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6. 88 Berlin, Montag den 3ten November.
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Amtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
Angekommen: Der Furſtlich Schwarzburg⸗Sonders⸗ zſenſche Geheime Rath, Kanzler und Praͤſident, von Kaufberg, von Sondershauſen.
ö1 “ Zeitungs⸗Nachrichten
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I-e.e. St. Petersburg, 25. Oet. Am 22ſten d. M. wurde in der 828α Kaſan Kathedrale in Gegenwart Ihrer Ma⸗ jeſtäten der Katſerinnen und Sr. Kaiſerl. Hoheit des Groß⸗ fuͤrſten Thronfolgers ein Lenc Te Deum geſungen, zum
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Danke fuͤr die Einnahme der leſtung Varna und fuür den vom General⸗Lieutenant Baron Geismar in der kleinen Wal⸗ erfochtenen Sieg. Die Mitglieder des Reichsrathes, die Miniſter, Senatoren, Generale, der Hof, ſo wie das dipltomatiſche Corps wohnten dieſer Feierlichkeit bei.
Se. Majeſtät der Kaiſer hat eine Beſtimmung des Mi⸗ niſter⸗Comité's zu beſtätigen geruhet, welche die freie Ausfuhr der Kupfermuͤnze mit altem Stempel gegen Paſſierzettel erlaubt, zu deren Ausfertigung die Finanzkammern der Gouvernements von Beloſtok, Weln, Wolhynien, Grodno, Ekaterinoslaw, Kiew, Minſt, Mohilew, Poltava, den Sloboden der Ukraine, Tauris, 8 und Tſchernigoff autoriſirt ſind.
Der ſche Komet iſt von Herrn Profeſſor Struve in Dorpat zuerſt am 24. Sept. (6. Oct.) durch den großen Refractor von Frauenhofer geſehen worden. Eine Ortsbe⸗ ſtimmung gelang erſt am 1. (13.) October, nach welcher an dieſem Tage, um 10 U. 50 mitrlerer Zeit in Dorpat, des Kometen gerade Aufſteigung 7* 16 1 und Abweichung 280 44%7 war. Die von Hrn. Prof. Encke berechnete Epheme⸗ ride giebt fuͤr dieſe Zeit Gerad. Aufſteig. 70 14 9, Abwei⸗ chung 28⸗ 4572, iſo Correction der Ephemeride 4 12 und — 0/,5. Die Ephemeride iſt aber nur auf ganze Mi⸗ nuten berechnet; der Komet iſt alſo genau da gefünden, wo ſein Ort vorausberechnet iſt. Er erſcheint als ein ſehr blaſ⸗
f/Fleck. 8 r e,es 18. Oct. Am 15. d. M. UÜberbrachte ein von Varna kommender Courier dem Gouverneur unſerer Stadt, Geheimen Rathe Bogdanowsky die officielle Nachricht von der Beſetzung Varnas durch unſere Truppen. Se. Maj. der Kaiſer hat bei dieſer Gelegenheit an den General⸗Gou⸗ verneur von Neu Rußland und Beſſarabien, Grafen von Worontzoff, welcher die Belagerungstruppen anfuͤhrte, nach⸗ ſtehendes Reſeript erlaſſe: „ p.
Graf Michael Semenowitſch! Als Ich Sie ſar einige Zeit von der Statthalterſchaft der Provinzen Nen⸗Rußlands zum Oberbefehl der Belagerungstruppen vor Varna berief, war Ich uͤberzeugt, daß Ihre langfäͤhrige Keſarug in der Kriegskunſt und Ihr mu erhafter Eifer fuͤr das ohl des
aterlandes Meine Wahl vöͤllig rechtfertigen wuͤrden. Mei⸗ ne Erwartung iſt erfuͤllt worden. Während der Dauer der Belagerungsarbeiten wurden unſere kapferen Krieger fort⸗ wäͤhrend und allenthalben durch Ihr Beiſpiel angefelert, und Ihre kiugen Maaßregeln haben den gluͤcklichen Erfolg vorbe⸗ geitet, der die Anſtrengungen derſelben gekroͤnt hat. Um auf eine würdige und glänzende Weiſe darzuthun, wie ſehr Ich dieſe neuen Dienſte ſchätze, verleihe Ich Ihnen einen golde⸗ nen ſen mit der Inſchrift: Fuͤr die Einnahme von Varna. Anblick Sie ſtets an dieſes fuͤr die
M Röfichen Waßen ſl nlerlrache Ereigniß erinnern, und-J⸗
nen ein Beweis Meines aufrichtigen Wohlwollens und Mei⸗ ner Erkenntlichkeit ſeyn. 8 Ich bin Ihr wohlgeneigter gez. Nicolas.
Am Bord des Paris, auf der Rhede von Varna 8* am 11. October 1828. 8 Nach neuntaͤgiger Ueberfahrt ſind die von Varna . 4 menden Schiffe „Parméne“ und „der Nordiſche Adler,“"/) am 11ten d. M. auf hieſiger Rhede vor Anker gegangen, und haben eine große Anzahl von Kranken und Verwunde⸗, ten von der Armre in der Tuͤrkei hieher gebracht. 8 Der General⸗Lieutenant Schepeleff, den eine Krankheit enoͤthigt hat, die Armee zu verlaſſen, iſt vor einigen Tagen ier angekommen. Der erſte Secretair der Franztſäſchen Geſandtſchaft in Rußland, Hr. v. Bourgoing, welcher als Freiwilliger bei dem ſechſten Corps vor Siliſtria gefochten hat, ſchiffte ſich
am 13ten d. M. auf der Engliſchen Brigg Nancy ein, um
ſich nach Varna zu dem Franöfäſchen Botſchafter zu begeben. Zwanzig mit Lebensmittein beladene Transportſchiffe ſind in den letzten Tagen nach Varna unter Segel gegangen. Frankreich. 1I“ Paris, 2. Oct. Der Meſſager des Chambres koͤmmt heute verſprochenermaßen wieder auf den Ruſſiſch, Türkiſchen Krieg zuruͤck und beleuchtet namentlich die Frage,
ob es fuͤr die Ruſſen angemeſſen ſey, eine eee .
zu machen. „Um dieſe Frage gehöͤrig zu eroͤrtern,“
derſelbe, „iſt es vor Allem nothwendig, ſie in die Grän⸗ einzuengen, wo ſie Frseriſs entſchieden werden ſoll. b Kriegs⸗Schauplatz laͤßt ſich durch ein, in zwei rechtwinklige Drelecke getheiltes regelmäßiges Auadrat darſtellen. Die Türken haben das eine dieſer Dreiecke inne, deſſen Spi ZI1“ ſich an den Balkan lehnt, waͤhrend der eine Schenkel im Norden bei Siliſtria an die Donau, der andere im Oſten bei Varna an das Schwarze Meer ſtoͤßt. Das eutgegen. geſetzte Dreieck, welches die Ruſſen beſitzen und deſſen & uu die Muͤndung der Donau iſt, dehnt ſich weſtlich dieſen Fluß entlang bis Brallow und ſuͤdlich laäͤngs dem Schwarzen Meere bis Varna aus. Auf dieſer alſo begränzten Flaͤche muß ſich das Schickſal des Osmaniſchen Reichs entſcheiden. Die Diverſtonen, welche die Tuͤrken etwa in den beiden Fuͤr⸗ ſtenthuͤmern machen moͤchten, wuͤrden nur ſehr unneegenach. Reſultate darbieten; denn entweder muüͤßten ſie mit uͤberlegenen Kraͤften daſelbſt erſcheinen, was ſie nicht koͤnnten, ohne ſich anderswo zu ſchwächen und ohne wegen ihres Unterhalts in Verlegenheit zu gerathen; oder ſie wuüͤrden nur ein, zelne Corps dazu verwenden, und dann wird wieder imn der Hauptſache nichts dadurch entſchieden. Immer ſeht 8— man ſich daher genöͤthigt auf das oben abgeſteckte Terraiu)— urüͤckzukommen; 2 giebt es drei Angriffspunkte fur die Rüͤffen, drei Vertheidigungspunkte für die Tüͤrken. Siliſtria— wird im Norden mit getheiltem Erfolge belagert; die Ein,.
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nahme dieſes Platzes iſt indeſſen nur von Untergeordnetem Intereſſe. Den Ruſſen wurde es nuützlich ſeyn, ſich deſem zu bemaͤchtigen; doch iſt es auch hinreichend, die Beſatzing deſſelden im Zaume zu halten. Schumla, im Centrum der 8. Vertheidigungs⸗Linie, hat nie förmlich angegriffen werden ſollen. Da die Tuͤrken dieſen Punkt als das Belwern ihres Reiches betrachten, ſo haben ſie ihre beſten Truppen daſelbſt zuſammengezogen. Ihre Operationen im Laufe der Feindſe. ligkeiren zu, lühmen, — dies war der einzige Zweck des 8 Corps, welches man ihnen hier gegeuuͤbergeſtellt hat. Die, — ſer Plan wird auch keine Aendetung erleiden; er iſ bis ₰ ſen Augenblick mit Gluck verfolgt vorden, da es hei 22 Zweifel unterßhegt, daß Huſſtin⸗Paſcha, einige einzelne Aem fälle abgerechnet, niemals verſucht hat ſeine⸗ 1u¹n¹“ zu verlaſſen, und zur Offenſive überzugchen 9. “ Oſten iſt der einzige Punkt, worum ſich alle e -
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