114A“*“ E1“ ö11“ 11““ u 11 nichts als Aeußerungeu einer uͤbelen Laune. Was ſoll es

denken, was ſoll es thun? Muthlos werden, ſich abſchrecken laſſen, die oͤffentliche Meinung fuͤr undankbar, die Begierde der Partheien fuͤr unerſaͤttlich halten? Gewiß haben die Hof⸗ eute und die Liqguiſten nicht verfehlt, ihm dieſe Meinung eizubringen. Darum ſeyen uns einige Bemerkungen erlaubt. Die Miniſter muͤſſen uͤber die Lebhaftigkeit der oͤffentlichen Meinung ſich weder uͤbermäßig verwundern, noch beklagen. Wenn eine Maaßregel nothwendig iſt, ſo kommt die oͤffent⸗ lſiche Meinung und erörtert ſte, bald darauf bringt ſie die⸗ ſelbe zur Entſcheidung, ohne Hinderniſſe oder Schwierigkei⸗ ☛☚ zu finden. Sie iſt ewig nur mit der Theorie beſchaͤftigt, und wie angenehm, wie bequem iſt es nicht, Theorien zu ſchaffen, Principien aufzuſtellen, Folgerungen zu ziehen, ohne Muͤhe zu haben, oder Widerſtand zu finden! In der Praxis

iſt alles ganz anders. Auf wieviel Hinderniſſe ſoͤßt man hier, welche Ruͤckſichten muß man nehmen, wie ſchonend muß man

zu Werke gehen! Daher kommen Unvollkommenheiten und Luͤcken, und wenn man das Werk mit der Idee vergleicht, die man ſich vorher davon machte, fuͤhlt man ſich enttaͤuſcht und iſt unwillig. Zwiſchen der Theorie und der Praris iſt ein alter Kampf; ſie klagen ſich gegenſeitig an; der einen zufolge thut man nicht genug; die andere ſagt, man verlange zu viel. Grade

ſo ſteht das Miniſterium mit der oͤffentlichen Meinung. Da es viel gearbeitet, viel gewollt hat, ſo glaubt es auch, viel gethan zu haben. Die oͤffentliche Meinung auf der andern Seite, wel⸗ cher die Kenntniß der Hinderniſſe und Schwierigkeiten ab⸗ geht, findet, das Viel des Miniſteriums ſey ziemlich wenig. Iſt dieſer Streit zwiſchen der Theorie und der Praxis, zwi⸗ ſchen der Meinung und dem ⸗Miniſterium ein Ungluͤck? Nein. Der Feuereifer des einen Theils iſt noͤthig, um den andern zu beleben. Die oͤffentliche Meinung ſchreitet voran, das Miniſterium folgt nach; es ſind zwei Raͤder, welche den⸗ Wagen in Gang bringen. Das Hinterrad erreicht nie

as vordere, aber es geht denſelben Weg, hat denſelben Schwung. Was liegt darau, daß ſie ſich uͤber einander be⸗ klagen, das eine, daß man nie auf daſſelbe warte, das an⸗ dere, daß man nicht ſchnell genug gehe. Den Reiſenden iſt das gleichguͤltig, wenn beide Räder nur⸗in einer Richtung gehen, und das eine ſich nicht links dreht, wenn das andere ſchts will. In den Sprüͤchwoͤrtern von Leclerg wird von inem Verwalter erzaählt, der, wenn man ihm eine Arbeit zeigt, ſtets erwiedert: „Es iſt gut, und esiſt nicht gut.“ Nehmen wir dieſen Scherz in ernſthaftem Sinne, ſo iſt die Antwort der oͤffentlichen Meinung auf die Verordnungen des rn Miniſteriums ungefähr dieſelbe geweſen. Es iſt gut, ſagt die oͤffentliche Meinung, denn ſo ungeſtuͤm ſie auch iſt, ſie meint es redlich und iſt gerecht, ſie mußte zugeben, daß der Villeleſchen Verwaltung ein Stoß verſetzt worden iſt, daß Männer, welche Frankreich wenig liebten, entfernt und andere, auf die es ſein Vertrauen und ſeine Hoff⸗ nung ſetzt, berufen worden ſind, daß das Miniſte⸗ rium jetzt mit dem Freunde der alten Verwaltung ganz gebrochen hat, und endlich, daß es auf dem Wege, den die oͤffentliche Meinung wuͤnſcht, einige Schritte vorwaͤrts gegangen iſt; ſie ſieht ein, daß die Anſtrengungen, welche ge⸗ macht werden mußten, um den Widerſtand der vorigen Ver⸗ waltung zu beſtegen, dieſen Sieg entſcheidender . als er zunzͤchſt erſcheint. Die oͤffentliche Meinung ſagt alſo in mehr als einer Hinſicht: Es iſt gut, und ſie ſagt es immer lauter, je mehr die erſte üble Laune verſchwindet. Sie hat aber auch geſagt: Es iſt nicht gut. Ihre Miß⸗ billigung trifft aber nicht die politiſche Wirkung der aaßregel, ſondern die Art der Organiſation des Staats⸗Raths, das Unzu⸗ ſammenhaͤngende in den Beſtimmungen der neuen Verordnung, die ſonderbare Eintheilung der Staatsrathe in verſchiedene Stufen, unter denen die Abtheilung füͤr die außerordentlichen Staatsraͤthe einer Leiter gleicht, auf der die Hinaufſteigenden den Herabſteigenden begegnen. Daruͤber hat man einige Tage lang die politiſche Wichtigkeit der Maaßregel vergeſſen. HBeurtheilten wir das neue Werk des Miniſteriums als Lite⸗ ratoren, ſo wuͤrden wir ſagen, der Gedanke und die Inten⸗ ton ſind gut, aber der Styl hat dem Gedanken Abbruch ge⸗ than. Gewiß, wir haben in der Politik des repräſentativen taates Fortſchritte gemacht; dennoch geben wir Hirn⸗ Feeianſten und Taͤuſchungen zu viel Raum. Die öͤf⸗ . p Meinung hat ſich ein Miniſterium vorgeſtellt, 8 as keine Hinderniſſe zu üͤberwinden, keine Ruͤckſichten zu nehmen habe, ein gluͤckliches Miniſterium, das nur 8 IS⸗ rauche, um auch zu kaͤnnen, und das uͤber⸗ I g Willen, ſo kuͤhn in ſeinen Beſchluͤſſen nem Tage die Geſtalt des Landes veraͤndern

1 eee as iſt das Utoplen der öͤffentlichen Meinung. Das Mimlſtertmm auf der andern Seite moͤchte

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v11““ eine öͤffentliche Meinung haben, die, ſtets beſonnen und be⸗ ſcheiden, die Schwierigkeiten bemerkte, die Anſtrengungen erwoͤge, und ſeine Achtung mehr der Arbeit, als dem Erfolge ſchenkte, eine oͤffentliche Meinung, die ſich geſchickt und poli⸗ tiſch maͤßigte, nie ihrem Gegner eine Bloͤße gaͤbe, nie einen Sieg durch Klagen in eine Niederlage verwandelte. Dies iſt das Ideal, welches ſich das Miniſterium von der öͤffent⸗ lichen Meinung macht. Aber ein Miniſterium, das keine Hinderniſſe faͤnde, nie in Verlegenheiten käͤme, und eine oͤffent⸗

liche Meinung, die ſtets geduldig und ruhig waͤre, ſind zwei

unfindbare Dinge.“

Die Franzöſiſche Akademie hielt vorgeſtern eine ſehr zahlreiche und glaͤnzende oͤffentliche Sitzung, worin der an die Stelle des verſtorbenen Grafen de Soͤze zum Mitgliede gewaͤhlte Baron von Barante aufgenommen wurde.

Auch das Journal des Débats verlangt jetzt von dem Miniſterium eine naͤhere Erklärung uͤber dasjenige, was der Erzbiſchof von Paris in ſeinem Hirten⸗Briefe unter Er⸗ mäßigung der Verordnung vom 16. Juni und unter ed⸗ ler und frommer Nachgiebigkeit des Koͤnigs verſtehe; es ſey nothwendig, daß das Land ſolches erfahre, damit es wiſſe, woran es ſich zu halten habe. „Wir ſind uͤberzeugt,“ fügt jenes Blatt hinzu, „daß das Miniſterium getroſt die von ihm verlangten Aufſchluͤſſe geben kann; es warte daher nicht, bis man ſie ihm von der Tribune herab abfordere.“

Es heißt, daß man nunmehr in der hieſigen Muͤn ernſtlich damit umgehe, die alten Gold⸗ und Silber⸗, ja ſo⸗ gar die alten Kupfer⸗Muͤnzen einzuſchmelzen.

Nach den neueſten ſtatiſtiſchen Notizen uͤber Paris, hat dieſe Stadt einen Flaͤchen⸗Inhalt von 31,,958 Hectaren (13,376 Morgen). Die Länge der aͤußern Boulevards be⸗ träͤgt über 5 ½ Lieues. Paris zählt 12 Bezirke oder Mai⸗ ricen; 48 Viertel (vier auf jeden Bezirk); 1111 Straßen; 120 Gaſſen ohne Ausgang; 13 eingehaͤgte Pläͤtze; 27 Gaͤß⸗ chen; 1290 Durchgaͤnge; 75 öffentliche Plaͤtze; 33 Quais; 16 Bruͤcken; 58 Barribren; 9 Boulevards auf der ſuͤdlichen; und 13 auf der nöoͤrdlichen Seite. Unter den Gebäͤuden ſin d 8 Pallaͤſte, 560 Hötels, 27,900 Wohnhaͤuſer, 9800 Buder. Paris hat ferner 16 Ausladungs⸗Plätze an der Seine; 11 Hallen; 22 Maͤrkte; 4 Waſſer⸗Leitungen; 3 bydrauliſche Ma⸗ ſchinen; 210 Brunnen und Waſſerkuͤnſte; 2 Cathedralen; 12 Parochial⸗Kirchen; 27 Beikirchen; 38 Klöſter und geiſ⸗ liche Stiftungen; 15 Bibliotheken; 5 K;ßnigliche Gymnaſien; 23 Köͤnigliche Schulen und gelehrte Geſellſchaften; 252 Pen⸗ ſions⸗Anſtalten fuͤr beide Geſchlechter; 24 große und kleine Theater; 4 öͤffentliche Gaͤrten; 84 Kaſernen; 10 Gefängniſe und 5 Kirchhoͤfe.

Auszug eines Handels⸗Schreibens aus Bordeaux, 7. Nov.: Was uns lange nicht wiederfahren, iſt eine Korr⸗ Ausfuhr von unſerm Hafen nach den noͤrdlichen Departe⸗ ments und ſelbſt nach England, die aber bald aufhöͤren moͤchte, da unſere Preiſe dem Punkte ſehr nahe ſind, der die Ausfuhr nach der Fremde verhietet, und ſelbſt fremdes Ge⸗ treide zuläßt. Sollten Englands Beduͤrfniſſe druͤcker d bleiben, ſo wuͤrden wir ihm auf keinen Fall von gr. Huͤlfe ſeyn koͤnnen, da unſer Departement keine S Saee die die Conſumtion uͤberſteigen; jede Verſchiffung iſt von un⸗ ſern eigenen Beduͤrfniſſen genommen, was dald fuͤhlbar wei⸗ den moͤchte. Weizen 1ſter Qualität gilt 24 Fr., ter 22 4 22 Fr. 50 Cent. Gerſte 8 Fr. 50 Cent. à 9 Fr. Roggen 15 Fr. Mais 10 Fr. 50 Cent. à 11 Fr. Mehl 45 à 47 Fr. per Faß. Wir glauben hier einige herkungen hinzu⸗ fuͤgen zu duͤrfen, uͤber die Neigung, welche unſere ——₰ zeigt, Handel und Schifffahrt zu beguͤnſtigen. Ein Aufruf⸗ welcher an die Kaufmannſchaft ergangen, Anſichten hieruͤber mitzutheilen, laͤßt erwarten, daß die Abſicht von ve ſare⸗ 8 ernſthaft in Erwaͤgung gezogen wird. Der erſte ſt auf den Zoll⸗Tarif gerichtet, als wirklicher Leitfaden des Verkehrs mit fremden Völkern, der durch das bisherige Ep⸗ ſtem dedroht wird. Der Erfolg neuer Maaßregeln kann freilich nur dann gluͤcklich ſeyn, wenn die Beguͤnſtigungen ſind. Die Julaſſung der Schaaſcholle zu herat⸗ geſetztem Zoll moͤchte in Anregung kommen. Auch bemerk n wir eine hervorſtechende Aufmerkſamkeit, welche Frankreich auf ſeine kleinen Oſt⸗ Indiſchen Beſitzungen wirft, um den Verkehr dahin zu vermehren. Die Zeit wird manche Beſſe⸗ rung herbeifuͤhren, deren Vorſpuren ſich ſchon zeigen.

Großbritanten und Irland. London, 21. Nov. Se. Maj. machten am Donner⸗ ſtag Nachmittags eine Spazſerfahrt nach dem Schloß von Windſor, wo Sie mehrere vom alten Schloß bFengberaete chte

antike Statuen und Buͤſten beſichtigten. ſodann Hochſtdieſelben die Verbereitungen zu Ihrem ber