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häͤlt.

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ETZ““ den Untergang der Geſellſchaft mit ſich fuͤhren.“ Voltai⸗ re’s Widerlegung iſt lebhaft, aber nicht tief.

Dieſe in dem Syſtem der Natur ausgeſprochene Anſich⸗ ten finden ſich bei ſehr vielen Schriftſtellern des 18. Jahr⸗ hunderts wieder. Es iſt hier der Ort, an das Daſeyn eines Werks zu erinnern, welches, wiewohl kein einziges Zeichen eines großen Genies in ſich traͤgt, doch einen großen Einfluß uͤbte, die Encyeclopädie naͤmlich. Niemand zweifelt, daß Di⸗ derot ein Mann war, ſelten durch die Beweglichkeit ſeines Geiſtes, durch ſeinen Reichthum an Ideen, und noch weni⸗ ver zweifelt man, daß d'Alembert, mit einem mathematiſchen und feinen Geiſte ausgeruͤſtet, eine große Verſchiedenheit von Kenntniſſen umfaßte. Die Vereinigung dieſer beiden Maͤnner ſchien ein großes Werk zu verſprechen. Und wirk⸗ lich, die Encyelopaͤdie charakteriſirt darin das 18te Jahrhun⸗ dert, daß ſie die Fortſchritte der menſchlichen Erkenntniß und das Verlangen ſie zum Wohl und Heil der Menſchheit zu gebrauchen, bezeugt; aber zugleich iſt ſie auch voll von jenem Scepticismus, der um der Geſellſchaft zu aͤn⸗ dern, welcher in Widerſpruch ſtand mit dem Zuſtand des Geiſtes, die Prinzipien aller Geſellſchaft und oft auch die aller Moral aufhebt. Das Buch iſt ſtellenweiſe ſchlecht ge⸗ ſchrieben, aber dies iſt in einem Werke, welches 50 Folian⸗ ten umfaßt nicht zu vermeiden. Nichts iſt natuͤrlicher, als was Voltaire davon ſagt: „Ich finde jaͤmmerliche Artikel darin, die mich erroͤthen machen, daß ich auch einer von den Dienern in dieſem großen Laden bin.“ Laͤcherlich iſt, was Diderot ruͤhmt, daß er dieſem Werke die Welt zur Schule und die Menſchheit zur Schuͤlerin gehabt habe.

Was konnte man dieſer thaͤtigen Kraft entgegenſetzen, welche die alten Meinungen untergrub? Konnte die Sor⸗ bonne gegen dieſen neuen Geiſt ringen, der unter Voltaire's Feder ſo piquant geworden, ſich hinter den großen und ſchweren Baͤnden der Encyclopaäͤdie verſchanzte, und dem Aergerniß eine Art von Gravitäͤt gab? Marmontel ſchrieb ein Buch, Beliſar, welches recht gute Sachen ent⸗

Es wird darin geſagt, daß man menſchlich ſeyn

müſſe, die Voͤlker nicht unterdruͤcken, den Handel be⸗

Pnſtigen, die Menſchen nicht der Religion wegen verfolgen. ie Sorbonne, Marmontel fuͤr einen verwegenen Philoſo⸗

phen haltend, wollte einen Hauptſchlag thun; ſie zog aus

dem Beliſar 32 Sätze, erklaͤrte ſie fuͤr Leberiſch und ließ dies

Anathema drucken. Im 17ten Jahrhundert hatte Boſſuet

dder fuͤr ſich allein eine Sorbonne war, aͤhnliche Sachen nicht ſo behandelt, ſondern ſie widerlegt, aber als dieſer große Leh⸗

rer und mit ihm die Verkaͤmpfer der Kirche verſchwunden waren, geſtaltete ſich die Sache ganz anders. Die Cenſur, welche die Sorbonne gegen Marmontel hatte ergehen laſſen, fand ſogleich einen furchtbaren Vertheidiger in Turgot, einen der aufgeklaͤrteſten und kluͤgſten Maͤnner des 18ten Jahr⸗

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Die Sorbonne hatte die Zuſammenſtellung der Säͤtze, gegen welche ſie das Anathema erlteß, dem Gebrauch gemäß indiculus genannt, Turgot fuͤgte als Beiwort hinzu ridicu- lus. Die Sorbonne hatte unter die gefaͤhrlichen Saͤtze eine Redensart angefuͤhrt, welche gewöͤhnlich genug iſt, um einer weitern Bemerkung oder Ruͤge zu entgehen. Die nämlich: „es ſey nicht das dicht der Scheiterhaufen, das den Geiſt aufklaͤren ſolle“, Turgot ſchloß daraus, daß nach der Logik der Sarbonne der Satz heißen muͤſſe: „das Licht der Schei⸗ terhaufen ſolle zur Aufklaͤrung leuchten.“

(Schluß folgt.)

89 4 8 Sn. 4 8

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Donnerſtag, 23. Oct. ren: Correggio, Trauerſpiel in 5 Abtheilungen, von Oehlen⸗ ſchlaͤger. . en.

Freitag, 24. Oct. Im Opernhauſe: Der Hauſirer, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; Muſik von Onslow. (Herr Cramolini, vom K. K. Hoftheater zu Wien: Alexis, als Gaſtrolle.) Hierauf: Das Heirathsgeſuch, Localpoſſe in 1 Aufzug, von J. E. Mand.

Im Schauſpielhauſe. Les acteurs frangais auront l'hon- neur de donner: 1) La seconde représentation de: Le jeune Mari, comédie nouvelle en 3 actes et en prose, par Mr. Mazeres. 2) La première représentation de: L'Oncle d'Amerique vaudeville nouveau en 1 acte, par Secribe.

Koͤnigsſtaͤdtſches Theater.

Donnerſtag, 23. Oct. Zum Erſtenmale wiederholt: Die Saͤngerin Montag, oder: Die falſche Nachtigall. Poſſe mit Geſang, in 3 Akten. Seitenſtuͤck zur falſchen Prima Donna; Muſik von verſchiedenen Meiſtern. (Herr Kirch⸗ ner: Eduard Montag, als Gaſtrolle.) Vorher: Der Mann von vier Frauen. Zwiſchen beiden wird Madame Pollini, bei ihrer Durchreiſe, Variationen von Maiſeder auf der Violine vortragen. .

Freitag, 24. Oet. Die Wunderlampe. Hierauf: Die Haſen in der Haſenheide.

8 Sa Auswärtige Börsen. 8*

IIö

Amsterdam, 17. Oct. Oesterr. 58 Metalliq. 90 Bank-Actien 1295. Partial- Oblig. 370. Russ. Engl. Anleihe 84 ½. Russ. Anl. Hamb. Certißc. 84 ½. 1

Wien, 17. Oct. 5pCt. Metall. 94 ½., Bank-Actien 1078. 8971; ] 4 v K. * X.

hn, Mitredacteur Cottel

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Königliche Scauſpiele. Im Schauſpielhauſe, auf Begeh⸗