derts, und die Georgiſche Sprache bis auf den heutigen Tag. Das Land genoß aber ſeine Unabhaͤngigkeit nicht lange, denn da es vor allen anderen der Tuͤrkei nahe lag, ſo konnten die Fuͤrſten deſſelben ſich nur behaupten, indem ſie ſich durch reiche Geſchenke den Beiſtand der Pforte erkauften. Ein ge⸗ wiſſer Beka, Oheim des Atabeg Manntſchar, begab ſich, nachdem er ſeinen Reffen vergiftet, nach Konſtantinopel, wo er zum Islamismus uͤbertrat, und wurde von dem Sultan zum Safar⸗Paſcha von Achaltzyk und Paſcha von zwei Roß⸗ ſchweifen ernannt. Nachdem er ſich ganz Saatabago unterworfen, vertraute er die Bewachung der Feſtungen ſeit dem Jahre 1625 Janitſcharen an, die er ſich vom Sultan erbat, und fing an, die Chriſten zu bedruͤcken; er legte ihnen zuerſt das Charadja auf (eine Abgabe fuͤr die Religion, welche in den Tuͤrkiſchen Provinzen üblich iſt d nahm allmäaͤhlig den Kirchen und Klöſtern die Leibeigt , welche ihnen von den fruͤheren Koͤnigen geſchenkt worden waren, verfolgte die Geiſt⸗ lichkeit*), verwandelte die herrlichen Kirchen und Kloͤſter, von denen mehrere die Graͤber der alten frommen Landes⸗ fuͤrſten enthielten, in Moſcheen, und baute deren noch neue dazu. Der Islamismus ward ſolchergeſtalt allenthalben mit Gewalt verbreitet. Die Geiſtlichen und die Ausgezeich⸗ neten unter den Edlen, welche nicht ihrem Glauben abtruͤn⸗ nig werden wollten, entgingen dieſen Verfolgungen durch die Flucht, und fanden in den Nachbarlaͤndern, beſonders in Carthalinien und Imeretien, Zuflucht, wo ſie ſich auf kleinen Landſtuͤcken anbauten, die ihnen von den Fuͤrſten dieſes Lan⸗ des bewilligt wurden. Nach der Regierung Safar⸗Paſchas waren ſein Sohn Juſſuf, von 1635 an, und ſein Enkel Roſtom, ſeit 1647, ſo wie deren Nachfolger, bis auf den letz⸗ ten aus der Familie, von den Paſchas von Erzerum (Arzrum) abhaͤngig; ſie verfolgten die Chriſten noch heftiger, welche nicht mehr wagen durften, ihre Religion oͤffentlich auszu⸗ uͤben, nachdem Roſtom⸗Paſcha ſeine Frau mit den grauſam⸗ ſten Martern gezwungen hatte, zum Islamismus uͤberzutre⸗ ten. Das Volk übte ſtets im Geheimen die religioͤſen Ge⸗ braͤuche, wenn Geiſtliche in das Land kamen, denen jedoch r frommer Eifer manchmal das Leben koſtete, wenn die e.Hhee Behörden ihre Anweſenheit erfuhren, und erſt neuerdings haben einige Mitglieder des Griechiſchen und Georgiſchen Clerus dort die Maͤrtyrer⸗Palme errungen. — Auch wurde dieſes Land, das man ſonſt als den ſchoͤnſten Theil Georgiens betrachten konnte, dieſer Provinz ſehr ver⸗ derblich. diente den Horden der Bergbewohner, die auf Antrieb der Tuüͤrten in Georgien Mord und Pluͤnderung verbreiteten, und die Bewohner gefangen fortfuͤhrten, zur Zuflucht, und lieferte oft den Tuͤrkiſchen Truppen Fuͤhrer bei ihren Einfaͤllen. Das Paſchalyk von Achalzykh iſt durch ſeine Lage an der Suͤdkuͤſte des Meeres, durch feinen Umfang und ſeine Fruchtbarkeit wichtig. Der Weinſtock, der Oelbaum, der Ci⸗ tronen, Maulbeer’, Granat⸗, Orangen⸗ und Feigenbaum u. ſ. w. ſind dort im Ueberfluſſe vorhanden und liefern beſſere Fruͤchte, als im noͤrdlichen Georgien, am Fuße des Kaukaſus, wo man deren nur wenige oder gar keine findet. Die Felder bringen reiche Erndten von allen Getreidearten, 7 ſ. w. Die Berge und Forſten ſind voll von
Baumwolle u. ſ. Wild, und die Flüͤſſe und Seen reich an trefflichen Fiſchen. Die Bienen geben Honig und Wachs von der beſten Art. Dieſe Provinz en it auch Mineralquellen von heilſamer Wirkung. Die Uferbewohner haben keinen Mangel an Bau⸗ holz, woraus ſie ſich kleine Handelsfahrzeuge zimmern.
Muſik⸗Feſt in YPork im September 1828. Viele auswartige Künſtler, die das Eigenthuͤmliche des Engliſchen Volks⸗Charakters weder kannten, noch der Muͤhe werth hielten, es kennen zu lernen, haben die unangenehmen Ecfahrungen, die ihnen daraus entſtanden, nie ſich und ihrem Egoismus zugeſchrieben, ſondern meiſtens die Meinung in ihrem Vaterlande verbreiter, daß die Englaͤnder durchaus nicht empfaͤnglich für Muſik waͤren. Dennoch beweiſt die Geſchichte der Muſik in England das Gegentheil. Die groͤß⸗ ten Muſiker machten dort ihr Gluͤck. ie großen Muſik⸗ ee gingen von England aus, und noch jetzt erfreuen ſich ſeſe Feſte eines faſt iſpielloſen Antheils, wenn ſie den Ruf den, daß man dort gute klaſſiſche Muſik hoͤren wird. Es cheint daher hoͤch intereſſant, einen Augenzeugen vom letz⸗ ten Muſfikfeſt in York erzaͤhlen zu hoͤren, um den Englän⸗ dern Gerechtigkeit widerfahren zu laſſen. „Iu der Woche“ (ſagt derſelbe) „die zu dieſem Feſt be⸗ ſtimmt war, ſaßte Pork kaum die Zahl der beſuchenden —
8 zliche Religion noch von den Einwohnern und Klöüern, 13 Bilzeſen und eben ſo viele Biſchofe, welche von dem Catholicos von Georgien abhaͤngig waren.
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Fremden. Es ſchien, als habe ſich die feinſte Geſellſchaft von England verabredet, dieſem Feſte einen beſondern Glanzs. zu geben. Den 23. September, am erſten Tag? der 3 braͤngten ſich ſchon fruͤh Maſſen von wohlgekleideten Men⸗ ſchen dem Ort der Feierlichkeit zu. Es belebte ſich einer der merkwuͤrdigſten Plaͤtze der. Welt, den der einſame Wande⸗ 8
rer mit heiligem Schauer uͤber ſeine Großartigkeit betritt, mit bunten Reihen der Menſchen, welche, auf 2
auf dem 1“] gekommen, unwillkuͤhrlich ſtill ſtanden, um * die Pe ne ſchauen; denn es erhebt ſich hier der Rieſenbau der Kathe⸗
drale von York mit einer Vollendung in allen ſeinen Thei-. len, welche jeden einzelnen derſelben in der hoͤchſten Zierli 8 keit erſcheinen laͤßt. An dieſer Stelle ward vor 1200 Jah, ren, den 12. April 627 Edwin der Sachſe, Koͤnig von
Northumbrien, mit ſeinem ganzen Hofe getauft, und ließ uͤber das hoͤlzerne, zur Taufe errichtete Geruͤſt, eine ſteinerne Kirche auffuͤhren, welche, oͤfters zerſtoͤrt und immer wieder “ gebant, im Jahre 1291 bis zum Jahre 1330 ihrejetzige Geſtaltlung erhielt, welche ſie von da an, durch die ſorgfältigſte Nachh. huͤlfe bis jetzt, faſt in allen ihren Theilen behauptet hatit, Wenn die Majeſtaͤt des äͤußern Bauwerks den Beſchautt
bün
mit Verwunderung erfuͤllt, wenn er ſchon zufrieden geſtelt waͤre durch deſſen kuͤhne Ausfuͤhrung der Kreuzform mit ſelx. nen drei Haupt⸗Thuͤrmen und einer Menge von kleinen
Spitzen und Thuͤrmen, mit ſeinen herrlich gebildeten großen Fenſtern, mit ſeinen 2 großartigen Haupt⸗Eingaͤngen an der Suͤd⸗, und Weſt⸗Seite, ſo wird man doch vom Neuem uͤber, raſcht beim Eintreten in dieſen Dom, deſſen Lange 524 zis und deſſen breite Seite des Kreuzes 220 Fuß, bei einer in,⸗ nern Breite von 110 Fuß betraͤgt, denn das Innere ſcheint wo moͤglich noch großartiger, als das Aeußere. Da, wo ſich der kuͤrzere Theil des Kreuzes mit dem laͤngern Theile durch, ſchneidet, durchſchaut das Auge die ganze Hoͤhe des auf den 4 Haupt⸗Saͤulen der Kirche erbauten Thurms bis zur Decke in 8 — von 8 Fuß. * s iſt hier zwar nicht eigentlich die Abſicht, eine ausfuͤhrliche Beſchreibung dieſer herrlichen Kirche zu m⸗, aber es 8 ₰ 8 der Raum bezeichnet werden, wo das Muſik⸗Feſt gefeiert wurde, und der auf ſabte empfaͤngliche Gemuͤth den tiefſten Eindruck macht. Man fuͤhlt, daß der Grund, den der Fuß betritt, ein heiliger, Gort geweihter Boden ſeyn muͤſſe; auch giebt es wohl we⸗ nig Kirchen, deren Inneres dem Aeußeren in dieſem Maaße entſpricht. In dieſem weiten, ſo kunſtreich und ſinnig bear⸗ beiteten Raume, der ſich großartig nach allen Seiten hin ausdehnt, und den Blick in die Höhe leitet, kann man den Gedanken verzeihlich finden, daß der Menſch verſucht hat, 8 einen begränzten Raum zur Wohnung dar⸗ zubieten. 1 Obgleich mich das Feſt⸗Getuͤmmel in den Straßen etwas zerſtreut hatte, ſo ſammelten ſich meine Gedanken zum from-⸗ men Gefuͤhl beim Eintritt in dieſen Tempel, der heute eine froͤhlichere Geſtalt angenommen, als gewoͤhnlich. Das Haupt⸗ Schiff des Doms, ſonſt leer und weit, war mit ſchoͤnen Sitzen von carmoiſinrothem Tuche geſchmuͤckt, und nahe an 2000 Menſchen fanden hier Platz. In den Seiten Flügeiln waren die Sitze mit gruͤnem Tuche uͤberzogen, und fuͤr alle Zuhoͤrer bequemer Platz vorhanden. Das Orcheſter war auf 8 das Reichſte ausgeſchmuͤckt, und uͤberall ſah man die gothik,.“ ſchen Verzierungen der Gallerieen auf's Geſchmackvollſte aus⸗ gefuͤhrt. — Auch war geſorgt, daß die Seiten⸗Hallen des Orcheſters mit reicher Carmoiſin⸗Drappirung gehoͤrig geſchlof,. ſen waren, um den Ton nicht verhallen zu laſſen. — . Alles das war in allen ſeinen Theilen trefflich und ſorg⸗ Z ſam angeordnet, aber man mußte es ſehen, wie es ganz mit Menſchen angefuͤllt war. Es iſt unmoͤglich, den Anblick des Auditoriums zu beſchreiben, und nie mag dieſer Dom 885 in groͤßerer Pracht ſein Inneres gezeigt haben. Zum erſten⸗ mal pries ich den feinen Anzug der Zuhoͤrer, und den Bluu-“. men⸗ und Federſchmuck der ſchoͤnen Welt in einer Kirche . Von oben geſehen, erſchienen die Reihen der Damen wie lange Blumen⸗Beete von Roſen und Relken, und die bun⸗. ten bewegten Federn erſchienen als eben ſo viele hin und — her flatternde bunte Voͤgel auf einer Blumen⸗Aue. Aber 8₰ nicht die ſchoͤnen Anzuͤge waren es, die dieſem Bilde das zaux, beriſche Leben gaben. Es war die Schoͤnheit der großen
Menge ſelbſt, und ſelten moͤgen wohl ſo viele Schoͤnheiten an einen Ort verſammelt geweſen ſeyn. - 3 Ein Te Deum von Händel eroͤffnete das Muſik,Feſt. Jedoch muß ich noch die Muſiker nennen, welche bei dieſer 8 Gelegenhett thaͤtig waren. Unter den Solo⸗Sangerinnen 8 prangen folgende Namen: Mad. Catalani, Mad. Caradori, Mad. Stockhauſen, Mrs. Knyvert, Miß Paton und Mis 8 Stephens. Die 8 Solo⸗Sanger hießen: Braham, Vanah 8 Philipps, Taylor, Harper, Lindley, De Begnis und Terrail.