die oͤffentliche Meinung in einer unguͤnſtigen Stimmung ge⸗ gen einander und in gegenſeitigen Vorurtheilen gelebt, die nur mit der Zeit einem beſſeren Verhaͤltniß Platz machen koͤnnen. Die Meinung uͤber die im Verwaltungs⸗Perſonal vorgenommenen Veraͤnderungen hat ſich jetzt entſchieden; ſie ließ ſich durch das unzufriedene Gemurre einiger alten Par⸗ theien nicht taͤuſchen, ſie fuͤhlte, daß verletzte Intereſſen und unerfuͤllte Wuͤnſche ein Geſchrei gegen eine Maaßregel erho⸗ ben, welche, auch noch ſo weit ausgedehnt, nicht alle Forderun⸗ — befriedigen konnte, daß das Land aber einen Schritt zum
eſſern gethan habe, und daß jeder geleiſtete Dienſt Erkennt⸗ lichkeit verdiene. Dieſe Gerechtigkeit waͤre in anderen Zeiten dem Miniſterium nicht wiederfahren, und es kann daher in der Billigkeit, welche es ſeit einigen Tagen erfaͤhrt, einen Beweis dafuͤr finden, daß Frankreich in dem Ordnungsgeiſte Fortſchritte gemacht habe, und daß die Miniſter dem Va⸗ terlande Dienſte erweiſen koͤnnen, ohne Undank und Unge⸗ rechtigkeit befuͤrchten zu duͤrfen.“
Der Conſtitutionnel behauptete geſtern, daß, als Herr von Villèle geſehen, daß er ſich nicht laͤnger halten koͤnne, er ſelbſt vorgeſchlagen habe, 40 untuͤchtige Praͤfekten zu entlaſſen, das Sacrilegiums⸗Geſetz zuruͤckzunehmen und ein vollſtaäͤndiges Municipal⸗Geſetz, ſo wie ein Geſetz wegen der Verantwortlichkeit der Miniſter zu geben, und daß er auch nicht abgeneigt geweſen ſey, von der Siebenjaͤhrigkeit und dem doppelten Votum zu abſtrahiren. Hierauf erwie⸗ dert die Gazette de France: der Conſtitutionnel wolle offenbar ſeine Leſer beluͤgen, denn wenn Herr von Villele der Revolution nur ein einziges von jenen Zugeſtaͤndniſſen häͤtte machen wollen, ſo wuͤrde er wahrſcheinlich noch jetzt im Rathe des Koͤnigs ſitzen.
Frankreichs aͤlteſter Diplomat, der Marquis von Vörac, der hintereinander die Geſandtſchafts⸗Poſten in Heſſen⸗Caſſel (4772), Dänemark (1774), Rußland (1779, zu Zeiten Ca⸗ tharina's II.), in Holland (1784) und der Schweiz (1789) bekleidete, im Jahre 1791 aber, als er die Verhaftung des Koͤnigs erfuhr, ſeine Entlaſſung nahm, iſt kuͤrzlich in ſeinem 86ſten Jahre mit Tode abgegangen.
Der Zudrang zu der Sitzung der Akademie der Wiſſen⸗ ſchaften, in welcher Herr von Barante aufgenommen wurde, war ſo groß, daß die am Eingange ſtehende Wache ſelbſt Herrn Royer⸗Collard lange Zeit den Eintritt verwehrte, und daß Herr Lebrun ſich noch auf der Straße befand, als er ſchon mit der Vorleſung einiger Verſe den Beſchluß der Sitzung machen ſollte.
Nachrichten aus Bayonne zufolge, wurde die erſte Co⸗ lonne der ehemaligen Cadixer Garniſon (83 Officiere, 1313 Gemeine und 349 Pferde) am 20ſten, die zweite (82 Offi⸗ ciere, 1268 Gemeine und 315 Pferde) am 2mſten, die dritte (65 Officiere, 1370 Gemeine und 174 Pferde) am 22ſten, und die vierte (99 Officiere, 191 Gemeine, und 891 Pferde) am 23ſten daſelbſt erwartet.
Der Meſſager des Chambres macht, bei Mitthei⸗ lung der, von Bolivar der Republik Columbien gegebenen Verfaſſung, ſeine Leſer darauf aufmerkſam, welche Aehnlich⸗ keit zwiſchen dieſer und der Franzoͤſiſchen Conſular⸗Verfaſ⸗ ſung vom Jahre VIII. obwalte.
Großbritanien und Irland.
London, 22. Nov. In der letzten Zeit ſind von meh⸗ reren hieſigen Blaͤttern heftige Ausfaͤlle auf die zu Plymouth befindlichen Portugieſen gemacht worden. Dieſe haben ſich dagegen in dem von ihnen in Engliſcher und Portugieſiſcher Sprache herausgegebenen Blatte Portugueſe Emigrant vertheidigt. as Depot zu Plymouth,“ heißt es in dem hierauf bezuͤglichen Artikel, „iſt eine friedfertige Vereinigung vpoon 3000 Portugieſen aller Klaſſen. Eine Londoner Zei⸗ tung hat uns Verſchworne genannt. Wir ſind Zeugen der Verachtung geweſen, welche ſich eine ſolche Anklage von Sei⸗ ten des Engliſchen Publikums hat. Beſonders 8 haben die Bewohner von Plymouth ihren heftigſten Unwil⸗
lon über einen ſo ſchimpflichen Angriff ausgeſprochen. Fern davon, dergleichen abgeſchmackten Behauptungen das mindeſte Gehör zu leihen, haben ſie uns immer dieſelbe Gaſtfreund⸗ ſchaft, Gefaͤlligkeit und Zuvorkommenheit, wie vom An⸗ 8 fange unſeres Erſcheinens in England an, erwieſen. fordern die Augen eines Argus, und moͤchten ſie den beſten Teleskopen und Mikroskopen der Welt 8“ heraus, das allergeringſte Merkmal einer 1 find . unter den 3000 unbewaffneten Maͤnnern aus⸗ p —— — und der Nation ihre Charte Stande befinden ſich unter. —— rale, welche mit der Tugend der Treue die zur geſchickten
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Fuͤhrung ihres hohen
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Amtes erforderlichen Talente vereini⸗ gen, gehoͤren zu dieſem Depot, wenn gleich nicht alle von ih⸗ nen in dieſer Stadt (Plymouth) wohnen. Ueber 800 Officiere von der unbefleckteſten Ehre, welche Alles zur Vertheidigung der Geſetzmaͤßigkeit aufgeopfert haben; vierzig Geiſtliche, welche das Exil der Entheiligung des Evangeliums 238 haben; gegen 70 obrigkeitliche Perſonen, viele treffliche uriſten und Civil⸗Beamte und die akademiſchen Freiwilligen gehoͤren eben⸗ falls zu dieſem Depot. Sind dies die Verſchwornen? Gegen wen complottiren ſie? Gegen Niemand! denn ſie leben in einem geordneten Staate. Haben fie ſich gegen Dom Migue vereinigt? Sie bekennen es; und ſie werden ſich immer ge
igen ihn und ſeine Anhaͤnger verſchwoͤren, allein dieſe Ver . ſchwoͤrung wird durch die Grundſeaͤtze der Tugend und Ehre ge⸗ lenkt. — Der weiſe und vorſichtige Marquis v. Palmella erwog, in Verbindung mit den Miniſtern Sr. Kaiſerl. Maj. Dom Pe⸗ dro's, daß es moͤglich ſey, uns alle zu unterhalten; ein Befehle⸗ haber (Candido Pavier) und ein Secretair (Ritter Midoſ) wurden ernannt, und ſie ſaͤmmtlich nach ihrem Stande in Sectionen getheilt. Es läßt ſich nicht erwarten, daß die Portugieſiſchen Emigranten ihre Pflichten vergeſſen ſollten; ſollte aber dies dennoch geſchehen, ſo wird kein Vergehen unentdeckt oder unbeſtraft bleiben; der Ober⸗Befehlshaber, eiferſuͤchtig auf ſeine und des Portugieſiſchen Namens Ehre, wird nicht unterlaſſen, den Verbrecher zu beſtrafen. Seine Landsleute werden zuerſt um ſeine Beſtrafung oder um ſeine Ausſtoßung aus ihrer Geſellſchaft bitten.“
Von allen Seiten zeigt ſich die Theilnahme fuͤr die Spa⸗ niſchen Fluͤchtlinge. Ein Tabackshaͤndler hatte in ſeinem Fenſter eine Buͤchſe hingeſtellt, um kleine Gaben fuͤr die Spanier einzuſammeln; nach 1 bis 2 Tagen befanden ſich 22 Shillinge (circa 7½ Rthlr.) groͤßtentheils in Kupfermuͤnze darin. In einem Kirchſpiel von London haben die Kirchen⸗ Vorſteher einen Ausſchuß gebildet, um von Haus zu Haus zu collectiren. Ein anderer Ausſchuß unter dem Vorſitz des Lord⸗Mayors iſt ſehr thaͤtig, um fuͤr weſentliche Huͤlfe zu ſorgen. Ferner iſt es im Vorſchlage, Spaniſche dramatiſche Vorſtellungen zu geben, wozu das Engliſche Opernhaus und das Theater von Haymarket ihre Locale gratis angeboten ha⸗ ben. Wie es heißt, hat man den Herzog von Wellington, den Herzog von Devonſhire, den Marquis von Lansdowne, Herrn Peel und mehrere andere angeſehene Perſonen zum Unterſchreiben fuͤr dieſen Zweck eingeladen, und rechnet auf ihre Einwilligung. Auch die Studenten der Univerſitaͤt ven London verſammelten ſich in dieſen Tagen, um eine Sub⸗ ſeription zum Beſten der Spaniſchen, Italieniſchen und Pon tugieſiſchen Fluͤchtlinge zu eroͤffnen. Es ward ein Ausſchuß ernaunt, der bereits mehrere Beitraͤge empfangen hat.
Ueber die (vorgeſtern erwähnte) Aeußerung des Herrn O9'*Connell, daß die Engliſche Regierung ſich wegen eines Concordats an den Papſt gewendet, und dieſer unbedingte Emancipation der katholiſchen Irlaͤnder verlangt habe, aͤn⸗ ßert der Globe: „Wir ſehen nicht ein, was wir mit dem Papſte bei einer Geſetzgebung uͤber die buͤrgerlichen Rechte der Irlaͤndiſchen Katholiken zu thun haben? Ein Concordat, welches in der Natur eines Vertrages zwiſchen unabhaͤngigen Staaten begruͤndet iſt, und folglich von einem derſelben wi⸗ derrufen werden kann, wuͤrde einer Regierung bei der Geſetz⸗ gebung fuͤr ihre eigenen Unterthanen keine Sicherheit gewe h⸗ ren. Die Emancipation ſollte ſelbſt dann bewilligt werden, wenn der Papſt Schritte der Art thaͤte, wie ſein eigenes Intereſſe und die allgemeine katholiſche und proteſtantiſche Meinung Europas ihm gegen uns zu thun erlaubterz Was köoͤnnte der Papſt gegen den Frieden dieſes Koͤnig⸗ reichs zu unternehmen wagen? Worin wuͤrde er obſie⸗ gen, wenn er es wagte? Nach dieſen Geſuchen an den
apſt moͤchte es ſcheinen, als wollte die Regierung die
äpſtliche Macht im Glanze einer Wichtigkeit auftveten laſſen, welche ſie bei uns in der Wirklichkeit verloren hat. Was in dem Irlaͤndiſchen Katholicismus furchtbar erſcheint, iſt die Vereinigung der Prieſter und Biſchoͤfe jenes Landes, und nicht der Schatten eines monarchiſchen Oberhauptes zu Rom. Die wahre Abſicht der Miniſter bei der Unterhand⸗ lung mit dem Papſte mag die ſeyn, ſich ſelbſt einen Theil ſeines Anſehns anzueignen, um einigen Einfluß uͤber die ka⸗ tholiſche Geiſtlichkeit zu erlangen. Allein jeder Vorſchlag dieſer Art wird fehlſchlagen, da die Katholiken wegen keiner Unterhandlung mit dem Papſte etwas von der Macht, welche ſie in Haͤnden haben, weggeben werden. Sollte dagegen die katholiſche Geiſtlichkeit durch Beſtechung bewogen werden, ſich mit der Regierung zu verbinden, ſo wuͤrde dies eine ge⸗ fährliche Vergroͤßerung des directen Einfluſſes der Krone ſeyrz Die katholiſche Geiſtlichkeit, der katholiſche Herrenſtand und die katholiſchen Gemeinden ſind jetzt alle unzufrieden. Die 8 1 2 1.“
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