GE3. S

e“

No. 293. Berlin,

Mittwoch den 5ten November.

Peirg⸗ ishe

Amtliche RNachrichten.

Kronik des Tages.

Des Koͤnigs Majeſtaͤt haben die Mitglieder der fieſgen diciniſe ber⸗Examinations⸗Commiſſion, Regiments⸗ 28985,988 und Dr. Weitſch zu Ober⸗Medizinal⸗ Raͤthen allergnadigſt zu ernennen und die daruͤber ausgefer⸗ tigten Patente herhoͤchſteigenhaͤndig zu vollziehen geruhet. Des Koͤnigs Majeſtaͤt haben die Regierungs⸗Raͤthe von Woyrſch in Breslau und Lehnmann in Liegnitz zu Ge⸗ heimen Regierungs⸗Raͤthen Allergnäaͤdigſt zu e“ Se. Mazeſtaͤt der Koͤnig haben den Kaufmann Hipo⸗ lyte Pelloutier zu Nantes zum Vice⸗Conſul daſelbſt zu

ernennen geruhet. Angekommen: Der Regierungs⸗ 8& Praͤſident 1I, von Marienwerder. 8 Fle deente, enmesencheſ Peäſibene Rothe, von Danzig. Der Kaiſerlich Oeſterreichiſche Schloß⸗Hauptmann zu Laxenburg, Riedel, als Courier von Wien.

bie 28

2

eitungs⸗Nachrichten

8 1 e iaen .eäe—

Frankreich.

Paris, 29. Oct. Der Meſſager des Chambres enthaͤlt Folgendes: „Einige⸗Aufſaͤtze, die wir uͤber die Stel⸗ lung der Ruſſiſchen und Tuͤrtiſchen Armee und uͤber die wahrſcheinlichen Folgen des gegenwaͤrtigen Feldzuges publicirt haben, ſind von gewiſſen Zeitungen als der Ausdruck einer beſondern Vorliebe unſerer Regierung fuͤr die Sache der Ruſſen ausgelegt worden. Wir haben ſchon einmal bemerkt, daß Diejenigen, die uns noch kuͤrzlich das Verſchwinden des Türkiſchen Reichs von dem Europaͤiſchen Boden verkuͤndig⸗ ren und unſer Cabinet ſowohl als das Engliſche der Unvor⸗ ſichtigkeit beſchuldigten, daß ſie ſich den rieſenhaften Un⸗ tzernehmungen des Moskovitiſchen Coloſſes nicht widerſetzt häͤtten, daß gerade dieſe uns heute die Sache Rußlands als voͤllig verloren ſchildern, und, wenn ſie nur dürften, uns gern die Invaſton des Ruſſiſchen Gebiets durch die Fahne des Propheten und die Zerſtoͤrung von Moskau’s Kirchen durch die Aſiatiſchen Horden anzeigen wuͤrden. Hier⸗ aus geht hervor, daß der lebhafte Geiſt des Franzoſen nicht die Mitte zu halten weiß; er geht ohne Weiteres von einem Ertreme zum andern uͤber. Weil wir nun dieſe doppelte Uebertreibung nicht getheilt haben, will man heute von der Regierung behaupten, daß ſie es ausſchließlich mit Rußland

geht ſogar ſo weit, daß man unſere Politik

ritterlichen Großmuth zeiht, welche blindlings das Intereſſe einer an eblich in den letzten Zuͤgen liegenden Macht theile. Dieſe ehauptung wird in den oͤffentlichen Blättern zu oft wiederholt, als daß ſie nicht eine Erklaͤrung verdiente. Als Frankreich nach ſo⸗ vielen ruhmwuͤrdigen Tha⸗

widerwärtigen Begehenheiten durch die Wiederher⸗ deanacr aufs Neue in die große Europäiſche Gemeinde eintrat, bedurfte es großer Anſtrengungen, um die politiſche Wichtigkeit wieder zu gewinnen, welche die Natur eines Bodens, ſo wie ſein verſtaͤndiges und kriegeriſches oit ihm anweiſen. In wenigen Jahren jedoch gelang es dem glücktichen Einfluſſe der vaterlichen Regierung unſerer Koͤnige, der Entwickelung unſerer verfaſſungsmaͤßigen Staats⸗ Einrichtungen, der Beſeſtigung des öͤffentlichen Credits, dem wunderbaren Aufſchwunge unſers Gewerbfleißes, unſerm Va⸗ tertande jene moraliſche Kraft, jenes politiſche Anſehen zuruͤck⸗

——

zugeben, welche es von jetzt an nicht mehr verlieren hnan Frankreich iſt heutiges Tages ſtark, unabhaͤngig und im Aus⸗ lande geachtet; es folgt keiner anderen Politik, als ſeiner eigenen, keinen anderen Eingebungen als denen ſeiner Ehre

und des allgemeinen Beſten; es iſt gegen Niemanden Ver⸗

pflichtungen eingegangen, hat mit Niemandem geheime Ver⸗ traͤge abgeſchloſſen; es kann ſeine politiſchen Verhaͤltniſſe frei

und ohne allen Ruͤckhalt eingeſtehen. England und Rußland

ſind beide in gleichem Maaße Frankreichs Verbündete, aber die Politik 2 —2 Cabinets iſt ſo wenig Ruſſiſch als Eng⸗

liſch; dieſe Politik, deren Grundſatz allein die Ehre iſt, beab⸗

ſichtigt die Erhaltung des Friedens in Europa; ſie wirkt daz aus allen Kraͤften mit; nicht daß ſie bei einer Beleidigung ſtumm bleiben wuͤrde, daß ſie fuͤr eine edle Sache unempfind lich waͤre, aber ſie haͤlt dafuͤr, daß unſere ganze Wohlfahrt unſer Seehandel, unſer innerer Gewerbfleiß ſich genau a die Erhaltung des allgemeinen Friedens knuͤpfen. Hierna darf man ſich nicht wundern, wenn wir jene leidenſchaftli chen Vorurtheile, jene declamatoriſche und faſt immer feind⸗ ſelige Sprache gewiſſer Zeitungen gegen die fremden Cabinette nicht theilen; wir glauben nicht, daß dies eben ein Mittel ſey, unſerem Lande zu nuüͤtzen. Wenn die Ruſſiſchen Waffen noch nicht den ganzen Umfang des Erfolges gehabt haben, auf den ſie rechnen durften, wenn Hinderniſſe den Marſch ſenſeits der Donau gehemmt haben, wuͤrde es da edelmuͤthig und hochherzig ſeyn, einen ſolchen Augenblick zu waͤhlen, um uns gegen Rußland zu erheben? Sollten wir da deſſen Erniedrigung wuͤnſchen? So weit geht unſer Patriotismus nicht. Wenn England mit einigen innern Schwierigkeiten zu kaͤmpfen hat, wenn eine große und ernſte religioͤſe Frage ſeine Regierung beſchäftigt, ſollen wir da gegen dieſe Regierung, die noch eben ſo ſact iſt als ſie immer war und im Uebrigen Frankreichs treuer Alllirter iſt, auftreten? Die innern Angelegenheiten Englands gehen uns nichts an; die Engliſche Oppoſition mag daruͤber ſtreiten, dies iſt ihre Rolle; aber nicht die unſrige iſt es, mit der ganzen Bitterkeit der Controverſe in Zwiſtigkeiten, die uns voͤllig fremd ſind, Parthei zu ergreifen. Durchdrungen von unſerer politiſchen Wuͤrde, haben wir nicht noͤthig mit Ver⸗ achtung auf die uͤbrigen Europaͤiſchen Cabinette hinabzublicken, um die Macht unſers eignen Landes zu heben. Frankreich iſt frei und gluͤcklich; es hat viel erworben und kann noch viel erwerben, wenn die verſchiedenen Gewalten im Staate ſich freundlich die Hand bieten und das Land der Regierung mit Vertrauen entgegenkoͤmmt.

Im Meſſager des Chambres lieſt man ferner: Courrier und die Quotidienne vom 27ſten d. M. geben uͤber

den Zuſtand unſerer Truppen in Morea ſehr ungenaue —2 2

ſehr uͤbertriebene Nachrichten, denen zufolge Mangel an Le bensmitteln ſeyn und die ſchlechte Beſchaffenheit derſelben eine epidemiſche Krankheit verurſacht haben ſoll, deren Opfer mehrere Ingenieur, und Artillerie⸗Officiere geworden waäͤren. Die neueſten Depeſchen, welche die Regierung erhalten hat, die es ſich fortwährend zur Pflicht macht, nur voͤllig gendue Thatſachen bekannt zu machen, ſind weit entfernt, den Geſundheits⸗Zuſtand der Diviſion in ſo betruͤbender Weiſe erſcheinen zu laſſen. Nur die bei Navarin lagernde Bri⸗ gade iſt vom Wechſelſteber befallen worden, und nach eben

ſenen Berichten iſt die Sterblichkeit nicht bedeutend. Nur ein Ingenieur⸗Officier, der Lieutenant Leclere, und zwei Medicinal⸗Beamten, der Chirurg Bertrand und der Apo⸗

theker Grand, hatten der Krankheit unterlegen. Am 2ten October befanden ſich 374 Kranke in den Lazarethen. Was die Beſchaffenheit der Lebensmittel anlangt,

ſo beſagt

eins der letzten Schreiben des Militair⸗Intendanten der Di⸗

8u aller ruppen ſeit un⸗ ſind doch ſaͤmmkliche Theilt

viſion in dieſer Hinſicht woͤrtlich Folgendes: Schwierigkeiten unſerer Lage, obwohl alle T ſerer Ausſchiffung bivonaquiren,