ſerer Gefuͤhle zu unterdruͤcken, wir vermoͤgen ſolches nicht ganz und koͤnnen in der neuen Maaßregel des Miniſteriums unmoͤglich etwas anderes als eine kleinliche Uebereinkunft deſ⸗ ſelben mit ſeinen Feinden erblicken, — eine Uebereinkunft, die ihm ſelbſt keine Conſiſtenz geben, und weder die oͤffentli⸗ che Meinung noch die Kammern befriedigen kann. Durch den Aufſatz im Moniteur haben, ſollte man glauben, die Miniſter es dem Volke noch fuͤhlbarer machen wollen, daß es getäͤuſcht worden ſey; denn ſie entſchuldigen ſich darin nicht bei dem Lande, daß ſie ſo wenig thun, ſondern bei der Villèleſchen Partei, daß ſie ſo viel zu thun wagen. Wenn man ihre Handlungen unpartheiiſch pruͤft, ſo ſieht man, daß ſie das Werk nicht ſowohl des vorigen Miniſteriums, als desjenigen, das dieſem unmittelbar vorangegangen war, fort⸗ ſetzen wollen. Die Reorganiſation des Staats⸗Raths be⸗ weiſt dies.“ (Hierauf folgt eine weitlaͤufige Unterſuchung der betreffenden Verordnung, an derem Schluſſe es heißt:) „Da ſonach die neue Zuſammenſtellung des Staats⸗Raths keinem der Mißbraͤuche abhilft, gegen welche die öͤffentliche Meinung ſich ſchon ſo oft ausgeſprochen hat, ſo bleibt nichts uͤbrig, als dieſe Behoͤrde vor den Kammern aufs Neue anzugreifen und das Verfaſſungswidrige derſelben zu beweiſen.“ — Endlich der Conſtitutionnel: „Der Aufſatz im Moniteur iſt eine Art von Lobrede, wodurch dem Geſ einer noch maͤchti⸗ gen Parthei vorgebeugt werden ſollte. Das Miniſterium iſt dabei mit ſo vieler Schonung zu Werke gegangen; es hat die Wunde mit ſo leiſer Hand beruͤhrt; es hat noch ſo viele Werkzeuge der vorigen Verwaltung beibehalten, daß es von Seiten dieſer Letztern wohl auf einige Nachſicht rechnen koͤnnte, wenn die Apoſtoliſche Parthei ſich nicht uͤberhaupt fuͤr unverletzlich hielte. So aber wird dieſe Parthei den Mini⸗ ſtern fuͤr ihre Maͤßigung nicht den mindeſten Dank wiſſen. Das Miniſterium will jener Parthei fuͤhlen laſſen, daß es
der oͤffentlichen Meinung keine Zugeſtaͤndniſſe gemacht
Vergebliche Muͤhe! uͤber den Austritt der Herren
abe. ſernae⸗ Dudon, Frénilly und Delavau vergeſſen die Abſo⸗ utiſten, daß noch andere ihres Gleichen im Amte geblieben ſind, und ihre Angriffe werden nur um ſo heftiger werden. Das gewinnt man dabei, wenn man ſich mit ſeinem Ge⸗ wiſſen und den Factionen abfinden will. Es ſey nicht gut, meint der Moniteur, wenn man allzu häufige Veränderun⸗ gen in dem Verwaltungs⸗Perſonale vornehme. In⸗ lichen Zeiten und wo völlige Einigkeit zwiſchen dem und den Regierten herrſcht, mag dieſe Anſicht richtig ſeyn. Iſt dies aber bei uns der Fall? beſteht unſere Verwaltung aus lauter Ehrenmaͤnnern, die die Geſetze ihres Landes nie verletzt haben? Iſt nicht vielmehr das Bild der Villeliſchen Adminiſtration zum Theil noch immer unſeren Augen ſichtbar? Bei alle dem geſtehen wir mit Vergnuͤgen ein, daß die letzten Maaßregeln des Miniſteriums das Beamten⸗Perſonale eini⸗ germaaßen verbeſſert haben; man erkennt darin doch ein Zei⸗ chen des Lebens, eine — und Willens⸗Aeußerung, die von gluͤcklichen Folgen ſeyn kann; ſie ſind gleichſam eine, dem Lande zu Theil gewordene halbe Genugthunng, welche wenigſtens gute Abſichten verkuͤndigt. Die Arbeit des Miniſteriums iſt mehr werth als ſeine Lobrede.“ — Am gemäßigſten, und mehr die affirmative Seite hervorhe⸗ bend, ſpricht ſich der Globe aus. „Die ſo ſehnlich erwar⸗ teten Verordnungen uͤber den Staats⸗Rath und die Praͤ⸗ ekturen“, ſagt er „ſind endlich erſchienen, und werden mit eifalls⸗Bezeugungen begruͤßt, unter die ſich aber auch bittere Klagen miſchen. Wenn einerſeits der Staats⸗Rath von eiv⸗ nigen Namen gereinigt iſt, die eine traurige Beruͤhmtheit hatten, wenn geſchickte und hochgeachtete Männer, ausge⸗ eichnet durch politiſche Talente und durch Uebung in den oheren Staatsgeſchäften, in denſelben eintreten, ſo iſt an⸗ dererſeits die in den Praͤfekturen getroffene Veraͤnderung laäange nicht hinreichend, um den Wuͤnſchen des Landes zu entſprechen. Die Ungnade ſcheint nur auf unbekannte oder bejahrte Männer zu fallen, während Andere, die ſich ſchwe⸗ rer Vergehungen ſchuldig gemacht haben und den unter ihrer BVerwaltung ſtehenden Provinzen mit Recht verhaßt ſind, 2— iin dem Vertrauen der Regierung erhalten haben. an hat ſich auf Veränderung der Reſidenzorte beſchraͤnkt, und einem Departement Erleichterung verſchafft, waͤhrend ein anderes 8. deſaßs wurde. An einem Ende des Landes wird man mit den Haͤnden klatſchen, am andern betruͤbt und unzufrieden “ eeS.ee dieſe Präfekten, die wir nicht erſt zu nennen “ 6 8 ju den unentbehrlichen Verwaltungsbe⸗ amten gchoörten, deren ſich ein Miniſter nicht ohne Nach⸗ theil entledigen kann, ſo wäre dieſe Sch und Nachſicht begreiflich; die Nüͤtzlichkeir wüͤrd 4 — 88 . Aber leider verhaäͤlt es ſich e den Scandal ausgleichen. 2 ſich nicht ſo; wir wuüͤßten nicht, da
die, welche durch polltiſche Gewaltthätigkeit und religiöſe
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Unduldſamkeit ſo viel Klagen veranlaßt haben, großes Lob fuͤr ihre Verwaltung verdienten. Wie dem auch ſey, der Schritt des Miniſteriums muß dennoch als ein gluͤckliches Vorzeichen fuͤr die naͤchſte Sitzung angeſehen werden. Er bezeichnet den Weg, den es nicht mehr verlaſſen kann, und beweiſt, daß es ſich ohne Ruͤckhalt auf die Majoritaͤt des vorigen Jahres ſtuͤtzen will. Jegliches Unterhandeln mit der Minorität iſt von jetzt an unmoͤglich und wir ſehen mit Freuden, daß vom rechten Centrum bis zur Linken, alle Deputirte, wenn auch mit einigen Nuͤancen, Hand in Hand gehen werden. Die Einheit wird davon abhaͤngen, ob das Miniſterium mit Ge⸗ ſchicklichkeit die wahren Beduͤrfniſſe des Staats und die Punkte, uͤber welche Uebereinſtimmung herrſcht, erkennen wird. Die Maͤnner, welche, von der oͤffentlichen Achtung begleitet, in den Staats⸗Rath eintreten, werden die Zweifel aufklaären und das Schwankende feſtſtellen. Der Mehrzahl nach aus dem Schooße der Majoritaͤt hervorgegangen, ken⸗ nen ſie den Geiſt derſelben. Ueberdies faͤllt die Leitung der Angelegenheiten nunmehr der Majoritaͤt anheim; das Mi⸗ niſterium hat ſie zur Fuͤhrerin gewählt. Sie ſey feſt und maͤßig, aufmerkſam und wohlwollend; vor Allem moͤge ſie den Zuſtand der Provinzen nie aus den Augen verlieren und ſich eben ſo wenig durch unbedingtes Vertrauen ein⸗ ſchlafern als durch Uebereilung zu raſch hinreißen laſſen; denn, wie geſagt, das Miniſterium kann nicht mehr zuruͤck, ohne zu fallen. Die Aufgabe iſt: mit Geſchicklichkeit und Ueberlegung, und ohne Erſchuͤtterungen herbeizufuͤhren, vor⸗ zuſchreiten. Dahin geht das Buͤndniß des Throns und der Freiheit und jeder Buͤrger iſt ſich ſchuldig, dieſes Band durch Klugheit und Ergebenheit zu befeſtigen. Man ſieht, wir betrachten die Verordnungen nur aus ihrem politiſchen Geſichtspunkte, 2 die Exiſtenz und die Befugniſſe des Staats⸗Raths ſelbſt zu beruͤhren; eben ſo wenig beſchäͤftigt uns die neue Eintheilung der ordentlichen Staatsraͤthe in zwei Klaſſen. Dieſe Punkte ſind ſpaͤter zu eroͤrtern und werden unfehlbar die Aufmerkſamkeit der Kammer erregen. Eine einzige Bemerkung uͤber die Staatsraͤthe in außerordentlichem Dienſte ſey uns erlaubt. Dieſe Kategorie iſt paſſend mit dem Fege⸗ feuer zu vergleichen; die aus dem Paradieſe verſtoßenen See⸗ jien kommen dort mit den Verdammten zuſammen, welche er⸗ hoͤht werden. Sie iſt ein Sammelplatz von Truͤmmern aller Syſteme. Iſt es nicht in der That ſonderbar, die Herren Franchet, Delavau, Frénilly, Dudon und Forbin⸗des⸗Iſſarts neben Männer geſtellt zu ſehen, die fuͤr ihre nur zu lange verkannte Dienſte Das als Gunſtbezeugung erhalten, womit man gleichzeitig Unwiſſende und Pflichtvergeſſene beſtraft?“
Der Meſſager des Chambres enthält dagegen in ſeinem geſtrigen Blatte einen langen Artikel, worin er hinter⸗ einander den Courrier⸗francais, den Conſtitutionnel, die Ga⸗ zette de France und die Quotidienne zu widerlegen ſich be⸗ muüht. Von dem Journal du Commerce nimmt er keine
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Das Journal des Débats ſchweigt uͤber die neue Organiſation des Staats⸗Raths gänzlich; die Quotidienne meint, dies geſchehe aus Dankbarkeit, weil der Eigenthuͤmer jenes Blattes (Herr Bertin Devaux) ſelbſt in den Staats⸗ Rath berufen worden ſey.
„Ueber das Miniſterium und die Kammern nach Herrn von Saint⸗Chamans“ enthaält der Meſſager des Cham⸗ bres im ſeinem Blatte vom 14ten einen dritten und letzten Ar⸗ tikel, den wir, unſerm Verſprechen gemäaͤß, hier nachtraͤglich mittheilen. „Herr von Saint⸗Chamans hat unſer Frankreich, unſere ſo ruhige, ſo ergebene Generation, ſchlecht beurtheilt; 88 er etwa die Lage des Miniſteriums den Fractionen und
uͤancen der Meinung gegenuͤber, wodurch die Deputirten⸗ Kammer getrennt wird, beſſer begriffen? Die Kammer, ſagt er, hat vier Nuͤancen: die linke Seite, das linke Centrum, die rechte Seite, das rechte Centrum; die rechte zaͤhlt 150 Stimmen, das linke Centrum 130, das rechte Centrum 90, die linke 60. In der Pairs⸗Kammer zaͤhlt Herr von Saint⸗ Chamans nur 250 Stimmen fuͤr die gewoͤhnlichen und taͤg⸗ lichen Discuſſionen, und theilt ſie in folgender Weiſe ein: die rechte mit 120 Stimmen, das rechte Centrum mit 80, das linke Centrum mit 50 Stimmen. Die Berechnangen des Herrn von Saint⸗Chamans uͤber die Stimmen und Meinungen der beiden Kammern ſind höchſt oberflaͤchlich angelegt. In der Deputirten⸗Kammer giebt er der en Rechten 150 Stimmen, waͤhrend er dem rechten Centrum de⸗ ren nur 90 zutheilt. Dies iſt nun durchaus unrichtig; wer die Deputirten⸗Kammer kennt, weiß/ daß das rechte Cen⸗ trum mehr Stimmen hat, als die äußerſte Rechte; haͤtte Hr. von Saint⸗Chamans nur einer einzigen Abſtimmung in
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