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Z1“ EIL* 1“ E1131qu“ z u r llgemeinen Preußiſchen Staats⸗Zeitung Nr. 304
rung beduͤrfte. Jeder hohen Idee war er hold, Handels⸗ freiheit und Freiheit des Eigenthums wie des Worts war ihm das Hoͤchſte, und offene Geradheit und Biederkeit der Schmuck ſeines Lebens. — Als Schriftſteller war er beliebt, ſein Vortrag war eben ſo buͤndig als klar, und den Nutzen den er durch ſeine hüü nſer deutſches Vaterland, ſondern uͤber die ganze civiliſirte Welt verbreitet. — Als Lehrer war er ernſt aber doch heiter und liechenswürdig, und wenn auch ſeine Schuͤler im Um⸗ gang mit ihm ſich gewiſſermaaßen befangen fuͤhlten, ſo wurde doch jeder von ſeinem begeiſternden Auge und belehrenden Worte unwillkuͤhrlich zu ihm hingezogen. Erwachſene Ju⸗ gend war ſein Element, und ſelbſt im Anfange ſeines Kran⸗ kenlagers war ihm der Kreis junger wißbegieriger Maͤn⸗ naer ſtets angenehm und erheiternd. — Als Gatte und Va⸗ ter war er zaͤrtlich, fuͤr das Wohl ſeiner Gelſchten oft nur zu ängſtlich beſorgt, als Freund war er bewährt in Freuden Leiden. 1 1 *₰ Sanft ruhe die Aſche des Mannes, deſſen Andenken nie erlöͤſchen wird.
Vermiſchte Nachrichten.
Indien von Reginald Heber, Biſchof
Reiſe in von Calcutta.
(Schluß.)
Ueber die Art und die Fortſchritte des Landbaues in Indien ſchreibt der Biſchof Folgendes, was er von ſeinem Intendanten (Sircar auf Indiſch), einem ſehr unterrichteten Ind mit dem Zuſtande des Landes in dieſer Hinſicht wohl⸗ bekannten Manne, gehoͤrt hatte. Die großen Land⸗Eigenthuͤ⸗ mer, Zemindar genannt, verpachten ihre großen Beſitzungen, nachdem ſie dieſe in dem Werthe nach gleiche Stuͤcke einge⸗ theilt haben, an große und reiche Paͤchter, welche die einzel⸗ nen Stuͤcke durch das Loos unter ſich vertheilen. Jeder die⸗ ſer Paͤchter verpachtet dieſe Stuͤcke nun wieder an andere, und dieſe nun zerſtuͤckeln die groͤßeren Aecker noch einmal in kleine Theile, und verpachten wieder dieſe Theile an einzelne Arbeiter. Es kommt zwar vor, daß man die Pacht⸗Con⸗ rrakte fuͤr eine laͤngere Zeit abſchließt, gewoͤhnlich werden ſie ber von Jahr zu Jahr erneuert. In der Umgegend von LCalcutta iſt der Pachtpreis fuͤr 1 Begah Land (ungefähr 12 — 15 Morgen), welches ſich zum Reisbau eignet, 2 Ru⸗ pien. Das Land, welches ſich zum Bau des Obſtes beſon⸗ ders eignet, wird zu 5 Rupien verpachtet. Landguͤter, welche in der Nähe von Calcutta liegen, bringen 50 Rupien ſogar für den Begah, doch ſind ſie zu dieſem hohen Preiſe erſt ge⸗ ſtiegen, ſeitdem man angefangen hat, neue und beſſere Stra⸗ ßen und Verbindungs⸗Wege anzulegen. Gerade durch dieſe Vorſorge und Einrichtungen der Regierung haben die Land⸗ Eigenthuͤmer ſehr viel gewonnen. Ein mich auf meinen TDpazierfahrten, welche ſich gewoͤhnlich auf die Umgebungen . von Calcutta beſchränkten, oft aber auch tiefer in's Land hineingingen, begleitender Babu machte mich dabei oͤfter auf die ſehr ſchoͤmen Landhaͤuſer dieſer Zemindars aufmerkſam, welche in der letztern Zeit ſo reich geworden ſind, daß ſie noch mehrere der ſchönſten Haͤuſer in Calcutta ſelbſt beſitzen. Eins dieſer Haͤuſer, deſſen Eigenthuͤmer vom Lord Wellesley zum Raſa gemacht war, lag in einer Art von Park, der aus ſehr ſchoͤnen Myrthenbaͤumen beſtand, welche ie Hehe eines Kaſtanienbaums erreichten, aber leider ganz und gar verunſtaltet waren, indem man ſie in Kegelformen verſchnitten hatte. Bei dieſer Gelegenheit bemerkte ich ein anderes Gebäude, das in einem Bosquet von Kokospalmen 8 war, deſſen Eingang eine hoͤlzerne Figur
bel 30 Fuß zu vertheidigen ſchien. Mein Sircar „ dies große Goͤtzenbild iſt hier als Schild⸗ t aufgeſtellt, um die uͤbrigen Gottheiten, welche inner⸗
dieſer Mauern eingeſchloſſen ſind, zu bewachen, hier iſt lich die Pagode von Karda. In geringer Entfernung hye bemerkte ich einen maſſiven Thurm von ungefaͤhr 16
6 er ruhte auf 8 oder 10 großen Naͤdern, welche reh n⸗ und roth angeſtrichen waren. Dies, ſagte der
8.
Sircar, läͤchelnd, iſt der Wagen unſers Got⸗ tes; da 2 — iſt, in den Straßen der naͤchſten Sraͤdte gez zu we ſo laſſen wir ihn auf der oßen Land D ſchoͤnes Schauſpiel, die Be⸗
völkerung der ganzen Umgegend herbeilaufen und ſich vor den
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riften geſtiftet, hat ſich nicht nur uͤber
Wagen ſpannen zu ſehen, wenn das Bild des Brame 6 auf ſteht. Er fuͤgte hinzu, daß 300 Perſonen noͤthig er⸗ ren, um dieſen koloſſalen Wagen in Bewegung zu aee⸗ .
Ich fragte ihn, ob man zu Kaida eben ſo, wie zu Ja gernaut, Menſchenopfer braͤchte, er verſicherte mir aber, der X chen nie beſehen zu haben. Bei dieſer Gelegenheit — wir auch bei dem alten Palaſte des Nawal von Chitpur vor⸗ bei, in der Stadt gleiches Namens; die Europaͤer nennen ihn jetzt den Nawal von Murehedabad, dem Orte ſeiner jetzigen Reſtdenz. Dieſer Nawal iſt ein Abkömmling jener Mahomedaniſchen Fuͤrſten, welche dieſe Gegend beherrſchten ehe ſie von den Englaͤndern in Beſitz genommen wurde. Er hat ſich eine reiche Apanage an Land zu bewahren gewußt welche, verbunden mit der Penſton, die der Gouverneur ihm zugeſtanden hat, ihm eine monatliche Einnahme von 100,000 Rupien gewaͤhrt. Er beſoldet jetzt noch eine Ehrenwache und ſucht uͤberhaupt ſo viel als moͤglich immer. noch die For⸗ men des Koͤnigthums aufrecht zu erhalten. Auch hatte ihm der Gouverneur genug Ehrenbezeugungen erwieſen. Indem mein Sircar mir dieſes erzaͤhlte, bemerkte er zugleich den Unterſchied in der Behandlung, welche bei unſerer Eroberung die Mahomedaniſchen Fuͤrſten von uns erfahren, und derje⸗ nigen, welche dieſe Mahomedaner denen von ihnen beſiegten Raja's hatten widerfahren laſſen, indem ſie jeden Fuͤhrer jedes Haupt des Landes, wo ſie ihrer nur habhaft werden konnten, zum Tode verdammten. Ich weiß nicht, ob er dies fuͤr ein Compliment gelten laſſen wollte, aber ich habe oft Urſache gehabt, mich zu uͤberzeugen, daß dieſe Anſicht, welche mein Sircar eben ausgeſprochen hatte, von einer großen Zahl der Indier getheilt wird, welche es alle nicht ungern geſehen haͤtten wenn wir eine geringere Liberalitaͤt gegen ihre fruͤheren Un⸗ terdruͤcker bewieſen und ausgeuͤbt haͤtten. Aber das Gou⸗ vernement hat ſich ſehr weiſe gezeigt, indem es, ſelbſt große Koſten nicht ſcheuend, dieſe Ueberbleibſel Muſelmaͤnniſcher Herrſchaft aufrecht erhielt, denn es iſt ſehr zu wuͤnſchen daß die Voͤlker Indiens niemals vergeſſen moͤgen, daß wir nicht die erſten Eroberer ihres Landes waren, und daß wir ſie als Unterthanen von Fuͤrſten gefunden haben, die ihnen an Blut und Religion eben ſo fremd waren, wie wir, die ihnen aber ein weit druͤckenderes Joch auferlegt hatten. Mein Begleiter machte mich mit ſpoͤttiſcher Miene auf einen Soldaten (secapoy) aufmerkſam, der ſehr reich unifor⸗ mirt war, und als Waffe eine Perſiſche Flinte trug; es war dies einer von der Leibwache des reichen Babhn Budinath⸗ Roy, welcher in der Nachbarſchaft wohnte. Dieſer Budi⸗ nath⸗Roy iſt vom Lord Amherſt zum Raja gemacht, und ſeine Freigebigkeit iſt es, der man groͤßtentheils die Gruͤn⸗ dung der Central⸗Schule zu Calcutta verdankt, welche fuͤr die Erziehung und den Unterricht junger Indiſcher Madchen be⸗ ſtimmt iſt. Budinath⸗Roy hat dazu 20,000 Rupien herge⸗ geben, und traͤgt außerdem noch bedeutend zu allen uͤbrigen Wohlthaͤtigkeits⸗Anſtalten bei. Das Privilegium, bewaffnete Leute in ſeinem Sold zu haben, wird in Indien ſehr hoch taxirt, und gewöhnlich nur Leuten des erſten Ranges zuge⸗ ſtanden. Kein Europaͤer zu Calcutta hat dies Recht, nur den Gouverneur und den Ober⸗Richter ausgenommen, welche ſich, wenn ſie oͤffentlich erſcheinen, von 5 oder 6 Lanzenträ⸗ gern begleiten laſſen, außer den Péons der gewoͤhnlichen Polizei⸗Garde. 2
Unter andern erhielt der Biſchof auch einen merkwuͤrdi⸗ gen und intereſſanten Beſuch von dem Sohne eines als un⸗ ermeßlich reich bekannten Babu, welcher allgemein in ſehr hoher Achtung ſtand. Die Art, wie dieſer junge Mann ſich enimmt, iſt ſehr liebenswuͤrdig, ſagt der Biſchof; er ſpricht das Engliſche mit Leichtigkeit und kennt den groͤßten Theil unſerer Lieblings⸗Schriftſteller, beſonders aber die Geſchichts⸗ ſchreiber und Geographen. Er leht ganz auf Europaͤtſchem Fuße und thut aus ſeinen ſo großen Mitteln alles nur Moͤg⸗ liche, um hen Unterricht und die Belehrung ſeiner Landsleute zu beguͤnſtigen und zu heben. Er iſt freiwilliger Secretair der Geſellſchaft fuͤr die Verhreitung der Schulen und als Verfaſſer einiger in Bengaliſcher Sprache geſchriebenen Ele⸗ mentar⸗Werke bekannt. Ohngeachtet dieſes Allen ſagt man doch, daß er den aberglaͤubiſchen Gebraͤuchen ſeiner Religion mit außerordentlich feſtem Glauben ergeben ſey; etwas unter den reichen Babus ſehr Seltenes. Als der Indiſche Adel zu Calcutta ſich verſammelte, um uͤber eine Dank⸗Adreſſe an Lord Haſting, welcher uag England zurückkehrte, abzu⸗