ingt abzutreten.
Blicke, daß, da man uͤber die Haupt⸗Punkte einig ſey, man uͤber die Details nicht weiter ſtreiten muͤſſe, und daß er des Vergnuͤgens, mit Franzoſen zuſammen zu ſeyn und mit ihnen zu trinken, in vollem Maaße genießen wolle. Letzteres that er wirklich, wobei er zugleich erklaͤrte, daß er den Champagner dem Bordeaux⸗Weine vorzoͤge. Bei ſeiner Entfernung druͤckte Ibrahim den Generalen die Hand und gruͤßte d deren Offiziere mit vieler Hoͤflichkeit.“
Der Graf von la Ferronnays, welcher in dieſem Augen⸗
blicke von ſeiner Reiſe nach Carlsbad ohne Zweifel wieder hier eingetroffen iſt (er war am 14. in Straßburg, welche -
Stadt er nach einem Aufenthalte von wenigen Stunden wieder verließ), wird, dem Courrier frangais zufolge, von morgen an wieder ſein Portefeuille uͤbernehmen.
Das Betragen, deſſen der Erzbiſchof von Toulouſe ſich in neuerer Zeit ſchuldig gemacht hat, giebt dem Jour⸗ nal des Débats Anlaß, in einem Aufſatze auf die mancherlei Hinderniſſe hinzuweiſen, welche fuͤr die Regie⸗ rung daraus entſpringen, daß iman der Geiſtlichkeit uͤber⸗ haupt eine Theilnahme an den weltlichen Angelegenheiten des Landes zugeſtanden hat; der Staat, heißt es darin, koͤnne jeden untuͤchtigen oder pflichtvergeſſenen Beamten entlaſſen und ſogar die unabſetzbaren Diener von ihrem Amte ſuspen⸗ diren, oder ſie wenigſtens einem offenen Tadel unterwerſen; was aber ſolle derſelbe mit dem Geiſtlichen anfangen, der ſeine ihm eingeraͤumten buͤrgerlichen und politiſchen Vorrechte misbrauche? ihm ſein geiſtliches Amt nehmen? das gehe nicht an, da er daſſelbe von Gott habe; ihm ſein Gehalt nehmen? dies wuͤrde, ſo lange er im Beſitze des von ihm verwalteten Amtes iſt, inconſequent und kleinlich ſeyn. So koͤnne man z. B. dem Erzbiſchof von Toulouſe wohl den Hof verbieten; aber deshalb ſtehe es ihm nicht minder frei, ſeine Dioͤceſe zu verlaſſen, nach der Hauptſtadt zu kommen, allenfalls in der Pairskammer Platz zu nehmen und gegen das Miniſterium, deſſen Befehle er verachtet habe, aufzutreten; deshalb beziehe er nicht minder ſein großes Gehalt fort, und er habe ſonach der Koͤnigl. Autoritat ohne irgend eine Ge⸗ fahr Trotz bieten koͤnnen. In dem vorliegenden Falle duͤrfe man uͤberdies noch ja nicht unbeachtet laſſen, daß wenn die Geiſtlichkeit die Unterweiſung der —— fuͤr ſich in An⸗ ſpruch nehme, ſie ſolches nicht wegen ihrer groͤßern Tuͤchtig⸗ keit, ihrer beſſeren Einſichten, ihres hoͤheren Verdienſtes thue, ſondern weil ſie jene Unterweiſung als ein Recht betrachte, das ihr Kraft ihres prieſterlichen Charakters gebuͤhre; ſie flehe ſonach um keine Gunſt, ſondern verlange bloß zurück, was ſie als ein Erbtheil der Kirche betrachte, und es handele ſich ſonach fuͤr den Staat nicht ſowohl darum, dem Episco⸗ 4 at eine Befugniß anzuvertrauen, als ihm eine ſolche uUnbe⸗ „Der Staat,“ ſo heißt es am Schluſſe des Aufſatzes, „darf ſich fuͤr den weltlichen Theil der Ver⸗ waltung nur auf ſolche Maͤnner ſtuͤtzen, die ihm ſeine eige⸗
nen Rechte nicht ſtreitig machen. Sich der Kirche bedienen, heißt: ſich der Kirche unterwerfen oder ſich ewigen Streit und Hader bereiten. Die Kivrche laäßt ſich nicht leiten; ſie leitet. Sie hat ihre beſondere Exriſtenz, ihre beſonderen Rechte und Privilegien; will man zu dem geiſtlichen Charakter ihrer Diener noch einen weltlichen hinzufuͤgen, und ihnen ſonach ein doppeltes Schwerdt in die Hand geben, ſo macht man ſie leichſam unverletzlich. Non possumus, wuͤrden ſie bei allen
eelegenheiten ausrufen, und die Widerſpaͤnſtigkeit, die bei jedem andern Beamten ſchnell geahndet wird, würde bei ihnen ungeſtraft bleiben. Nichts bleibt alſo uübrig, als daß man der geiſtlichen Macht die voͤllige und unbedingte Aus⸗ uͤbung ihrer Rechte, wo dieſe nicht die oͤffentliche Ruhe und Ordnung gefährdet, laͤßt, daß man die Diener Gottes ach⸗ tet und ehrt, daß man ſich ihrer heiligen Gerichtsbarkeit, wo es die Austheilung der Sacramente, die Verkuͤndigung des Evangeliums und die Vertheidigung des Glaubens gilt, unterwerfe; aber daß man ihnen zugleich auch jedes weltliche Amt ohne Ausnahme verſchließe, da ſie ein ſolches nur zum gemeinſchaftlichen Nachtheile des Staates wie der Kirche verwalten koͤnnen.“
Der Conſtitutionnel hatte kuͤrzlich unter mehreren, angeblich der Armee bevorſtehenden Aenderungen, auch des Fn erwähnt, die ſaäͤmmtlichen 20 leichten Infanterie⸗
egimenter eingehen zu laſſen. Der Graf von En, Oberſter im ſten leichten Regimente, macht jetzt durch das Jour⸗
nal des Döbats bekannt, daß um dem üͤblen Eindrucke uvorzukommen, den jenes Geruͤcht leicht auf die gedachten egimenter hervorbringen koͤnnte, er von dem Kriegs⸗Mi⸗
niſter ermäͤchtigt w. — 1 — dung zu ee orden ſey, daſſelbe fuͤr eine reine Frfim. Unter der Rubrik:
iſ S 1321
Blick auf die materielle und des Tuͤrkiſchen Reichs, enthielt
.“
der Courrier frangais vor einigen Tagen einen nicht
unintereſſanten Aufſatz, woraus wir Folgendes entlehnen: „Es moͤgen jetzt ziemlich achtzig Jahre ſeyn, daß man un⸗ aufhoͤrlich von der Gebrechlichkeit und der bevorſtehen⸗ den Auflöſung des Tuͤrkiſchen Reichs ſpricht. Seit Vol⸗ taires Zeiten haben mehr als funfzig Schriftſteller, Publi⸗ ciſten, Geſchichtſchreiber, Diplomaten und Dichter dem Sul⸗ tan den Vorſchlag gemacht, den Bosporus an die chriſtlich n Maͤchte abzutreten; ja noch ganz kuͤrzlich hat ein im hiſtori⸗ ſchen Fache ausgezeichneter junger Mann, deſſen Name mehr gilt als ſeinem Alter gebuͤhrt, in einer ſeiner Schriften ge⸗ ſagt: „Jetzt kann alle Welt nach Conſtantinopel gehen;⸗ und dieſe Ueberzeugung uͤber die Hinfälligkeit von Mohameds Reich war gleichſam das Gemein⸗Gefuͤhl nicht bloß in Frant⸗ reich, ſondern auch in dem groͤßten Theile des uͤbrigen Europa. Woher aber nimmt denn gleichwohl dies Volk ſeine von Z it zu Zeit immer wieder ſichtbar werdende Lebenskraft? worau s ſchoöpft es immer von Neuem und faſt gegen alle Erwartung ſeine Huͤlfsquellen? und wie geht es zu, daß, bei aller un⸗ ſerer Strategie, die Unwiſſenheit in der Kriegskunſt mit der Militairwiſſenſchaft, die Zugelloſigkeit mit der Mannszucht, die Unordnung mit der Allmacht einer vollkommenen Orga⸗ niſation, wenn auch nur verſuchsweiſe in die Schranken tre⸗ ten darf? Wir wiederholen, was wir ſchon fruͤher geſaat haben: man kennt die Tuͤrkei weniger noch als ober; oͤch⸗
lich und waͤhnt, getaͤuſcht durch eine Menge ungruͤndlicher Berichte, dieſelbe ſeit einem halben Jahrhundert im Todes⸗
kampfe. Augenſcheinlich giebt es in jenem Reiche mitten un⸗ ter ſo vielen Elementen allgemeiner Auflöſung irgend eine geheime und mäaͤchtige Triebfeder, uͤber welche unſere politi⸗ ſchen und religioͤſen Anſichten und Geſinnungen uns bisher haben hinweg gehen laſſen. Vielleicht, wenn wir unter den Materialien, die wir uͤber das Tuͤrkiſche Reich beſitzen, mit pruͤfendem Geiſte nachforſchen, gelingt es uns, urs einiges Licht in dieſer Beziehung zu verſchaffen. — Auch die der Pforte zur Sicherung ihrer Exiſtenz zu Gebot ſtehenden Huͤlfsmittel ſind, wie die aller andern Staa⸗ ten, materieller und moraliſcher Art. Jene haͤngen voen dem Grund und Boden ab, dieſe von dem Charakt r
und dem Geiſte der Nation, ſo wie von dem Weſen
der Regierung, welche beide in Anwendung zu bring n
hat. Der Charakter der Tuͤrkiſchen Nation wird weſentlich
durch ihre Religion bedingt. Der Religions⸗Fanatismus iſt ein Hebel, der bei den Voͤlkern, welche ſich zum Islamis⸗ mus bekennen, noch nichts von ſeiner urſpruͤnglichen Kraft verloren zu haben ſcheint, und die Regierung kann ſich deſe ſelben noch immer mit mehrerem oder minderem Erfolge fuͤr ihr Militair⸗Syſtem bedienen; denn dieſe Regierung iſt bes kanntlich ein theokratiſch⸗militairiſcher Despotismus. Die e doppelte Gewalt der Kalifen, welche die unmittelbaren Nack⸗ folger Mohameds vereint ausuͤbten, iſt gegenwaͤrtig in der
Tuͤrkei zwiſchen dem Sultan und der Klaſſe der Ulemas ge⸗
theilt, und dieſe unkluge 1— hat unſtreitig viel dazu
beigetragen, die Macht der Tuͤrkiſchen Kaiſer zu ſchwaͤchen. Nichts deſtoweniger ſteht bei dringenden Gefahren die Reli⸗ gion der Politik ſtets zu Gebote, und das Fetfah des Mu * tis, — eine Art von Manifeſt, welches, von der geiſtlich⸗ Macht ausgehend, wie die paͤpſtlichen Bullen, zuweilen daz gedient hat, einen ſchwachen und unvorſichtigen Sultan vos Throne zu ſtoßen — iſt ſtarken und energiſchen Fuͤrſten zi r Ausfuͤhrung der von ihnen verfuͤgten Maaßregeln noch im⸗ mer zu Gute gekommen. So haben wir noch kuͤrzlich die Ulemas den Sieg Mahmuds uüͤber die Janitſcharen billigen und dem Sultan, unter Strömen Bluts den alten ünd feierlichen Titel eines gemeinſamen Vaters der Gläubigen ceben ſehen. Jetzt wo Mahmud die Widerſpaͤnſtigkeit d r Janitſcharen nicht mehr gegen ſich, wohl aber das geiſtliche Fegiment fuͤr ſich hat, mochte er ſein Volk leicht in jeder Beziehung nach ſeinem Willen zu lenken im Stande ſeyn. Von jenem Fanatismus haben wir uͤbrigen Europaͤer kein n rechten Begriff mehr; auch wuͤrden wir die Folgen deſſelb n kaum fuͤr moͤglich halten, wenn wir nicht ſo viele Beiſpiele dovon vor Augen haͤtten. — Das Militair⸗Soſtem der.⸗ ar⸗ ken, ſo fehlethaft daſſelbe auch ſeyn mag, iſt die zweite Triet⸗ feder ihrer Macht. In der Tuͤrkei iſt jeder Einwohner en geborner Soldat, und es iſt dekannt, daß die Freiwilligen einſt einen betraͤchtlichen und hoöchſt nützlichen Beſtandthe 1
des Türkiſchen Heeres ausmachten. Die Mollahs und Mor⸗ jahins rufen in Kriegs⸗ Zeiten von den Minarets der Moſcheen herab mit lauter Stimme, daß jeder dchte Muſelmann die Unglaͤnbigen bekaäͤmpfen muͤſſe; zugleich zaͤhlen ſie alle die Verpflichtungen her, welche die Rechtglär2 bigen zu den Waffen rufen. Neben den neueſten Veraͤnde⸗ rungen im Milirair, iſt der Keim in andermweita Verbeſf⸗
8 8 * 2