mit dem, was es unter Auguſtus war, wo ſein Verfall an⸗ Zeit,
fing, wo die vorwaͤrts ſchreitende Bewegung aufgehalten war, nſo ſchlechtere Prinzipe angefangen hatten, ihre Herrſchaft
auszuuͤben; — ſo muß das Ergebniß dieſer Vergleichung bei jedem Unbefangenen doch immer das ſeyn, daß Rom unter
Auguſtus ſich in einem mehr fortgeſchrittenen Zuſtande der Civiliſation befand, als damals, wo die Tugenden eines Fa⸗ CKCKn und Cincinnatus es ſchmuͤckten. .
19 Eben ſo kann man eine Menge von Beiſpielen aus der 8 Geſchichte aufſtellen, wo Macht und Wohlſeyn des Staats ſſcchnell wuchſen und auch eine beſſere Vertheilung davon un⸗ 8 ter den Individuen ſtatt fand, und wo man deſſen ungrach⸗ ecet die Fortſchritte der Civiliſation nicht ſo anerkennen kann, als vwielleicht in einem andern Lande, in welchem gerade dieſe Vierbeſſerungen nicht in ſolchem Grade ſtatt hatten. Dies muß nothwendig zu einer neuen Beſtimmung in den Begriff der Civiliſation fuͤhren. Sie iſt bisher nur in ihren Ver⸗ 8 5 und Wirkungen auf das allgemeine Leben der Ge⸗ ſellſchaft betrachtet, doch ſie bringt auch einen Fortſchritt in der Entwickelung der Individuen als ſolcher hervor, ſie erleuchtet das Innere des Menſchen, ſie bildet ſeine Anlagen, ſeine Faͤhigkei⸗ ten aus, ſie veredelt und reinigt ſeine Gefuͤhle, ſie erhebt und ver⸗ mehrt freie Ideen. Jemehr die Tiviliſation uͤberhaupt den Zuſtand der Geſellſchaft durchdrungen hat, deſto mehr tritt auch in aallen Verhaͤltniſſen und Beziehungen der Einzelnen in der Gefellſchaft, die Groͤße und die Macht der Humanitaͤt her⸗ vor. Und ſo ſind es denn dieſe beiden großen Elemente,
woeelche vereint die Civiliſation bilden, die Entwickelung näͤm⸗
lich, die Thaͤtigkeit der Geſellſchaft und die der Thaͤtigkeit - des Individuums. Die Geſchichte beſtätigte dieſe Ausein⸗ anderſetzung der Civiliſation in allen den großen Kriſen, welche man als die Entwickelungs⸗Epochen des Ganzen an⸗ ſehen kann, immer verbeſſerten ch in ihnen der Zuſtand und die Verhaͤltniſſe der Geſellſchaft und dann die des Einzelnen der mit ſeinem Glauben, ſeinem Rechte, ſeinen Sitten Anerkennung findet. Die Erinnerung an die Wirkungen des Chriſtenthums in dieſer doppelten Beziechung giebt die Be⸗ weiſe der Geſchichte dafuͤr im reichlichſten Maaße.
Aber was iſt nun das Ziel, welche ſind die Mittel, zu welchem und durch welche dieſe größte That der Geſchichte ins Leben tritt. Entwickelt ſich der Menſch mit allen ſei⸗
nen Faͤhigkeiten, ſeinen Gefuͤhlen und ſeinen Ideen, blioß uum den Zuſtand ſeines irdiſchen Daſeyns zu verbeſſern,
ooder iſt die Bildung und Vervollkommnung des Stag⸗ tes und der Geſellſchaft nur Mittel, deren Zweck die Bildung des Individuums iſt, mit einem Worte, iſt die Geſellſchaft fuͤr das Individuum oder das Indivi⸗ duum fuͤr die Geſellſchaft da. Von der Beantwortung dieſer Frage haͤngt die Erkenntniß der Beſtimmung des Men⸗ ſchen ab, ob er nur fuͤr die höchſte Ausbildung des geſell⸗ ſchaftlichen Zuſtandes da iſt, oder ob er etwas Anderes in ſich trägt, welches uͤber ſein Daſeyn auf der Erde und fuͤr die⸗ ſelbe hinausgeht. Ein Mann, deſſen Worte gewichtig und ſchlagend ſind, ſagt in Bezug auf die Entſcheidung dieſer Frage ſehr richtig: „Die menſchlichen Geſellſchaften entſtehen, leben und ſterben auf der Erde, und erfuͤllen ihre Beſtim⸗ mung — aber ſie umfaſſen nicht den ganzen Beruf des Menſchen. Ihm bleibt noch der edelſte Theil ſeiner ſelbſt⸗ die Fäͤhigkeit, Gott und die Idee eines kuͤnftigen Lebens zu faſſen. Wir haben eine andere Beſtimmung als der Staat!* Nach Allem, was bisher geſagt iſt, leuchtet es ein, daß die Geſchichte der Civiliſation von einem zwiefachen Stand⸗ punkte aus betrachtet werden kann, der Geſchichts⸗Schreiber kann ſich in das Innere des menſchlichen Geiſtes verſetzen, während einer beſtimmten Zeit, eine Reihe von Jahrhun⸗ derten hindurch, und bei einem oder mehreren auserwaͤhlten Völkern. Er kann von hier aus alle Begebenheiten, alle
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ſchen erfuͤllt haben, von jenem Standpunkte aus betrachten, unn wenn er nun damit zu Ende gekommen iſt, ſo hat er eine Geſchichte der Civiliſation in dem Volke, und in der
*) Meinung des Herrn Royer⸗Collarh uͤber den Geſctz⸗ Entwurf in Betreff des Sacrilegiums, pag. 7. und 17.
Umgeſtaltungen, alle Revolutionen, die das Innere des Men⸗
welche er zum Gegenſtand ſeiner Unterſuchungen ge⸗ macht hat. Doch kann er auch ſeinen Standpunkt aͤndern, und die Geſchichte in einer andern Weiſe auffaſſen und be⸗ handeln, er kann ſich in die Mitte des Schauplatzes der Welt verſetzen, anſtatt in das Innere des Menſchen zu dringen, er kann die Begebenheiten und die Wechſel in dem Zuſtande der Geſellſchaft beſchreiben, anſtatt auf die Ent⸗ wickelung der Ideen und Gefuͤhle des Individuums einzugehen. Dieſe beiden Arten, die Geſchichte aufzufaſſen und zu be⸗ handeln, ſind eigentlich auf das engſte und genaueſte verbun⸗ den, die eine iſt immer der Wiederſchein der andern. Aber man kann ſie auch trennen; vielleicht iſt dieſe Trennung im Anfange ſogar noͤthig, um die eine ſowohl als die andere mit Genauigkeit und Klarheit zu behandeln, und von dieſem Geſichtspunkte aus iſt es der Jwech dieſer Vorleſungen, die Civiliſation beſonders in dem Zuſtande der Geſellſchaft, we⸗ niger aber in dem des Individuums zu betrachten. Dazu wird der Anfang gemacht, indem alle Elemente der Euro⸗ paͤiſchen Civiliſation in ihrer Wiege bei dem Sturz des Roͤmiſchen Reichs aufgeſucht werden, und der Zuſtand der Geſellſchaft, wie er in der Mitte dieſer ungeheuren Ruinen war, ſorgfaͤltig auseinandergeſetzt wird. Wenn nun ihre Entwickelung von dieſen Urſpruͤngen an auseinandergeſetzt wird, ſo muß die Ueberzeugung bald allgemein werden, daß die Civiliſation ſelbſt noch ſehr jung iſt, und daß der menſch⸗ liche Geiſt noch ſehr weit davon entfernt iſt, Alles, was er werden kann, jetzt ſchon erreicht zu haben. Aller jener un- geheuren Wege ungeachtet, welche ſchon gemacht, aller Schwie⸗ rigkeiten und Hinderniſſe, welche ſchon uͤberwunden ſind, bleibt vielleicht der groͤßere Theil noch zuruͤckzulegen, und die Schwie⸗ rigkeiten des Weges haͤufen ſich, je groͤßer die Bahn wird, welche der Geiſt ſchon zuruͤckgelegt hat. Aber gerade das fordert uns auf, zu bedenken, was wir mit unſerer Kraft und unſerem Wiſſen vermoͤgen, und daß wir nicht nach einem Ziele ſtreben duͤrfen, welches ſich auf dem Wege nicht errei⸗ chen laͤßt, der nur auf den Principien unſerer Civiliſation ſelbſt beruht. Wir duͤrfen nie vergeſſen, daß dieſe geheilig⸗ ten Principien, Gerechtigkeit und Geſetzlichkeit, Oeffentlich⸗ keit und Freiheit ſind, und daß wir bei Allem, was wir
thun, dem ſtrengen Richterſpruch der Welt, wenn wir unſern Lauf vollendet haben, ausgeſetzt ſind. ü
Koͤnigliche Schauſpiele. Sonnabend, 22. Nov. Im Schauſpielhauſe: Es iſt die
rechte Zeit, Luſtſpiel in 2 Abtheil., von Lehwald. Hier⸗ auf: Das Ritterwort, Luſtſpiel in 4 Abtheilungen, von E.
Raupach. 2 Köͤnigsſtädtſches Theater. 48
Sonnabend, 22. Nov. Die Brautſchau, oder: Der Schmetterling. Hierauf: Der Lieferant und der Hund.
Berliner Hor Den 21. Nov. 1828. , Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufs. Cour.)
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— [2. Irr c.e.
St.-Schuld -Sch. 4 91 ½ HNIr. ſPomm. Pfandbr.] 4 103 ¾ — Pr. Engl. Anl. 181 5 103 4 b— Kur- u. Neum. do. 4 104 ¼ 104 Pr. Engl. Anl. 27 5] — 102 ½ [Schlesische do. 4 106 10571 B0.Ob.inclLitr.- I 2 —- 99 Pomm. Dom. do. 5 107 ½ — Kurm. Ob. m. 1. C. 4 90vV8 — Märk. do. do. 5 — 106 Neum.Inu Sch.do. 4 90 ½ — [Oupr. do. do.] 5 ſ1 — Berlin. Stadt-Ob.] 5 102½ — [Rückst. C. .Kmk’ — 54½
dito dito 4 109% 99 ½ do. = 54*¼ Könicabg. do. 4 90) ꝗh— Zine Sch. 4, Kmk. — 55 ½ 55 Elbinger do. 5 101 — dio d. Nmk.— 55 ⅞ 55 Danz. do. in Th. Z. — 32 ½ 32 Aü.Aen- Westpr. Pfdb. A. 4 95 ¾ 94 ¾
dito dito B. 4 94 ½ 93 ¾ [Holl. vollw. Duc.— 19 ½ — Groſshz. Pos. do. 4 99 4 — Friedrichsd'or. — 13* 13 ½ Onpr. Pfandbrf. 4 95 ¼ 94 ¾ [Disconio — — —
Gedruckt bei N. W. Hahn. 81.78 8