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Navarin nothduͤrftig ausgebeſſertes Linienſchiff und 27 Trans⸗ orte) mit 5500 Mann an Bord, von der Franzoͤſiſchen regatte Syrene und 2 Engliſchen Schiffen begleitet, nach

Alexandria ab. Im Lager ſtanden noch 14,000 Araber, da⸗ von ſollen, nach Ibrahim's Aeußerung, 12,800 Mann nach Alexandria gehen, und der Reſt (1200 Mann) den Stipu⸗ lationen der zu Alexandria abgeſchloſſenen Convention gemaͤß, in den Feſtungen von Morea bleiben, deren Uebergabe jedoch, obſchon in der erwaͤhnten Convention keine Rede davon iſt, von dem Franzoͤſiſchen Vice⸗Admiral v. Rigny aufs drin⸗ gendſte verlangt wurde.“

„Zweitauſend Mann vom Corps des Generals Mai⸗ ſon cernirten gleich nach ihrer Ausſchiffung Korpon auf das Strengſte, das von 1500 Tuͤrken beſetzt iſt, und etwa fuͤr einen Monat Lebensmittel hat. Admiral v. Rigny hoffte, daß der Platz ſich eheſtens den Franzoͤſiſchen Truppen ergeben werde. Am 15ten blockirten 4000 Mann Navarin und Modon; 3000 Man ſetzten ſich in Marſch nach Patras ſn demſelben Zwecke; gleich nach dem Abzuge Ibrahims ſol⸗ een alle Plaͤtze auf das ſtrengſte auch zur See blockirt, und ſo deren Uebergabe erzwungen werden. Alle Griechiſchen Ge⸗ fangnen ſind bereits an die Alliirten ausgeliefert, von ſechs⸗ hundert an der Zahl waren nur eilf, welche ihre Herren gut⸗ willig verlaſſen wollten.“

„Am 16. September lief eine Franzoͤſiſche Fregatte mit 19 Transport⸗Schiffen von Toulon kommend, mit 3 bis 4000 Mann Truppen an Bord, zu Navarin ein. Stunden darauf ließen die Admiraͤle Ibrahim⸗Paſcha be⸗ deuten: er habe alſogleich auf dieſen Transporten zwei Regi⸗ menter einzuſchiffen und nach Alexandrien abzuſchicken. Ibra⸗ him antwortete: die Convention vom 9. Auguſt bedinge, daß die Ueberfahrt ſeiner Truppen auf Aegyptiſchen Transporten geſchehen ſolle. Die Admiraͤle entgegneten: wenn er nicht wollte, ſo wuͤrden ſie die Lebensmittel zuruͤckhalten. Ibrahim 8 vor Schmerz und Demuͤthigung hieruͤber krank geworden ſeyn.

„Am 17ten lief eine andere Abtheilung Franzoͤſiſcher Truppen, auf 22 Transportſchiffen, von einem Linienſchiffe, einer Fregatte und einer Brigg begleitet, in den Golf von Koron ein. Nun duͤrften 16,000 bis 17,000 Mann in der

Norea gelandet haben.“

„Am 18ten war in den Gewäͤſſern von Cerigotto die zweite Flotten⸗Abtheilung aus Alexandria ſichtbar, die nach Navarin ſteuerte.“

„Nachrichten aus Ancona vom 8ten d. M. zufolge, war Tages zuvor eine Kaiſerl. Ruſſiſche Corvette von Navarin kom⸗ mend, in obgedachten Hafen eingelaufen. Sie ſetzte einen Courier ans Land, welcher Bepeſcen des Ruſſiſchen Vice⸗Admirals, Gra⸗ 5 von Heyden an Se. Maj. den Kaiſer von Rußland, wie in

ncona verlautete, mit der Nachricht überbringt, daß die

Neſſeniſchen Feſtungen den Franzoͤſiſchen Truppen heen

geben worden ſeyen.“ * 2 1

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Stettin, 27. Oct. Am 31ſten d. M., als am Tasge der von Luther begonnenen Reformation, wird das Anken⸗ ken an die vor zwoͤlf Jahren geſchehene Stiftung der hieſi⸗ gen Bibel⸗Geſellſchaft durch einen oͤffentlichen Gottesdienſt kirchlich gefeiert werden.

2 Evangeliſche Kirche zu Rio de Janeiro.

Die evangeliſchen Einwohner Preußens, denen alles, was zur Verbreitung des goͤttlichen Reiches auf Erden ge⸗ hoͤrt, eine ſo lebhafte Theilnahme einfloͤßt, werden es gewiß nicht ohne Freude vernehmen, daß die Gruͤndung einer evan⸗ geliſchen Kirche zu Rio de Janeiro in Braſilien im Werke iſt. Da in jener Stadt, außer in der Kapelle der Engliſchen Geſandtſchaft, nur katholiſcher Gottesdienſt gehalten wird, ſo fuͤhlten die evangeliſchen, groͤßtentheils aus Deutſchland und der Schweiz herſtammenden Bewohner, ſchon läͤngſt das Beduͤrfniß, ſich in einer Kirchengemeinſchaft an einander zu ſchließen, und das Wort Gottes, nach evangeliſchen Grund⸗ paäͤtzen, und in den geliebten Toͤnen der Mutterſprache, zu höͤren. Noch dringender mußte dies Beduͤrfniß erſcheinen, ½ man das Schickſal der europaͤiſchen Auswanderer

2. 2 . iſt bekannt, wie ſehr dieſe Auswanderun⸗ n2 beiss Zraſilien, und vornäͤmlich nach der Hauptſtadt chſten Umgebungen, in den letzten Jahren zu⸗

2 Die mehreſten fanden ſich in der Hoff⸗ auf entfernten Welttheil gelockt hatte, n dortigen Verhaͤltniſſe be⸗

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ruhte, getaͤuſcht, und geriethen in eine hoͤchſt bejammerns⸗ werthe Lage. Hatten ſie doch wenigſtens Gelegenheit gehabt, aus der oͤffentlichen Verkuͤndigung des göͤttlichen Wortes Staͤrkung zu ſchoͤpfen, ober ihle Kranken in ſolchen milden Anſtalten unterzubringen, die eine geſchloſſene und wohlge⸗ ordnete Kirchengemeinſchaft zu errichten pflegt! Aber jener Troſt und dieſe Huͤlfe fehlten ihnen, und viele wurden durch Verzweiflung, ſo wie durch den nicht zu unterdruͤckenden Wunſch, einen Anſchließungspunkt zu finden, bewogen, zur katholiſchen Kirche uͤberzutreten.

Die evangeliſchen Einwohner der Hauptſtadt Braſiliens, beſeelt von dem Wunſche, dieſem ſo lebhaft gefuͤhlten Be⸗ duͤrfniſſe abzuhelfen, traten zuſammen; und der Geiſt des Herrn, der ein Geiſt der Eintracht und des Friedens iſt, wirkte dergeſtalt auf die Gemuͤther, daß ſie, obgleich durch Sprache und Bekenntniſſe getrennt, beſchloſſen, ſich zu einer⸗ deutſch⸗franzoͤſiſchen evangeliſchen Kirchengemeinſchaft zu ver⸗ einigen. Die Abſicht derſelben geht nun dahin, einen Geiſt⸗ lichen zu berufen, der in deutſcher und franzoͤſiſcher Sprache das Wort Gottes verkuͤnde; ein Local fuͤr die gottesdienſtli⸗ chen Verſammlungen zu miethen; und, ſobald die noͤthigen Mittel vorhanden ſeyn werden, eine Kirche, eine Prediger⸗ Wohnung, ein Schulhaus und ein Krankenhaus zu erbauen. Die Gruͤndung einer Schule zeigte ſich beſonders als etwas dringend nothwendiges, weil es dort den evangeliſchen Kin⸗ dern gänzlich an Gelegenheit zur Bildung fehlt.

Der Ausfuͤhrung aller dieſer Entwuͤrfe war jedoch die neu ſich bildende Gemeine durch ihre eigenen Kraͤfte keines⸗ weges gewachſen. Unter den 1000 Mitgliedern, aus denen ſie ungefahr beſtehen mag, waren nur 30 der Angeſehenſten wohlhabend genug, um ſich zu jährlichen Beitraͤgen zu ver⸗ pflichten, und dieſe ſtiegen nicht hoͤher, als zu der Geſammt⸗ ſumme von 1500 Thalern; eine Summe, die in einem Lande, wo alle Lebensbeduͤrfniſſe ſo hoch im Preiſe ſtehen, nicht einmal zur Beſoldung eines Geiſtlichen, geſchweige denn zur Gruͤndung aller der Anſtalten, die einer Kirchengemeinſchaft unentbehrlich ſind, hinreichen wuͤrde.

In dieſer großen Verlegenheit beſchloß die Gemeine, ſich mit der Bitte um Schutz und um Beiſtand an Se. Maje⸗ ſtaät den Koͤnig von Preußen zu wenden. Der fromme Ei⸗ fer, womit Allerhoͤchſtdieſelben nicht nur in ihren Landen, ſondern auch außerhalb, das Aufbluͤhen der

Kirche zu befordern ſuchen, ließ Erfuͤllung dieſer Bitte hof⸗ fen; und dieſe Hoffnung ward nicht getaͤuſcht. Allerhöch dieſelbeu haben zu genehmigen geruht, daß, um den Beduürf⸗ niſſen der evangeliſchen Gemeine zu Rio de Janeiro nach Moͤglichkeit entgegenzukommen, in dem ganzen Umfange des Preußiſchen Staats eine allgemeine Kirchen, und Hauscol⸗ lekte veranſtaltet wuͤrde.

6 In Gemaͤßheit dieſer Allerhoͤchſten Beſtimmung wagt alſo der Unterzeichnete, die evangeliſchen Chriſten in Preu⸗ ßen zu einer wohlthaͤtigen Beiſteuer fuͤr die neu zu gruͤnden⸗ de evangeliſche Gemeine in Rio de Janeiro aufzufordern, von welcher er mit Auftraͤgen und Vollmacht verſehen iſt. Die Bitte um Huͤlfe, welche die lutheriſchen Gemeinen in Nordamerika an ſie gelangen ließen, iſt nicht vergeblich ge⸗ weſen; warum ſollte die erſte evangeliſche Gemeine, die ſch in Suͤdamerika zu bilden ſtrebt, deren Noth gewiß groͤßer, und deren Mittel geringer ſind, nicht die Erwartung eines ahnlichen Erfolges hegen duͤrfen? Chriſtliche Bruͤder, wie groß ſind nicht die Wohlthaten, deren Ihr Euch im Schooße Eures Preußiſchen Vaterlandes und Eurer evangeliſchen Lan⸗ deskirche erfreut! An unzaͤhligen Stäͤtten des oͤffentlichen Gottesdienſtes vereinigt Ihr Euch zu Eurer Erhauung und zur Ehre des Herrn; unter Euch bluͤhen die Anſtalten zur Erzie⸗ hung der Jugend; ſelbſt der Aermere empfaͤngt den nothwen⸗ digen Unterricht, und wenn er erkrankt, ſo iſt fuͤr ſeine Pflege geſorgt. Laßt Euch das Schickſal Eurer Glaubensge⸗ noſſen und Landsleute, jenſeits des Weltmeers, die alle dieſe Vortheile entbehren, zu Herzen gehen, und verbindet mit dem Gebete fuͤr ihr geiſtiges und irdiſches Wohl, die Gabe, die zur Befoͤrderung des einen und des andern dienen wird. Das, was Ihr nach Euren Mitteln beitragt, ſey es viel oder wenig, das wolle der Herr, zu deſſen Ehre es verwendet werden ſoll, Euch reichlich in dieſem und in jenem Leben vergelten! 1

Berlin, April 1828. 1

Theremin

Köͤnigl. Preuß. General⸗Conſul zu Rio de Janeiro. Des Koͤnigs Majeſtaͤt haben Allergnaͤdigſt geruher, wie es von dem Herrn General⸗Conſul Theremin in dem vorſtehen⸗ den Zuruf angefuͤhrt iſt, zum Beſten der neugebildeten evan⸗ geliſchen Gemeine zu Rio de Janeiro eine allgemeine Kir⸗ chen⸗ und Haus⸗Collecte zu bewilligen. Die Kirchen⸗Collecte

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