Seehr. Vermiſchte Nachrichten. . Reiſe in Indien von Reginald Heber, Biſchof von Calcutta.

(Fortſetzung.)

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mir die Unterhaltung, welche ein Mann der neben uns herging, mit dem unſrigen hatte. Nimm dich in Acht, ſagte er, der Weg iſt hier ſchlecht, dies iſt eine Stelle, wo du leicht gleiten kannſt. Der Elephant ſchien alles zu verſtehen, und dem Geſagten Folge zu leiſten. Der Fuͤhrer im Gegen⸗ theil, ſagte ihm kein einziges Wort; wenn er die Richtung ändern wollte, ſo legte er ſeinen Fuß dem Thiere an dieje⸗ nige Seite des Halſes, nach welcher hin er den Weg gean⸗ dert haben wollte; wenn er ſeinen Gang beſchleunigen will, ſo ſticht er ihn mit der Spitze einer langen Gerte; er giebt ihm einen Schlag auf die Naſe, wenn er anhalten ſoll. Man kennt die Herrſchaft, welche die Fuͤhrer uͤber dieſe Thiere ausuͤben. Kurze Zeit vor meiner Ankunft in Ben⸗ galen, hatte man einen dieſer Kornaks zum Tode verurtheilt, der ſich von einer Frau beleidigt ſah, und ſeinem Thiere ein Zeichen gegeben hatte, das dieſes nur zu wohl verſtand, in⸗ dem es das unglückliche Weib tödtete.

Die Todesſtrafe wird hier ſehr ſelten angewendet, und dann auch nur gegen Moͤrder; 828 geringere Verbrecher wendet man Straf⸗Arbeiten an. Auf groͤßeren Heerſtraßen findet man oft Banden von Galeeren⸗Sklaven, welche an den Fuͤßen gefeſſelt ſind und von Polizei⸗Dienern bewacht werden. Was auch das Verbrechen dieſer Ungluͤcklichen ſeyn mag, ſie werden noch immer verſtockter, durch dieſe täͤgli⸗ chen Erniedrigungen, unter denen ſie den Augen der Menge in einer ſo verworfenen Lage ausgeſetzt werden. F Ich habe in meinem Leben nie ſo wilde Geſtalten geſe⸗

hen, ſie bildeten einen ſchlagenden Kontraſt gegen die

ruhige und faſt etwas weibiſche Milde, welche die

3 Geſichtszuͤge der Hindu charakteriſirt. Was kann man auch

in der That von Leuten erwarten, welche, des Mitgefuͤhls

ihrer Nebenmenſchen und der Troͤſtungen des Chriſtenthums

beraubt, nichts mehr von dieſer Welt erwarten, und keinen vernünftigen Begriff von einem andern Leben haben.

Intereſſant iſt die Beſchreibung eines Feſtes, dem die Gemahlin des Biſchofes auf die, von dem Indiſchen Gro⸗ ßen, welcher es zur Einweihung ſeiner neuen Wohnung gab, dazu erhaltene Einladung, beiwohnte. Die Fabade ſelnes großen und präͤchtigen Hauſes war wunderbarer Weiſe mit Korinthiſchen Säulen geſchmückt, und bei Gelegenheit des Feſtes auf'’s glänzendſte erleuchtet. Eine Menge Volks draͤngte ſich um die Thuͤre. Man ließ uns in einen ſehr großen Saal eintreten, der mit 2 Gallerieen umgeben war, welche ihn mit den übrigen Zimmern verbanden. Die eine dieſer Gallerieen, etwas hoͤher als die andere, war von den e des Hauſes eingenommen, welche, obgleich ſelbſt un⸗

1 Einen Beweis von der Verſtändigkeit der Elephanten ga

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ar, doch alles ſehen konnten, was ihren Jalouſieen ge⸗ —,— vorging. r Saal war obden offen, doch bei dieſer Gelegenheit, wie uͤberhaupt bei allen Feſtlichkeiten, hatte man ihn mit einem rothen Zeuge überdeckt. Die Wohnungen der reichen Indier ſind alle auf dieſe Weiſe gebaut; der Vater, die Soͤhne, die Enkel, alle dieſe verſchiedenen Familien woh⸗

nen und leben zuſammen, bis das Haus zu klein geſunden wird, um allen Raum zu geben, dann trennen

dies bei den Patriarchen war, und bilden neue F Saales, die Schoͤnheit der Säͤulen, die große Zahl kriſtalle⸗ ihn ten, ſtachen ſehr gegen die heit der Zimmer ab, weiche nicht fuͤr eingerichtet waren; denn es war nicht ein⸗ itsleuten in den unteren Gallerien zu

Die Eleganz welche die oberen

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ddieſe Gelegenheit

mal der von den Ar .

ruͤckgelaſſene Schutt fortgeſchafft worden, das Geländer der zerbrochen

und ich mußte

mit vieler Vorſicht gehen, um die Haufen von Schmutz 1 vermeiden. Als wir in den Saal eintraten, drängte man

ſich um eine beruͤhmte Sängerin, die Catalani des Orients,

ſie hieß Vilki. Ihre Stimme war ſehr ſauft, aber ohne

großen Umfang. Sie ſang Hindoſtaniſche Arien, von einem

ſchlechten Orcheſter begleitet. Da das Gedraͤnge ſehr groß

war, ſo flohen wir in ein Zimmer, das nach der

obern Gallerie hinging, und hoͤrten dort eine Arie nach der

andern bis zum Ueberdruß. Die Saͤngerin wurde nun durch

den Tanz erſetzt, wenn man Verdrehungen der Arme, Beine⸗

des Kopfes und des ganzen Koͤrpers, ohne dabei auch nur

vom Platze zu gehen, ſo nennen kann. Es wurde eine tomime aufgefuͤhrt, welche uns aber unverſtändlich blieb. Allem herrſchte der größte Anſtand. Eine Peſſe er ſchlecht verfaßt und ſchlecht aufgefuͤhrt, welche die Engl Contre⸗Tänze laͤcherlich machen ſollte, beſchloß das Feſt, das ſehr ſchaal und aller Unterhaltung, außer der der N. beraubt erſchienen war. Um uns eine groͤßere Ehre zu zeigen, fuͤhrte man uns in ein Zimmer, wo ein Abern fuͤr eine kleine Anzahl ausgewählter Gäſte bereitet war. gen Mitternacht kehrten wir nach Hauſe zuruͤck, ſehr det und wenig aufgelegt, einem zweiten Feſte dieſer Art zuwohnen. Schon ſeit einiger Zeit waren mir Bi aufgefallen, welche ich in den Straßen von Calcutta deſſen Umgebung bemerkt hatte. Sie ſtellten näml weibliche Geſtalt, auf eine plumpe Weiſe ausgehauen welche auf dem Ruͤcken eines Elephanten lag; auf dem Kop trug ſie eine Pyramide oder einen Altar. Dies iſt eine Art von Weihgeſchenken, welche bei dem Tode reicher Indier

der Näͤhe ihrer Haͤuſer aufgerichtet werden, wo ſie bleibe bis ſie in Stuͤcken fallen. Dieſe Figuren ſind von Holz⸗ doch die meiſten der Indiſchen Goͤtzenbilder ſind von T Sie gleichen, in Betreff der Arbeit und der Farbe, aber auch der Form, jenen ſchlechten Gyps⸗Abdruͤcken, welche Bewohner der Ufer des Comer⸗See nach England bri⸗ Zu einer gewiſſen Zeit des Jahres ſieht man eine große 3 von Kaufleuten, welche dieſe Bilder auf dem Kopf in Straßen von Calcutta austragen, dann ſind dieſe aber 1. nicht geweiht, das heißt noch nicht von den Braminen in Wellen des Ganges getaucht. Bis dahin ſind ſie noch n geheiligt, und man braucht ſie als Zierde in den oder giebt ſie den Kindern als Spielwerk; aber die weihung ſtatt gefunden, ſo wuͤrde man ſie nicht ge chen koͤnnen, ohne das religiöſe Gefuüͤhl der Indier verletzen. (Fortſetzung elen)

Koönigliche Schauſpiele.

Donnerſtag, 6. Nov. Im Schauſpielhauſe, zun wiederholt: Das Ritterwort, Luſtſpiel in 4 2 ungen, von E. Raupach. Vorher: Die Vertrauten, ſpiel in 2 Abtheilungen, in Verſen, von A. Müllner.

Freitag, 7. Nov. Im Opernhauſe: Der Maurer. Breiting: Leon, als zweite Debut,Rolle.) Hierauf: Götzenbild und der Tambour. (Mad. Deſargus⸗ L den Tambour.)

im Schauſpielhauſe: Franzoͤſiſche Vorſtellung. onnahend, 8. Nov. oöm Potsdam, zum Erſtent

Chriſtinens Liebe und d Drama in 2 Abthet Hierauf: Solotanz. Und: Hemoriſtſche Königsſtädtſches Theater. Donnerſtag, 6. Nov. Lenore. Mh⸗

Auswärtige Börsen.

28l 8 Treppe war an mehreren

N ach Obdeſſa, 22. Oct. Se. aät der Kaiſer ſind in hier und haben etliche

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General⸗Gouverneur,

4 unter der iſter, Graf Stanislas Rubrit veſat pa n ö

ndanten von Va

Wien, 31. Oes. 57Cx Menll. 95. B.nl.-Acuen 10 I * an Bord des Linien. ber Landung die g be Se. Maſeſtaͤt.

rersburg an General⸗Adjutant Benkendorf und der General!

nannte gen hatte, wegen des widrigen Windes, 7 Tage auf der Fahrt von Varna hiecher zugebracht;

war derſelhe ſo heftig, daß alle beſchaͤdigt ſind. raf von Woronzow, iſt ebenfalls an Vord .age⸗ A. ö9

Vles⸗Kanzler, Graf von Neſſ⸗ ler, eirode, die General⸗Adjutanten Sr. Mazj. 2 otocki, und der Königl. Preuß. General⸗Mazor, Graf dr.

lattes gemeldet worden, bereits wieder in Verlin don Varna, iſt am Bord der Fregatte Raphacl bier angekommtn.

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