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No, 291.
Berlin, Mittwoch den 29ſten October.
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Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages. Des Koͤnigs Majeſtaͤt haben dem Erb⸗Hofrichter und Erb⸗Landhofmeiſter im Herzogthume Schleſien, Grafen von Schaffgotſch auf Warmbrunn das Praͤdicat Excellenz zu ertheilen, Allergnaͤdigſt geruhet.
Se. Majeſtaͤt der Koͤnig haben dem Ritterguts⸗Beſitzer Max Freiherrn von und zu Weichs an der Glan zu Roͤsberg im Großherzogthum Nieder⸗Rhein, die Kammer⸗ herrn⸗Wuͤrde zu ertheilen geruht.
Se. Hoheit der Herzog Albrecht von Mecklenburg⸗ Schwerin iſt nach Ludwigsluſt von hier abgegangen.
Der bisherige Privat⸗Docent Dr. Pluͤcker in Bonn iſt zum außerordentlichen Profeſſor in der philoſophiſchen Fakultäaͤt der dortigen Univerſitaͤt ernannt worden.
Der bisherige Privat⸗Docent bei der Univerſitaͤt in Breslau, Dr. Scholz, iſt zum außerordentlichen Profeſſor in der philoſophiſchen Fakultaͤt der dortigen Univerſitaͤt er⸗ nannt worden.
Der bisherige Privat⸗Docent bei der Univerſitaͤt in Halle, Dr. Weber iſt zum außerordentlichen Profeſſor in der philoſophiſchen Fakultaͤt der gedachten Univerſitaͤt ernannt worden. 1
Der hisherige Privat⸗Docent und Licentiat der Theolo⸗ gie, Dr. Sieffert zu Koͤnigsberg in Preußen, iſt zum außerordentlichen Profeſſor in der theologiſchen Fakultaͤt der dortigen Univerſitaͤt ernannt worden.
Abgereiſt: Se. Exrellenz der Staats⸗Miniſter und Ober⸗Praͤſident der Provinzen Juͤlich, Cleve und Nieder⸗
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rhein, Freiherr von Ingersleben, nach Coblenz. agtar 88 b 3 1— 1 Zeitungs⸗Nachrichten. E“
ee . Rußland. EEE“
Petersburg, 15. Oct. Ueber, .. regierenden Kaiſerin in Kiew enthaͤlt die hieſige itung Folgendes:
— — langte Ihre Wajeſtaͤt am 29. September um
hr Abends an, empfangen von dem Kriegs⸗Gouperneur General⸗Lieutenant Sheltuchin und einer unzaͤhligen Volks⸗ menge und begruͤßt von 101 Kanonenſchuͤſſen, dem Gelaͤute der Glocken und dem Jubel⸗Geſchrei des Volkes. Abends war die Stadt erleuchtet. b —
Am 30ſten wurde, nach der Cour, im Beiſeyn Ihrer Majeſtaͤt, von dem Metropoliten in der Sophien⸗Cathedrale das Dankgebet fuͤr die Einnahme von Achalzyk gehalten. Ihre Majeſtaͤt betrachteten, nach Mölegener Andacht, alle Merkwuͤrdigkeiten des Tempels. Auf der Ruͤckfahrt aus der Kirche verweilte die Kaiſerin in dem Hofgarten auf der Eſtrade, das Draeck genannt, bei dem Anblicke der Gegend, die einſt auch die Aufmerkſamkeit der Kaiſerin Katharina II. feſſelte, von wo ſich die ſchoͤnſten Ausſichten nach Alt⸗Kiew, Kiew⸗Podol und den Lauf des Dneprs einige Werſte ent⸗ lang eröffnen, an deſſen fernem Ufer Wyſchgorod ſichtbar iſt, ein Ort, an den die Geſchichte noch aus den Zeiten der hei⸗ ligen Olga her, denkwuͤrdige Erinnerungen knuͤpft, uͤber welche J. M. die Kaiſerin ſich manche naͤhere Aufſchluͤſſe ertheilen ließen. Um 5 Uhr Nachmittags begab Ihre Maj. Sich uͤber den Dnepr, um auch von dort aus die Anſicht Kiew's zu genie⸗ ßen, das mit ſeinen Vorſtaͤdten und Gaͤrten auf dem außerſt
den Aufenthalt
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hohen Ufer des Dnepr belegen, eine Umgegend von 15 Werſt beherrſcht und jenſeits des Fluſſes hoͤchſt majeſtaͤtiſche und pittoreske Gegenden darbietet. Abends fuhr Ihre Maj. in offener Equipage durch die glaͤnzend erleuchteten Straͤßen, die von Menſchen wimmelten. 8 Am 1. Oct. beſuchte die Kaiſerin noch mehrere Kloͤſter und Kirchen in Kiew, und verweilte auch am Dnepr⸗Ufer bei dem Monumente, das zur Erinnerung an die Volkstaufe waͤhrend der Regierung des heiligen Großfuͤrſten Wladimir, hier errichtet iſt. An dieſem Tage hatten Ihre Majeſtaͤt die angeſehenſte Geiſtlichkeit, die Generalitaͤt und hoffaͤhige Civil⸗Beamte und Damen zur Tafel ziehen laſſen. Frankreich. ft. Paris, den 22. October. Der Köͤnig hat, auf den Vorſchlag des Seeminiſters, beſtimmt, daß der Hafendamm in Cherbourg den Namen Ludwigs XVI., welcher die An⸗ legung deſſelben im Jahre 1784 angeordnet hatte, und das neue große Waſſerbecken, welches im kuͤnftigen Jahre mit dem Meere in Verbindung geſetzt werden und den Militair⸗Ha⸗ fen bilden wird, den Namen: Hafen Carls X. fuͤhren ohkh Als Antwort auf die (geſtern mitgetheilte) Bekanntma- 8 chung des Grafen von Eu im Jonrnal des Dobats, lieſt man in dem neueſten Blatte des Meſſager des Cham-⸗ bres Folgendes: „Ein Mißverſtaͤndniß allein konnte den Grafen von Eu, Oberſten des iſten leichten Infanterie⸗Re⸗— giments, glauben laſſen, daß der Kriegsminiſter ihn ermaͤcha tigt habe in ſeinem, Namen eine Antwort auf die von eini⸗ 55 gen ſchlecht unterrichteten Zeitungen verbreiteten Geruͤchte wegen Aufloͤſung der leichten Infanterie⸗Regimenter zu err6.— laſſen. Der Miniſter wuͤrde, wenn er es fuͤr noͤthig hielte, 8 die Offiziere dieſer Regimenter zu beruhigen, ſich dazu einer minder indirecten Mittheilungs⸗Weiſe bedienen; jedenfalls aber konnte der Graf von Eu als Mittelsperſon nur fuͤr die Offiziere desjenigen Corps gelten, deſſen Commando Z11““ uͤbertragen iſt.“ “ Der Meſſager des Chambres enthaͤlt als Erwiede- rung auf die Angriffe, welche die Blaͤtter beider Partheien gegen das jetzige Miniſterium machen, folgende Vemerkun⸗ 8 gen, die auch als eine indirecte Widerlegung des vorgeſtern mit., getheilten Artikels aus dem Journal du Commerce zu betrachten ſind: „Es iſt anziehend, das, was in einem Zeitraum gethan und geſagt worden iſt, nach den Angaben der verſchiedenen Organe der Meinungen zu recapituliren. Denn in Abwe⸗ ſenheit der Kammern wird die Rednerbuͤhne einigermaaßen durch die Polemik vertreten, welche, obgleich ſie nicht dieſela ben Rechte ausuͤbt, wie jene, doch dieſelben Gegenſtaͤnde be⸗
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ruͤhrt, naͤmlich die, welche zugleich die auswaͤrtige und die in⸗ nere Politik betreffen. Der Einfluß der Preßfreiheit iſt ſo groß, daß die Meinungen, denen ſie freien Lauf laͤßt, auch als Thatſachen anzuſehen ſind, welche der Beobachter beruͤck ſichtigen muß. Ungeachtet dieſes gluͤcklichen Vorrechts der Preſſe, die Politik zu erweitern, kann man ſagen, daß letz⸗ tere dadurch ſeit einiger Zeit 8 ſehr bereichert worden iſt. Da die Quelle der Reachrichten kehr ſparſam war, ſo konn⸗ ten die Ereigniſſe im Orient nur den Text zu hypothetiſchen Betrachtungen liefern, welche trotz des Scharfſinns der Jour⸗ naliſten einem fremden Buͤlletin an Intereſſe nicht gleich⸗ kommen konnten. Worte traten daher an die Stelle der Thatſachen, man wiederholte den Vergleich des Ruſſiſchen mit dem Ottomaniſchen Coloſſe nach den Anſichten der wet⸗ tenden Partheien, wobei aber keine gewann, denn das Ge⸗
ruͤcht des vorigen Tages konnte am folgenden nur durch Zweifel widerlegt werden, da gewiſſe Nachrichten gaͤnzlich fehlten. Eine einzige ſichere Nachricht hat das ungeduldige Publikum erhalten, dies ſind die Depeſchen des General Maiſon, welche die Regierung ſogleich mitgetheilt hat. Bei der Unentſchiedenheit des großen Kampfe
1 — Kampfes zwiſchen der Pforte und Rußland, hat man die Wichtigkeit unſerer 1¶r