Die vierte Klaſſe des Koͤnigl. Niederländiſchen Inſti⸗ tuts hat einer Deutſch geſchriebenen Abhandlung mit dem Motto: „Dignos laude viros musa vetat mort“ uͤber die
8* zwecke, der Geiſtüchkeit die Herrſchaft uͤber die Maſſe zu ver⸗ ſſchaffen, und den Laien jeren Ranges und Standes nur ge⸗ reade ſo wiel Klugheit zugeſtehe, um mit ihrem eigenen Scha⸗
den und ihrer eigenen Erniedrigung, zur Erfuͤllung dieſes Zgweckes beizutragen. Er ſchiebt den Katholiken Pläne unter,
ddie ſie auf das Beſtimmteſte in Abrede ſtellen, und die, wenn
ſie wahr waäͤren, nichts als Beweiſe von Thorheit ſeyn wuͤr⸗ den. Es findet ſich indeſſen ein anderer Punkt in des Doc⸗ tors Aufſatz, der einer kurzen Erwaͤgung verdient; er hetrifft die Irländiſchen Land⸗Eigenthuͤmer, die er im Allgemeinen als eine wahre Laſt fuͤr die niedrigeren Klaſſen, und, was ihre eigenen Perſonen betrifft, in einem hoͤchſt nach⸗ theiligen Lichte darſtellt. Ihr Mangel an Vorſicht und ihre Sucht, groß zu thun, artet in die gehaͤſſigſte Habſucht aus, welche ungeheure Pacht⸗Gelder von den armſeligen Bauern erpreßt. Kein Mittelſtand iſt da, um die Lüͤcke zwiſchen Vornehmen und Geringen auszufuͤllen. Arroganz und Verachtung erſchweren bei dem ungluͤcklichen Volke das Druͤckende ſeiner Geld⸗Verlegenheiten. Der Haß des vor⸗ nehmen Proteſtanten gegen den niedern Katholiken, der mur⸗ rend ſein ſchweres Joch traͤgt, zeigt ſich unter den Formen obrigkeitlicher Tyrannei; dies iſt das vollſtändige Bild eines Irlaͤndiſchen Land⸗ Eigenthuͤmers. Keine andere Hulfe iſt dagegen, als Emancipatton; iſt dieſe erſt da, ſo finden ſich zu ferneren Verbeſſerungen auch die beſonderen und wirkſa⸗ men Mittel, zu welchen, unſerer Meinung nach, zuerſt die Einfuͤhrung der Armen⸗Geſetze durch ganz Irland gehoͤrt. Kur auf dieſe Weiſe kann es dem Land⸗Eigenthuͤ⸗ mer begreiflich gemacht werden, daß, wenn ſein Paͤchter noch ſo arm iſt, das Geſetz ſich ſeiner annehmen, und das fuͤr ihn auffinden wird, was ſein fuͤhlloſer Herr ihm bisher vor⸗ enthalten hat, nämlich, hinlängliche Nahrung und Kleidung aus den Erzeugniſſen ſeines Bodens.
Herrn Shiel's Rede am vergangenen Montag (heißt es in demſelben Blatte“) zeichnete ſich durch die Energie aus, mit der er von ſeinen Mitbruͤdern den doppelten Vorwurf ab⸗ wälzte, daß ſie Feinde Englands und Knechte der Prieſter waären. Was die Gewalt der Geiſtlichkeit uͤber die Maſſe der Katho⸗ liken betrifft, ſo haben wir nur die Bemerkung zu machen, daß Männer, die mit einem ſo entſchiedenen und aufgeklär⸗ ten Eifer fuͤr ihre Rechte als Britiſche Unterthanen kaͤm⸗ pfen, nn die letzten wären, bei denen wir, was immer fuͤr einer Religion ſie auch zugethan ſeyn moͤgen — gegen Ver⸗ nunft und Erfahrung voraus zu ſetzen geneigt wären, daß ſie
ch blindlings der Geiſtlchkenr e wuͤrden. Wir id feſt uͤberzeugt, daß ein merklicher Abfall der karholiſchen Haten von ihrer politiſchen Verbindung mit der Kirche die nächſte Folge der bewilligten Emancipation ſeyn wird.
In Newport auf der Inſel Wight hatten die hohen Brod⸗Preiſe Veranlaſſung zu Ufentiichen nſchlägen an die Thuͤren der Obrigkeits⸗Perſonen und der Muͤller gegeben; die meiſten waren in ſehr drohendem Styl abgefaßt, und auf einem unter andern ſtanden in der Mitte die Worte: „Brod oder Blut.“ . dieſem Angenblick iſt in Folge ge⸗ troffener Iremeßiger eeranſtaltungen von Seiten des Ma⸗ giſtrats Alles wieder ruhig.
Die Eiſen⸗Bergwerke und die Fabrikation des Eiſens in Amerika entſprechen bis jetzt nicht den Erwartungen ſein ner Bewohner. Dortiges Eiſen gilt nur 7 Pfund, während man in New⸗York fuͤr Clyde⸗Eiſen 11, und far Engliſches 9 Pfund bezahlt.
Im Bezirk oon , hat in einem Garten eine zweite Erndte von voͤllig reifen Erdbeeren ſtatt gefunden.
Niederlande.
Bruͤſſel, 11. November. Heute halt die zweite Kam⸗ mer eine öͤffentliche Sitzung.
Der Courrier de la Meuſe meldet aus Luüͤttich vom 10. November: „Man hatte in Namur Anſtalten Fetroffen, um dem vor Kurzem geweihten Biſchofe einen glanzenden Empfang zu bereiten. Dieſe F eit iſt ausgeſetzt wor⸗ den. Der Pralat befindet ſich in ſſel, und hatte zwar am vergangenen Donnerſtage eine Privat⸗Audienz beim Kö⸗
nige, hat aber ſeinen Eid noch nicht geleiſtet. Es iſt ſehr ungewiß, ob er ſo bald zur vn. eelaſſen werden wird. Dieſe Nachricht, welche wir als zuverl ſ geben zu koͤn⸗ nen glauben, ſcheint uns einer beſondern Aufmerkſamkeit de.8 ſeyn.“ ach der taats⸗Ei —₰25 — g— —— -g. e⸗ 2779,958 %n — wird die Einnahme des Staates 5 2 agen, als angenommen wurde. Man
hat den Ueberſch innahmen über die Ausgaben auf
708,367 Fl. geſe „
Saldo fuͤr 1828 Sueenc 8s Rechnung wuͤrde aber der
1. Uederſchuß geben.
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aufgeſtellte Preisfrage: „Die Verdienſte der Belgiſchen Mu⸗ ſiker und ihr Einfluß auf die Italiaͤniſchen Schulen“ die goldene Medaille zuerkannt. Der Verfaſſer iſt der Staats⸗
rath Kieſewerter. Deutſchland. *
Muͤnchen, 10, Nov. Nach dem neueſten Regierunge⸗ blatt haben Se. Maj. der Koͤnig den Miniſterial⸗Rath und Vorſtand des Reichs⸗Archivs, Maximilian Freiherrn von Frri⸗ berg, im Vertrauen auf deſſen Anhänglichkeit und Geſinnur⸗ gen und zur beſſern Benuͤtzung ſeiner Kenntniſſe vom 1. Nov. i. J. an, zum wirklichen Miniſterial⸗Rathe bei dem Köͤnigl. Staats⸗Miniſterium des Innern, proviſoriſch und mit dim Beiſatze allergnaͤdigſt zu ernennen geruht, daß derſelbe die Leitung des Reichs⸗Archives beizubehalten habe.
Auch haben Se. Maj. den Ober⸗ Appellationsgerichte⸗ Präͤſidenten, Grafen von Arco, in den Ruheſtand zu verſetzen und die hiedurch erledigte Stelle eines Praͤſidenten dieſes oberſten Gerichtshofes dem Staats⸗Rathe im außerordentlichen Dienſte, Andreas von Ritter, allergnädigſt zu verleiher; dann den bisherigen Vorſtand der General⸗Zoll⸗Adminiſtre⸗ tion, Joſeph von Miller, wegen ſeiner geſchwächten Ge⸗ ſundheit unter Bezeigung Allerhoͤchſt Ihrer Zufriedenheit mit ſeiner Geſchaͤftsfuͤhrung in den Ruheſtand zu verſetzen, und an deſſen Statt den bisherigen E bei dem Königl. Staats⸗Miniſterium des Innern, Ludwig von Wirſchinger, zum Vorſtande beſagter General⸗Zoll⸗Adminiſtration in pre⸗ viſoriſcher Eigenſchaft zu ernennen geruht.
e. Maſ. haben ferner den bisherigen K. K. Oeſterreicht⸗ ſchen Hofrath, Freiherrn von Hormayr, aus ſeinen Dienſtes⸗ Verhaͤſtniſſen, mit Beibehaltung ſeines Ranges und Gehaltes, in Koͤnigl. Dienſte zu uͤbernehmen, und auf den Grund der von ihm erwirkten Entlaſſung aus dem K. K. Oeſterreicht⸗ ſchen Dienſte und des ihm ertheilten Indigenats zum Ki⸗ nigl. Wirklichen Geheimen Rathe und zum Miniſteria“⸗ Rathe im Departement des Koͤnigl. Haufes und des Aer⸗ ßern, ferner zum ordentlichen frequentirenden Mitgliede in der hiſtoriſchen Klaſſe der genannten Akademie zu ernennen.
Gotha, 7. Nov. Eine Regierungs⸗Verfügung vom 2. Oct. beſchänkt die öffentlichen Tanz⸗Beluſtigungen, welche an manchen Orten des Landes zu ſehr uüͤberhand genommen, fuͤr die Dorfbewohner auf die erſten Sonntage jedes Mo⸗ nats, mit Ausnahme der Faſtenzeit, auf die zweiten Feiertage der hohen Feſte, auf das Erndtefeſt, die Kirmſen zc. In den Staͤdten muß fuͤr jeden oͤffentlichen Tanz polizeiliche Erlaub⸗ niß 68 werden. Schulkinder ſollen auf Tanzboͤden nie, und bei oͤffentlichen Taͤnzen im Freien nur, ſo lange als Tag iſt, geduldet werden.
Spanien.
Das Journal du Commerce meldet aus Gibral⸗ tar vom 23. Oct.: „Das gelbe Fieber macht jeden Tag neuc Fortſchritte, wie ans dem Geſundheits⸗Buͤlletin der letzten drei Tage hervorgeht, am 20ſten waren 1511 Kranke, und 41 Tohte, am Aſten 1532 Kranke, 40 Todte, am 22ſten 1554 Kranke und 41 Todte. Zu unſerm Ungluͤck kommt (wie letzthin bereits gemeldet) noch Waſſermangel hin Der Geouverneur hat die Einwohner aufgefordert, aus —₰ Ci⸗ ſternen ſo viel Waſſer in die Hospitäler zu ſchicken, als ſie entbehren koͤnnen. Auch auf den in der Bai liegenden Schif⸗ fen, an deren Bord ſich eine . 5 beim Aus⸗ bruch der Krankheit zuruückzog, ſollen ſich Symptome der Krankhei tzeigen.“
— Daſſelbe Blatt meldet aus Valencia unterm 21. October: „Die Vorſichts⸗Maaßregeln gegen das in Gt⸗ braltar herrſchende gelbe Fieber werden vermehrt. Gen Caſamayor iſt von dier abgereiſt, um an der Kuͤſte von nia bis nach Murviedro Sanitäͤts⸗Cordon zu ziehe Am 17ten wurde auf B. des Staats der hieſige Pla Commandant Raphael Belenguer verhaftet und insgeheim auf die Citadelle gebracht; wahrſcheinlich aus olitiſchen Gründen. Der Gefangene wird nach Tortoſa gefuͤhrt und dem dortigen Ftscal uͤbergeben werden, der eben richterliche Unterſuchungen uͤber die der Theilnahme an der Organiſtrung aufruͤhreriſcher Banden Schuldigen anſtellt. Am 18ten wurde der hier in Garniſon ſtehende Capitain beim 17ten Linien⸗Regimente, Padrini, — verhaftet und nach der Citadelle gebracht, und dalſelbe Loos traf einen Lieutenant der Königl. Freiwilligen und mehrere andere Individuen. Alle dieſe Gefangenen ſollen in eine Verſchwoͤrung verwichelt
ſeyn, die im Ausbrechen begriffen war.” 86. 8
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