auf den Unfall folgenden Tage nicht verlaſſen hat, macht ſeinen Zuſtand aͤußerſt bedenklich. Dem Publikum verſchweigt man ſorgfaͤltig den Zuſtand bes Kranken und läßt nur die Aerzte zu ihm. Seine Mutrter reicht ihm die Speiſe ſelbſt, der Herzog von Cadaval ertheilt den Miniſtern in Staatsgeſchaͤften Geſtern wurde aus dem Pallaſte des 2ö ein Altar nach D. Miguel's Zimmer geebracht. ie Anhaͤnger der Koͤnigin Mutter halten es fuͤr moͤglich, daß ſie an die Spitze des Staats treten werde, wenn ihr Sohn ſterben ſollte; ſie haben Emiſſaire in die Provinzen geſchickt, um die Geiſter zur Proclamation der FKFzshnigin zu ſtimmen. Der Zuſtand Dom Miguel’s muß alſo — deäͤchſt gefaͤhrlich ſeyn. Die Verhaftungen ſind ſeitdem ver⸗ 8* doppelt worden. Die Auswanderungen nach Spanien ſind ſco ſtark, daß nach Briefen aus Gallicien, Alt⸗Caſtilien und Eſtramadura 4 bis 5000 Portugieſen ſeit den letzten zwei Monaten dort eingewandert ſind. Graf da Ponte ſoll von 8 8 Paris zuruͤckgerufen und durch den Grafen von Lapa erſetzt vwerben.“ b . Die Auotidienne ſchreibt dagegen aus Liſſabon vom 15. Nov.: „Der Sr. Majeſtaͤt zugeſtoßene Unfall nimmt die öffentliche Aufmerkſamkeit ganz in Anſpruch; jeder beeilt ſich, ſein Beileid zu bezeugen, das durch die Aeußerungen Uebel⸗ 8 b wollender, welche ſich bemuͤhen, das Ereigniß viel ernſthafter
zu machen, als es iſt, nur noch erhoͤht wird. Hoͤrt man auf dieſe, ſo iſt die Lage des jungen Fuͤrſten verzweifelt; man habe den Bein⸗Bruch der Lende zwar angezeigt, aber gagandere Wunden, die er nicht uͤberleben werde, verſchwiegen. 8 Von dieſen Geruͤchten begünſtigt ſuchten die Feinde ihres Vuaterlandes Unruhen zu ſtiften; ihre verbrecheriſchen Hoff⸗ nnungen wurden aber bald geräuſcht; ofſicielle Buͤlletins ha⸗ ben das Volk beruhigt und die Betruͤbniß nimmt ab, da das Befinden des Monarchen mit jedem Tage beſſer wird. Eben ſo iſt man uͤber den Gang der Staatsgeſchaͤfte außer Be⸗ 8 ſorgniß. Dom Miguel, deſſen Thaͤtigkeit und Eiſer dem 8 2 Gluͤck ſeines Volkes gewidmet war, begab ſich oft nach Que⸗ luz und Caxias, wenn er den Morgen uͤber mit den Mini⸗ ſtern gearbeitet, die Deputationen angehoͤrt und die Staats⸗
Beamten vorgelaſſen hatte. Jeden Abend empfing er in Liſſa⸗
vppon den Millitair⸗Commandanten der Hauptſtadt, den General⸗
Polizei⸗Intendanten und den Chef der ——
Der Dienſtag und Donnerſtag waren zu öffentlichen Audien⸗ zen beſtimmt, welche er im Pallaſt von Bempoſta ertheilte. Wir hoffen, Se. Maj. werden bald Ihr thaͤtiges Leben wie⸗ der beginnen koͤnnen. Wenn die wichtigſten Staats⸗Geſchaͤfte abgemacht waren, beſuchten Se. Maj. zur Erholung die Ka⸗
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ſfernen, hielten Revuüͤe über die Truppen, begaben ſich nach
bvdem See⸗Arſenal und beſichtigten die Werfte; kurz, der Koͤ⸗ nig ſetzte durch ſeine Thaͤtigkeit ſelbſt diejenigen in Erſtau⸗ nen, welche ihm aufangs die meiſten Eigenſchaften eines gu⸗ ten Herrſchers abſprachen. Aus dieſem wahrhaften Verzeich⸗ niß der taͤglichen Beſchaäftigung unſers Monarchen ſteht man, daß er ſeinen Staat durch ſich ſelbſt regiert; ſeine Miniſter und er ſind die einzigen Chefs der Verwaltung in Portugal. So haſtig der Regent bei der Arbeit iſt, ſo ruhig und um⸗ ſichtig iſt er bei ſeinen Entſchluͤſſen; hat er aber einmal einen Entſchluß gefaßt, ſo fuͤhrt er ihn auch mit unbeugſamen Wil⸗ 3 jen durch. Die Kirchen ſind fortwaͤhrend gefuͤllt von denen, welche dem Himmel fuͤr die Rettung des Königs danken.“
8* “ 11“M“ Tuͤrkei und Griechenland. ½ Der Oeſterreichiſche Beobachter enthaͤlt Folgendes: „ Nachrichten aus Jaſſy vom 21. Novemher melden, daß am 19ten gedachten Monats der Feldmarſchall Graf Wittgenſtein nebſt dem Chef des Kaiſerl. Generalſtabs, Ge⸗ neral⸗Lieutenant Grafen von Diebitſch, daſelbſt eingetroffen iſt. Er bewohnt das Haus des Bojaren Wornick Alexander Paſchkau Kantacuzen.“ . — „Saͤmmtliche Landes, und Staats⸗Behoͤrden hatten ſich bis zur Gränze des Weichbilds der Stadt begeben, um den Feldmarſchall zu becomplimentiren und nach ſeinem Abſteig⸗ Auartier zu begleiten; Graf Wittgenſtein hat jedoch alle Feierlichkeiten abgelehnt.“ 8r „Am folgenden Tage wurde in der St. Spiridions⸗ Kirche von dem Metropoliten ein feierliches Te Deum zur
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FKeier des Namensfeſt iſ 1 5
4 X; ensfeſtes Sr. Kaiſerl. Hoheit des Großfuͤr⸗ 1S 82nn geſungen. Nach beendigtem Gottes⸗Dienſte WS 38 die geſammte Generalitaͤt, die Geiſtlichkeit und E Rnſfchn Metropoliten, welcher die Geſellſchaft Sach Fruͤhſtuͤck (Zakuska) bewirthete. Hier⸗ —1.“ er Metropolit, die Divans⸗ und Landes⸗Boja⸗
ren Audienz bei dem commandi . I⸗ renden Feldmarſchall und dem General von Diebitſch. Abends war 8 ee
5 8 „Der zu Jaſſy befindliche Generalſtab des Haupt⸗Quar⸗
tiers beſteht aus 22 Gencralen und 58 Stabs Officieren, welche ſammtlich in Bojaren Häauſern einquartiret ſind.“
„Es waren zu Jaſſy fortan nachtheilige Geruüchte uͤber die Lage der Ruſſiſchen Armee auf dem rechten Donau⸗Ufer im Umlaufe. Nach einem dieſer Geruͤchte ſoll ſich, in Folge der Aufhebung der Belagerung von Siliſtria, das unter Huſſein Paſcha aus Schumla vorgeruͤckte Armee, Corps mit der zahlreichen Garniſon obgedachter Feſtung vereiniget haben.“
„Der ſehr ſchlechte Zuſtand der Straßen muß natuͤrlich einen bedeutenden Einſtuß auf die Bewegungen der beiderſei⸗ tigen Heere haben.“ 4 —
— Aus Konſtantinopel vom 13. Noy, wird (eben⸗ falls im Oeſterreichiſchen Beobachter) eeldet:
„Der Sultan halt ſich fortwährend im Lager von Ra⸗ mis⸗Tſchiftlik auf, doch har er wegen der eingetretenen uͤblen Witterung die dortige Kaſerne bezogen, wohin die Mi⸗ niſter der Pforte haͤufig zu Verathungen beruſen werden. Die Mannſchaft iſt gus derſelben Urſache theils in der Ka⸗ ſerne, theils in der Vorſtadt Ejud einquartiert worden.“
„Sultan Mahmud ſoll entſchloſſen ſeyn, den Krieg auch waͤhrend des Winters fortzuſezen; der Umſtand, daß. ſelbſt jetzt noch, wo ſonſt die Tuͤrkiſchen Heere ſich anfzulöſen pflegten, ohne Unterlaß Truppen, vorzuͤglich Cavallerie, aus Anten hier eintreffen, und ihren Marſch nach dem Balkan fortſetzen, ſcheint dieſen Entſchluß zu beſtaͤtigen. Das un⸗ jängſt hier durchgezogne Corps des bekannten Tſchapan⸗Oglu (Dichelaleddin⸗Paſcha) war 12,000 Mann, groͤßtentheils Cavallerie, ſtark, auch Nuri⸗Paſcha aus Adana iſt mit ei⸗ nem bedeutenden Cavallerie⸗Corps hier eingetroffen.“ 92
„Die Ruſſen ſollen ſich vor Schumta gaͤnzlich zuruͤckge⸗ zogen, und ein Theil derſelben gegen Siliſtria, der andere aber gegen Karaßu gewendet haben. Es iſd jedoch ſehr ſchwie⸗ rig, etwas Beſtimmtes uͤber die Vorgaͤnge auf dem Kriegs⸗ ſchauplatze zu erfahren, da einerſeits die Pforte ſeit der Uebergabe von Varna fortwährendes Stillſchweigen über die von der Armee eintreffenden Nachrichten beobachtet, anderer⸗ ſeits ſeit ungefähr drei Wochen kein einziges Fahrzeng aus Odeſſa hier angelangt iſt. Auf dem Schwarzen Meere wüͤ⸗ then heftige Sturme, durch welche einige Kauffahrer, unter andern zwei Ruſſiſche, mit Banholz fuͤr Varna beladene Schiffe, verungluͤckt ſeyn ſollen. Dieſe Stuͤrme und die durch den Eintritt des Winters gehobene Beſorgniß vor Lan⸗ dungs⸗Verſuchen der Ruſſiſchen Flotte im Schwarzen Meere haben den Sultan deſtimmt, der an der Muͤndung des Bosphorus ſtationirten Kriegs Flotte den Befehl
zu er⸗ theilen „ nach dem Arſenale von Konſtantinopel zu⸗ rückzukehren; doch ſollen einige Fahrzeuge dieſer Flotte
die Weiſung erhalten haben, nach dem Helleſpont 1 an deſſen Ufern, ſeit Verlautbarung der — ſichtigten Blokade der Dardanellen, nenerdings ein Obſerva⸗ tions⸗Lager, unter den Befehlen des Sari⸗Suleiman⸗ Paſcha, zuſammengezogen wird.“ „Der Bruder des abgeſetzten Groß⸗Veziers iſt in den letztverſloſſenen Tagen verhaftet und ſein geſammtes Ver⸗ moͤgen in Beſchlag genommen worden. Aliſch⸗Paſcha, der ſich im Laufe dieſes Feldzuges bei verſchiedenen Gele⸗ auszeichnete, ſteigt täͤglich in der Gunſt des roßherrn und hat unlaͤngſt den Rang eines Paſcha von drei Roßſchweifen erhalten. Einige Individuen aus der Klaſſe der Ulemas, namentlich der ehemalige Kadiasker Izet Molla Getſchedſchi⸗ſade und der Keſſedar (Saͤckelmeiſter) des Defterdars, ſind Erſterer nach Demotica, Letzterer nach Cypern cer Seurn 81 bt f — Daſſelbe Blatt giebt ferner na 2 zug eines Schreibens aus Smyrna vom A lich haben wir ſichere Nachrichten uͤber die Ereigniſſe auf der Inſel Kandia, namentlich in der Stadt dieſes Namens-), woruüͤber ſeit mehreren Wochen ſo verſchiedene Angaben im Umlaufe waren. — Aus dieſen Nachvichten ergiebt ſich, daß der Tod des Agriolidi⸗Aga durch Meuchelmord von Seite eines unentdeckt gebliebenen Griechen herbeigekuüͤhrt worden iſt, welcher jenen Anfuͤhrer der Tuͤrken am 29. Auguſt aus einem Hinterhalt erſchoſſen hat. Nachdem der Leichnam er⸗ kannt und am folgenden Tage nach der Stadt vor die Augen des Sohnes gedracht worden war, gerieth dieſer bei dem trau⸗ rigen Anblicke in Wuth, rief mehrere aus dem Innern der nnſe nach der Stadt geftuͤchtete Tuͤrken zur Rache auf, und o entſtand das Gemetzel, dem an 350 Griechen und Arme⸗ nier erlagen, bevor Soliman⸗Paſcha demſelben Einhalt thun konnte. Viele chriſtliche Famulien fanden Schutz im Pallaſte des Paſcha im Kaiſerl. eeesn Conſulate, und in meh⸗ reren Tuͤrkiſchen Haͤuſern. — Der Paſcha ließ, um dem Tumult
„ Nr. 324 der. Staats⸗Zeitung. b