zu Ehren gefeiert und begann am Abend.

ſtimmen, ſo ſchlug Rhadacant⸗ Deb (dies iſt der jungen und gelehrten Babu) vor: „daß man den Lord Haſting beſonders danken müſſe fuͤr den Schutz und die Aufmunterung, welche er dem alten orthodoxen Gebrauche, die Wittwen den Manen ihrer Gatten zu opfern, haͤtte an⸗ gedeihen laſſen.“ Dieſer Vorſchlag wurde auch nicht durch ein einziges gleich ganz und gar aus Hindu beſtand.

Ich fand die Unterhaltung des Rhadacant⸗Deb intereſſant und belehrend. Weit entfernt Diskuſſionen uͤber religioͤſe Gegen⸗ ſtaͤnde zu vermeiden, fuͤhrte er vielmehr die Gelegenheit dazu her⸗ bei, weil er hinreichende Mittel zur Rechtfertigung ſeines Glau⸗ bens zu beſitzen vermeinte. Er beklagte ſich ſehr daruͤber, daß ſeine Landsleute in Europa ſo ſchlecht und falſch beurtheilt wuͤr⸗ den, und ſagte mir, daß der groͤßte Theil ihrer religioͤſen Gebraͤuche nicht einmal von den Enropaͤern verſtanden wuͤrde, ja daͤß ſelbſt die unterſten Klaſſen ſeines Volks durchaus nicht Alles verſtuͤnden. Zum Beiſpiel habe das Verbot: das Fleiſch gewiſſer Thiere zu eſſen, einen moraliſchen Sinn, es jey nämlich dazu b mt die Pflichten der Maͤßigung und des Mitleids immer in ihnen rege zu erhalten, und die Ge⸗ muͤther von den Dingen dieſer Welt abzuziehen. Er ſtand nicht an, die Vorzuͤglichkeit der chriſtlichen Moral anzuer⸗ kennen, aber er behauptete zugleich, daß ſie ſich fuͤr die Voͤl⸗ ker von Indoſtan keineswegs eigne, weil naͤmlich unſer Ge⸗ brauch, Wein zu trinken und von dem Fleiſch eines ſo nuͤtz⸗ lichen und herrlichen Thiers, als die Kuh ſey, zu eſſen, nicht allein eine Entheiligung wäͤre, ſondern auch fuͤr die Geſund⸗ heit der Indier hoͤchſt ſchaͤdlich ſeyn wuͤrde. Ich ſtellte ihm vor, daß Niemand unter uns verpflichtet waͤre, Rindfleiſch zu eſſen, aber er antwortete mir, mit dem Kopfe ſchuͤttelnd, daß die Indier nur leider zu ſehr geneigt waͤren, davon zu eſſen, wenn man es nicht zum Gegenſtand eines beſondern Verbots gemacht haͤtte. Aich that er verſchiedene Fragen an mich uͤber die Lehre der Anglikaniſchen Kirche, ich ant⸗ wortete ihm darauf, indem ich mehr ſeine Vorurtheile gegen uns zu

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widerlegen als ſeine eigenen Anſichten anzugreifen ſuchte. Ein Ge⸗

genſtand, der ſeine Neugierde im hoͤchſten Grade rege machte, war die Freimaurerei, deren Mitglieder zu Calcutta er einſt in feierlicher Prozeſſion den Grundſtein eines neuen Gebaͤu⸗ des hatte legen ſehen. „Waren ſie Chriſten und von Dei⸗ ner Kirche?“ fragte er mich; er konnte durchaus nicht be⸗ greifen, daß dies eine rein buͤrgerliche Geſellſchaft ſey, weil er bei jener Gelegenheit ſo viel Gebete von ihr gehöͤrt hatte. Er kam nicht von ſeinem Erſtaunen zuruͤck, als ich ihm er⸗ zuͤhlte, daß in Europa Muſelmaͤnner ſo gut als Chriſten zu dieſer Geſellſchaft gehoͤrten (2X. Er endigte mit der Frager⸗ ob ich ſelbſt Freimaurer ſey, ob ich die Geheimniſſe dieſer Leute kennte, ob ſie uͤberhaupt welche haͤtten oder haben koͤnn⸗ ten ꝛc.? Ich antwortete ihm, daß ich nicht zu dieſer Geſell⸗ ſchaft gehoͤrte, und ſuchte ihm die Ueberzeugung, welche ich von dieſen Geheimniſſen habe, mitzutheilen, daß wenn uͤber⸗ haupt welche waͤren, ſie von ſehr unſchuldiger Natur ſeyn muͤßt. Wir trennten uns als ſehr gute Freunde, mit dem gegenſeitigen Verſprechen, uns wieder zu ſehn.

Zum Schluſſe dieſer Mittheilungen aus dem Tagebuche des Biſchofs geben wir die Beſchreibung eines großen reli⸗ gioͤſen Feſtes der Indier, welchem der Biſchof beiwohnte. Dieß Feſt hieß Churruck-Poujh, es wurde der Goͤttin Keli Den Morgen darauf bei Tages⸗Anbruch von dem Läͤrm der rauſchenden und mißtoͤnenden Indiſchen Muſik geweckt, ſtiegen wir ſo⸗ gleich zu Pferde und begaben uns nach der Gegend hin, wo das Feſt gefeiert wurde. Die Menge des Volks war hier ſchon unendlich groß, und die Scene bot einen maleriſchen und glaͤnzenden Anblick dar. Fahnen wehten von allen Seiten, an mehreren Orten waren Tanz⸗Saͤle errichtet, die weißen und Hlatterndern Gewaͤnder der Ein⸗ gebornen, von der Ferne geſehen, ließen glauben, man ſaͤhe dort eine große Verſammlung herrlich geſchmuͤckter Frauen. Ich habe nie irgendwo eine ſo große Menge verſammelten Volks geſehen. Alle die in der Proceſſion waren, oder auch nur

Name jenes

Mitglied der Verſammlung unterſtuͤtzt, ob ſie

* 78½ 2 —1 ; W 2 82 * 8 zuſchauten, hatten Kleid und Antlitz mit Purpur gef⸗

8 ö 3— —8*

8

und

trugen Kraͤnze auf dem Haupt und Blumenkett. uͤberall. Mythologiſche Geſtalten oder Nachahmungen der von den Indiern angeſtaunten Enropaͤiſchen Wunder, der großen Kriegsſchiffe, der Dampfſchiffe u. dgl., wurden im Jüͤbel

uͤber die Seene gezogen.

In der Mitte dieſer Volksmenge

folterten ſich Fanatiker auf tauſenderlei Arten, einem jeden folgte die Bande ſeiner Bewunderer, angezuͤndete Fackeln tragend und muſtkaliſche Inſtrumente.

Die Ruhe, welche unter dieſer Menge herrſchte, war

wirklich bewunderungswuͤrdig. Keine Truppen waren da, ſie

zu

bewachen, nur zwei Schildwachen hatte man in der Ge⸗ 5

gend der Fontaine aufgeſtellt, und ein Chokeydaͤr oder ein

Mann von der Polizeiwache, mit Piſtolen, Saͤbel und Schild bewaffnet, huͤtete den Eingang zur Bruͤcke von Ally⸗ pur, und deſſen ohngeachtet hoͤrte man bei einer Volksmenge, wo in England in noch nicht einer halben Stunde zahlreiche Borkaͤmpfe und in Italien ein halbes Dutzend Erdolchun⸗

gen vorgefallen waͤren, in Indien ni

S

cht ein Wort des treites, nicht ein Laut der Zwietracht. -

lerin, Oper in 2 Abtheilungen.

ee. Schauſpiele. .

Dienſtag, 11. Nov. Im Operhauſe: Die ſchoͤne Muͤl⸗ Hierauf: Das Schweizer⸗

Milchmaͤdchen, Ballet in 2 Abtheilungen.

Im Schauſpielhauſe: Pour le début de Mr. Herault:

La première représentation de L Anglais, ou: Le fou rai- sonnable, comédie en t acte et en prose, par Patrat; suivie de la première représentation de: Caroline, vaude-

ville en ü acte par Secribe.

Le spectacle commencera par:

Le Parrain, pièce comique en 1 acte. par Seribe.

Die zu dieſer Franzoͤſiſchen Vorſtellung bereits geloͤſten

und mit Mittwoch bezeichneten Schauſpielhaus⸗Billets

bleiben zu Dienſtag, den 11. Nov.

guͤltig, und werden

die hiezu noch zu kaufenden Billets, ebenfalls mit Mitt⸗ woch bezeichnet ſeyn. .

Sohnes Rache. Muſik von A. Freund.

Koönigsſtadtſches Theater.

Dienſtag, 11. Nov. Zum Erſtenmale wiederholt: Des NKelodramatiſche Scene oon K. v. Holtei; Hierauf: Der Mann von vier

Frauen. Zum Beſchluß: Kunſt⸗Vorſtellungen des Hrn, Carl Rappo.

9 ½ *

0.2 *

Berliner Börse. Den 10. Nov. 1828. 8

Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufs- Cour.)

Z’. Bries GCel7. PEf. Hrief. Geld.

St.-Schuld-Sch.] 4 91 ½ 91 [Pomm. Pfandbr.] 4 16 ½4 Pr. Engl. Anl. 18 5 102 102 ¾ [kur- u. Neum. do. 4 104 Pr. Engl. Anl. 22 5 102 ½ , ſSchlesische do. 4 106 B0.Ob- incl. Litt. I 2 99 [pomm. Dom. do. 5 ꝙ- 106 ½⅞ Kurm. 0b. m. I.C. 4 90 ½ 89 ¾˖ MKrk. 40. 4o. 5] )— 106 ½ Neum.Int. Sch. do. 4 90 80 OQupr. 40. do.] 5 106 Berlin. Stadt-Ob. 5 102 —. [Rückst. C. d.Kmk-— 54 ½ I1 53½ dito dito 4 100 ¼ 99 do. do. d. Nmk. —] 54 533 ½ Königsbg. do. 4 91 [Zins-Sch. d. Kmk. 551 542 Elbinger do. 5 [101 †— dito d. Nmk. 55 ½ 53 ½ Danz. de. in Th.z. 31i 31¾ Westpr. Pfdb. A. 4 95½ 8 5 dito dito B. 4 94. Holl. vollw. Duc. 19 Grofshz. Pos. do. 4 1 5 Friedrichsd'or,. 5⸗ 13 13 ¾ Oapr. Plandbrſ. 4 95 ]/ [Discomo. . —29 2 2 . 8 2 Auswärtige Börsen. er Wien, 5. Nov. 1“ Bank-Actien 1085. .““

5pCt. Metalliq. 95 .