macht und das Uebergewicht ſeines
Geiſtes die verſchiedenen einander entgegen geſetzten und ein⸗ agander aufreibenden Elemente des Staats vereinigen und er⸗
heben konnte. Und wirklich hielt mehrere Jahre hindurch
ein Mann das Ruder des Staats in Handen, welchen ein edler, erhabener und thäͤtiger Geiſt auszeichnete, der Herzog von Choiſeul näͤmlich; und doch bemerkt man, gerade waͤh⸗ rend ſeiner Verwaltung, die Schwaͤche der Regierung am meiſten. Der Herzog vollbrachte nichts wahrhaft heilſames und dauerhaftes. Er machte ungeheure Plaͤne, hatte kuͤhne
Gedanken, er wollte die Politik von Europa ändern, aber⸗
die Wirkung ſeiner Macht, das Ende ſeiner Pläne reducirte
2.
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ſich zuletzt darauf, den Kampf mit den Jeſuiten zu beenden 88 .
und ſie aus dem Koͤnigreich zu weiſen. Die Franz Lcar Waffen hatten thren Glanz nicht wieder erhalten, die Regie⸗ rung war ohne Kraft und das Volk ohne Freiheit. Tauſend Urſachen ſchrieb man das Unheil zu. Die Perſon ſelbſt, welche am meiſten daruͤber erroͤthen mußte, ſchrieb an einem General der Armee dieſe merkwuͤrdigen Worte:
„Was iſt aus unſerer Natiovn geworden? die Parla⸗
i weder einen Gott noch einen Herrn anerkennt, wird man ein Spielwerk der Natur, und das iſt uns geſchehen.“ Waͤhrend dieſes alles, mit der groͤßten Wichtigkeit fuͤr die Folgezeit, ſich im Staate entwickelte, ging die philoſophi⸗ ſche Literatur ihren eigenthuͤmlichen Gang fort. Sie nahm in Frankreich dieſelbe Stelle ein, welche die religioͤſen Strei⸗ tigkeiten in England hatten. Die eine ſowohl als die an⸗ dere gingen den buͤrgerlichen Unruhen voran, die eine ſowohl als die andere ſtuͤrzten jene alte Anſichten u Hungen, auf denen nicht ſowohl die alte Verfaſſung, die alte Form des Staats beruht hatte. (Fortſetzung folgt.) 2 Koͤnigliche Schauſpiele.
Dienſtag, 21. Oet. Im Opernhauſe: Die ſchoͤne Muͤl⸗ lerin, Oper in 2 Abtheilungen; Muſik von Paeſtello. (Mad. Seidler wird als Roͤschen hierin wieder auftreten.) Hierauf: Zephir und Flora, Ballet in 2 Abtheilungen, von Didelot, Kaiſerl. Ruſſiſchem Balletmeiſter. Eingerichtet vom Koͤnigl. Balletmeiſter Telle. Muſik von Venna. (Dlle. M. St. Romain: Flora.)
Im Schauſpielhauſe: Les acteurs frençais auront Phon. neur de donner: 1) La Quarantaine, vandeville en 1 acte, par Scribe. 2) Le Voyage à Dieppe, comédie en 3 actes et en prose, par Mr. Mr. Wafflard et Fulgence.
4 8 8s .,9 ; tu⸗ Koͤnigsſtädtſches Theater. n Dienſtag, 21. Oct. Die Brautſchau. 8 Mittwoch, 22. Oct. Zum Erſtenmale wiederholt: Eliſe und Claudio. Komiſche Oper in 2 Akten, nach dem Italie⸗
niſchen. Muſik von Mercadante . ſch Die zu —— Oper bereits gekauften mit Dienſtag be⸗
eichneten Billets werden eingeloͤſt, oder gegen mit Mittwoch⸗ Ndchnet⸗ eingetauſcht.
eenter und die Encyclopaͤdiſten haben ſie ganz und gar üeen Wenn man ſo aller Principien ermangelt, daß
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Berliner Hörrts e. 2 Den 20 Oct. 1828
Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuſs. Cour.)
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Aden. öAdell. St.-Schuld-Sch. 4 90 ½ 89 ⅞ [Pomm. Pfandbr.] 4 103 ½ — Pr. Engl. Anl. 18. 5 102 — ſKkur-u. Neum do. 4 103 ½ — Pr. Engl. Anl. 22⁄ 5 101 ½2 — ſSchlesische 4 — 1105 ½ Bo. Ob-incl. Litt. I 2 — 99 [pomm. Dom. do. 5 — 106 ¾ ’1 Kurm. Ob. m. 1. C.] 4 80 — Dlark do. do. 5 — [106 ½ Neum. Int. Sch.do.] 4 89 — [Oaipr. do. do.] 5 [106 — Berlin. Stadt-Ob.] 5 102 — [Rückst C. d.Km —]53 —
dito dito 4 100 ½ 99 8 [ do. do. d. Nmk. —] 53 1 — Königsbg. do. 4 90 — [LZins-Sch. d. Kmk. —] 54 — Elbinger do. 5 100 v½ — diio d. mb — 54 — Danz. de. in Th. Z. — 31 ½ —
dito dino B. 4 95 ½ — TFIoH. vollw. Duc. —8 —- 19 ¾ Groſshz. Pos. do. 4 99 ½ — Priedrichsd'or. —] 13 ½ 1/ 13† Ostpr. Pfandbrf. 4 96 — [Duconto —— *
Auswärtige Böorsen. 1 B London, 11. Oet. Consols 86 v½. Bank-Actien 208z.
Wien, 15. Oet. 3 5pCt. Metall. 94 78. Bank-Actien 1077.
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