E111 bt ö nellen beobachten üͤber dieſe Ereigniſſe tiefes Stillſchweigen, weil deren Ausgang ihrer Erwartung nicht entſpricht. Die auswaͤrtigen liberalen Blaͤtter melden forwahrend, daß unſer Schatz ausgeleert ſey; dennoch enthaͤlt unſere Zeitung haͤufig Ta⸗
esbefehle, gelche uͤber die Puͤnktlichkeit, womit die Truppen ezahlt werden, keine Zweifel uͤbrig laſſen. Vorgeſtern küͤn⸗ digte dieſes Blatt die Bezahlung der hieſigen Offiziere an; in den Provinzen wird daſſelbe geſchehen. Durch ein De⸗ kret hat der Koͤnig, als Ober⸗Befehlshaber der Armee, die Leitung aller die Disciplin, Organiſation, die Verabſchiedung, Rekrutirung und das geſammte Perſonal der Armee betref⸗ ſenden Angelegenheiten ſelbſt uͤbernommen. Nichts kann der Theͤtigkeit gleichkommen, die der junge Fuͤrſt in dieſem Au⸗ genblicke entwickelt. Am 26ſten als ſeinem Geburtstage hat unſer theuerer Souverain in Tapada⸗d'Alcantara uͤber alle Truppen der Garniſon und die Königl. Freiwilligen Revuͤe abgehalten. Darauf war Handkuß im Pallaſt von Ajuda, und Abends begab ſich Se. Maj. in die Oper, wo eine un⸗ zaͤhlbare Zuſchauer⸗ Maſſe den lebhafteſten Enthuſiasmus zeigte. Die ganze Stadt war erleuchtet.“ — Ein Privat⸗Schreiben aus Paris meldet: „Weder in den Liſſaboner Zeitungen bis zum 25. Oct. incl., noch in der Privat⸗Correſpondenz von daher findet man die allerent⸗ fernteſte Veranlaſſung zu den Geruͤchten, die Franzoͤſiſche und Engliſche Bläͤtter uͤber die unlangſt ausgebrochenen Un⸗ ruhen, und die Bildung maͤchtiger Guerilla's in den verſchie⸗ denen Provinzen des Koͤnigreichs verbreitet haben. Dahin⸗ gegen lieſt man in dem offiziellen Theile der Gazeta de Lis⸗ boag eine Menge Armee⸗Beſehle, worin auch nicht ein Wort enthalten iſt, das den geringſten Bezug auf den angegebenen Zuſtand Portugal's haͤtte. Drei von dieſen Armee⸗Befehlen Herdienen aber einer beſondern Erwaäͤhnung, weil ſie eine von jenen Blaͤttern angenommene und angeführte Thatſache be⸗ richtigen, naͤmlich: die zweihundert und einige ſiebenzig neuen militatriſchen Maͤrtyrer der Legitimitaͤt. Obige Befehle ſind vom 18. Oct., und beziehen ſich auf die drei Decrete vom 14ten. Durch das eine wurden 22 Offtziere und 1 Feld⸗ Prediger als untauglich entlaſſen, und unter jenen befanden ſich nur 5 von der Linie, naͤmlich: 1 Lieutenant und 4 Se⸗ vonde⸗Lieutenants des 12ten Infanterie⸗Regiments. Durch das andere erhielten 23 Offiziere, 1 Feld⸗Prediger und 1 Re⸗ u ihren Abſchied, weil ſie ſich pflichtwidrig ei ihren reſp. Regimentern nicht eingeſtellt hatten, als dieſe gegen den Feind anruͤckten. Kein einziger war von der Li⸗ nie, mit Ausnahme von zweien, waren alle anderen Subal⸗ ternen. Durch das 3te wurden diejenigen ihres Dienſtes entlaſſen, die bekanntlich gegen die Regierung in's Feld ge⸗ gangen waren, in der Abſicht, ſie zu ſtürzen. — Die Beitraͤge zur Erhaltung und Conſolidirung der beſtehenden Ordnung, zwurden mit großem Eifer von allen Klaſſen fortgeſetzt, und die Deputationen und Gratulations⸗Adreſſen nahmen kein Ende.“
— Mit Obigem ſtehen folgende Mittheilungen aus Pa⸗ ris und London im grellſten Widerſpruche:
— Das Journal des Débats ſchreibt aus Liſſabon vom 29. Oet: „Es haben ſich nun auch, außer Tras⸗os⸗ Montes, in andern Provinzen conſtitutionnelle Guerilla's
ebildet, welche uͤberall herumſtreifen, ſelbſt die Provinz von iſſabon nicht ausgenommen, wo eine — ſtarke Bande 10 Stunden von der Hauptſtadt ſteht. Der Schrecken iſt hier ſo groß, daß Niemand, ſelbſt mit ſeinem vertrauteſten Freun⸗ de, uͤber die Ereigniſſe zu ſprechen wagt. Folgendes in der offiziellen Zeitung enthaltene Polizei⸗Deeret, zeugt von der Beſtuͤrzung der Regierung: Jeler Barata Früre de Lima, Mitglied des Staats⸗
Sr. Maj., General⸗Intendant der Polizei im Koͤnig⸗ reiche, thut zu wiſſen: Es iſt zur Kenntniß der Polizei ge⸗ kommen, daß einige uͤbelgeſinnte Perſonen, weil ſie ihre un⸗ heilvollen Plaäne gegen den Altar und den Thron nicht aus⸗ führen koͤnnen, ſich bemüͤhen, Beſtuͤrzung unter die loyalen
Portugieſen zu bringen, indem ſie beunruhigende Hach⸗
richten und angeblich von auswaärts kommende Schriften ver⸗
breiten, welche aber im Lande geſchmiedet ſind. Da es no⸗ thig iſt, die Wirkung dieſer aufruͤhreriſchen Schriften zu laͤh⸗
— ſo lange man ihren Urſoprung noch nicht kennt, die
Sesnfihabisen zu warnen, und einer falſchen Richcun der
befehane⸗ — zu mmen, aus dieſen Gruͤnden
Arb. 1 —— Genehmigung Folgendes:
ſeript, das denaruhig der eine Druchſchrift oder ein Manu⸗ hunverzuͤglich in —r Nachrichten euthaͤlt, beſitzt, ſoll ſie CTommiſſair ſeines 8 Intendantur oder bei dem Polizei⸗ vinz wohnt, dem Oee⸗ Berzerree, und wenn er in der Pro⸗ Jeder, der kuͤnftig S 2— ſeines Bezirks abgeben. Art. 2. von der oben bezeichneten Art
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erhalten ſollte, muß ſie binnen vier und zwanzig Stunden abliefern. 3) Wer ſolche Schriften verhehlt und deſſen uͤbera fuͤhrt wird, ſoll als Revolutionair behandelt und nach der ganzen Strenge der beſtehenden Geſetze verfolgt werden 4) Die geheimen Denunciationen werden angenommen, um
ſolche Perſonen zu entdecken, und dem Denuncianten *
eine Belohnung von 50 bis 100,000 Reis (300 bis 3 Fr.), je nach der Wichtigkeit des Falls, aus den Fonds der Polizei⸗Intendantur gezahlt, welche dieſelbe dann aus den eingezogenen Guͤtern der denunciirten Perſonen zurüͤckerhölt. 5) Die Polizei⸗Commiſſaire von Liſſabon, und die Oris.; 2 Richter in den Provinzen ſind mit der Ausführung der ge- genwaͤrtigen Ordonnanz beauftragt, und haben mir uͤber alle von ihnen getroffenen Maaßregeln Bericht zu erſtatten. Da⸗ mit das Publikum davon benachrichtigt werde, habe ich be. fohlen, dieſes Decret an die Mauern von Liſſabon anzuhef⸗ ten, und an alle Provinzial⸗Behoͤrden Exemplare davon über⸗ ſendet. gez. Joſeph Barata Freire de Lima.“ Liſſabon, 27. Oct. 1828. Alle dieſe Verfolgungs⸗Maaßregeln erhitzen die Gemuüͤ ther -nur deſto mehr, und vermehren die Abneigung gege *₰ Dem Miguel. Am letzten Sonntage, ſeinem Geburtstage, waren alle Straßen von Liſſabon ſo oͤde, daß man glauben mußte, Migueliſten und Conſtitutionnelle haͤtten ſich gemein⸗ ſchaftlich das Wort gegeben, nicht aus dem Hauſe zu gehen. — Am 25ſten iſt in Porto ein Kauffahrteiſchiff von Fernambuco nach einer Z2taͤgigen Fahrt eingelaufen. Als der hier le⸗ bende Beſitzer des Schiffes den Capitain zur Rede ſtellte, warum er ohne vollſtaäͤndige Ladung von Fernambuco abge⸗ ſegelt ſey, berichtete er, daß ſich, nach dem Friedensſchluſſe des Kaiſers von Braſilien mit Buenos⸗Ayres, das Geruͤcht dort verbreitet hätte, es wuͤrde auf alle Schiffe Embargo ge⸗ legt werden, damit ſie Truppen nach Europa uͤberſetzen ſoll⸗ ten; auf dieſes Geruͤcht ſey er ſchleunig abgefahren. — Unſere Apoſtoliſchen ſind unwillig darüͤber, daß das kleine Franzöͤſi⸗ ſche Geſchwader in unſerm Hafen am Sonntage nicht ſalu⸗ tirt hat. Geſtern F die Admiralität eine Verſammlung, um zu berathen, ob man das Geſchwader aus dem Hafen weiſen ſolle; dieſe Maaßregel wurde aber nicht fuͤr gut be⸗ funden. Der Capitain des Linienſchiffes „Duquesne“ hat dem Marine⸗Miniſter betheuert, daß die Franzöͤſiſche Flotille nicht eher den Hafen verlaſſen werde, als bis ſie von den Kanonen der Liſſaboner Forts in Sruͤcken zerſchmettert ſey.“ Privat⸗Briefe aus Liſſabon, 31. Oct. (in Londoner Blaͤttern) melden: Am 26. ward Dom Miguel'’s Geburtstag gefeiert. Er hielt eine Revpuͤe über ſämmtliche Truppen der Hauptſtadt. Am Abend beſuchte er die Oper. Das Verfolgungs⸗Syſtem faäͤhrt noch immer fort. Die Verhaftungen werden vorzuͤglich in den Provinzen immer haäͤufiger. Gegen das Ende der letzten Woche wurden 50 Bewohner des kleinen Dorfes Oeiras bei dem Fort St. Julian in den Limoeiro gebracht; der Kerkermeiſter verweigerte indeſſen, ſie aufzuneh⸗ men, indem er erklaͤrte, wie alle Raͤume des Gefängniſſes ſchon ſo mit Eingekerkerten uͤberfuͤllt ſepen, daß er fuͤr die neuen Ankömmlinge keinen Platz mehr habe. „Schadet nichts“, erwiederte der ſie herbeifuͤhrende Polizei⸗Agent, „werft ſie Einen auf den Andern, und wenn ſie auch erſticken ſollten, an dem Tode dieſer Elenden iſt nichts gelegen.“ Und wirklich wurden dieſe Armen in den Kerker geſtopft. Der Corregidor von Thomar hat mehr als 100 Gefangene 5 JSae und geaͤußert, er habe noch 30 mehr, aber er
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ſchiicke ſie nicht, weil die fruͤheren noch nicht gehängt oder nach Afrita deportirt worden ſeyen. Da der Praͤſident des Gerichts⸗Ausſchuſſes ihm dieſen uͤbermäͤßigen Eifer verwies, und ihm gebot, die dreißig Gefangenen zu ſchicken, ſo glaubte der Corregidor, jener ſey ein Freimaurer, und befoͤrderte die⸗ ſelben nicht nach Liſſabon, ſondern nach Porto, welches zu einem ganz anderen Gerichts⸗Bezirke gehört. Die conſtitu⸗ tionnellen Guerillas ſollen immer mehr und mehr zunchmen, und die Truppen nicht wagen, ſie a ugreifen.
— Fernere Mittheilungen uͤber Portugal (in denſelben Blöctern) ſagen Folgendes:
Die Franzöſiſche Brigg iſt zum Kreuzen ausgeſegelt. Das Linienſchiff Duguesne wird morgen oder orgen nach Rio⸗Janeiro abgehen. 3
Hr. Darker, ein Engliſcher Kaufmann, feuerte neulich vor dem Zubertegehen ein Paar Piſtolen in die Luft ab, welche ſchon ſehr lange geladen waren, und deshalb, wie er vermuthete, nicht mehr gute Dienſte gegen etwanige raͤube⸗ riſche Angriffe thun wuͤrden. Eine Polizei⸗Patrouille, welche glaubte, es ſey auf ſie geſchoſſen worden, zeigte dies an. Hrn. Barker s Haus ward umringt, die Zugänge der Strafe die ganze Nacht hindurch EöZ
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